Enten
Systematik:
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Auf dem Bild:
Stockentenpaar an unserem Teich, im Wasser ist eine Mandarinente zu sehen.
Die Anatinae sind eine Unterfamilie der Entenvögel, deren Feingliederung von Taxonomen unterschiedlich vorgenommen wird und deren Gattungs- beziehungsweise Artumfang wegen neuer morphologischer Erkenntnisse teilweise stark im Umbruch ist. Früher wurden dieser Unterfamilie alle „Nicht-Gänse“ unter den Entenvögeln zugeordnet, so dass das Taxon Anatinae sinnvollerweise mit dem deutschen Namen Enten belegt war. Inzwischen wird den Halbgänsen und Ruderenten eine Sonderstellung innerhalb der Ordnung der Anseriformes zugebilligt, so dass die Schwimmenten, die Tauchenten, die Meerenten und Säger sowie zwei wenig bekannte Gattungen als Anatinae übrig bleiben. Der Artikel folgt der Abgrenzung, wie sie die auf Entenvögel spezialisierte Ornithologin Janet Kear in der als Standardwerk angesehenen Abhandlung vorgeschlagen hat. Diese Zuordnung ist noch nicht als allgemeingültig zu betrachten. Eine Reihe von Zoologen bevorzugen andere Zusammenstellungen der Anatinae.
Sprachlich bezeichnen die Begriffe Ente den weiblichen und Erpel oder Enterich den männlichen Vogel. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal ist das farbigere Prachtkleid der männlichen Entenvögel, der Erpel.
Allgemeine Merkmale
Die der Unterfamilie Anatinae zugeordneten Enten weisen einheitliche Körpermerkmale auf, wie sie sich auch entweder bei allen oder bei einer Vielzahl anderer den Anseriformes zugehörigen Arten finden. Dazu gehören der gedrungene Körperbau, die kurzen Beine, die relativ weit hinten am Körper angesetzt sind und die zu dem charakteristischen watschelnden Gang führen, der Schnabel, der am inneren Schnabelrand Hornleisten sowie eine Hornkappe an der Schnabelspitze aufweist, und die durch Schwimmhäute verbundenen Vorderzehen der Füße. Die Küken weisen ein dichtes Dunenkleid auf und sind Nestflüchter, die wenige Stunden, nachdem sie das Ei verlassen haben, bereits schwimmfähig sind. Charakteristische Körpermerkmale und Verhaltensweisen finden sich eher bei den einzelnen Triben.
Auf dem Bild:
Mandarinenten-Erpel im Prachtkleid.
Mandarinenten (Aix galericulata) sind typische Vertreter der Schwimmenten.
Die Mauser
Die meisten Entenarten der Anatinae wechseln zweimal im Jahr ihr Gefieder, wobei der Gefiederwechsel bei Männchen und Weibchen zeitlich leicht versetzt voneinander verläuft. Die Mauser vor der Brutzeit wird als pränuptiale Mauser bezeichnet und ist der Wechsel vom Ruhekleid ins Pracht- beziehungsweise Brutkleid. Nach der Brutzeit wird in der postnuptialen Mauser dieses Kleid wieder ins Ruhekleid gewechselt. Für nicht alle Anatinae-Arten liegen ausführliche Mauserstudien vor. Am besten untersucht ist der Mauserverlauf bei der Stockente, wobei es auch innerhalb dieser Art erhebliche individual- und populationsspezifische Unterschiede im zeitlichen Verlauf der Mauser gibt. Bei mitteleuropäischen Stockenten wechseln die Erpel zu Beginn der praenuptialen Mauser im Zeitraum von Juli bis August das Schwingengefieder und sind dann für drei bis fünf Wochen flugunfähig. Anschließend erfolgt der Wechsel des übrigen Gefieders, was sich bis zum Beginn des Dezembers hinzieht. Die Enten tragen ab dann das vollentwickelte Pracht- beziehungsweise Brutkleid. Die postnuptiale Mauser beginnt bei Stockentenerpeln bereits Mitte Mai mit dem Abwurf der mittleren Steuerfedern, während die Weibchen noch brüten. Es folgt dann die Mauser des Kleingefieders. Bei Weibchen findet die Schwingenmauser im September statt und der Kleingefiederwechsel ins Brutkleid im Zeitraum zwischen Oktober und November.
Auf dem Bild:
Stockenten im Ruhekleid, auch Schlichtkleid genannt. Erpel und Enten sehen sich im Ruhekleid sehr ähnlich.
Stimme
Anatinae verfügen über eine große Bandbreite von Lautäußerungen. Die Laute werden in der sich am Ende der Luftröhre befindlichen Syrinx erzeugt. Die Rufe der Männchen und Weibchen können sich erheblich unterscheiden, wobei dies dann in der Regel mit einem Unterschied in der Aufbauweise des Kehlkopfes einhergeht. Bei einer Reihe von Arten ist die Stimme unauffällig. Besonders in der Tribus der Meerenten und Säger finden sich Arten, deren Rufe weithin zu vernehmen sind. Das noch aus weiter Entfernung vernehmbare uh-huh-uu der Eiderente erinnert an den Ruf der Hohltaube. Die klangvollen garu-kolik der gruppenbalzenden Eisenten-Erpel erinnern aus der Ferne an helles Glockengeläut. Die meisten Entenrufe sind wie das räb-räb-rab der Stockentenerpel weniger melodisch. Die Rufe der Weibchen sind grundsätzlich weniger auffällig als die der Erpel.
Anatinae erzeugen auch eine Reihe von Instrumentallauten. Dazu zählt das matte, klingelnde wich wich wich …, das für den Flug der Stockenten charakteristisch ist und mit den Flügeln erzeugt wird. Männliche Stockenten zeigen während der Balz ein ritualisiertes Scheinputzen, bei dem sie mit dem Schnabel von hinten her die Kiele der Handschwingen berühren. Das erzeugt ein ratterndees rrp-Geräusch. Andere Anatinae erzeugen während der Balz lautes Wasserplatschen, indem sie während des Eintauchens mit den Füßen auf die Wasseroberfläche aufschlagen oder mit den Flügeln aufs Wasser schlagen.
Ernährung
Bereits die unterschiedlichen Schnabelformen der Anatinae-Arten weisen auf die verschiedenen Nahrungsstrategien der einzelnen Arten hin. Im Folgenden wird dies exemplarisch an vier Arten aufgezeigt, deren deutlich unterschiedliche Schnabelformen Anpassungsmerkmale an ihre jeweilige Ernährungsform aufweisen.
Auf dem Bild unten:
Südamerikanische Löffelente (Spatula platalea)
Die zu den Gründelenten zählende Löffelente besitzt einen vorne breit auslaufenden, klobigen Schnabel, an dessen Rändern sich eine besonders hohe Zahl von feinen Hornlamellen befindet. Oberflächennahes Wasser wird von ihr seihend durchschnattert, wobei das aufgenommene Wasser seitwärts durch die kammartigen Lamellen hinausgedrückt wird. Sie nimmt dabei Insekten, Schnecken, Würmer sowie treibende Samen und grüne Pflanzenbestandteile auf.
Die zu den Tauchenten zählende Moorente weist einen gleichmäßig breiten Schnabel mit einer gut ausgebildeten Hornspitze auf. Sie kann damit an der Oberfläche treibende Pflanzenbestandteile aufnehmen. In der Regel taucht sie jedoch und fasst mit ihrem Schnabel Samen, Rhizome, Wurzelknollen und Pflanzenbestandteile der submersen Gewässervegetation sowie der Pflanzen der Schwimmblattzone auf. Sie nimmt dabei auch kleine Wasserschnecken sowie freischwimmende Wasserinsekten zu sich, auch wenn der tierische Nahrungsbestandteil bei ihr insgesamt einen geringeren Anteil der Nahrung ausmacht. Tauchenten sind grundsätzlich etwas besser als Gründelenten an ein Leben auf dem Wasser angepasst. Viele von ihnen sind Herbivoren. Sie besetzen in vielen Regionen der Welt eine ähnliche ökologische Nische wie Schwäne. Während diese allerdings mit Hilfe ihrer langen Hälse unter Wasser nach Futter suchen, tauchen die Tauchenten.
Bei der zu den Meeresenten und Sägern zählenden Trauerente ist der Schnabel kurz und kräftig. Sie ist darauf spezialisiert, tauchend am Meeresboden Muscheln und in geringerem Umfang auch Schnecken aufzunehmen und mit ihrem kräftigen Schnabel zu zerkleinern. Krebstiere, Ringelwürmer und Stachelhäuter sowie im Sommer auch in geringerem Umfang Pflanzenbestandteile gehören gleichfalls zu ihrer Nahrung. Fische werden von ihr nur sehr selten aufgenommen. Der Gänsesäger dagegen ernährt sich ausschließlich von Fischen.
Auf dem Bild:
Gänsesäger-Weibchen mit Küken.
Der Gänsesäger (Mergus merganser) ist der größte Vertreter der Gattung der Säger.
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