Der Indo-Pazifik

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Insel Padar im Nationalpark Komodo, Indonesien


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Clownfische (Amphiprion ocellaris) im Schutz ihrer Symbioseanemone, aufgenommen bei Menjangan Island (Java, Indonesien). 
Der größte Teil und vor allem die bekanntesten Meerwasseraquarienfische stammen aus dem Indopazifik.

Der Indopazifik

Indopazifik ist die Bezeichnung einer aus dem nördlichen Indischen Ozean, dem westlichen Zentralpazifik und einigen Nebenmeeren bestehenden Großregion einschließlich ihrer Inselwelt. Im eingeschränkten Sinne wird die Bezeichnung Indopazifik auch lediglich für die Meere und Länder Südostasiens verwendet.

Geographische Bedeutung

Der Begriff wird hauptsächlich in der Meeresbiologie und Ichthyologie verwendet, da diese Meere für viele Arten ein von Madagaskar bis Japan und die Südsee reichendes zusammenhängendes Verbreitungsgebiet bilden (siehe zum Beispiel Nachthaie, Sousa-Delfine, Indopazifischer Großer Tümmler, Dugongs, Fahnenschwanz-Seenadeln, Korallenfische). Der Großteil der aquaristisch interessanten Tierarten, egal ob Fische, Wirbellose oder Korallen kommt ursprünglich aus dem indopazifischen Gebiet. Der Indopazifik beherbergt auch eine reiche Mangrovenflora.

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Der Indopazifische Große Tümmler (Tursiops aduncus) ist eine Delfinart, die im Indopazifik von der südlichen Küste Südafrikas und der Küste Ostafrikas sowie entlang der gesamten Nordküste des Indischen Ozeans bis zum tropischen westlichen Pazifik nach Südjapan, Nordaustralien und Melanesien vorkommt. Eine der größten Populationen dieser Art kommt in der Shark Bay in Westaustralien vor.

Das Korallendreieck

Die Unterwasserwelt des Korallendreiecks ist beeindruckend vielfältig – weltweit gibt es nirgendwo sonst so viele unterschiedliche marine Lebewesen. Das riesige Meeresgebiet bildet aber auch die Lebensgrundlage der Küstenbewohner in sechs Staaten und ist von grosser wirtschaftlicher Bedeutung.

Das Korallendreieck ist ein Meeresgebiet, das sich von den Inseln der Salomonen im Osten über die Nordküste Neuguineas bis zu den Kleinen Sundainseln im Westen und vorbei an der Ostküste Borneos bis zu den Philippinen im Norden erstreckt. Es ist eines der Gebiete mit der höchsten Biodiversität (biologischen Vielfalt) im Meer überhaupt und erstreckt sich über eine Fläche von 5,7 Millionen Quadratkilometern, was ungefähr der Hälfte der Fläche der Vereinigten Staaten von Amerika entspricht. Neben Korallenriffen finden sich hier ausgedehnte Seegraswiesen und an den Küsten häufig Mangrovenwälder.

Unter dem Meeresspiegel existiert eine unglaubliche Farbenpracht - blau, grün und violett schimmernde Papageifische, leuchtend rote Korallen oder grellbunte Meeresschnecken. Im Korallendreieck leben über 3000 Fischarten, 600 Korallenarten und sechs der sieben existierenden Meeresschildkrötenarten.
Das Korallendreieck ist auch die Lebensgrundlage für rund 120 Millionen Menschen. Die reichen Fischgründe sind eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle. Zunehmend wird auch der Tourismus zum einträglichen Wirtschaftssektor, denn das Korallendreieck ist ein Traumziel für Taucher, Schnorchler und Strandliebhaber gleichermassen. Das Paradies ist jedoch in Gefahr. Überfischung, Zerstörung der Korallen, Klimawandel und nicht-nachhaltiger Tourismus bedrohen das fragile Ökosystem. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, engagiert sich der WWF seit vielen Jahren sowohl in Projekten vor Ort als auch auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. 

Bild oben:
Korallenriff im Wakatobi Nationalpark (Sulawesi, Indonesien) 

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Korallenriff bei Timor (Indonesien)

Gefährdung und Schutz

Auf den Inseln der Region leben über 150 Millionen Menschen. Für etwa 2,25 Millionen Fischer ist der Fischreichtum Grundlage für ihr Überleben. 88 % der Korallenriffe Südostasiens gelten als gefährdet, zum Beispiel durch Überfischung und Dynamitfischen, wobei besonders die indonesische Fischereiindustrie in der Kritik steht. Der Fang und Handel von Lebendfischen erbrachte 2002 schätzungsweise einen Ertrag von 810 Millionen US-Dollar. Ein weiteres Problem ist das Phänomen der Korallenbleiche. Die touristische Bedeutung des Gebietes ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die Region bietet mit ihrer farbenprächtigen Tierwelt viele attraktive Tauchgebiete. Durch den Tourismus können aber ebenfalls Schäden entstehen.

Seit den 1980er Jahren fördert der WWF die Erforschung des Gebietes und regionale Projekte in Zusammenarbeit mit den dortigen Regierungen und Fischereiverbänden, um die besten Wege der wirtschaftlichen Nutzung zu finden. Der WWF versucht, bei der Fischerei die Umstellung auf umwelt- und ressourcenschonende Methoden zu erreichen. Das beginnt mit dem Einschränken der Überfischung und geht weiter mit dem Kampf gegen unkontrollierte und illegale Fischerei. Vom Fischfang sollen in erster Linie die Bewohner der Inseln der Region einen Nutzen haben. Ziel ist ein funktionierendes Management der Fangquoten und die Bildung von maritimen Schutzgebieten, um langfristig die Artenvielfalt zu sichern. Ein weiteres Augenmerk hat der WWF auf den Erhalt der Meeresschildkröten gerichtet.

Fauna

Mit 600 Arten leben in dem Gebiet 75 % aller bekannten Steinkorallen. Unter den 3.000 Fischarten der Region sind prominente Vertreter wie Clownfische, Quastenflosser und der größte Fisch der Welt, der Walhai. Von hohem wirtschaftlichen Interesse sind die Vorkommen von Gelbflossen-Thun, Großaugen-Thun und Echtem Bonito. 50 % des weltweiten Thunfischfangs stammen von hier. Sechs der sieben weltweit lebenden Meeresschildkröten haben hier ihre Eiablagegebiete.

Außerdem finden sich hier zahlreiche Arten von Meeresschnecken, Seeschlangen sowie Dugongs und verschiedene Wal- und Delphinarten, wie zum Beispiel der Buckelwal.

 Acropora-Tischkoralle 

 Schmuck-Geisterpfeifenfisch (Solenostomus paradoxus)

Papageifisch

Artenreichtum vor Osttimor

Laut einer Veröffentlichung von 2016 sind die Riffe der zu Osttimor gehörenden Insel Atauro die artenreichsten weltweit. Durchschnittlich fanden sich an zehn Fundstellen 253 verschiedene Tierarten, 314 am artenreichsten Fundort (beim bisherigen Rekordhalter in Westpapua waren es 216). Insgesamt zählte man vor der Küste Atauros 643 Arten von Meeresbewohnern. Von den an manchen Stellen über 300 Fischarten sind viele wissenschaftlich noch nicht beschrieben.

Falsche Clownfische (Amphiprion ocellaris)

Weihnachtsbaumwurm (Spirobranchus giganteus)

Nacktkiemer
(Nembrotha kubaryana)

Weißaugenmuräne (Gymnothorax thrysoideus)

Das Great Barrier Reef

Das Great Barrier Reef (Großes Barrierriff) vor der Nordostküste Australiens ist die größte zusammenhängende Ansammlung von über 2900 einzelnen Korallenriffen der Erde. Im Jahr 1981 wurde es von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und es wird auch als eines der sieben Weltwunder der Natur bezeichnet.

Das Great Barrier Reef erstreckt sich nordöstlich an der Ostküste des Bundesstaates Queensland im Korallenmeer von der Torres-Straße bis zur Lady-Elliot-Insel, die etwa 75 Kilometer nordöstlich von Bundaberg liegt. Es ist im Laufe seiner Evolution auf eine Länge von gut 2300 Kilometern angewachsen und erreicht damit eine Ausdehnung vom 10. bis zum 24. südlichen Breitengrad. Als erste Europäer erblickte die Besatzung der HMS Endeavour unter dem Kommando des britischen Seefahrers James Cook das Great Barrier Reef, als er während seiner ersten Südseereise (1768–1771) von der Botany Bay kommend mit seinem Schiff entlang der Ostküste Australiens segelte und auf der Höhe des Cape Tribulation am 11. Juni 1770 auf Grund lief.

Das Riff verläuft am östlichen Rand des australischen Kontinentalsockels. Es liegt zwischen 30 Kilometern (bei Cairns) und rund 250 Kilometern (bei Gladstone) von der fast parallel verlaufenden australischen Ostküste entfernt. In den Gewässern des Great Barrier Reefs liegen ca. 1000 Inseln, wie z. B. die Whitsunday Islands oder das Dunk Island, und zahlreiche Sandbänke. Die Fläche des Great Barrier Reef beträgt etwa 347.800 km² und es kann mit bloßem Auge vom Weltraum aus gesehen werden.

Das Great Barrier Reef hatte 2020 laut mehreren in der PNAS veröffentlichten Studien mehr als die Hälfte seiner Korallen aufgrund hoher Wassertemperaturen infolge der globalen Erwärmung verloren.
Das Reef leidet (Stand Mai 2022) zum vierten Mal seit 2016 und zum sechsten Mal seit 1998 an einem großflächigen Korallenbleiche-Ereignis. Ursache der Bleiche sind gestiegene Meerestemperaturen; diese sind eine Folge der globalen Erwärmung. Die Bleiche verlangsamt Wachstum und Vermehrung und begünstigt häufigere Krankheiten der Korallen. Besonders „ernst bis extrem“ betroffen sind die Riffe zwischen Cairns und Mackay, die bis zum Beginn der COVID-19-Pandemie in Australien (März 2020) von vielen Touristen besucht wurden. Die durchschnittliche Meerwassertemperatur in der Region ist rund 1,5 Grad höher als vor 150 Jahren.

Klima

Das Riff liegt komplett in den Tropen und im Durchzugsgebiet südpazifischer Zyklone. Die Zyklon-Saison dauert von Oktober bis März, regenreich ist besonders der Herbst (Februar /März). Die monatliche Niederschlagsmenge reicht dann von 215 mm in Rockhampton im Süden des Riffs über 350 mm in Mackay und Townsville bis zu 525 mm in Cairns und auf der Kap-York-Halbinsel. Trocken ist es in diesem Gebiet zwischen März und Oktober.

Aufbau und Entstehung

Der Ursprung des Great Barrier Reefs liegt rund 600.000 Jahre zurück. Es ist insgesamt betrachtet kein geschlossenes Riffsystem, sondern setzt sich aus einer Vielzahl verschiedener Typen von Einzelriffen mit unterschiedlicher Entstehungsgeschichte zusammen.

Der nördliche – von der Torres-Straße bis ungefähr Cooktown reichende – Abschnitt des Great Barrier Reef entstand erst, nachdem sich die Nordspitze Australiens im Zuge der Kontinentalverschiebungen vor etwa 15 Millionen Jahren in tropische Breitengrade vorschob. Erst die dort vorherrschenden Bedingungen und die höhere Wassertemperatur ermöglichten die Ansiedlung von riffbildenden Steinkorallen-Polypen auf dem nahe der Küste gelegenen Kontinentalsockel. Die Riffbildung durch die kalkabsondernden Steinkorallen war jedoch kein kontinuierlicher Prozess. Als Folge der Eiszeiten und des damit verbundenen Absinkens des Meeresspiegels trockneten die besiedelten Gebiete mehrfach aus und die lebenden Korallenpolypen starben ab. Zurück blieben jeweils Erhebungen durch Küstenkalksteine, die im Laufe der Zeit durch Sedimentation entstanden waren. Während der ebenso regelmäßig wiederkehrenden Überflutungen – verursacht durch die auf jede Eiszeit folgenden Eisschmelzen – siedelten sich die Korallen auf dem verbliebenen Sedimentgestein immer wieder erneut an und schufen weitere Kalkberge, die der Nachfolgegeneration jeweils als Fundament dienten.

Durch diese Prozesse entstand im Laufe der Zeit im nördlichen Teil des Riffs ein relativ zusammenhängendes Gebilde von Korallenriffen, das im Wesentlichen aus Riffen des Typs Barriere-Riff besteht. Durch die fortwährende Meeresboden-Absenkung bzw. den Meeresspiegelanstieg wächst diese Riffbarriere auf dem Kontinentalsockel seewärts. Zur Küstenseite ist das Riff durch eine breite und zwischen 50 und 100 Meter tiefe, mit kleineren Riffen und Korallenbänken durchzogene Lagune vom Festland getrennt. Auf der vom Festland abgewandten Seite – dem Outer Reef – fällt das Barriereriff, bzw. der Kontinentalabhang, an dem das Riff liegt, teilweise bis in 2000 Meter Tiefe zum Meeresboden hin steil ab.

Die mittleren und südlichen Teile des Riffs sind später entstanden. Die einzelnen Barriereriffe sind dort in wesentlich weniger kompakten Formationen angeordnet. In diesem Abschnitt des Riffs haben sich vermehrt Saum-Riffe (engl.: fringing reef) gebildet, die den Barriereriffen sehr ähnlich sind und sich ebenfalls überwiegend seewärts ausbreiten. Sie wachsen aber nicht am Rand des Kontinentalsockels, sondern in direkter Küstennähe und haben zum Festland hin meist nur eine wenige Meter tiefe Lagune, die durch Erosion entstanden ist.

Große Gebiete des Riffs gehörten früher zum Festland und wurden ebenfalls durch den steigenden Meereswasserspiegel überflutet. So sind auch die meisten zum Riff gehörenden Inseln die Spitzen versunkener Berge. Sie stammen von einem Küstengebirge, welches während der letzten Eiszeit vom Festland abgetrennt wurde. Sie bestehen im Gegensatz zu echten Koralleninseln aus festem Gestein und sind meist von einem schmalen Saumriff umgeben, welches unmittelbar an deren Ufer wächst.

Auf den ebenen Anhöhen der versunkenen Gebiete – die nun ebenfalls dem Kontinentalsockel zugerechnet werden – haben sich Plattform-Riffe (engl.: platform reef) unterschiedlicher Größe gebildet. Sie sind auf jenen Flächen entstanden, wo der Meeresboden so weit an den Meeresspiegel heranreichte, dass der Lichteinfall stark genug war, um eine Ansiedlung von Korallen zu ermöglichen. Einige Plattformriffe erreichen inzwischen einen Durchmesser von bis zu 15 Kilometern.

Die sichtbaren Teile der farbenprächtigen Korallenriffe stammen aus der letzten Kaltzeit, die etwa 10.000 Jahre zurückliegt. Von diesem Zeitpunkt an konnten sich die unterschiedlichen Korallenarten wieder auf den verbliebenen Kalksteinen ansiedeln und zum einzigartig vielfältigen Lebensraum unzähliger Tierarten und Pflanzen werden. Auch in der Zukunft wird das Riff sowohl sein Aussehen als auch seine Ausdehnung verändern.

Flora und Fauna

Das Great Barrier Reef bildet mit seinen 359 Steinkorallenarten die größte von Lebewesen geschaffene Struktur auf der Erde. Es bietet Lebensraum für eine Vielzahl von weiteren Arten; unter anderem sind dort 80 Arten von Weichkorallen und Seefedern, über 1500 Fischarten, 1500 Schwammarten, 5000 Arten von Weichtieren, 800 Arten von Stachelhäutern wie zum Beispiel Seesternen, 500 verschiedene Arten von Seetang und 215 Vogelarten heimisch.
Man findet im Great Barrier Reef sechs von insgesamt sieben weltweit vorkommenden Arten von Meeresschildkröten. Darunter sind auch die vom Aussterben bedrohten unechten Karettschildkröten und die pazifischen Suppenschildkröten, die das Riff zur Eiablage nutzen. Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind die dort lebenden Dugongs (Seekühe). Ferner nutzen – neben weiteren dort vorkommenden Walarten – die nahe der Antarktis lebenden Buckelwale die warmen Gewässer zum Gebären ihrer Jungen.
Die zackigen und verästelten Korallenstöcke bieten Schnecken und seltenen Muscheln wie zum Beispiel Arthritica-Arten oder Stachelschnecken wie etwa Murex pecten ideale Bedingungen.

Korallenstock mit einem Blauen Seestern (Linckia laevigata)

Der Kupferstreifen-Pinzettfisch aus der Familie der Falterfische ist in seichten Lagunen mit dichtem Korallenbewuchs zu finden. 

Suppenschildkröte (Chelonia mydas)

Ökosystem

Korallenriffe sind sehr empfindliche Ökosysteme. Jede Veränderung kann unvorhersehbare Schäden verursachen.
Korallen können nur in einem klaren, sonnendurchfluteten Gewässer mit sehr eingeschränktem Temperaturbereich, etwa zwischen 18 und 30 Grad Celsius, gedeihen und überleben. 

Eine Erhöhung der Wassertemperatur führt zum Abstoßen und anschließenden Absterben der Zooxanthellen, dem lebensnotwendigen Algenbewuchs der Korallen. Da diese Algen neben der symbiotischen Versorgung mit Nährstoffen auch für die Farbgebung der Koralle zuständig sind, verbleicht der Korallenstock, und das weiße Kalkgerüst wird sichtbar. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, weil die Algen aufgrund konstanter Wassererwärmung nicht nachwachsen können, sterben die Korallen an Nährstoffmangel.

Fortpflanzung der Korallen

Ein besonderes Ereignis stellt die jährliche farbenprächtige Korallenblüte dar, die der Vermehrung der Korallen dient. Diese findet am Great Barrier Reef während des australischen Frühjahrs im November statt und richtet sich nach einem von der Natur streng vorgegebenen Zeitplan. Die den Zeitpunkt beeinflussenden Faktoren sind die Wassertemperatur von etwa 27 °C, die Tageslänge und die Mondphase. Nur ein minutiös aufeinander abgestimmter Ausstoß der Eizellen und Samen in großer Menge gewährleistet unter den durch Fressfeinde und starke Meeresströmungen verursachten schwierigen Bedingungen eine erfolgreiche Fortpflanzung der Tiere.

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Acropora-Steinkorallen geben Eizellen und Spermien ins freie Wasser ab. Die Aufnahme entstand bei der australischen Insel Magnetic Island im Great Barrier Reef.

Schäden und Gefährdung

Die Existenz des Great Barrier Reefs sowie seiner großen Biodiversität ist durch den anthropogenen Treibhauseffekt sowie die dadurch einhergehende Veränderung der Gewässerchemie der Ozeane erheblich bedroht: Zwischen 1985 und 2012 ging die Korallenbedeckung von 28 auf 13,8 Prozent zurück; ein weiterer Rückgang auf fünf bis zehn Prozent binnen zehn Jahren gilt infolge des Treibhausgasausstoßes als wahrscheinlich.
Ende August 2019 stufte Australien die Perspektive des Great Barrier Reefs auf das niedrigste Niveau zurück – von „schlecht“ auf „sehr schlecht“.
2022 haben Forscher allerdings das stärkste Korallenwachstum seit 36 Jahren festgestellt. Dieses Wachstum liegt vorwiegend an der empfindlichen Steinkorallengattung Acropora und kann daher schnell wieder aufhören.

Globale Erwärmung (Korallenbleichen)

Durch die steigenden Ozeantemperaturen infolge der menschengemachten globalen Erwärmung erlebte das Great Barrier Reef 1998, 2002, 2016, 2017, 2020 und 2022 insgesamt sechs großflächige Korallenbleichen. Zwischen 1985 und 2012 verlor das Riff die Hälfte seiner Korallen. Im Jahr 2020 wurde eine Studie mit ähnlichen Ergebnissen veröffentlicht. Bereits 2002 waren 60 bis 95 Prozent des Riffs geschädigt. Der Großteil konnte sich wieder erholen – 5 % des Riffs wurden jedoch in so gravierender Weise zerstört, dass es mehrere Jahre bis Jahrzehnte dauern wird, bis sich das Riff von den Schäden wieder vollständig erholt hat.
Ein weiteres durch die Erderwärmung verursachtes Problem sind Zyklone, die in ihrer Intensität zugenommen haben, und mit ihren Wellen große Bereiche zerstören können. Die Versauerung der Meere durch Aufnahme von Kohlenstoffdioxid hat nachweislich die Wachstumsrate der Steinkorallen reduziert.

Gefährdung durch die Kohleindustrie

Die australische Regierung hat im Dezember 2013 den Ausbau des Kohlehafens Abbot Point am Great Barrier Reef zum größten Kohlehafen der Welt genehmigt. Zu diesem Zweck sollen drei Millionen Kubikmeter Schlamm abgebaggert und im Meer entsorgt werden. Umweltschützer befürchten massive Schäden durch den Schlamm im Riff. Über den Hafen sollen Kohlevorkommen aus dem Galilee-Becken in Queensland (Steinkohlebergwerk Carmichael) mit einem geschätzten Marktwert von 28 Milliarden US-Dollar erschlossen werden.
Über Jahrzehnte war das Abkippen von Baggergut im Meer die Norm. Erst im November 2015 erließ das Parlament von Queensland ein entsprechendes Verbot im gesamten Gebiet des Great Barrier Reef, um die zerstörerische Praxis zu beenden.

Natürliche Faktoren

Ein natürlicher, auch zerstörerischer Feind ist der giftige Dornenkronenseestern. Er tritt in zeitlichen Abständen massiv auf und verschwindet dann wieder. Sein noch unerforschtes Auftreten hinterlässt komplett abgestorbene Riffsektionen, da er die lebenden Korallenpolypen aus ihren schützenden Kalkgehäusen saugt und auffrisst. Die Gefährdung des Riffs durch den Dornenkronenseestern ist in den letzten 50 Jahren drastisch gestiegen, vermutlich, weil Düngemittel, die durch den Regen in die Flüsse und von dort in die Meere geschwemmt werden, zu seiner Vermehrung beitragen, da sich die Larven der Dornenkronen von Algen ernähren, deren Wachstum durch die eingeschwemmten Nährstoffe gefördert wird. Gleichzeitig nimmt durch die Überfischung der Weltmeere die Zahl der Fressfeinde von Larven und ausgewachsenen Dornenkronen dramatisch ab.

Der Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) ist ein Räuber, der sich von Steinkorallen ernährt (corallivor). 

Der Dornenkronenseestern ist in den tropischen Zonen des gesamten Indopazifiks verbreitet. 

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