Krankheiten, Plagegeister & Beutegreifer

Geflügel-Krankheiten

Neben der Geflügelpest können Fußräude, Pips und Coligranulomatose auftreten. Es kann außerdem zu Missbildungen wie der Abrachie – dem Fehlen der Flügel – kommen, welche vererbt werden. Des Weiteren sind Kokzidiose, eine Durchfallkrankheit, und Marek, eine Lähmung, häufige Todesursachen bei Küken und Jungtieren. Eine Seuche, für die in Deutschland Impfpflicht besteht, ist die Newcastle-Krankheit. Diese für Tiere aller Altersstufen gefährliche Seuche wird durch aviäre Paramyxoviren des Serotyps 1 übertragen und kann zu Ausfällen von bis zu 100 % führen. 

Geflügelpest

Aviäres Influenzavirus (HPAIV), elektronenmikroskopische Aufnahme
Die Geflügelpest wird auch als aviäre Influenza (von lateinisch avis, Vogel), als Vogelgrippe und seit 1981 überwiegend als hochpathogene Influenza-Virus-Infektion (HPAI, Highly Pathogenic Avian Influenza) bezeichnet. Sie ist eine durch Viren hervorgerufene anzeigepflichtige Tierseuche, von der Hühner, Puten, Gänse, Enten, wildlebende Wasservögel und andere Vögel im Freiland und in menschlicher Obhut betroffen sein können. Bei einer Infektion mit den aggressiveren Virusstämmen führt sie meist zum Tod der infizierten Vögel, sofern sie nicht zu den Reservoirwirten gehören. Einige Varianten der Geflügelpest-Viren, insbesondere die Variante A/H5N1, sind in Einzelfällen auf Menschen, Zootiere wie Leoparden sowie auf Hauskatzen übertragen worden. HPAIV und LPAIV der Subtypen A/H5 und A/H7 bei Wildvögeln und Hausgeflügel unterliegen dem Tierseuchenrecht und sind daher anzeigepflichtig.

Die Geflügelpest wurde erstmals 1878 in Italien beobachtet. In den 1930er Jahren gab es in Europa, Amerika und Asien mehrere Ausbrüche. Als die Vogelgrippe sich 1983 in Irland und den USA ausbreitete, wurden dort zur Eindämmung der Ausbrüche Millionen Vögel getötet. Je einen weiteren großen Ausbruch gab es u. a. 1992 in Mexiko, 1997 in Hongkong, 2015 in den USA, 2016/2017 sowie 2020/2021 in Deutschland, besonders in den putendichten Regionen Niedersachsens. Als Folge der Ereignisse im Zusammenhang mit der Vogelgrippe H5N1, der Vogelgrippe H7N9 und der Vogelgrippe H5N8 erfuhren die Influenza-Subtypen A/H5N1, A/H7N9 und A/H5N8 besondere Aufmerksamkeit in den Medien. Ob es sich beim sogenannten Englischen Schweiß, der im 15. und 16. Jahrhundert mit einem Vogelsterben einherging, ebenfalls um eine Erkrankung durch Influenzaviren handelte, ist ungesichert.

Symptome

Die akute Form der Geflügelpest äußert sich in Zeichen allgemeiner Schwäche (Apathie, Inappetenz, stumpfes, struppiges Federkleid), hohem Fieber, erschwerter Atmung mit geöffnetem Schnabel, Ödemen an Kopf, Hals, Kamm, Kehllappen, Beinen und Füßen, Blauverfärbung der Haut und der Schleimhäute, wässerig-schleimigem und grünlichem Durchfall und neurologischen Störungen (sonderbare Haltung des Kopfes, Störungen der Motorik). Bei chronischem Verlauf sinkt die Legeleistung, die Eier sind dünnwandig oder schalenlos.

Die Mortalität ist abhängig vom Alter der Tiere und der Virulenz des Erregers. Bei hochvirulenten Erregern endet die Krankheit bei nahezu allen Tieren tödlich. Mehr als 15 % einer Geflügelherde können sterben, bevor Symptome auftreten (perakuter Verlauf).

Bekämpfung

Bei Ausbrüchen der Geflügelpest in der Tierhaltung wird regelmäßig der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter getötet. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern. Daher ist die Anzahl der getöteten Tiere regelmäßig sehr viel größer als die Zahl der nachweislich infizierten Tiere.

Grundsätzlich können die Tiere auch durch eine vorbeugende Impfung wirksam gegen Geflügelpest geschützt werden. Eine Immunisierung mit inaktivierten Influenzaviren ist unter den Fachleuten umstritten, da kein bisher verfügbarer Impfstoff eine spätere Infektion, die nachfolgende Virusvermehrung und das Ausscheiden pathogener Viren verhindert; verhindert wird vielmehr nur die klinische Erkrankung der geimpften Tiere. 

In Deutschland erfolgt die Bekämpfung der Geflügelpest auf Rechtsgrundlage des Tierseuchengesetzes und der Geflügelpest-Verordnung durch Anordnung einer Stallpflicht sowie die Festlegung von Sperrbezirken.

Zur Bekämpfung der sich 2016 auch in Deutschland wieder ausbreitenden Vogelgrippe wurden bestehende Regelungen per Rechtsverordnung temporär auch auf kleinere Haltungen ausgedehnt.

Wegen der bei vielen Vögeln vorhandenen Übertragungsmöglichkeiten des Krankheitserregers (Vektoreigenschaften) muss der Handel oder die Zucht von beispielsweise Papageien und Sittichen behördlich genehmigt werden. Diese nichtheimischen Vogelspezies neigen trotz Käfighaltung zu gelegentlichem Entweichen und können daher auch zu einer unkontrollierten Ausbreitung der Geflügelpest beitragen, wie zuletzt 2004/2005 in Köln geschehen.

Newcastle-Krankheit

Die Newcastle-Krankheit (engl.: Newcastle Disease) ist eine weltweit verbreitete, außerordentlich ansteckende und anzeigepflichtige Viruserkrankung der Vögel. Das Krankheitsbild erinnert an die Geflügelpest („Vogelgrippe“), daher wird die Newcastle-Krankheit in Fachkreisen auch als atypische Geflügelpest bezeichnet. Die Erkrankung wurde in Europa erstmals 1927 in Newcastle upon Tyne nachgewiesen.

Erreger

Erreger der Newcastle-Krankheit ist das Newcastle-Disease-Virus (NDV), ein Einzelstrang-RNA-Virus.
An NDV erkranken in erster Linie Hühner und Truthühner aller Altersgruppen, gelegentlich aber auch Tauben, Gänse, Enten, Fasane, Rebhühner, Wachteln und Strauße. Auch bei Pinguinen, Raben, Papageien und Kanarienvögeln kann die Krankheit auftreten. Beim Menschen rufen die Viren in Einzelfällen eine Bindehautentzündung hervor.

Übertragungswege

Infizierte Tiere scheiden die Newcastle-Viren in großen Mengen über Kot, Körperflüssigkeiten, Nasen-, Rachen-, Augensekret und Atemluft aus. Daher können sich die Erreger sowohl unmittelbar von Tier zu Tier als auch über die Luft verbreiten, ferner über Eier, Frisch- und Gefrierfleisch sowie Trockenei. Die Viren können in Tiefkühlkost bis zu einem halben Jahr, in Trockenei sogar mehrere Jahre überdauern.
Werden infizierte, aber noch nicht erkrankte Tiere, deren Eier oder Fleischprodukte transportiert, können die Viren auch durch Käfige oder Verpackungsmaterial verschleppt werden. Auch Stallstaub, der an Schuhen, Kleidung oder Fahrzeugreifen haftet, kann die Viren von Hof zu Hof verbreiten.

Symptome

Das Krankheitsbild der Newcastle-Krankheit weist zunächst zahlreiche unspezifische Veränderungen in Verhalten und Erscheinungsbild der Tiere auf, wie sie auch bei anderen akuten Infektionen auftreten:

  • drastischer Rückgang der Legeleistung, 
    dünnschalige bis schalenlose Eier
  • hohes Fieber bis 43 °C
  • Apathie und Appetitlosigkeit
  • wässriger, eventuell blutiger Durchfall
  • Atemnot; Schnabel und Augen sind mit zähem Schleim bedeckt
  • Durchblutungsstörungen, häufig mit dunkler Kamm-Verfärbung
  • hohe Sterblichkeit binnen fünf Tagen nach Auftreten der Symptome

Die Inkubationszeit beträgt vier bis sechs Tage. Bei rascher Ausbreitung innerhalb des Bestands können Todesfälle auch ohne vorher erkennbare Symptome auftreten.
Die Viren befallen Lunge, Darm und Zentralnervensystem und können u. a. punktförmige Blutungen auf der Magenschleimhaut, insbesondere um die Ausführungsgänge der Magendrüsen, verursachen.
In seltenen Fällen kann bei Menschen, die in engem Kontakt mit erkrankten Tieren stehen, eine Entzündung der Bindehaut des Auges auftreten.

Bekämpfung

Stellt ein Veterinäramt die Newcastle-Krankheit fest, wird in der Regel ein Sperrgebiet für Geflügel in einem Radius von mindestens drei Kilometern eingerichtet. Das Geflügel in diesem Gebiet muss zum Schutz vor einer Ausbreitung der Seuche auf Anweisung des Veterinäramtes drei Wochen lang im Stall bleiben. Züchter müssen ihre Bestände melden. Zudem kann auch ein Beobachtungsgebiet von mindestens doppelt so großem Radius eingerichtet werden. Infizierte Tiere müssen sofort getötet werden. Betroffene Ställe, Gebäude und Transportfahrzeuge werden desinfiziert. Den Tierhaltungen werden gegebenenfalls zusätzliche Personen- und Verkehrsbeschränkungen auferlegt.

Vorbeugung

In Deutschland schreibt die Geflügelpest-Verordnung eine regelmäßige Impfung gegen die Newcastle-Krankheit für jeden Hühner- und Truthühnerbestand vor. Dies gilt auch für Privatleute, die nur wenige Hühner halten. Die Impfung erfolgt in der Regel über das Trinkwasser.
Hühner oder Truthühner dürfen in Deutschland nur dann von einem Geflügelbestand in einen anderen abgegeben oder auf Geflügelmärkten, Geflügelschauen und ähnlichen Veranstaltungen ausgestellt werden, wenn sie von einer tierärztlichen Bescheinigung begleitet sind, aus der hervorgeht, dass der Herkunftsbestand der Tiere (im Falle von Eintagsküken der Elterntierbestand) regelmäßig gegen die Newcastle-Krankheit geimpft wurde.

Impfung

Zur Impfung von Vögeln gegen das Newcastle-Virus gibt es verschiedene Stämme. Diese unterscheiden sich in ihrer Wirkung auf die Impftiere:

  • Avirulent: keine Erkrankung durch die Impfung
  • Lentogenic: gering virulent, geringe Sterblichkeit,
    verminderte
    Eiproduktion
  • Mesogenic: moderat virulent, Sterblichkeit bis 50 %, fehlende Eiproduktion
  • Velogenic: hohe Virulenz, schwere Erkrankung mit hoher Sterblichkeit durch die Impfung.

Für den praktischen Einsatz ist die Thermolabilität, also die Empfindlichkeit des Impfstamms gegen Erwärmung, zum Beispiel durch die Unterbrechung der Kühlkette auf dem Transport, wichtig.

Kokzidiose der Hühnervögel

Die Kokzidiose ist eine häufige parasitäre Erkrankung der Hühnervögel. Sie wird durch bestimmte Einzeller (Protozoen), die sogenannten Kokzidien verursacht, die der Gattung Eimeria angehören. Die Kokzidiosen der Hühnervögel sind vornehmlich Darmkokzidiosen. Die Infektion erfolgt durch Aufnahme von sporulierten Oozysten über kotverschmutztes Futter. Kokzidienoozysten sind außerordentlich umweltstabil und können ein Jahr lang infektiös bleiben. Die Sporulation erfolgt bei Feuchtigkeit, Wärme und Sauerstoff und findet dadurch vor allem in der Einstreu statt. Das Infektionsrisiko ist in überfüllten Ausläufen am größten. Erwachsene Tiere erkranken nur bei stark pathogenen Erregern oder hohen Infektionsdosen und schlechtem Allgemeinzustand. Sie stellen als Dauerausscheider das Reservoir für die Kokzidien dar.

Die Diagnose erfolgt durch den mikroskopischen Nachweis der Kokzidien im Kot.

Blinddarmkokzidiose 
(Rote Kükenruhr)

Der Erreger der Roten Kükenruhr ist Eimeria tenella. Sie tritt als akute Krankheit vor allem bei Küken des Haushuhns im Alter von 6 bis 8 Wochen auf („Rote Kükenruhr“), die Alttiere sind zumeist nur Träger der Erreger ohne selbst klinisch zu erkranken. Andere Hühnervögel erkranken praktisch nie an dieser Kokzidioseform. Eimeria tenella befällt das Epithel des Blinddarmes und verursacht eine hämorrhagische Entzündung des Blinddarms (Typhlitis).

Die Rote Kükenruhr geht mit blutigen Durchfällen einher und kann bei Küken eine Mortalitätsrate von 80 % erreichen.
 

Dünn- und Enddarmkokzidiose

Die Darmkokzidiosen verursachen einen wässrig-schleimigen, seltener blutigen Durchfall, der durch den Flüssigkeitsverlust tödlich enden kann. Bei älteren Tieren oder schwach pathogenen Eimeria-Arten verläuft die Infektion weniger ausgeprägt und kann sich in Appetitlosigkeit, Abmagerung, Abgeschlagenheit und Schwäche zeigen. Bei Hühnern beträgt die Mortalität bis zu 30 %, ähnliche Verlustraten können bei schlechten Haltungsbedingungen bei Wachteln, Fasanen und Pfauen auftreten, bei Puten ist die Sterblichkeitsrate meist geringer.

Kokzidiosen des Dünndarms kommen bei allen Hühnervögeln vor und betreffen ebenfalls vor allem Küken und geschwächte Tiere. Sie verursachen eine Entzündung des Dünndarms (Enteritis), z. T. mit punktförmigen Blutungen und teilweisem Gewebszerfall, selten kann es auch zu hämorrhagischen Entzündungen kommen.
Dünndarmkokzidiosen werden durch verschiedene Kokzidienarten, die häufig auch als Mischinfektion auftreten, hervorgerufen. Nach dem Grad der Pathogenität (krankheitsauslösende Potenz) unterscheidet man stark pathogene Erreger wie Eimeria tenella und Eimeria necatrix sowie mäßig pathogene. Einige Kokzidienarten befallen vorzugsweise den Enddarm und die Kloake, wie E. brunetti und E. gallopavonis.


Therapie & Prophylaxe

Die Behandlung erfolgt durch kokzidienwirksame Medikamente wie Sulfonamide wie Sulfachlorpyrazin oder Sulfadimidin. Darüber hinaus sind Toltrazuril und Clazuril wirksam. Bei der Roten Kükenruhr ist Amprolium sehr gut wirksam. Unterstützend wird die Gabe von Multivitaminpräparaten empfohlen.

Vorbeugend können Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen eingesetzt werden. Bereits kochendes Wasser ist zur Inaktivierung der Oozysten ausreichend. Eine zu hohe Besatzdichte ist zu vermeiden, Wechselausläufe sind empfehlenswert. Bei einem Ausbruch sollten Erdboden bzw. Einstreu abgetragen werden. Wirksame Desinfektionsmittel sind z. B. Kresole. Hühner können prophylaktisch mit einem Kokzidiostatikum behandelt werden. Auch eine Schutzimpfung einwöchiger Küken über das Trinkwasser (Paracox 8®) ist ebenfalls wirksam.

Parasiten

Hühner und anderes Geflügel sind das gefundene Fressen, nicht nur für Fuchs und Marder, sondern auch für kleine Blutsauger. Häufig wird verallgemeinert von Hühnermilben gesprochen, es sind aber auch Flöhe, Zecken und anderes Getier, das sich am Federvieh erfreut. Leben die Lästlinge auf oder in der Nähe der Hühner, handelt es sich um Ektoparasieten. Jeder Parasit hat seine eigene Strategie, weswegen es keine einheitliche Bekämpfung gibt. Dennoch helfen in allen Situationen Hygiene, gute Haltungsbedingungen und eine ausgewogene Fütterung

Auf dem Bild:
Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) ist ein blutsaugender Ektoparasit von Vögeln.


Beispiele für Parasiten:

  • Rote Vogelmilbe 
    vermehrt sich im Sommer und besucht die Hühner nur zum Blutsaugen
  • Nordische Vogelmilbe
    bevorzugt kühlere Temperaturen und lebt auf den Hühnern
  • Kalkbein-Milbe 
    lebt in den Hautschichten an den Läufen, die deswegen Schorf bilden
  • Federlinge
    sind häufig auf einzelne Regionen der Hühner spezialisiert und leben im Gefieder
  • Hühnerflöhe
    Flöhe sind auf Wirtstiere spezialisiert, der Hühnerfloh lebt im Umfeld der Hühner

 
 

Hühner haben immer ein paar Parasiten

Erfahrene Hühnerhalter erklären häufig, dass es wohl keinen Hühnerstall ohne Parasiten gibt. Sobald die Hühner im Auslauf unterwegs sind, fangen sie sich auch ein paar Lästlinge ein oder diese finden auf anderem Weg in den Hühnerstall. Neben Wildvögeln und Schadnagern können auch Menschen mit etwas Dreck unter den Schuhen so einiges einschleppen.
Die meisten Hühnermilben kommen unter guten Haltungsbedingungen nicht hoch, da die Hühner mit ihnen selber fertig werden. Ist ein Huhn geschwächt, alt oder es kommt zu Unregelmäßigkeiten, kann ein Befall dennoch kritische Ausmaße annehmen und von Huhn zu Huhn springen. Vor allem die Rote Vogelmilbe hat in heißen Sommern schon Hühner tot von der Stange fallen lassen. Aber auch Kalkbeine und Federlinge können durch eine starke Beeinträchtigung zum frühen Tod einzelner Hühner beitragen.

Prophylaxe ist besser als Therapie

Prävention gegen Parasiten unterstützt die Hühner bei der Bekämpfung ihrer Milben, wodurch das Schlimmste meistens schon vermieden wird.
 

Hygiene im Hühnerstall

Unter hygienischen Bedingungen geht es den Hühnern besser. Allein dadurch wird ein kritischer Befall mit Ektoparasiten unwahrscheinlicher. Außerdem finden die Lästlinge weniger Möglichkeiten für einen Unterschlupf, wenn sie nicht direkt auf den Hühnern leben.
Hühnerhalter müssen während der warmen Jahreszeit eigentlich nur dem Wetterbericht folgen und direkt vor Hitze-Phasen handeln. Die Rote Vogelmilbe lebt im direkten Umfeld der Hühner und benötigt kleine Ritzen, um sich zu verstecken. In der Nacht kommt sie heraus, klettert an den Wänden hoch und erreicht die Hühner über die Sitzstangen. Rote Vogelmilben vermehren sich derart schnell, dass einem die Hühner wegen Blutarmut schon von der Stange fallen.
Als bautechnische Änderung sollten möglichst viele dieser Ritzen verschwinden oder versiegelt werden. Vor den heißen Phasen wäre der Stall mitsamt der Hühnerstangen und Legenester sehr gründlich zu reinigen. Es hilft, im Frühsommer die Wände frisch zu kalken. Außerdem können die Enden der Hühnerstangen jeden heißen Abend mit etwas Rapsöl eingerieben werden.
Nach der gründlichen Reinigung kann an den Problemstellen Kieselgur aufgepulvert oder aber mit Wasser aufgesprüht werden. Dieses setzt sich in den Gelenken der Milben ab, schneidet sie auf und saugt die Flüssigkeit heraus.
Wichtig ist, dass die alte Einstreu nicht neben dem Hühnerstall kompostiert wird. Dieser Bereich muss für die Hühner unzugänglich sein und soll etwas von ihrem Stall und der Hühnerweide entfernt liegen. Ansonsten infizieren die Hühner sich an ihren eigenen Keimen.
Zur Hygiene gehört auch die saubere Futterstelle mit täglich frischem Wasser. Der Futtervorrat soll in einer bissicheren Kiste trocken lagern, damit er keine Schadnager anzieht. Diese können Krankheiten und Schädlinge übertragen.

Das Staubbad für Hühner

Neben der Hygiene im Hühnerstall ist die Eigenhygiene der Hühner eine wichtige Prävention gegen Parasiten. Viele Hühnerhalter geben deswegen etwas Sand in eine Spielmuschel für Kinder, damit die Hühner ein Sandbad haben. Dieses entfaltet jedoch keine Wirkung, da nicht Sand, sondern Staub bis zur Hühnerhaut runter rieselt. Die Hühner werfen also den Staub über sich, plustern ihr Gefieder dabei auf und schütteln anschließend alles heraus. Dieses ist für Parasiten, die auf den Hühnern leben, sehr störend und viele werden mit dem Staub herausgeschleudert. Im trockenen Staub können sie sich schlecht bewegen und sterben. Genau das macht das Staubbad zur perfekten Prävention gegen Parasiten.
Viele Hühnerhalter schwören auf trockenen Torf, der mit der Zeit zu Staub zerfällt. Torf ist sauer und das mögen Hühnermilben nicht. Den Mooren kommt es allerdings nicht zu Gute, wenn wir Torf verwenden. Aus Rücksicht zur Natur sollten wir daher auf Torf verzichten.
Wer einen großen Garten hat, genießt die Abende häufig bei einer Feuerschale oder macht hin und wieder ein Feuer im Garten. Es bleibt saubere Asche zurück. Grillasche kann meist nicht verwendet werden, da beim Grillen häufig Fett hineintropft. Diese Grillasche wäre also ungeeignet, es muss saubere Holzasche sein. Wer den Hühnern feinen Sand in eine Spielmuschel gibt, kann jeden Monat noch etwas saubere Holzasche dazugeben. Schon haben die Hühner ein perfektes Staubbad.
Einige Hühnerhalter geben den Hühnern auch 10 % Kieselgur in das Sandbad, weil dieses die Parasiten tötet. Es trocknet aber auch die Haut der Hühner aus. Besser wäre es, jeden Monat 10 bis 20 % saubere Holzasche und einmal im Quartal ein bis zwei Prozent Kieselgur in das Staubbad zu geben. Wenn die Hühner ihre Milben herausschütteln, können diese sich nicht mehr auf das nächste Huhn retten.
Wichtig ist, dass das Staubbad trocken bleibt. Es kann also unter einem zum Boden schließenden Nadelgehölz liegen oder in einer Spielmuschel unter einer Wellblechplatte. Ist der Hühnerstall groß genug, kann es sogar in diesem stehen.

Wechselweide für Hühner

Dort, wo Hühner unterwegs sind, verteilen sie auch ihre Hühnermilben und infizieren sich damit selber. Haben die Hühner nur wenig Platz und sitzen immer an denselben Stellen, wird dieser Umstand zum Problem. Selbst wenn nur wenig Fläche eingezäunt werden kann, sollte die Hühnerweide unterteilt werden. Die Hühner kommen 14 Tage auf die eine Seite, dann 14 Tage auf die andere Seite. Während der Pausen verhungern die Lästlinge und sind dadurch weg.
Wenn die Hühnerweide seitlich am Hühnerhaus liegt, muss nur ein Zwischenzaun von der Seite zur Hühnerklappe reichen. Das letzte Stück wird alle 14 Tage umgesteckt, um den Weg zur einen oder anderen Seite freizugeben.
Wer Obstbäume und Beerensträucher als Deckung anpflanzt, kann die Hühner zur Erntezeit auch fernhalten. Dazu müssen die Gehölze nur nach Erntezeit getrennt auf der A- oder B-Seite angepflanzt werden. Die Hühner freuen sich dann zumindest, wenn Fallobst die Seite fällt, auf der sie sich gerade befinden.

Beutegreifer

Beutegreifer oder Raubtiere sind bei einer artgerechten Haltung mit Freilandaufenthalt, aber auch im Stall, sofern dieser nicht absolut einbruchssicher angelegt ist, die größten Feinde unseres Geflügels.
Insbesondere Fuchs, Mader und Greifvögel können unserem Geflügel gefährlich werden. Deshalb sollte der vorausschauende Geflügelhalter einige Punkte beachten, um das Risiko zu minimieren, das einzelne Tiere oder schlimmstenfalls ein kompletter Geflügelbestand, einem Beutegreifer zum Opfer fallen.

Abwehr der Beutegreifer

Sogar wehrhafte Hähne zählen wie ihre Hennen zu den Beutetieren und müssen daher stets wachsam sein. Selbst wenn ein stattlicher Hahn einen Hühnerhabicht in die Flucht schlagen könnte, würde schon ein kleines Wiesel reichen, um ihn dennoch zu erlegen. Dieses schleicht sich an und springt den Hühnern blitzschnell auf den Rücken, um sie mit einem gezielten Biss in den Nacken zu töten. Die Größe des Huhnes ist dabei völlig irrelevant. Dennoch gibt es effektive Maßnahmen, um seine Hühner vor Beutegreifern zu schützen.
Glücklicherweise sind Hühner auch selbst um ihren Schutz bemüht. Die Hennen fühlen sich deswegen auch in Begleitung eines Hahnes viel wohler, da dieser stets aufpasst und vor Gefahren warnt. Schon können alle Hennen in Deckung springen oder sie rennen in alle Richtungen auseinander und verstecken sich. Einige Hühnerrassen formieren sich sogar, um kleine Angreifer wie Nachbars Katze zu vertreiben.
Hühner stehen mit der Sonne auf und wollen im Auslauf viel Deckung vorfinden. Sie flattern mit der Dämmerung auf einen Baum oder als Haushühner auf ihre Hühnerstange im sicheren Hühnerstall. Denn nachts greifen Füchse, Marder und andere Raubtiere an. Der Instinkt sagt den Hühnern, dass sie in der Höhe sicher sind. Tatsächlich können Füchse nicht auf Bäume klettern und auch Marder würden sie übersehen. Im beengten Hühnerstall dagegen geraten sie in Panik, sollte ein Beutegreifer eindringen und werden  zum sicheren Opfer.

Den Hühnerstall gegen Beutegreifer sichern

Marder klettern die Wände hoch und kommen durch kleine Spalten im Giebel bereits in den Hühnerstall hinein. Füchse würden die Seitenwand untertunneln und Ratten nagen sich durch die Holzwand. Selbst kleine Mauswiesel können Hühner erlegen und quetschen sich durch die kleinsten Öffnungen. Soll ein Zaun vor Mauswieseln schützen, sollte der verzinkte Draht über einen Millimeter stark sein und die Abstände dürfen maximal 13 x 13 mm betragen. Solch ein Draht kann ordentlich ins Geld gehen. Es wird jedoch reichen, Schwachstellen damit zu sichern: Lüftungsfenster oder Außenwände an den Bereichen, wo sich Ratten durchnagen könnten.
Gegen das Untertunneln hilft ein fester Boden oder aber ein bissfester Maschendraht unter dem Boden. Dieser könnte sogar noch zu den Seiten nach oben geknickt und an den Seitenwänden montiert sein. Betonieren ist häufig nur mit einer Baugenehmigung erlaubt. Wer ein altes Gartenhaus umbaut, könnte jedoch einige Terrassenplatten hinein legen. Liegt unter diesen noch ein bissfester Maschendraht, werden die Füchse und Ratten das Untertunneln wohl aufgeben. Ansonsten hätten sie eventuell eine Chance, sobald die Terrassenplatten verrutschen oder sich stellenweise senken.
Nun fehlt nur noch die Hühnerklappe. Es gibt sichere Modelle, die beim Schließen keine Hühner einklemmen. Wer ohnehin jeden Abend noch einen kleinen Kontrollgang macht, kann die Hühnerklappe auch manuell schließen. Einige Modelle haben einen Lichtsensor, der sie automatisch öffnet. Alleine dadurch wäre die automatische Hühnerklappe für viele Hühnerhalter bereits eine Erleichterung.


Deckung im Auslauf

Die Hühner wollen auch im Winter ihre Runden drehen. Ein Teil der Bepflanzung soll deswegen im Winter grün bleiben. Neben Nadelgehölzen würde sich Bambus eignen. Dieser wuchert jedoch und die Hühner können nicht hineinlaufen. Deswegen können mehrere Setzlinge dicht beieinander stehen, damit die Hühner wie unter einem zum Boden schließenden Nadelgehölz einen Schutzraum finden.
Auch Obstbäume, Beerensträucher und andere Gehölze sind sehr willkommen, nicht nur als reine Greifvogel-Prophylaxe, sondern auch wenn deren Früchte irgendwann zu Boden fallen. Wichtig bleibt, dass ein Teil der Bepflanzung bis zum Boden abschließt und im Winter grün bleibt.
Auch künstliche Deckung wie ein paar alte Wellblechplatten, die zu einer Seite aufgebockt werden, sind eine willkommene Deckung für Hühner.
Zu beachten bleibt, dass Greifvögel nicht nur aus der Luft angreifen. Geht es nicht anders, landet der Hühnerhabicht und läuft das letzte Stück zu den Hühnern. Genau deswegen muss es in regelmäßigen Abständen Deckung geben. Es kann außerdem helfen, alte Wäscheleinen in der Anflugschneise zu spannen und ein paar rote Schleifen daran zu befestigen. 


Rassen und Lage

Einige Hühnerrassen haben noch gute Instinkte und passen auf sich und ihre Gruppe auf. Es handelt sich meistens um die scheueren Hühnerrassen, die zur Not noch auf den nächsten Baum flattern. Beispiele sind Hamburger, Westfälische Totleger oder Friesenhühner.
Dem gegenüber stehen ruhigere Rassen oder Haubenhühner, die in schwierigen Randlagen schon fast verloren sind. Einige der gemütlichen Hühner punkten jedoch durch ihre Größe und passen damit nicht mehr in das Beuteschema kleinerer Beutegreifer.
Liegt die Hühnerweide direkt am Waldrand, wäre eine Hühnerrasse mit guten Instinkten zu empfehlen. Wer hingegen in einer Siedlung mit großen Gärten lebt, muss sich weniger Sorgen machen.
Wichtig bleibt, aus Erfahrung zu lernen. Wo es bereits einen Vorfall gab, wäre der nächste um so wahrscheinlicher. Waren es Greifvögel, muss es mehr Deckung geben. Kam der Fuchs bis in den Hühnerstall, dann ist dieser zu verbessern. Haben sich Ratten durch die Wand gefressen, wäre sogar ganz allgemein über die Hygiene auf dem Gelände nachzudenken. Müll- oder Komposthaufen mit Speiseresten könnten das eigentliche Problem sein. 

Auf dem Bild:
Auch Katzen können kleinen Zwerghuhnrassen und vor allem Küken gefährlich werden. Wenn die Katze jedoch zum Haus des Hühnerhalters gehört und von klein auf an ein Zusammenleben mit Geflügel gewöhnt ist, kann sie sogar zum Schutz der Hühnerherde beitragen und fremde Katzen verjagen. Unser Maine-Coon-Kater hat sogar schon einmal einen Fuchs verjagt!


Katzen und Hunde

Während Greifvögel am Tag zuschlagen und Fuchs, Wiesel, Marder und auch Ratten während der Dämmerung und Nacht aktiv werden, sind Katzen und Hunde rund um die Uhr eine Gefahr. Sicherlich können Katzen höchstens Hühnerküken oder Zwerghühner erlegen. Doch größere Hunde würden selbst dicke Bielefelder Kennhühner, Altsteirer oder Brahma schaffen.
Katzen können über einen Zaun klettern, der Hunde bereits ausgegrenzt, solange er hoch genug ist und sich nicht untertunneln lässt. Genau deswegen kann solch ein Zaun wieder ins Geld gehen und es stellt sich die Frage, ob Hunde wirklich zum Problem werden. Möglicherweise müsste auch nur eine Seite des Grundstücks gesichert werden, wenn die Hunde alle anderen Seiten nicht erreichen.
Hunde mögen zwar oft gefährlicher für unser Geflügel sein, doch sind streunende Katzen noch unberechenbarer. Da Küken ohnehin zuerst im geschützten Bereich aufwachsen sollen, ist allein dadurch das Schlimmste schon verhindert. Für Zwergrassen wäre eine Voliere die beste Empfehlung. Glücklicherweise kann der Auslauf für die meisten Zwergrassen kleiner ausfallen. Doch mehrere m² pro Huhn sollten es dennoch sein.