Quallen und Hydrozoen
Auf dieser Seite soll es um die Medusen bildenden Nesseltiere (Medusozoa), also Stiel-, Würfel- und Schirmquallen, sowie Hydrozoen gehen. Unter den Hydrozoen gibt es sowohl Arten, die Quallen (Medusen) ausbilden, als auch reine Polypen, wie beispielsweise die Süßwasserpolypen der Gattung Hydra, auch diese werden hier behandelt.
Auf dem Bild:
Gepunktete Wurzelmundqualle (Phyllorhiza punctata)
Die Klassen der Nesseltiere:
- Die Blumentiere (Anthozoa) umfassen ungefähr 7500 Arten, darunter die Seeanemonen, die Stein- und Oktokorallen. Ein Medusenstadium ist in dieser Klasse unbekannt. Die Blumentiere werden auf einer eigenen Seite genauer behandelt!
- Die Stielquallen (Staurozoa) sind sessile Quallen mit einem polypenartigen Stiel. Es gibt etwa 50 Arten.
- Die Würfelquallen (Cubozoa) umfassen etwa 50 Arten. Zu ihnen zählen unter anderem die als Seewespen bezeichneten Arten Chironex fleckeri und Chiropsalmus quadrigatus, die über ein hochpotentes Gift verfügen.
- Zu den Schirmquallen (Scyphozoa) gehören etwa 200 Arten, die meist als Medusen auftreten.
- Die Hydrozoen (Hydrozoa) sind die vielgestaltigste Gruppe und enthalten etwa 3500 Arten. Das Spektrum reicht hier von vielen quallenartigen Formen über die Staatsquallen, die sessilen Nesselfarne, die tropischen Feuer- und Filigrankorallen bis zu den Bäumchenpolypen (Sertularia), die auch in der Nordsee vorkommen. Auch die Süßwasserquallen zählen zu den Hydrozoen. Die Hydrozoa zeigen häufig einen Generationswechsel zwischen Medusen- und Polypform.
- Keiner Klasse zugeordnet werden die parasitischen Myxozoa und Polypodium hydriforme, welche die Schwestergruppe der Medusozoa darstellen.
Polypen und Medusen
Die zwei wichtigsten Formentypen der Nesseltiere sind Polyp und Meduse, die als unterschiedliche Lebensstadien bei ein und derselben Art auftreten können. Einige Nesseltiergruppen, wie z.B. Hydrozoen oder Blumentiere durchlaufen kein Medusenstadium.
Die Medusen, auch als Quallen bekannt, haben ein hut- oder glockenförmiges Aussehen und schwimmen meist passiv in den Meeresströmungen mit. Ihre Tentakel hängen frei nach unten. Durch koordinierte Muskelkontraktionen gegen das im Gastralraum enthaltene Wasser können sie sich allerdings auch aktiv fortbewegen – sie nutzen dabei das Rückstoßprinzip.
Nesseltiere zeigen ein breites Größenspektrum: Die meisten Arten sind nur wenige Millimeter klein, manche noch kleiner. Auf der anderen Seite können Cyanea-Quallen einen Durchmesser von zwei Metern umfassen und Polypen der Gattung Branchiocerianthus eine ebensolche Länge erreichen. Bei manchen Arten werden die Tentakel bis zu dreißig Meter lang.
Die Graphik unten zeigt:
Anatomie einer Meduse, am Beispiel einer Schirmqualle.
Stielquallen
(Staurozoa)
Die Stielquallen oder Becherquallen (Stauromedusae, seit 2006 die einzige Ordnung der Staurozoa) sind sessil oder halbsessil, selten freilebende, solitäre, meist kleine (um 5 cm) Nesseltiere (Cnidaria) mit vierstrahligem Körperbau ohne Skelett. Sie leben ausschließlich im Meer an felsigen Küsten auf Seegras und Algen angeheftet, aber auch in der Tiefsee an Hydrothermalen Vents. Sie sind die einzige Ordnung der Klasse Staurozoa. Früher wurde die Ordnung Stauromedusae zu den Schirmquallen (Scyphozoa) gestellt.
Auf dem Bild:
Becherqualle (Haliclystus octoradiatus) an Seegras
Merkmale
Die Stauromedusae zeigen sowohl Merkmale der Polypen als auch der Medusen. Der Körper kann in einen becherförmigen, medusoiden Oberteil und einen polypoiden Stiel unterteilt werden. Der Kelch entspricht dem Schirm bei Medusen, die Innen- oder Oberseite der Subumbrella, die Außen- oder Unterseite der Exumbrella. Die Gallerte ist dünn, aber deutlich ausgebildet. Da die Tiere keine Schwimmbewegungen machen, ist der subumbrellare Ringmuskel zwar meist (noch) vorhanden, aber zurückgebildet. Bei den meisten Arten ist das medusoide Oberteil octoradial gegliedert. Am Schirmrand befinden sich in 8 Gruppen von je 20 – 100 angeordnete geknöpfte Tentakel. Es gibt atriche Haplonemen und microbasische heterotriche Eurytelen als Nesselkapseltypen. Zwischen den Tentakelarmen, in den Per- und Interradien, sitzen polsterförmige Randanker. Sie besitzen viele Drüsenzellen, scheiden ein klebriges Sekret aus und haben die Funktion von Haftpapillen. Der Kelch trägt die Gastralfilamente und die Gonaden.
Die halbsessilen Arten können sich mit einer verbreiterten Fußscheibe am Untergrund anheften und zur Nahrungsaufnahme oder nach Reizung wieder ablösen. Einige Arten scheiden eine chitinähnliche Substanz aus, die sich mit dem Substrat fest verbindet, so dass sie sich nicht mehr fortbewegen können. Es gibt einen Jahreszyklus in der Entwicklung.
Auf dem Bild:
Zwei Becherquallen (Haliclystus octoradiatus) im natürlichen Habitat
(Kieler Bucht, Ostsee)
Verbreitung und Lebensweise
Die Stielquallen sind weltweit verbreitet. Allerdings sind sie nirgendwo ausgesprochen häufig. 80 % der Arten sind auf die nördlichen Hemisphäre beschränkt. Die meisten Arten der Becher- und Stielquallen leben meist im gemäßigten bis kalten Gewässern felsiger Küsten, vom Gezeitenbereich bis in das flache Subtidal. Sie leben meist angeheftet auf Algen und Seegräser, wenige Arten (z. B. Stylocoronella riedli) sind auch freilebend im Interstitialbereich grober Sande gefunden worden. Lediglich Kishinouyea corbini kommt an der tropischen Küste von Espírito Santo, Brasilien und in Puerto Rico vor. Inzwischen wurden Stielquallen auch an den mittelozeanischen Rücken, an sogenannten Hydrothermalen Vents gefunden, wo sie sehr lokal z. T. ausgesprochen häufig sind. Die größte bekannte Tiefe, aus der Exemplare von Stielquallen bisher nachgewiesen wurden, ist 2700 m.
Über die Lebensweise ist sehr wenig bekannt. In den Mageninhalten von über 3700 untersuchten Exemplaren (Medusen) von Haliclystus auricula von Südchile wurden folgende Beutetiere nachgewiesen: harpacticoide Ruderfußkrebse (Copepoda) (68,4 %), gammaride Flohkrebse (Amphipoda) (15·4%), Zuckmücken-Larven (Chironomidae) (9,2 %) und Muschelkrebse (Ostracoda) (5,9 %). Sehr untergeordnet (1,1 %) fanden sich Tanzfliegen-Larven (Empididae), Vielborster, Asseln (Isopoda), juvenile decapode Krebse und Schnecken (Gastropoda).
Fortpflanzung
Stauromedusae sind getrenntgeschlechtlich. Die Eier gelangen durch Platzen der Gonadenwand in den Magen und werden durch den Mund in das Umgebungswasser abgegeben. Es gibt kein typisches Planula-Stadium, sondern eine wurmförmige, unbegeißelte Larve, die Kriechbewegungen ausführen kann. Dem Kriechstadium fehlt ein Gastralraum, das Entoderm ist geldrollenartig gestapelt. Die Kriechlarven können sich asexuell durch Knospung vermehren. Nach der Anheftung wandelt sich die Larve zunächst in eine polypoide Form um, später durch Differenzierung in die typische Becherform. Bei den meisten Arten verläuft die Entwicklung über ein Ruhestadium. Der Polyp zieht sich zusammen und bildet eine Hülle aus (Encystierung), in der er u. U. Monate überdauert, bevor er sich zur typischen Stielqualle umbildet. Bei erwachsenen Tieren wurde bisher keine ungeschlechtliche Vermehrung beobachtet, sie vermehren sich ausschließlich geschlechtlich. Eine Besonderheit lässt sich bei der Art Stylocoronella riedli beobachten. Hier besitzt bereits der Polyp Pigmentaugen. Dies ist bisher einzigartig im Phylum der Nesseltiere.
Die Stauromedusae sind im Sommer geschlechtsreif und sterben nach der Fortpflanzung ab. Im Winter vermehren sie sich ungeschlechtlich aus dem Larvalstadium. Einige größere Arten sind vermutlich mehrjährig.
Auf den Bildern:
Becherqualle (Haliclystus octoradiatus)
von verschiedenen Seiten aufgenommen.
Würfelquallen
(Cubozoa)
Die Würfelquallen (Cubozoa) bilden eine kleine, fast ausschließlich marin vorkommende Klasse der Nesseltiere (Cnidaria) mit derzeit etwa 50 beschriebenen Arten. Der Name rührt vom würfel- (bis quader-)förmigen Schirm der Meduse her. Es handelt sich um einzeln lebende Nesseltiere mit festsitzendem Polypenstadium und freilebendem Medusenstadium.
Die Medusenbildung erfolgt meist durch vollständige Metamorphose des Polypen, seltener durch eine besondere Form der Strobilation (Abschnürung). Sie kommen weltweit meist in tropischen und subtropischen Meeren vor. Selten dringen einzelne Arten auch in gemäßigte Breiten vor. Die Polypenentwicklung findet bei einigen Arten auch in ästuarinen Bereichen (Brackwasser) mit wechselnden Salzgehalten statt. Würfelquallen sind aktive, räuberisch lebende Tiere, die in ihrem Bewegungs- und Wanderungsverhalten eher mit Fischen zu vergleichen sind. Sie gehören damit zum Nekton der Meere.
Auf dem Bild:
Würfelquallen im Two Oceans Aquarium, Kapstadt (Südafrika)
Geographische Verbreitung
Die meisten Arten der Würfelquallen sind Bewohner der flachen Küstengewässer tropischer und subtropischer Gewässer von Indo-Pazifik und Atlantik. Nur wenige Arten dringen auch in gemäßigte Breiten vor, so beispielsweise Carybdea marsupialis bis ins Mittelmeer und an die portugiesische Küste. Das Verbreitungsgebiet von Tamoya haplonema reicht von der Karibik bis Cape Cod (im Südosten des Bundesstaates Massachusetts, USA). Carybdea rastonii ist von der Südspitze Australiens bis nach Hokkaidō (Japan) anzutreffen. Die jeweilige Diversität in einem Meeresgebiet ist meist nicht hoch. Es kommen im selben Verbreitungsgebiet meist nur zwei bis drei Arten vor.
Lebensweise
Ein abwechselndes Füllen und Entleeren ihrer Schirmhöhlung ermöglicht den Tieren eine Fortbewegung durch das Rückstoßprinzip. Es sind relativ schnelle Schwimmer, die zielgerichtet schwimmen, aber auch schnelle 180°-Wendungen durchführen können. Chironex fleckeri bewegt sich mit bis zu 414 m/h entlang der Küsten. Carybdea marsupialis pulsiert 120 bis 150 mal in der Minute und legt dabei 3 bis 6 m zurück (entspricht also 180 bis 360 m/h). Sie sind in Schwimm- und Wanderungsverhalten eher mit Fischen zu vergleichen. Die in der populärwissenschaftlichen Literatur oft kolportierte „planktonische“ Lebensweise der „Quallen“ trifft auf die Würfelquallen (Cubozoa) sicher nicht zu, sie gehören zum Nekton.
Bisher sind nur wenige Arten so gut erforscht, dass man den kompletten Lebenszyklus kennt. Meist sind nur die Medusenstadien beschrieben. Die Medusen sind meist in den flachen Küstengewässern (oberes Sublitoral) anzutreffen, wo sie Fische und Krebstiere jagen. Lediglich bei einer Art, Chirodectes maculatus wird angenommen, dass sie wohl ein Bewohner tieferer Gewässer des Schelfes ist. Die Entwicklung der meisten Arten ist stark saisonal gesteuert.
Die Medusen der Würfelquallen sind aktive Räuber, die sich von Zooplankton, vor allem Ruderfußkrebsen (Copepoda), Garnelen, Flohkrebsen (Amphipoda), Fischlarven und kleinen Fischen ernähren.
Nesselgifte der Cubozoa
Das Nesselgift der Würfelquallen gehört zu den stärksten Giften im Tierreich. Es dient dem Beutefang und der Verteidigung gegen Feinde. Das Gift, das sich in den Nesselkapseln der etwa 1,2 m langen Tentakel von Chironex fleckeri befindet, bewirkt den Tod eines Kindes, das damit in Berührung kommt, innerhalb weniger Minuten. Die Länge eines einzigen Tentakels einer erwachsenen Chironex fleckeri kann bis zu 3 Meter erreichen. Ein adultes Exemplar hat bis zu 60 Tentakel; das ergibt eine theoretische Gesamttentakellänge von 180 m. Das Gift eines einzigen Exemplars von Chironex fleckeri könnte somit theoretisch über 100 Menschen töten. Mitte der 2010er Jahre wurde über Todesfälle von Touristen auf den thailändischen Inseln Ko Pha-ngan und Ko Samui berichtet. Eine Vergiftung durch das Nesselgift einer anderen Gruppe von Würfelquallen („Irukandji-Gruppe“) löst das äußerst schmerzhafte Irukandji-Syndrom aus, das allerdings sehr selten tödlich verläuft. Bisher sind die Gifte und deren Strukturen kaum aufgeklärt, klar ist nur, dass diese aus Proteinen bestehen.
Warnschild vor Quallen („Marine Stingers“) im Wasser (in Queensland / Australien) – rechts daneben (im Rohr) liegt Essig zur Erst-Behandlung bereit
Manche Medizinische Ratgeber empfehlen außerdem, die Stiche in keinem Fall mit Essig oder Süßwasser auszuwaschen, andere Quellen empfehlen Essig zur Beruhigung der Haut. In jedem Fall wird empfohlen mit Salzwasser die Überreste der Tentakel vorsichtig zu entfernen. Dabei sollten die Tentakel nicht berührt werden, weil sie weiter nesseln können. Heißes Wasser über 45 °C lässt die Eiweiße des Gifts denaturieren. Behandelt wird mit Zinkgluconat.
Auf dem Bild:
Quallen-Warnschilder sind an australischen Stränden allgegenwertig.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung kann sowohl im Polypenstadium als auch im Medusenstadium erfolgen. Im Polypenstadium wurde bisher nur die ungeschlechtliche Vermehrung durch Knospung beobachtet. Bei guter Ernährungslage des Polypen können sogar mehrere Knospen gleichzeitig gebildet werden. Sie lösen sich einzeln vom Körper des "Mutter"-Polypen ab und kriechen davon. Der Polyp nimmt ein besonderes Entwicklungsstadium ein, den Kriechpolypen. Dabei streckt sich der Polyp sehr stark und bewegt sich mit den kontrahierten Tentakeln voraus (z. B. Carybdea marsupialis). Die Kriechphase dauert etwa zwei bis drei Tage, dann heftet sich der Polyp auf einem geeigneten Festgrund an und wird zum "normalen" Polypen, der sich wieder durch Knospung vermehren, oder durch Metamorphose in eine Meduse umwandeln kann. Im Medusenstadium kommt nur die geschlechtliche Fortpflanzung vor.
Vertreter der Würfelquallen:
Seewespe
(Chironex fleckeri)
Chironex fleckeri, auch bekannt als Seewespe, ist eine Art der Würfelquallen, die an den pazifischen Stränden Nordaustraliens beheimatet und aufgrund ihres Giftes gefürchtet ist. Um sich vor den Tieren zu schützen, werden in Australien ganze Badestrände seeseitig eingezäunt oder man geht mit einem nesselsicheren Tauch-, Surf- oder Quallenschutzanzug ins Wasser.
Als Seewespe bezeichnet man auch einige verwandte Arten der Familie mit vergleichbarer, aber meist etwas schwächerer Giftwirkung, die nicht nur in Australien, sondern von den Stränden des Pazifiks bis zu den Philippinen und nach Japan beheimatet sind. Diese wurden früher zur „Art“ Chiropsalmus quadrigatus zusammengefasst.
Chironex yamaguchii
Chironex yamaguchii ist eine Art der Würfelquallen (Cubozoa) aus der Familie der Chirodropidae. Die Art ist sehr giftig und kann beim Menschen tödliche Vergiftungen auslösen. Das Artepitheton ehrt Prof. Masashi Yamaguchi, der viel zum Verständnis der Japanischen Würfelquallen und zur Frühontogenie von Chironex fleckeri beitrug.
Das Bild zeigt Chironex yamaguchii, im Aquarium von Enoshima, Japan.
Irukandji-Qualle
(Carukia barnesi)
Carukia barnesi, auch Irukandji genannt, ist eine Art der Klasse der Würfelquallen (Cubozoa) innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria). Sie kommt hauptsächlich in den australischen Küstengewässern, insbesondere vor Queensland und dem Northern Territory vor. Diese Quallenart wurde vom australischen Arzt Jack Barnes 1961 entdeckt und nach ihm benannt. Das Nesselgift dieser Art kann beim Menschen das äußerst schmerzhafte Irukandji-Syndrom auslösen.
Das Irukandji-Syndrom ist eine Vergiftung des menschlichen Organismus durch Nesselgifte einer kleinen Gruppe von Würfelquallen (Cubozoa). Die Vergiftung ist durch schwere Rücken-, Brust- und Bauchschmerzen, Brechreiz und Erbrechen, Kopfschmerzen und in schweren Fällen durch Lungenödeme gekennzeichnet. Es ist meist äußerst schmerzhaft, verläuft jedoch selten tödlich.
Schirmquallen
(Scyphozoa)
Schirmquallen oder Scheibenquallen (Scyphozoa) sind eine Klasse der Nesseltiere (Cnidaria). Sie werden auch als Echte Quallen bezeichnet. Die Schirmquallen bilden drei Ordnungen:
Kranzquallen (Coronatae), Fahnenquallen (Semaeostomae) und Wurzelmundquallen (Rhizostomeae). Zu den Scyphozoa gehören etwa 130 Arten. Die meist solitär lebenden Tiere werden durch große Medusen und kleine Polypen charakterisiert. Die Fortpflanzung erfolgt abwechselnd ungeschlechtlich, durch Abschnürung von Ephyralarven vom sessilen Polypen (Strobilation), und geschlechtlich, eine so genannte Metagenese.
Auf dem Bild:
Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata)
Anatomie
Schirmquallen sind durchsichtige Tiere aus einer dicken Gallertmasse mit am Schirmrand entspringenden Tentakeln. Hier sitzen auch Licht- und Tastorgane, die Rhopalien. Die Schirmquallen besitzen Schwimmglocken. Die Tentakel können bis zu 30 m lang werden, an ihnen sitzen die giftigen Nesselkapseln. Der Körper einer Qualle besteht zu 98 % aus Wasser. Einige Schirmquallen werden nur wenige Millimeter groß, andere können aber bis zu 2 m Schirmdurchmesser erreichen.
Die meisten der Küstenformen bilden in ihrem Larvenstadium einen „Scyphopolypen“ mit genau vier Gastralkammern. Er verwandelt sich asexuell in einen Stapel winziger Medusenlarven, ein als Strobilation bezeichneter Vorgang. Die Medusenlarve wird auch „Ephyra“ genannt und wird nach einer Weile im Plankton zur fertigen Qualle.
Vorkommen
Die meisten Quallenarten sind auf die Küstennähe beschränkt, weil sie zu ihrer Fortpflanzung während der Polypengeneration in festsitzender Lebensweise auf ein geeignetes Substrat angewiesen sind. Es gibt aber auch Hochseequallen, die sich im offenen Meer vermehren und keine Polypengeneration bilden.
Ordnungen der Schirmquallen:
- Fahnenquallen (Semaeostomeae)
- Kranzquallen (Coronatae)
- Wurzelmundquallen (Rhizostomeae)
Ordnung Fahnenquallen
(Semaeostomeae)
Die Fahnenquallen (Semaeostomeae) oder Fahnenmundquallen sind eine Ordnung der Schirmquallen (Scyphozoa). Sie leben mit etwa fünfzig Arten pelagisch in den oberen Schichten der Weltmeere.
Fahnenquallen haben eine typische Quallenform mit einem eher flachen Schirm und nur kleinen Randlappen. An ihrer Mundöffnung tragen sie die vier Fahnen genannten, lang ausgezogenen Kanten des Mundrohres. Sie sind relativ durchsichtig und haben oft eine blaue, gelbe, grüne oder violette Zeichnung. Da sie oft in großen Schwärmen vorkommen kann die Meeresoberfläche von ihnen gefärbt erscheinen. Fahnenquallen können Schirmdurchmesser von wenigen Zentimetern bis über zwei Meter, wie bei einigen Feuerquallen aus der Familie Cyaneidae erreichen. Die becherförmige Polypengeneration ist zwei bis sieben Millimeter klein.
Zu den Fahnenquallen gehören u.a. die aus der Ostsee und Nordsee bekannte Ohrenqualle (Aurelia aurita), die Kompassqualle (Chrysaora melanaster), die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata), die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) und die Blaue Nesselqualle (Cyanea lamarckii).
Vertreter der Fahnenquallen:
Kompassqualle
(Chrysaora hysoscella)
Bild oben:
Kompassqualle im Aquarium von Genua.
Die Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) ist eine im Atlantik, im Mittelmeer, der Nordsee und im Kattegat vorkommende Schirmquallenart. Sie erreicht einen Schirmdurchmesser von etwa 25 bis 30 cm (maximal 35 cm) und ist durch die charakteristische Zeichnung mit radiär angeordneten und an eine Kompassrose erinnernden gelbbraunen, orangen, roten oder dunkelbraunen Bändern gut zu erkennen. Die Enden der Tentakel, die oft auch fehlen, sind spiralförmig aufgewickelt und besitzen Nesselzellen, die durch ihr Nesselgift bei Menschen Hautreizungen und Irritationen, wozu auch Kreislaufbeschwerden u. ä. zählen, hervorrufen können.
Eine spannende Begegnung
am 13. Mai 2023
Beim Schnorcheln, in der Nähe von Rovinj (Kroatien) ist mir, wenige Meter vom Ufer entfernt, eine Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) begegnet. So manch Anderen hätte eine solche Begegnung vor Schreck wahrscheinlich erstarren und aus dem Wasser fliehen lassen, zumal die meisten Menschen, diese Qualle gar nicht erst gesehen, sondern im schlimmsten Fall gespürt hätten, denn die wenigen Leute, die bei den erfrischenden 15 Grad Wassertemperatur verrückt genug waren überhaupt ins Wasser zu gehen, sehr zu ihrem Nachteil, leider nicht mit Taucherbrille bewaffnet waren und ihnen dadurch das Geschehen unter Wasser gänzlich verborgen blieb. Für mich war es auf jeden Fall eine freudige Begegnung. Quallen sind Verwandte der Korallen und als weitere Vertreter der Nesseltiere nicht minder interessant. Noch spannender machte es die Tatsache, dass Kompassquallen in der nördlichen Adria eigentlich gar nicht oder nur in Ausnahmefällen vorkommen.
Die Sichtungen häufen sich allerdings in diesem Jahr, wie man diesem Artikel entnehmen kann:
Gefährliche Quallen in der Adria gesichtet !
Normalerweise kommen Kompassquallen eher im westlichen Teil des Mittelmeeres vor, von Italien über Frankreich bis zum Ost-Atlantik und zur Nordsee. Natürlich hielt ich etwas Abstand zur Kompassqualle, ihr Stich verursacht brennende Schmerzen und Kreislaufbeschwerden und so spannend die Entdeckung auch war, wollte ich mir direkten Körperkontakt mit den Nesselzellen der Fangarme ersparen.
Chrysaora hysoscella im Enoshima Aquarium (Japan)
Chrysaora hysoscella von der Seite
Chrysaora hysoscella von oben
Kompassqualle im Spülsaum der Nordsee (Insel Juist)
Gestrandete Kompassqualle in Noordwijk aan Zee (Niederlande)
Auszug aus dem Werk:
A naturalist's rambles on the Devonshire coast (Plate XXVII)
Modell von Chrysaora hysoscella im National Museum of Ireland (Dublin).
Kompassquallen in einem Aquarium
Pazifische Kompassqualle
(Chrysaora fuscescens)
Auf dem Bild:
Pazifische Kompassquallen im Baltimore National Aquarium.
Ohrenqualle
(Aurelia aurita)
Die Ohrenqualle gehört zur Klasse der Schirmquallen (Scyphozoa) innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria). Sie ist nahezu weltweit in den Ozeanen von etwa 70° Nord bis etwa 55° Süd verbreitet. Sie kommt auch an der deutschen Nordseeküste und in den westlichen Bereichen der Ostsee vor, da hier der Salzgehalt des Wassers für ihre Lebensbedürfnisse noch ausreichend ist. Die Fortpflanzung findet in der westlichen Ostsee bis in die südliche Boddensee statt. Neuere molekulargenetische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass es sich um einen Komplex von mehreren kryptischen Arten handelt.
Leuchtqualle
(Pelagia noctiluca)
Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca), auch Feuerqualle genannt, ist eine Schirmqualle aus der Familie der Pelagiidae und gehört zu den wenigen europäischen Quallen, deren Nesselkapseln die menschliche Haut durchdringen können. Die mikroskopisch kleinen Harpunen der Nesselzellen durchdringen die menschliche Haut. Das Nesselgift löst eine sofortige Kontakturtikaria aus, die schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich ist.
Ihren Artnamen noctiluca – „die Nachtleuchtende“ – verdankt sie ihrem schwachen, nächtlichen Leuchten, das bei Erschütterung der Qualle sichtbar wird (Biolumineszenz).
Die Leuchtqualle lebt kosmopolitisch in wärmeren Meeren (zum Beispiel dem Mittelmeer, dem Roten Meer und im Golf von Mexiko) und tritt meist in Schwärmen auf. Dabei können die Wanderpopulationen kilometerlang sein und in einer Tiefe von bis zu 20 m auftreten. Pelagia noctiluca macht kein sessiles Polypenstadium durch, die adulten Tiere entlassen im Herbst voll entwickelte Jungmedusen. Die übliche Beute dieser Qualle sind freischwimmende Seescheiden, kleinere Quallen und Zooplankton.
Gattung Haarquallen
(Cyanea)
Die Haarquallen oder Nesselquallen (Cyanea) sind eine Gattung aus der Familie Cyaneidae in der Ordnung der Fahnenquallen (Semaeostomeae). Die farbigen Schirmquallen haben oft lange Tentakel und kommen in gemäßigten und kalten Meeren vor.
Die Arten der Gattung Cyanea finden sich überwiegend im nördlichen Atlantik und Pazifik sowie im südlichen Pazifik (an den Küsten von Neuseeland und Australien), es gibt jedoch Haarquallen in den Meeren aller Klimazonen.
Quallen der Gattung Cyanea zeichnen sich durch ihre bunte Färbung ihre großen Schirme und ihre langen Tentakeln aus, die mit Nesselzellen besetzt sind.
Unter jedem der acht Randlappen der Tiere entspringen etwa 100 Tentakeln, deren Länge den 15-fachen Schirmdurchmesser erreichen können.
Auf dem Bild:
Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata) in der Ostsee
Auch Quallen derselben Spezies bilden unterschiedliche Farbvarianten aus, was mitunter ihre Zuordnung erschwert. Im östlichen Nordatlantik bilden Blaue Nesselquallen beispielsweise gelbliche, bläuliche, blaue, lilafarbene, graue und fast schwarze Varianten aus, während Gelbe Haarquallen sowohl gelb als auch orange sowie hell- oder dunkelrot, bis hin zu rostfarben sein können.
Zu den größten Arten zählt die Gelbe Haarqualle (auch Riesenqualle genannt), die einen Durchmesser von bis zu 2 Metern erreicht und Tentakeln von bis zu 40 m Länge ausbildet. In Nordsee und Ostsee bleibt dieselbe Art mit einem Durchmesser von etwa 50 Zentimetern deutlich kleiner.
Vertreter der Haarquallen:
Gelbe Haarqualle
(Cyanea capillata)
Auf dem Bild:
Gelbe Haarqualle von der Seite.
Die Gelbe Haarqualle aus der Ordnung der Fahnenquallen (Semaeostomeae) ist auch unter dem Namen Gelbe Nesselqualle bekannt und wird von den Küstenbewohnern meist umgangssprachlich als „Feuerqualle“ oder Löwenmähne bezeichnet.
Der Schirm misst bis zu einem Meter im Durchmesser und erscheint dunkelrot bis gelb. Die Qualle besitzt 70 bis 150 Randtentakel je Gruppe, die bis zu 30 Meter lang werden können. Sie ähnelt der Blauen Nesselqualle, ist jedoch größer als sie und hat eine andere Färbung.
Das Berühren der feinen Tentakel der Gelben Haarqualle löst die Nesselzellen aus, die die Haut mit dem Nesselschlauch durchdringen und ein Gift in das Opfer injizieren. Es kommt zu allergischen Reaktionen der Haut, sie ist gerötet, angeschwollen und brennt. Die Verletzung wird medizinisch wie eine Verbrennung behandelt.
In der Krimi-Kurzgeschichte Die Löwenmähne des Schriftstellers Arthur Conan Doyle hat der britische Detektiv Sherlock Holmes einen Todesfall aufzuklären, der auf der Verletzung des Opfers durch eine Gelbe Haarqualle beruht.
Auf dem Bild:
Orange Cyanea capillata vor Island.
Gelbe Haarquallen finden sich im Atlantik, im Ärmelkanal, in der Nord- und der westlichen Ostsee. Im Januar 2019 wurde ein Exemplar im Pazifik vor der thailändischen Insel Ko Tao gesichtet.
Gelbe Haarquallen sind pelagische Tiere, das heißt, sie leben freischwimmend im offenen Wasser. Die Tiere leben in kleineren Schwärmen und ernähren sich fast ausschließlich von Zooplankton. Sie fangen die Beute, indem sie sich wie ein Schirm ausbreiten und sich langsam zu Boden sinken lassen. So verfängt sich kleines Krebsgetier in ihren Tentakeln.
Auf dem Bild:
Gelbe Haarqualle von oben.
Auf dem Bild:
Cyanea capillata in hellem Lila
Auf dem Bild:
Leuchtend rote Haarqualle.
Cyanea versicolor
Blaue Nesselqualle
(Cyanea lamarckii)
Die Blaue Nesselqualle (Cyanea lamarckii) ist eine Art aus der Ordnung der Fahnenquallen. Auf der Unterseite des Schirms finden sich hohle Tentakeln in acht hufeisenförmigen bis rechteckigen Gruppen zu je 40 bis 60 Stück, die bei sehr großen Exemplaren bis zu 100 Zentimeter lang werden können. Aus der Oberfläche des Schirmes stehen Nesselzellen in Gruppen hervor. Ungeachtet ihres Namens variiert die Färbung von durchsichtig zu blassgelb beziehungsweise blassbraun über grau hin zu hellblau oder violett, junge Exemplare sind häufig noch farblos. Bei stark blau gefärbten Exemplaren wird die innere Struktur des Schirmes deutlich nachgezeichnet.
Das mittig an der Unterseite des Schirms liegende, kurze und dicke Manubrium (die Mundröhre) geht über in vier breite und vorhangähnlich gefaltete Lippen, die gelb bis weißlich gefärbt sein können; die dicken Mundarme sind etwas kürzer als der Schirmdurchmesser. Die vier blass rosa Gonaden liegen um die Mundarme herum und hängen frei von der Unterseite des Schirms herab.
Die Blaue Nesselqualle ähnelt der verwandten Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata). Von dieser ist sie zu unterscheiden anhand ihrer Größe (C. capillata erreicht bis zu 50 Zentimeter Schirmdurchmesser), ihrer Färbung (C. capillata ist dunkelrot bis braun) und der Anzahl der Randtentakeln (C. capillata: 70 bis 150 Stück je Gruppe).
Die Tiere ernähren sich von größerem Zooplankton wie zum Beispiel Hydrozoa. Um diese zu fangen, unterbrechen sie ihre Schwimmbewegungen, breiten ihre Randtentakeln wie ein Netz aus und lassen sich im Wasser niedersinken.
Blaue Nesselquallen finden sich von Skandinavien bis zum Atlantik, in der Nordsee und Ostsee. Sie sind pelagische Tiere, leben also freischwimmend im offenen Wasser. Die Blaue Nesselqualle ist neben der Gelben Haarqualle (Cyanea capillata) und der Kompassqualle (Chrysaora melanaster) eine der wenigen Quallenarten, die häufiger auftreten und auch dem Menschen unangenehm werden können. Das Berühren der Tentakel löst die Nesselzellen aus, die mit dem Nesselschlauch die Haut durchdringen und ein Gift injizieren. Die Haut errötet und schwillt punktuell an. Auch allergische Reaktionen sind möglich.
Ordnung Wurzelmundquallen
(Rhizostomeae)
Die Wurzelmundquallen (Rhizostomeae) sind eine Ordnung der Schirmquallen (Scyphozoa). Etwa 80 Arten sind bekannt, u. a. die an Europas Küsten lebende Lungenqualle (Rhizostoma pulmo), die einem Schirmdurchmesser von 60 bis 80 Zentimeter erreicht, die auch in der Nordsee vorkommende Wurzelmundqualle (Rhizostoma octopus) und die Spiegeleiqualle (Cotylorhiza tuberculata) aus dem Mittelmeer. Nemopilema nomurai ist die größte Wurzelmundqualle. Sie erreicht einen Durchmesser von bis zu zwei Metern und ein Gewicht von bis zu 200 Kilogramm. Ihre Tentakel werden bis zu 5 Meter lang.
Auf dem Bild:
Spiegeleiqualle (Cotylorhiza tuberculata)
Die Spiegeleiqualle gehört zu den Wurzelmundquallen (Rhizostomeae), die wiederum eine Ordnung der Schirmquallen sind.
Wurzelmundquallen haben einen schalenförmigen oder hochgewölbten Schirm, der tentakellos ist. Stattdessen ist das Mundrohr stark entwickelt, die Mundrohrkanten sind stielförmig verlängert und zu einem miteinander verfalteten, wurzelstockähnlichen Gebilde verwachsen. So sind in der Regel acht Arme mit zahlreichen, krausen Verzweigungen entstanden. Eine zentrale Mundöffnung fehlt. Sie wird durch zahlreiche kleine Poren in den Mundarmen ersetzt. Trotzdem können Wurzelmundquallen auch größere Beutetiere fressen. Sie werden durch die zahlreichen Nesselzellen an den Mundarmen betäubt, von diesen umschlossen und dann durch Verdauungssäfte, die von den Poren ausgeschieden werden, so weit aufgelöst, dass sie aufgenommen werden können.
Nutzung
In Japan und Südostasien werden Wurzelmundquallen, vor allem die Art Rhopilema esculenta gegessen. Jährlich werden viele tausend Tonnen gefangen und anschließend getrocknet oder gesalzen verkauft.
Vertreter der Wurzelmundquallen:
Lungenqualle
(Rhizostoma pulmo)
Die Lungenqualle ist eine von drei Arten aus der Gattung Rhizostoma in der Familie der Wurzelmundquallen (Rhizostomatidae). Der wissenschaftliche Name beruht auf der Form im Medusenstadium. Durchschnittlich erreicht die Lungenqualle einen Schirmdurchmesser von 60 cm, kann in Einzelfällen aber auch bis zu 90 cm groß werden, was sie zu einer der größten, im Mittelmeer vorkommenden, Quallenarten macht. Man kann sie leicht erkennen durch ihren weißen bis teilweise rosa Schirm mit einem blauen bis violetten Saum. Der Schirm besitzt Nesselzellen, welche aber nicht für den Menschen gefährlich werden können und nur in Ausnahmefällen zu einem Unwohlsein führen. Sie ernährt sich ihr gesamtes Leben in all ihren verschiedenen Entwicklungsstadien hindurch von Plankton, das sich in ihren Armen verfängt.
Auf dem Bild:
Lungenqualle im Hafenbecken von Triest (Nord-Italien).
Auf dem Bild:
Lungenqualle vor Korsika.
Spiegeleiqualle
(Cotylorhiza tuberculata)
Die Spiegeleiqualle hat einen weißlichen Schirm, mit einem Durchmesser von bis zu 35 Zentimetern, und eine gelbe, an den Dotter eines Spiegeleis erinnernde, Erhebung in der Mitte. Sie hat acht zentrale und viele kleine Arme, die in violetten knopfartigen Verdickungen enden.
Sie lebt im Mittelmeer, hauptsächlich in der Hochsee (Pelagial), meist nur knapp unter der Wasseroberfläche.
Sie kann sich aktiv fortbewegen und ist so relativ unabhängig von Meeresströmungen.
Die Spiegeleiqualle wird häufig von vielen kleinen Fischen begleitet, die in den Nesselfäden Schutz finden. Sie hat nur ein schwaches Nesselgift und ist für den Menschen ungefährlich.
Weibliche Spiegeleiquallen lassen kurz vor ihrem Tod viele Planulalarven frei. Diese sinken zu Boden und werden zu Polypen. Die 5 bis 10 Millimeter großen, 16 Tentakel tragenden Polypen schnüren im Frühjahr durch Knospung Ephyralarven ab, die im Laufe ihres Wachstums zu Medusen werden.
Auf dem Bild:
Badende mit Spiegeleiqualle und Rippenquallen im Mittelmeer. Spiegeleiquallen haben nur ein schwaches Nesselgift und sind für den Menschen harmlos.
Hutqualle
(Cephea cephea)
Die Hutqualle, auch Blumenkohlqualle genannt ist eine typische Vertreterin der Wurzelmundquallen aus den tropischen und subtropischen Gewässern des Indischen Ozeans und des westlichen Pazifiks bis Nordaustralien.
Auch im Roten Meer kommt die Hutqualle vor. Das Bild oben stammt von den Malediven.
Wie für Wurzelmundquallen üblich, besitzt sie nur ein schwaches Nesselgift und ist für den Menschen in der Regel ungefährlich.
Cephea cephea erreicht Größen von bis zu 60 cm. Die Lebensspanne beträgt meist zwischen drei und sechs Monaten. Die, zur Biolumineszenz fähige Hutqualle, lebt pelagisch auf Hoher See und lässt sich tagsüber in Tiefen bis über 900 Metern absinken während sie nachts zum Planktonfang an die Wasseroberfläche aufsteigt.
Die Qualle selbst steht dagegen häufig auf dem Speiseplan von Meeresschildkröten. In China und Japan gilt die Qualle als Delikatesse und wird in großen Mengen verzehrt.
Auf den Bildern unten:
Hutquallen (Cephea cephea)
Rhopilema esculentum
Rhopilema esculentum ist eine essbare Quallenart (Meduse) aus der Ordnung der Wurzelmundquallen (Scyphozoa).
Die Medusen erreichen einen Schirmdurchmesser von 25 bis 45 cm (seltener auch über 50 cm) und eine Schirmhöhe von 33 cm. Die Gallerte des Schirms wird in der Mitte bis zu 5 cm dick. Die Art erreicht ein Gewicht von 30 bis 50 kg.
Das Cnidom weist vier verschiedene Typen von Nesselzellen auf: a-Isorhizen, o-Anisorhizen, e-Anisorhizen und Eurytelen auf, wobei die e-Anisorhizen nur bei Exemplaren von 15 bis 30 mm Schirmdurchmesser vorkommen.
Der Stich der Nesselzellen von Rhopilema esculentum ist sehr schmerzhaft; vor allem Schwimmer und Fischer sind davon betroffen. Das Syndrom ruft oft Fieber, Erschöpfung, Muskelschmerzen, Atemschwierigkeiten oder einen Abfall des Blutdrucks hervor, und kann sogar zum Tod führen.
Die Medusen sind getrenntgeschlechtlich. Die Geschlechtsprodukte werden in das offene Wasser abgegeben, wo die Befruchtung stattfindet. Die ersten Planula-Larven erscheinen etwa sieben Stunden nach der Befruchtung. Nach drei bis vier Tagen metamorphosieren die meisten Planulae in Scyphostomae („Scyphopolypen“) mit zunächst vier Tentakeln. Die Anzahl der Tentakeln steigt auf 16 innerhalb von 15 bis 20 Tagen. Während dieser Zeit werden kontinuierlich auch Podozysten gebildet. Die Strobilation und Bildung von Ephyra-Larven findet bei 18 bis 20 °C etwa nach zwei Monaten statt. Dabei werden circa sechs bis zehn Ephyrae gebildet. Die Adultgröße wird nach etwa zwei bis drei Monaten erreicht.
Rhopilema esculentum kommt im Japanischen Meer, dem Gelben Meer (und seinen Nebenbuchten) und im Südchinesischen Meer vor. Die Entwicklung scheint in der Nähe der Küste unter brackischen Verhältnissen und im flachen Wasser stattzufinden.
Auf dem Bild:
Kantonesischer Quallensalat
2005 wurden in China bis zu 500 Millionen Ephyrae von Rhopilema esculentum in großen Wassertanks gezüchtet und in das offene Wasser entlassen, um die natürlichen Bestände aufzufrischen und zu ergänzen. In der Liaoning-Bucht, einer Nebenbucht des Gelben Meeres, wurdenim Jahr 2005 etwa 50 Millionen Rhopilema-Quallen mit einem Gesamtgewicht von etwa 100.000 Tonnen gefischt.
Gepunktete Wurzelmundqualle
(Phyllorhiza punctata)
Die Gepunktete Wurzelmundqualle (Phyllorhiza punctata) ist eine Schirmqualle, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet im Pazifischen und Indischen Ozean von Australien bis zu den Philippinen war, in den letzten Jahrzehnten aber auch als invasiver Organismus im Golf von Mexiko gesichtet wurde.
Es wird vermutet, dass sie eingeschleppt wurde.
Der Quallenschirm ist durchsichtig bis leicht bläulich und eher flach mit einem Durchmesser von bis zu 35 Zentimetern. Große Tiere können den doppelten Durchmesser annehmen. Die Gepunktete Wurzelmundqualle gehört deshalb zu den größten Quallen der Erde.
Der Schirm trägt mehrere weiße, kristalline und lichtbrechende Punkte. Am Rand des Schirms sind, wie für Arten aus der Ordnung der Wurzelmundquallen typisch, keine Tentakel vorhanden. Die Mundröhre (Manubrium) besteht aus acht dichotom angeordneten Armen mit zottenartigen Erweiterungen. Jeder Arm trägt 14 Hautfalten, die an ihrer Basis zusammengewachsen sind. In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebieten finden sich in ihrem Gewebe symbiontisch lebende Zooxanthellen, die eine braune Tinte produzieren.
Auf dem Bild:
Phyllorhiza punctata im Tiergarten Schönbrunn (Wien)
Auf dem Bild:
Phyllorhiza punctata im Tierpark Hagenbeck, Hamburg.
Nomura-Qualle
(Nemopilema nomurai)
Die Nomura-Qualle ist eine sehr große japanische Quallen-Art. Sie ist eine der größten bekannten Quallen und erreicht einen Durchmesser von bis zu zwei Metern und ein Gewicht von bis zu 200 Kilogramm. Ihre Tentakel werden bis zu fünf Meter lang. Sie ernährt sich ausschließlich von Plankton.
Sie kommen hauptsächlich in Gewässern zwischen China und Japan vor, vor allem aber im Gelben Meer und im Ostchinesischen Meer, wo sie sich vermutlich vermehren.
Während früher nur wenige Exemplare gesichtet wurden, findet man sie heute zu Milliarden vor den japanischen und südchinesischen Küsten.
Die Gründe dafür sind unter anderem die Überfischung der Meere, die globale Erwärmung und der Schmutz, der vor Chinas Südküsten in die Meere abgegeben wird.
Auf dem Bild:
Größenvergleich mit einem Taucher.
Eine wahrscheinliche, jedoch noch ungeklärte Ursache für die starke Vermehrung der Nomura-Quallen ist, dass sich die Larven (Planulalarven) der Nemopilema nomurai durch die veränderten Umweltbedingungen schneller entwickeln. Biologen vermuten, dass die Anzahl dieser Riesenquallen exponentiell steigt, wenn die beim Fischfang unerwünschten Quallen von den Fischern zunächst getötet und im Anschluss wieder ins Wasser befördert werden, da fast jede weibliche Qualle Millionen von Eiern mit sich trägt, die sich am Meeresboden festsetzen und aus denen nach Befruchtung die Polypen entstehen.
Auf dem Bild:
Nahaufnahme einer Nomura-Qualle.
Bei Menschen verursacht das Sekret, welches Nomura-Quallen über ihre Nesselzellen absondern, außer starken Schmerzen keine ernsthaften Verletzungen. Es existieren allerdings Berichte, bei denen es zu Lungenödemen mit Todesfolge kam. Aus diesem Grund tragen Fischer, die mit Begegnungen mit diesen Quallen rechnen, Schutzbrillen und -kleidung.
Durch alljährliche Bestandszuwächse kommt es in der japanischen Fischereiindustrie zu großen finanziellen Verlusten, da sich die Nomura-Quallen in den Netzen der Fischer verfangen. Die bereits in den Netzen gefangenen Fische werden durch das hohe Gewicht der Quallen zerquetscht sowie teilweise verschleimt und die Netze reißen unter der Last der Quallen.
Mangrovenqualle
(Cassiopea andromeda)
Cassiopea ist eine Gattung der Schirmquallen. Diese Quallen sind weltweit zu finden und leben häufig – aber nicht ausschließlich – in seichten, von Mangroven geprägten Küstengewässern. Dort halten sie sich bevorzugt auf sandigen oder von Seegras bewachsenen Flächen auf. Meistens trifft man sie in größeren Gruppen an.
Die Mangrovenquallen werden im Englischen auch Upside Down Jellyfish genannt, da sie nicht, wie andere Quallen, durch die Meeresströmung umhergetrieben wird, sondern sich dauerhaft am Meeresboden festsetzt.
Die Tentakel von Mangrovenquallen sind nach oben in Richtung Sonnenlicht gewandt, die Qualle steht kopf. Außerdem lebt diese Gattung in Symbiose mit Algen (Zooxanthellen), die sich in den Tentakelgeweben befinden und dort Photosynthese betreiben.Zwar besitzen Mangrovenquallen auch Nesselzellen (Nematocyten), die Cassiosomen, diese dienen aber vorrangig der Verteidigung und können beim Menschen leichte Juckreize und Hautirritationen verursachen.
Die Cassiosomen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie mit Schleim ins freie Wasser entlassen werden können und so außerhalb des Körpers der Qualle wirksam werden können. Dies wurde als eine Erklärung für das Phänomen des „stechenden Wassers“ postuliert, bei dem Taucher davon berichten, auch ohne Berührung einer Qualle ähnliche Hautreizungen zu spüren. Obwohl sie kein zentrales Nervensystem hat, wurde bei Cassiopea ein schlaf-ähnlicher Zustand beobachtet.
Die Karte zeigt:
Vorkommen der Cassiopeidae (Mangrovenquallen)
Mastigias papua
Mastigias papua ist eine Schirmqualle (Scyphozoa), die im Pazifischen Ozean in Lagunen und Inselseen vorkommt. Die Art hat durch ihr Massenvorkommen im Ongeim'l Tketau (Quallensee) auf dem der Insel Koror vorgelagerten Eiland Eil Malk (Palau) eine gewisse Bekanntheit unter Tauchsportinteressierten und in den Medien gefunden.
Der halbkugelige Schirm kann einen Durchmesser bis zu 200 mm erreichen. Die Grundfarbe einzelner Unterarten hat sich durch Einlagerung von Zooxanthellen zu Hellbraun abgewandelt.
Nach den bisher publizierten Daten ist die Art von Indonesien im Westen, über die Philippinen bis Japan, und im Süden über Papua-Neuguinea bis Palau verbreitet. Sollten sich die neueren molekularbiologischen Daten bestätigen, müsste das Verbreitungsgebiet der eigentlichen Mastigias papua wohl stark eingeschränkt werden. Die Tiere leben in Lagunen, Brackwasserseen, marinen Seen und in Mangroven-Zonen.
Ordnung Kranzquallen
(Coronatae)
Die Kranzquallen sind eine Ordnung der Schirmquallen (Scyphozoa). Derzeit sind 51 rsp. 57 Arten beschrieben. Sie kommen bis in sehr großen Tiefen vor und werden auch Tiefsee-Quallen genannt.
Die Coronaten sind sowohl im Litoral als auch in der Tiefsee borealer, subtropischer und tropischer Meere nachgewiesen.
Die meisten Arten der Coronatae sind metagenetisch, d. h., sie besitzen ein Polypen- und ein Medusenstadium. Bei einigen Arten ist das Medusenstadium jedoch reduziert oder die Medusen bleiben zeitlebens auf einem ephyraähnlichen Entwicklungsstadium stehen.
Der Schirm kann hoch gewölbt sein, die Form eines Fingerhutes haben, oder ganz flach sein. Der maximale Durchmesser beträgt 38 Zentimeter. Tiefseeformen sind meist violett, dunkelrot oder schwarzbraun gefärbt, je tiefer der Lebensraum liegt, umso dunkler ist ihre Färbung.
Die Polypen der Tiere werden bis zu neun Zentimeter lang und sind von einer aus Chitin bestehenden Peridermhülle umgeben, die nur den Polypenkopf freigibt. Bei der Kronenqualle (Periphylla periphylla) fehlt das Polypenstadium.
Kronenqualle
(Atolla wyvillei)
Atolla wyvillei ist eine Tiefsee-Kronenquallenart . Sie lebt weltweit in allen Ozeanen. Wie viele Tierarten der tieferen Meereszonen hat sie eine tiefrote Farbe und die Fähigkeit zur Biolumineszens. Wird die Qualle angegriffen kann sie Lichtblitze erzeugen, welche den Angreifer glauben lassen selbst angegriffen zu werden. Diese Fähigkeit hat ihr auch zu ihrem englischen Spitznamen "Alarm-Jellyfish" verholfen.
Kronenqualle
(Periphylla periphylla)
Auf dem Bild:
Eine Kronenqualle (Periphylla periphylla) hat einen Kalmar (Berryteuthis magister) erbeutet.
Periphylla periphylla ist eine leuchtende, rotgefärbte Tiefseequalle.
Sie bildet eine Ausnahme, die im Stamm der Nesseltiere sehr selten vorkommt. Die Meduse besitzt kein Polypenstadium und weist einen „holopelagischen“ Lebenszyklus auf. Die Meduse gibt befruchtete Eier in das Freiwasser ab und diese entwickeln sich direkt zur Meduse, wobei sich die Entwicklung der Meduse allein auf den hohen Dottervorrat des Eis stützt.
Die Qualle kommt in Tiefen von bis zu 7.000 Metern vor und ist perfekt an ihre dunkle Umgebung angepasst. Durch die Nutzung von Biolumineszenz leuchtet sie von innen. Die Lichtsignale dienen den Quallen zur Verständigung untereinander. Ein Gewicht von bis zu einer Tonne lastet auf jedem Quadratzentimeter der Tiere, die in der Tiefsee leben. Nachts verlässt die Kronenqualle die Tiefsee und schwimmt ihrer Nahrung, dem Plankton, entgegen. Mit vollen Mägen kehrt sie von der Oberfläche in die Tiefsee zurück. Von den Ausscheidungen der Kronenqualle ernähren sich andere Tiefseebewohner. Die leuchtend rote Kronenqualle erreicht eine Körpergröße von bis zu 30 Zentimetern. Sie besteht zu 90 % aus Wasser, der Rest sind Gewebe und Gallertmasse, die den Tieren ihre Form geben. Zwischen ihren Flügellappen sitzen winzige Sinneskolben. Durch sie kann die Kronenqualle hell und dunkel unterscheiden. Sie kommt in den Fjorden Norwegens und im Mittelmeer vor.
Hydrozoen
(Hydrozoa)
Die Hydrozoen (Hydrozoa) sind eine etwa 3200 bis 3500 Arten umfassende Klasse der Nesseltiere (Cnidaria). Sie werden in zwei Unterklassen unterteilt. Die in recht vielfältiger Erscheinungsform auftretenden Tiere durchlaufen zumeist ein Polypen- und ein Medusenstadium. Nur wenige Hydrozoen kommen im Süßwasser vor. Sie dienen als wichtiger Bioindikator, das heißt, als Zeigertier geben sie wichtige Hinweise zur Einschätzung des Zustandes der Umwelt und des Ökosystems.
Auf dem Bild:
Röhrenpolyp aus der Familie Tubulariidae.
Entwicklungszyklen
Hydrozoen sind meist getrenntgeschlechtlich, es gibt also männliche und weibliche Polypen. Diese bilden sehr häufig Kolonien, in denen es zu Polymorphismus kommt. Dabei treten Differenzierungen in Fresspolypen, mit nematocystenreichen Tentakeln, und Geschlechtspolypen, ohne Tentakel, auf. Diese sind dann über einen gemeinsamen Gastralraum verbunden. Kolonien können entweder fest verankert oder auch freischwimmend sein (Physalia physalis). Bei manchen Arten ist auch eine sogenannte Theca ausgebildet, eine Schutzröhre, in welche sich die Polypen zurückziehen können. In den Geschlechtspolypen bilden sich durch Knospung kleine Medusen, welche sich abschnüren und frei beweglich davonschwimmen. Diese Medusen setzen aus ihren Gonaden Eizellen und Spermien frei, daraufhin kommt es zu einer Befruchtung. Die entstehende Planulalarve setzt sich dann z. B. wieder auf dem jeweiligen Substrat fest und bildet neue Polypen. Es gibt auch Arten, in denen sich die Medusen nicht vom Geschlechtspolyp abschnüren und dort ihre Gameten abscheiden. Bei diesen Arten kommt abgesehen von der Planula kein freibewegliches Stadium vor.
Hydrozoen besitzen eine zellfreie Mesogloea, dieses gallertartige Gewebe füllt den Zwischenraum zwischen der Gastrodermis- und der äußeren Epidermisschicht aus.
Regeneration
Polypen der Hydrozoa (untersucht vor allem am Modellorganismus Hydra) sind bekannt für ihre außerordentlich hohe Regenerationsfähigkeit. In der Mitte durchgeschnittene Polypen können die fehlende Körperhälfte regenerieren, selbst kleine Zellmassen können zu (kleinen) Polypen regenerieren. Der Körper der Tiere regeneriert sich auch ohne Verletzungen fortdauernd (während die Tentakel und die Fußscheibe bei Verletzungen nicht regeneriert werden). Dies geht darauf zurück, dass drei verschiedene Linien von Stammzellen auch im Adulttier im Körpergewebe aktiv und präsent bleiben, dies sind die ektodermalen und endodermalen epithelialen Stammzellen und die sogenannten interstiellen Zellen. Während die ersten beiden Zelltypen die Epithelien regenerieren können, können die interstiellen Zellen alle anderen der etwa 20 Zelltypen von Hydra bei Verlust neu bilden. Interstitielle Zellen sitzen in der zentralen ektodermalen Säle des Körpergewebes, sie teilen sich etwa alle 1,5 Stunden. Die Abkömmlinge wandern in das Zielgewebe ein, wo sie sich differenzieren. Die adulten Zellen haben eine Lebenserwartung von etwa 20 Tagen und enden durch programmierten Zelltod (durch Apoptose), müssen also ständig erneuert werden. Das Gewebe verbleibt also ständig in einem Zustand, der dem embryonalen Zustand der meisten anderen vielzelligen Tiere entspricht. Dem entsprechend zeigen viele Hydra-Polypen keine Form der Seneszenz, wenn sie älter werden.
Systematik der Hydrozoen
- Unterklasse Trachylinae
- Ordnung Actinulidae
- Ordnung Limnomedusae
- Ordnung Narcomedusae
- Ordnung Trachymedusae
- Unterklasse Hydroidolina
- Ordnung Leptothecata
- Unterordnung Conica
- Unterordnung Proboscidoidea
- Ordnung Anthoathecata
- Unterordnung Filifera
- Unterordnung Capitata
- Ordnung Staatsquallen
- Unterordnung Calycophorae
- Unterordnung Cystonectae
- Unterordnung Physonectae
- Ordnung Leptothecata
Ordnung Limnomedusae
Die Limnomedusae sind eine Ordnung der Hydrozoen innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria). Sie beinhaltet einige im Süßwasser lebende Formen. Allerdings leben die meisten Formen im Meer. Derzeit sind etwa 54 Arten bekannt. Inzwischen ist die aus Ostasien stammende Craspedacusta sowerbyii auch in einige Seen in Deutschland verschleppt worden.
Familie Olindiidae
Die Olindiidae sind eine Familie der Limnomedusae innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria).
Sie sind metagenetische, relativ kleine Hydrozoa mit einem Polypenstadium und meist einem freilebenden Medusenstadium. Selten werden nur Eumedusoide gebildet, die freilebend sind, oder mit den Polypen verbunden bleiben. Die relativ sehr kleinen Polypen sind meist solitär lebend, selten bilden sie auch Kolonien. Sie werden nur selten über einen Millimeter groß. Sie können tentakellos (und damit "reduziert") sein, oder auch ein, oder mehrere in einem Kreis angeordnete Tentakeln besitzen.
Die Podocysten der Olindiidae sind trockenresistent und können sogar mit dem Wind verfrachtet werden, nachdem ein Tümpel vollständig ausgetrocknet ist. Als Podocysten bezeichnet man innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria) ein unregelmäßig geformtes, linsenförmiges Dauerstadium, das der Polyp unter seiner Fußscheibe bildet. Die Podocyste enthält embryonale Zellen, die von einer Peridermhülle umgeben sind
Die Medusen werden ein bis 60 mm im Durchmesser groß. Zentripetale Kanäle können vorhanden sein oder auch fehlen. Die Gonaden sitzen entlang der radialen Kanäle oder selten auch am Manubrium (z. B. Limnocnida). Es sind keine Ocelli vorhanden.
Auf dem Bild:
Olindias formosa
Die Medusen einzelner Arten der Olindiidae können bis 400 und mehr Tentakeln besitzen. Die Bildung von Medusen ist zumindest bei einigen Arten temperatur gesteuert, d. h. Medusen werden nur bei höheren Temperaturen gebildet. Bei Craspedacusta sowerbii bilden sich Medusen erst ab 26 bis 27 °C. Dann kann ein Polyp etwa alle 17 Tage eine Meduse abschnüren. Die Art kann deshalb über mehrere Jahre keine Medusen bilden, wenn diese Bedingungen in einem Gewässer nicht erreicht werden; sie vermehrt sich dann nur asexuell.
Unter den Arten der Familie Olindiidae befinden sich häufig auffällig gefärbte Arten, wie z. B. Olindias phosphoricus.
Die Arten der Familie sind weltweit in den Meeren verbreitet, sowohl in den Tropen wie auch in den kalten Meeren. Die Familie beherbergt jedoch auch eine ganze Reihe von Arten, die im Süß- und/oder Brackwasser leben. Craspedacusta sowerbii ist inzwischen weltweit verschleppt worden.
Olindiidae leben von kleinen Krebstieren, Rädertieren und Einzellern.
Olindias phosphorica
Olindias phosphorica ist eine Art der Limnomedusae aus der Klasse der Hydrozoen im Stamm der Nesseltiere. Das Vorkommen erstreckt sich auf den Zentral- und den Ostatlantik, sowie das Mittelmeer. Aufgrund der Klimaerwärmung vergrößert sich das Verbreitungsgebiet jedoch zunehmend.
Olindias formosa
Olindias formosus ist eine Art aus der Ordnung der Limnomedusae innerhalb der Klasse der Hydrozoen.
Das Verbreitungsgebiet liegt hauptsächlich im nordwestlichen Pazifik rund um Japan und die nordkoreanische Insel Jejudo.
Die nahe Verwandte, Olindias sambaquiensis kommt bei Argentinien und Brasilien vor.
Die Adult-Form lebt nur wenige Monate, zwischen Dezember und Juli. Der Höhepunkt ihres Auftretens liegt im April und Mai.
Den Tag verbringen die Medusen meist am Gewässerboden, zwischen Steinen und Algen, während sie nachts losschwimmen, um auf die Jagd nach Plankton zu gehen.
Die Quallen sind fähig zur Biolumineszenz.
Der Stich von Olindias formosus ist zwar schmerzhaft, jedoch in der Regel nicht lebensbedrohlich. Es ist nur ein einziger Todesfall, nach einem Stich einer Olindias-Qualle aus Japan bekannt.
Olindias formosus erreicht eine Größe von 15 cm.
Süßwasserqualle
(Craspedacusta sowerbii)
Die Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii), auch Süßwassermeduse genannt, ist eine Art der Limnomedusae aus dem Stamm der Nesseltiere. Mit 99,3 % hat die Süßwasserqualle den höchsten bei Tieren festgestellten Wassergehalt. Sie ist die einzige im Süßwasser vorkommende Art der Gattung Craspedacusta, die sich über Ostasien hinaus verbreitet hat. Sie kommt in langsam fließenden und stehenden Gewässern vor, in denen sich die Uferzone stark erwärmen kann. Die bevorzugte Nahrung besteht aus Kleinkrebsen, Rädertieren und Einzellern.Süßwasserquallen sind für Menschen harmlos und haben auch nichts mit einer mangelhaften Wasserqualität zu tun.
Der Durchmesser beträgt bis 2,5 cm. Das ausgewachsene Tier trägt am Schirmrand bis über 600 nesselbesetzte, fadenförmige Tentakel. Der Magenstiel endet in vier Mundlappen. An den vom Zentralmagen ausgehenden Radiärkanälen sitzt bei geschlechtsreifen Tieren je ein Geschlechtsorgan.
Der Polyp, aus dem die Qualle (Meduse) durch Knospung hervorgeht, ist sehr klein (0,5 bis 2 mm) und tentakellos. Die Meduse als Geschlechtsform des Nesseltiers vermehrt sich sexuell, wodurch wieder Polypen entstehen.
Die in Europa vorkommende Süßwasserquallenart Craspedacusta sowerbii vermehrt sich (meist) nicht sexuell, da die von Vögeln eingeschleppten Polypen fast immer gleichgeschlechtlich sind. Die Polypen vermehren sich asexuell durch Knospung, Querteilung oder durch Frusteln. Aus den Polypen entstehen dann gleichgeschlechtliche Medusen, die sich nicht sexuell vermehren können, da ihnen der andere Geschlechtspartner fehlt.
Der erste europäische Nachweis erfolgte 1880 durch James de Carle Sowerby in den Royal Botanic Gardens in London, wo sie in einem Seerosenbecken auftraten. Vermutet wird, dass sie aus Brasilien eingeschleppt wurden. Alternativ könnte Craspedacusta sowerbii 1880 auch aus Ostasien nach Europa eingeschleppt worden sein. Heute ist die Art weltweit, außer in der Antarktis, zu finden.
Ordnung Narcomedusae
Die Narcomedusae sind eine Ordnung quallenartiger Hydrozoen aus der Unterklasse Trachylinae. Es gibt über 60 Arten die vor allem freischwimmend in der Hochsee leben. Einige Arten leben aber auch auf dem Meeresgrund im Sandlückensystem.
Solmissus albescens
Solmissus, im Englischen auch, als Dinner Plate Jellyfish, bezeichnet ist ein Genus der Hydrozoen in der Ordnung Narcomedusae.
Die Besonderheit bei diesen Tieren ist, dass sie aktiv auf Beutefang gehen und sich nicht nur durch Planktonbestände treiben lassen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus "weichem Plankton". Hartschalige planktonische Organismen, wie etwa verschiedene Kleinkrebschen können von den Medusen nicht verwertet werden. Das Vorkommen beschränkt sich auf die tieferen Wasserzonen (700–1000 m) der Monterey Bay (Kalifonien).
Vetreter der Gattung Solmissus können Größen von bis zu 20 cm erreichen.
Ordnung Trachymedusae
Die Trachymedusae sind eine Ordnung quallenartiger Hydrozoen aus der Unterklasse Trachylinae. Sie enthalten über 50 Arten, erreichen Schirmdurchmesser von wenigen Millimetern bis zu zehn Zentimeter und leben weltweit in der Hochsee.
Oben:
Die Medusen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898-1899
Aglantha digitale
Aglantha digitale ist eine Quallen-Art aus der Familie der Rhopalonematidae. in Unterklasse Trachylinae (zu deutsch Starrfäden). Diese Unterklasse enthält Nesseltiere der Klasse der Hydrozoen (Hydrozoa)
Sie wird 10 bis 40 Millimeter lang, der Schirmdurchmesser beträgt ungefähr die Hälfte der Höhe. Sie ist von fingerhutförmiger Gestalt mit einem kleinen, konischen Fortsatz an der Spitze. Die Seitenwände sind dünn, die unter dem Schirm liegenden Muskeln stark ausgeprägt. Der im Zentrum des Körpers liegende, als Verdauungskanal dienende Stiel ist schlank, der Magen ist klein, der Mund hat vier einfache Lippen. Unterhalb des Schirmes, nahe am Ansatz des Stiels befinden sich die acht länglichen Gonaden. Die Tiere sind mit 80 oder mehr gleichförmigen Tentakeln und am Rand mit acht keulenförmigen Statocysten besetzt.
Die Art kommt in allen nördlichen Meeren und auch in der Nord- und westlichen Ostsee vor.
Halitrephes maasi
Auf dem Bild:
Die Tiefsee-Art Halitrephes maasi aus der Ordnung Trachymedusae
Crossota sp.
Auf dem Bild:
Crossota sp., eine tiefrote Meduse, welche nahe dem Meeresgrund lebt.
(Aufnahme: Alaska, Beaufort Sea, Nördlich von Point Barrow)
Ordnung Leptomedusae
(auch Leptothecata)
Die Leptomedusae (Synonyme: Thecata, Thecaphora, Leptothecata) sind Nesseltiere aus der Klasse der Hydrozoen. Alle Leptomedusae leben im Meer, auch an den europäischen Küsten. Zu ihnen werden etwa 1900 Arten gezählt.
Das Polypenstadium der Tiere lebt immer kolonial. Kennzeichnend für die Gruppe ist das die Peridermhülle nicht nur den Polypenrumpf, sondern auch den Polypenkopf (Hydrant) umfasst und ihn mit einer trichterförmigen Hydrotheca umgibt. Diese kann allerdings so kurz sein, dass sich der Polyp nicht darin zurückziehen kann.
Das Medusenstadium der Leptomedusae besitzt flache Schirme und hat häufig Gleichgewichtsorgane am Velum. Die Gonaden befinden sich an den Radiärkanälen. Die Leptomedusae haben normalerweise mehr als vier Tentakel und niemals stenotele Nesselzellen.
Nesselfarn
(Aglaophenia cupressina)
Aglaophenia cupressina ist im Indo-Pazifik weit verbreitet.
Da der Nesselfarn in Symbiose mit einzelligen Algen (Zooxanthellen) lebt, ist er auf Licht angewiesen und kommt nur im Küstenbereich, bis etwa 10 Meter Wassertiefe vor, selten auch tiefer. Diese kolonialen Hydrozoen treten oft massenhaft auf Felsen, Schwämmen und Algen auf.
Die kleine Nacktschnecke Doto ussi lebt auf diesem Nesselfarn, ernährt sich von ihm und legt auch hier ihren Laich ab.
Auf dem Bild:
Pfeilkrabbe (Hyastenus bispinosus) auf Aglaophenia cupressina
Auf dem Bild:
Aglaophenia cupressina
Auf dem Bild:
Aglaophenia whiteleggei, eine weitere Nesselfarn-Art
Aequorea victoria
Aequorea victoria ist eine Quallenart, aus der Ordnung der Leptomedusae innerhalb der Klasse der Hydrozoen. Sie kommt aus dem Pazifischen Ozean, im Bereich der nordamerikanischen Küste von Kalifornien bis Vancouver vor und ernährt sich hauptsächlich von Krebstieren, kann aber auch andere Kammquallen fressen.
Der Durchmesser des Glockenkörpers der Qualle im ausgewachsenen Zustand beträgt je nach Umweltbedingungen und Lebensraum 8 bis 20 cm. Diese Quallenart gehört zur Familie Aequoreidae.
Aequorea coerulescens
Aequorea coerulescens ist eine Quallenart, aus der Ordnung der Leptomedusae innerhalb der Klasse der Hydrozoen. Sie kommt, wie ihre nahe Verwandte Aequorea victoria aus dem nordöstlichen Pazifik, lebt aber weiter draußen auf Hoher See und nicht so küstennah, wie A. victoria.
Stacheliger Fiederzweigpolyp
(Halecium muricatum)
Auf dem Bild:
Halecium muricatum, im Gulen Dive Resort (Norwegen)
Halecium muricatum aus der Ordnung Leptothecata sind Nesseltiere aus der Klasse der Hydrozoen. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich über nördlich gelegene bis arktische Gewässer, sowohl im Atlantik, als auch im Pazifik.
Halecium muricatum ist ein koloniebildender Polyp. Die Kolonien erreichen Höhen von 8 bis 13 cm, manchmal sogar bis zu 20 cm.
Der Stachelige Fiederzweigpolyp wird von der Nacktkiemer-Schnecke Zelentia pustulata parasitiert, welche sich ausschließlich von den Polypen ernährt und ihre Eier an den Stielen der Polypen ablegt.
Ordnung Anthoathecata
- Unterordnung Filifera
Die Filifera sind eine sehr vielgestaltige Gruppe der Hydrozoen aus der Ordnung der Anthomedusae. Sie leben solitär oder kolonial im Meer, wenige Formen kommen auch im Süßwasser vor. Zu ihnen gehört unter anderem der Keulenpolyp, der sich in den letzten Jahren, aus dem Kaspischen Meer kommend, als Neozoon in Europa verbreitet hat.
Auf dem Bild:
Filigrankorallen aus der Ordnung Anthoathecata.
Keulenpolyp
(Cordylophora caspia)
Der Keulenpolyp (Cordylophora caspia) wird auch Affenhaar genannt und ist ein Kolonien bildender Brackwasserpolyp, der als Neozoon aus dem Kaspischen Meer weltweit verbreitet wurde. Der Polyp lebt räuberisch und besiedelt zumeist hartes Substrat.
Cordylophora caspia bildet büschelartig verzweigte Polypenstöcke, die meist etwa drei, im Maximum etwa 10 Zentimeter Höhe erreichen können. Jeder Stock verzweigt in etwa 40 Polypenstiele (Hydranthophoren).
Obwohl es sich um eine Art des Brackwassers handelt, kann Cordylophora caspia auch in reinem Süßwasser leben, wobei dann Gewässer mit relativ hohen Ionengehalten bevorzugt werden. Die Art ist in Bezug auf die Wassertemperatur nicht wählerisch und kommt von subtropischen und temperaten bis in boreale Gewässer vor.
Als Hartsubstratbesiedler kann Cordylophora auf den Rümpfen von Schiffen aufwachsen (Fouling genannt) und wird so leicht in neue Gewässer und Lebensräume verschleppt. So wurde die Art nahezu weltweit verbreitet. In Europa ist sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts in fast allen Mündungsbereichen der ins Meer mündenden Flüsse verbreitet, in großen Flüssen auch bis weit ins Inland hinein. Die Art ist, vermutlich über die neu gebauten Kanäle, in die Küstengewässer der Ostsee eingewandert (Erstnachweis: 1870). Im Ästuar der in die Nordsee mündenden Elbe wurde sie schon 1858 erstmals registriert. Die Art breitet sich weiter aus. So wurde 2001 der Balaton in Ungarn erreicht. In Nordamerika (Massachusetts) war der Erstnachweis 1860, heute ist die Art vor allem im Gebiet der Großen Seen problematisch.
Turritopsis dohrnii
Turritopsis dohrnii ist eine Hydrozoen-Art aus der Gattung Turritopsis in der Familie der Oceaniidae. Durch Besonderheiten in ihrem Lebenszyklus sind die Individuen dieser Art potentiell biologisch unsterblich. Die Art der „unsterblichen Qualle“ wurde zuvor als Turritopsis nutricula klassifiziert.
Die lebend farblosen oder rosa Polypenköpfchen (Hydranthen) haben 12 bis 20 Tentakel. Die Medusen von Turritopsis dohrnii sind 2,7 mm hoch und haben einen Durchmesser von 3,2 mm. Die 14 bis 32 Tentakel sind manchmal am terminalen Ende verdickt. Die Ocelli (Lichtsinnesorgane) sind rostfarben.
Die befruchteten Eier entwickeln sich innerhalb weniger Tage zur Planula. Aus diesen entstehen am Meeresboden koloniebildende Polypen, die durch Knospung neue Medusen ausbilden. Nach einigen Wochen (die genaue Dauer hängt ab von der Meerestemperatur) werden diese geschlechtsreif und können bei Befruchtung neue Planulae bilden. Bei zwei verwandten Arten (Turritopsis polycirrha und T. rubra) entwickeln sich die Eier bis zur fertigen Planula an der äußeren Magenwand (dem Manubrium) der Muttermeduse befestigt. T. polycirrha hat zudem die Besonderheit, dass sie zwittrig (hermaphroditisch) ist.
Turritopsis dohrnii ist um Italien und Mallorca beheimatet, Turritopsis sp. (eine getrennte Art ist jedoch unwahrscheinlich) im südlichen Spanien (Alborán-Meer, Mittelmeer).
Auf dem Bild:
Kolonie von Turritopsis-dohrnii-Polypen im Mittelmeer (Italien)
Dem üblichen Lebenszyklus der Cnidaria zufolge sterben die Medusen nach erfolgter Vermehrung ab. Bei Turritopsis dohrnii können allerdings Zellen des Außenschirms (Exumbrella) durch Transdifferenzierung zum Keim eines neuen Polypen werden. Dadurch wird eine neue Polypengeneration erzeugt, die direkt aus der Meduse hervorgeht und mit dieser genetisch identisch ist. Die Art ist damit der erste bekannte Fall eines Vielzellers (Metazoa), bei dem sich das geschlechtsreife Individuum wieder zu einer sexuell unreifen koloniebildenden Lebensform zurückentwickelt. Auf diese Weise kann ein Individuum den gesamten Lebenszyklus immer wieder durchlaufen und so theoretisch Unsterblichkeit praktizieren. Neuere taxonomische Untersuchungen haben gezeigt, dass die mediterranen Exemplare, an denen viele der Untersuchungen durchgeführt wurden, sehr wahrscheinlich zur Art Turritopsis dohrnii zu zählen sind, welche z. B. durch eine geringere Anzahl von Tentakeln gekennzeichnet ist. Auch die japanischen Formen von Turritopsis nutricula bzw. dohrnii besitzen dieselbe Fähigkeit zur Rejuvenation (Wiederverjüngung).
Filigrankorallen
(Stylasteridae)
Filigrankorallen gehören nicht, wie man annehmen könnte zu den Blumentieren (Korallen), sondern zur Ordnung Anthomedusae in der Klasse der Hydrozoen.
Zur Familie der Filigrankorallen (Stylasteridae) gehören 26 Gattungen. Sie leben in allen Meeren, vorzugsweise in Höhlen und unter Überhängen. Die frühesten Vertreter der Familie stammen aus dem Maastrichtium von Dänemark.
Filigrankorallen kommen weltweit von den Tropen bis zu den arktischen und antarktischen Gewässern vor. Sie leben vom Litoral bis in die Tiefsee. Sie sind auch an der Bildung der tropischen Korallenriffe beteiligt.
Die Kolonien bilden krustenförmige, oder aufrechte, bäumchen- oder fächerartig verzweigte Stöcke, die aus Aragonit bestehen. Sie sind meist kräftig gefärbt, und oft dünn und empfindlich. Das Exoskelett ist zunächst röhrenförmig, es bildet später durch Verschmelzung ein Maschenwerk. Dieses ist durch sog. Coenosark-Röhren durchzogen, Reste der Stolonen, deren Epidermis das Skelett ausscheidet.
Der Stock ist zunächst krustenförmig und verdickt sich durch die Ausscheidung von Aragonit ständig und sendet schließlich nach oben Auswüchse ins freie Wasser. Die Auswüchse können sich verzweigen und bis etwa 50 cm hoch werden. Wie die Feuerkorallen besitzen die Tiere Fresspolypen und Wehrpolypen. Die Fresspolypen sind kurz und zylindrisch mit einem Kranz von Tentakeln, die Wehrpolypen sind dagegen lang und schlank ohne Tentakeln. Die Polypen sitzen in Poren des Skeletts und sind durch das Coenosark oft mehrfach miteinander verbunden. Die Polypen sind entweder unregelmäßig über den Stock verteilt, oder zu sog. Cyclosystemen kombiniert. Dabei sitzen in einem gemeinsamen Becher mehrere Wehrpolypen ringförmig um einen großen Fresspolyen.
Das Cnidom besteht lediglich aus mikrobasischen Mastigophoren. Die Fortpflanzung erfolgt durch Larviparie. Filigrankorallen leben nicht in Symbiose mit Zooxanthellen, wie es bei den Korallen aus der Ordnung der Blumentiere häufig der Fall ist.
Verschiedene Arten und Gattungen der Filigrankorallen:
Distichopora sp.
Stylaster sp.
Stylaster californicus
Stylaster nobilis
Stylaster nobilis
Stylaster nobilis
Errina fissurata
Stylaster purpuratus
Stylaster sp.
Stylaster roseus
Stylaster bithalamus, False Bay, Kappstadt (Südafrika)
Ordnung Anthoathecata
- Unterordnung Capitata
Die Capitata sind eine sehr vielgestaltige Gruppe der Hydrozoen aus der Ordnung der Anthomedusae. Die bekannteste Gruppe der Capitata sind die riffbildenden Feuerkorallen aus dem tropischen Indopazifik, dem Roten Meer und der Karibik.
Auf dem Bild:
Feuerkorallen (Millepora sp.) im Roten Meer
Süßwasserpolypen
(Hydra)
Auf dem Bild:
Gemeiner Süßwasserpolyp (Hydra vulgaris)
Süßwasserpolypen (Hydra) sind eine Gattung aus der Klasse der Hydrozoen (Hydrozoa), die zum Stamm der Nesseltiere (Cnidaria) gehören.
Die Familie Hydridae wird in der „World Hydrozoa Database“ in die Unterordnung Capitata der Anthomedusae gestellt. Diese Einteilung ist jedoch umstritten.
Süßwasserpolypen werden je nach Art bis zu 3 cm groß und besiedeln stehende und fließende Süßgewässer, in Ausnahmefällen auch Brackwasserbereiche. Hydra ist – wenn man Chlorohydra nicht, wie es manche Autoren tun, als eigenständige Gattung zählt – die einzige Gattung innerhalb der Familie Hydridae.
In Europa kommen mindestens 5 Arten der Gattung vor, darunter Hydra vulgaris (Gemeiner Süßwasserpolyp) und Hydra viridissima (Grüne Hydra). Hydra findet sich bisweilen in Aquarien und wird oft erst dann bemerkt, wenn sie sich aufgrund erhöhten Nahrungsangebots heftig vermehrt. Hydren gelten als Schädlinge und Plagegeister in Süßwasseraquarien.
Charakteristik
Die Vertreter der Hydren leben als solitäre Polypen; es werden keine Medusenstadien und auch keine Gonophoren, wie sie bei anderen Hydrozoen üblich sind, gebildet. Hydren besitzen einen Kranz hohler filiformer Tentakeln um den Mundkegel herum. Der untere Teil des Polypen weist eine Fußscheibe auf. Es kommt sexuelle und asexuelle Fortpflanzung vor. Die Geschlechtsprodukte entwickeln sich direkt in warzenartigen Vorsprüngen in der Epidermis des Polypen, die männlichen im oberen Teil des Polypen, die weiblichen im unteren Teil. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung erfolgt durch Knospung, Längs- oder Querteilung. Befruchtete Eier können sich mit einer Schutzhülle umgeben und längere Zeit überdauern, bevor der kleine Polyp schlüpft. Es kommen vier Typen von Nesselzellen vor: Stenotelen, Desmonemen, atriche und holotriche Isorhizen.
Hydren weisen, wie alle Hohltiere (Coelenteraten) ein Nervennetz auf. Es treten keine Koordinationszentren wie Ganglien oder ein Gehirn auf. Dennoch ist eine Häufung von Sinnes- und Nervenzellen und deren Fortsätzen an Mund und Stiel zu beobachten. Süßwasserpolypen reagieren auf chemische, mechanische und elektrische Reize, sowie auf Licht und Temperatur.
Auf dem Bild:
Grüne Hydra (Hydra viridissima), eine Süßwasserpolypenart
Die grüne Färbung rührt von symbiontisch, mit der Hydra lebenden Chlorella-Algen her.
Nahrungsaufnahme und Verdauung
Die Nahrung der Süßwasserpolypen besteht aus kleinen Krebsen, Wasserflöhen, Insektenlarven, Wassermilben, Plankton und anderen Kleintieren des Wassers. Sie werden mit Hilfe der Tentakel gefangen. Berührt ein Tierchen einen Tentakel, so bleibt es dort hängen und wird durch das Gift der herausgeschossenen Nesselkapseln gelähmt, evtl. auch getötet. Die Nesselkapseln tragen einen kleinen Fortsatz, bei dessen Berührung sich ein winziger Deckel öffnet; der Schlauch der Nesselkapsel schnellt heraus, durchdringt das Opfer und setzt sein Gift frei, wodurch es gelähmt wird. Der Vorgang des Herausschnellens dauert nur etwa 3 Mikrosekunden. Danach krümmen sich die Fangarme und bewegen so die Beute in Richtung Mundöffnung. Von dort gelangt sie in den Gastrovaskulartrakt des Polypen, wo sie von einem Sekret der Drüsenzellen verdaut und von Nährmuskelzellen aufgenommen wird (Endocytose). Unverdauliches wird schließlich durch die Mundöffnung wieder ausgeschieden.
Fortbewegung
Polypen können sich spannerraupenähnlich und per „Überschlag“ fortbewegen. Im ersten Fall wird der Rumpf zur Seite geneigt, bis das Mundfeld mit den Tentakeln den Boden berührt. Dort heften sie sich mit Hilfe von Glutinanten (ein Typ von Nesselkapseln mit Klebesekret) für kurze Zeit fest. Das untere Rumpfende wird daraufhin nachgezogen und der Körper erneut zur Seite ausgestreckt. Bei der Fortbewegung durch Überschlag heftet das Tier die Tentakeln ebenfalls am Boden an, bewegt aber den Rumpf von der einen Seite zur anderen und richtet sich wieder auf. Polypen wandern etwa 2 cm am Tag. Durch Bildung einer Gasblase an der Fußdrüse, die für Auftrieb sorgt, können Hydren sich im Wasser auch aufwärts bewegen.
Fortpflanzung und Lebenserwartung
Im Gegensatz zu den meisten anderen Nesseltieren fehlt Süßwasserpolypen die Medusengeneration, sie kommen nur in Form von Polypen vor und weisen keine Generationswechsel (Metagenese) auf. Hydren können sich sowohl ungeschlechtlich, in Form von Sprossung neuer Polypen am Stiel des Elternpolypen, durch Längs- und Querteilung als auch unter bestimmten Umständen geschlechtlich fortpflanzen. Diese Umstände sind noch nicht restlos geklärt, jedoch spielt Nahrungsmangel eine große Rolle. Hydren können männlich, weiblich oder auch zwittrig sein. Die geschlechtliche Fortpflanzung wird durch die Ausbildung von Geschlechtszellen in der Wand des Tieres eingeleitet. Dabei bilden sich charakteristische spermagefüllte Vorwölbungen („Hoden“) im oberen Drittel des Tieres und ein Ovarium mit einer großen Eizelle im unteren Drittel eines zwittrigen Tieres. Die Eier werden noch in der Epidermiswand befruchtet. Das befruchtete Ei wird entweder vom Tier aktiv an den Untergrund angeheftet oder sinkt passiv zu Boden. Es kann sich jedoch auch mit einer Peridermhülle umgeben und in dieser Form Monate überdauern. Es übersteht in dieser Form Austrocknen und Durchfrieren. Danach schlüpft ein kleiner Polyp aus der Peridermhülle.
Beim Polyp steigt das Sterberisiko nicht mit zunehmendem Alter. Unter idealen Rahmenbedingungen besitzt er eine Lebenserwartung von mehreren Jahrhunderten.
Auf der Darstellung:
Vermehrung von Hydren (Polypen) durch Sprossung.
Auf dem Bild:
Vermehrung durch Sprossung bei einer Hydra vulgaris.
Regeneration
Die Süßwasserpolypen besitzen eine bemerkenswerte Regenerationsfähigkeit. Statt beschädigte Zellen zu reparieren, werden diese ständig ersetzt, indem sich Stammzellen teilen und zum Teil differenzieren. Innerhalb von fünf Tagen erneuert sich ein Süßwasserpolyp praktisch vollständig. Die Fähigkeit, sogar Nervenzellen ersetzen zu können, gilt bisher als einzigartig im Tierreich. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Nervenzellen der Süßwasserpolypen um sehr primitive Neuronentypen handelt. Einige Populationen, die längere Zeit unter Beobachtung standen, zeigten keine Anzeichen von Vergreisung. Unter konstant optimalen Umweltbedingungen ist das Alter eines Süßwasserpolypen womöglich nicht begrenzt.
Eine weitere besondere Eigenschaft der Süßwasserpolypen ist, dass ihre Zellen, wenn sie voneinander getrennt werden, wieder zueinander finden oder neue Polypen aus ihnen wachsen. Noch aus Einzelstücken von 1/200 der Masse eines erwachsenen Polypen kann ein neues Individuum heranwachsen. Auch können die getrennten Zellen eines Süßwasserpolypen, der durch ein Netz gedrückt wurde, wieder aggregieren und ein neues Tier bilden. Diese Eigenschaft ist von hohem Interesse für die Biotechnologie.
Auf dem Bild:
Hydra oligactis
Süßwasserpolypen als Umweltindikatoren
Süßwasserpolypen vertragen nur geringe Konzentrationen von Schwermetallen, wie beispielsweise Cadmium, und anderen Schadstoffen in ihrer Umgebung, weshalb sie als Anzeiger für Gewässerverunreinigungen Verwendung finden.
Ungeteilter Röhrenpolyp
(Tubularia indivisa)
Tubularia indivisa wächst auf verschiedenen Hartsubstraten, sowie auf Seetang in verschiedenen Wassertiefen, in intertidalen oder seichten Gewässern, in Küstennähe aber auch in größeren Tiefen bis 369 Meter.
Das Vorkommen erstreckt sich auf Alaska und die USA (West-Atlantik), die Arktis (Nordpolarmeer), die Azoren, die Britischen Inseln und Skandinavien (Ost-Atlantik), das Mittelmeer, Neufundland, den Nord-Atlantik und die Nordsee.
Als Planktonfresser benötigt das Tier exponierte Plätze mit reichlich Planktonzufuhr, welches von den Polypen mit ihren etwa 40 rosafarbenen bis rot gefärbten Tentakeln eingefangen werden.
Die harten, gelblichen Stängel von Tubularia indivisa wachsen aufrecht und mit den Stängeln der Nachbartiere zusammen.
Diese Hydrozoen werden u.a. von Flabellina lineata, der weißgestreiften Fadenschnecke gefressen, welche sich auf diese Röhrenpolypen spezialisiert hat.
Gewöhnlicher Köpfchenpolyp
(Ectopleura larynx)
Der Gewöhnliche Köpfchenpolyp (Ectopleura larynx), auch Röhrenpolyp genannt, ist eine koloniebildende Polypenart der, zu den Nesseltieren gehörenden Hydrozoen aus der Unterordnung Capitata in der Ordnung Anthoathecata.
Die Kolonien, wachsen auf Festkörpern unterhalb der Niedrigwasserlinie bis in etwa 100 Meter Tiefe. Hier werden sie regelmäßig in sehr hohen Individuendichten von mehreren zehntausend Individuen auf Substraten wie Steinblöcken, Geröll, Felsen oder Wracks gefunden.
Sie können aber auch an Algen, Treibgut oder der Unterseite von Booten festgeheftet sein und mit ihrem Substrat frei umherschwimmen. Auf 5–10 cm langen, meist aber nicht länger als 6 cm werdenden, Stielröhren, sitzen die blassrosanen bis roten Köpfchen, welche etwa 2–3 cm lang sind. Diese besitzen zwei weiße Tentakelkränze mit insgesamt etwa 20 Tentakeln, einen unmittelbar um die Mundöffnung, den anderen an der Basis. Die Geschlechtsknospen (Gonophoren) befinden sich zwischen den beiden Tentakelkränzen. Hier werden Sporosacs, zurückgebildete Medusen, entwickelt, die Geschlechtszellen erzeugen. Die einzelnen Hydroidpolypen können sich in die Stielröhren zurückziehen oder aus ihnen hervortreten. Die Stiele bestehen aus den Hydrocauli und sind von einer Hülle aus Chitin und Proteinen (Stielröhren, Perisarc) umgeben, die etwa 0,5 cm im Durchmesser misst. Abgebrochene Stiele der Kolonien können nachwachsen.
Die ähnliche Art Tubularia indivisa wird mit bis zu 15 cm deutlich höher als Ectopleura larynx.
Der Gewöhnliche Köpfchenpolyp ist im nördlichen Atlantik verbreitet und kommt auch im Mittelmeer und in der Nordsee bis zum Kattegat vor. Neben den europäischen Vorkommen lebt die Art auch an den Küsten Nordamerikas, Australiens, Neuseelands und anderer Teile der Welt, was auf Verschleppungen durch die Schiffsfahrt zurückzuführen ist.
Ectopleura larynx ernährt sich durch Filtrieren von kleinen Tierchen (Zooplankton) und Detritus.
Hydrocoryne miurensis
Die Hydrocorynidae sind eine ausschließlich im Meer lebende Familie der Hydrozoen (Hydrozoa) aus dem Stamm der Nesseltiere (Cnidaria). Es handelt sich um eine kleine Familie mit fünf Arten in zwei Gattungen.
Die Hydroidpolypen bilden Kolonien mit einer chitinisierten, stolonalen Hydrorhizaplatte. Die Hydranthen sind säulenförmig, meist relativ groß mit einer verdickten mesogloealen Lamelle, die Längsrücken aufweist. Die Gonophoren sitzen in Gruppen an der Basis des Hydranthen oder entwickeln sich aus der Hydrorhiza; es handelt sich um freie Medusen oder Eumedusoide.
Die Meduse besitzt einen ebenmäßigen, stark gewölbten Schirm mit vier randlichen Tentakeln. Diese sind unregelmäßig mit Nesselzellentuberkeln besetzt und zeigen eine leichte Verdickung am Tentakelende.
Die bisher bekannten Arten der Hydrocorynidae stammen von den Küstenbereichen des Ost- und Westpazifiks. Die Polypen leben dort im tieferen Intertidal bis flachen Subtidal.
Segelqualle
(Velella velella)
Die Segelqualle (Velella velella) ist ein zu den Hydrozoen gehörendes Nesseltier (Cnidaria) aus der Unterordnung Capitata in der Ordnung Anthoathecata. Es ist die einzige bekannte Art der Gattung Velella.
Wegen ihres Baus wird die Qualle im Deutschen auch „Segler vor dem Wind“ oder „Sankt-Peters-Schifflein“ genannt (Petrus: Schutzheiliger der Fischer).
Die Hydroidpolypen bilden in der Wassersäule schwebende Tierkolonien, die wie kleine Flöße mit Segel aussehen. Das Floß ist abgeflacht, elliptisch bis oval mit einem schräg (längs diagonal) darauf stehenden, annähernd dreieckigen Segel, das schräg wie beim Buchstaben N oder spiegelbildlich dazu über das etwas längliche Floß verläuft. Es ist bis 4 cm lang, 2 cm breit und ca. 1 cm hoch. Das Floß wird von einem Chitingebilde gestützt, das von Mantelgewebe bedeckt ist.
Die Meduse weist vier radiale Kanäle auf und besitzt zwei Paare sich gegenüber stehender perradialer Tentakel, einen kurzen adaxialen Tentakel und einen langen abaxialen Tentakel. Die Spitze der Tentakel weist Konzentrationen von Nesselzellen auf. Zwei perradiale Knospen sind ohne Tentakel. Das Manubrium ist konisch mit einer annähernd quadratischen Basis. Der Mund ist tubenförmig ausgezogen. Die Gonaden sind unregelmäßig perradial und interradial verteilt. Die Exumbrella weist vier Reihen von Nesselzellen auf. Das Cnidom besteht aus rundlichen Stenothelen, makrobasischen Eurytelen und atrichen Haplonemen.
Segelquallen ernähren sich überwiegend von kleinen planktonischen Organismen wie Wasserflöhen, Ruderfußkrebse und Krill aber auch von Fischeiern.
Zu den Feinden der Segelqualle gehören unter anderem die zu den Nacktkiemern gehörende pelagische Schnecke Glaucus atlanticus und die Veilchenschnecke (Janthina janthina).
Die Geschlechtspolypen der Segelquallen schnüren ungeschlechtlich männliche und weibliche Medusen ab, die in große Tiefen (bis 1000 Metern) absinken und dort laichen. Die Larven steigen dank eines Öltropfens im Körper wieder zur Wasseroberfläche auf, wo sie sich zu adulten Segelquallen entwickeln. So können gigantische Schwärme entstehen, die im Atlantik schon Längen von 260 Kilometern erreicht haben.
Bei Velella velella gibt es spiegelbildliche Rechts- und Linksflöße in bislang unbekannten Zahlenverhältnissen. Die Durchmusterung einer größeren Anzahl miteinander gestrandeter Tiere kann eine falsche Vorstellung von der Gesamtverteilung bei der Spezies vermitteln, weil Tiere mit übereinstimmender Segelstellung segelmechanisch an den gleichen Strandabschnitt verdriftet wurden. Das Rechts-Links-Merkmal der Segelstellung bei Velella kann also durchaus razemisch, also in einem Verhältnis von ungefähr 50 : 50, verteilt sein, obwohl eine Stichprobe übereinstimmende Segelstellung erweist. Denn beim passiven Segeln „vor raumem Wind“ findet je nach Segelstellung eine Vorsortierung statt: Flöße mit N-Position des Segels, werden nach rechts („nach Steuerbord“) verdriftet.
Auf dem Bild:
Gestrandete Segelquallen (Velella velella).
Segelquallen können sich nicht aktiv fortbewegen, sondern werden vom Wind getrieben. Bei Stürmen können sie in großer Zahl an die Küsten gespült werden.
Segelquallen leben weltweit in tropischen und subtropischen Meeren (auch im westlichen Mittelmeer), und zwar an der Wasseroberfläche der Hochsee. Gelegentlich erscheinen sie auch an den Westküsten der Britischen Inseln und Irlands.
Feuerkorallen
(Milleporidae)
Bild oben:
Feuerkorallen im Roten Meer
(Port Ghalib, Ägypten)
Die Feuerkorallen (Millepora) sind eine Gattung von sessilen Hydrozoen (Hydrozoa), die ein aragonitisches Kalkskelett bilden. Sie gehören neben den Steinkorallen (Scleractinia) aus der Klasse der Blumentiere (Anthozoa) zu den Hauptriffbildnern der tropischen Korallenriffe. Letztere Die ältesten Vertreter der Gattung Feuerkorallen stammen aus dem Danium (Unteres Paläogen).
Ihren Namen verdanken sie Nesselzellen, die in der Lage sind, die menschliche Haut zu durchschlagen und dann ein sehr schmerzhaftes Gift zu injizieren. Die Verletzungen hinterlassen Narben, manchmal auf Lebenszeit.
Feuerkorallen bilden massive kalkige Außenskelette (= Coenosteum) aus Aragonit. Intern besitzt dieses Skelett ein komplexes System von Röhren. Die Oberfläche ist von einer dünnen Schicht Ectoderm überzogen und mit einer Vielzahl mikroskopisch kleiner Poren übersät. Die verschiedenen Arten bilden krustenartige Kolonien, aufrecht stehende Platten oder astförmig verzweigte Stöcke.
Bild oben:
Feuerkorallen mit Röhrenwürmern und Doktorfischen
Die Kolonien sind meist von brauner oder blass-beiger Farbe. In den Poren sitzen die Polypen. Die Polypen sind polymorph. Die Fresspolypen sind relativ groß, kurz und gedrungen. Sie besitzen einen um den Mund angeordneten Kranz von vier bis sieben, kurzen capitaten (gekeulten) Tentakeln. Die Wehrpolypen sind dagegen relativ lang und schlank; sie besitzen keinen Mund. Sie sind regellos von kurzen, capitaten Tentakeln bedeckt. Um einen großen Fresspolypen sitzen jeweils fünf bis sieben kleinere Wehrpolypen, die undeutliche rundliche Porensysteme bilden. Das Cnidom besteht aus Stenotelen and makrobasischen Mastigophoren. Daneben gibt es noch spezielle Polypen für die Fortpflanzung, die freischwimmende Medusen produzieren. Die Gonophoren entstehen in Kammern des Skelettes, die mit Coenosarc ausgekleidet sind. Die Medusen sind Eumedusoide mit radialen Kanälen und einem Ringkanal. Die Meduse besitzt aber keine Tentakel oder Sinnesorgane. Die Exumbrella ist aber von Nesselzellenflecken besetzt. Die Geschlechtsorgane entstehen um ein undeutliches Manubrium.
Verbreitung und Lebensweise von Feuerkorallen
Feuerkorallen kommen im Indopazifik, einige Arten auch in der Karibik, hauptsächlich an den Riffhängen, vor.
Auf der Karte oben:
Vorkommen der Milleporidae
Feuerkorallen leben in Symbiose mit Zooxanthellen und beziehen von deren Stoffwechselprodukte einen Teil ihrer Nahrung. Im Kampf mit anderen sessilen Tieren um Licht und Raum sind Feuerkorallen sehr erfolgreich und können Konkurrenten, besonders Gorgonien, überwuchern, da sie relativ schnell wachsen. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit werden Feuerkorallen von Fischen, Borstenwürmern, Krebstieren und Schnecken gefressen.
Auf dem Bild:
Feuerkoralle überwächst eine Gorgonie.
Gefahren für den Menschen
Das Nesselgift der Feuerkorallen ruft beim Menschen starken Juckreiz oder Brennen und Bläschenbildung hervor. Die Symptome ähneln stark denen nach dem Kontakt mit Brennnesseln. Es sind, vor allem nach mehrmaligem Kontakt, allergische Reaktionen bis hin zum Kreislaufkollaps bekannt. In der Literatur wird die Akutbehandlung der betroffenen Hautstellen mit 5%igem Essig und später mit juckreizlindernden und antiallergischen Salben empfohlen.
Verschiedene Arten der Feuerkorallen:
Elchgeweih-Feuerkoralle
(Millepora alcicornis)
Millepora complanata
bei San Salvador
(Bahamas)
Platten-Feuerkoralle
(Millepora platyphylla)
im Roten Meer
Millepora platyphylla
bei Al Lith
(Saudi-Arabien)
Millepora exaesa
Millepora complanata
mit Riffbarschen
(Chromis multilineata)
Netz-Feuerkoralle
(Millepora dichotoma)
Netz-Feuerkoralle
(Millepora dichotoma)
im Roten Meer
Millepora dichotoma
im St. John's Reef
(Marsa Alam, Ägypten)
Millepora dichotoma
mit Haarstern (Lamprometra klunzingeri)
Millepora dichotoma
im Nationalpark Ras Muhammad
(Rotes Meer, Ägypten)
Preußenfische (Dascyllus aruanus)
in einer Millepora dichotoma
Feuerkorallen mit einem Schwarm Anthias
Feuerkoralle mit Fahnenbarschen
(Anthias)
Millepora als
Zufluchtsort für kleine Kardinalsbarsche (Apogoninae)
Ordnung Staatsquallen
(Siphonophorae)
Die Staatsquallen (Siphonophorae) sind eine Ordnung stockbildender und freischwimmender Nesseltiere der Klasse der Hydrozoen, deren Stöcke aus je Hunderten bis Tausenden von Polypen bestehen.
Die Einzeltiere des Stocks sind so hochspezialisiert und vielgestaltig, dass sie fast als Organe eines einzigen Organismus betrachtet werden können. So gibt es Fresspolypen (Gastro-/Autozooide), Tastpolypen, Wehrpolypen (Dactylozooide), Geschlechtspolypen (Gonozooide) und Deckpolypen (Phyllozooide) sowie die obere Schwimmboje (Pneumatophor) und zahlreiche Schwimmglocken (Nectophoren). Die bekannteste Staatsqualle ist die Portugiesische Galeere (Physalia physalis). Die Tentakeln einzelner Arten können bis zu 50 Meter lang werden.
Auf den Bildern unten:
Verschiedene Staatsquallen.
Familien:
- Cystonectae
(A und B) - Calycophorae
(C–G) - Apolemiidae
(H) - Euphysonectae
(I-K)
(A) Rhizophysa eysenhardtii,
scale bar = 1 cm.
(B) Bathyphysa conifera,
scale bar = 2 cm.
(C) Hippopodius hippopus,
scale bar = 5 mm.
(D) Kephyes hiulcus,
scale bar = 2 mm.
(E) Desmophyes haematogaster,
scale bar = 5 mm.
(F) Sphaeronectes christiansonae,
scale bar = 2 mm.
(G) Praya dubia,
scale bar = 4 cm.
(H) Apolemia sp.,
scale bar = 1 cm.
(I) Lychnagalma utricularia,
scale bar = 1 cm.
(J) Nanomia sp.,
scale bar = 1 cm.
(K) Physophora hydrostatica,
scale bar = 5 mm.
Beutefang bei Staatsquallen
2005 fingen US-Forscher einige Exemplare einer neuen Art der Gattung Erenna (Erenna sp. nov.) aus einer Tiefe von 1600 bis 2600 m und stellten fest, dass frisch gebildete Fangarme blaugrünes, ausgewachsene Tentakel jedoch rotes Licht aussandten. Die Forscher vermuteten, dass entgegen bisherigen Annahmen die Quallen mit diesem roten Licht in der Tiefsee selten noch vorkommende Fische als Nahrungsopfer anlocken. Da sich Staatsquallen einerseits vor allem von Fisch ernähren und zwei der gefangenen Exemplare gerade einen solchen verdauten, andererseits aber die Wahrscheinlichkeit für einen solchen zufälligen Nahrungsfund der Quallen in dieser Tiefe sehr gering ist, würde das bedeuten, dass solche Fische das rote Licht durchaus wahrnehmen und sich davon auch erfolgreich anlocken lassen.
Auf dem Bild:
Eine wissenschaftlich, noch nicht beschriebene Staatsqualle, im englischen wird sie als Galaxy Siphonophore bezeichnet, hat einen Laternenfisch (Myctophidae) gefangen.
Hier gibt es ein Video von einer solchen Staatsqualle:
https://mashable.com/video/deep-sea-creature-siphonophore
Portugiesische Galeere
(Physalia physalis)
Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis), engl. Atlantic Portuguese man o' war, auch Floating Terror, ist eine Art aus der Gattung der Seeblasen (Physalia), die zu den Staatsquallen (Siphonophorae) gezählt wird. Im weiteren Sinne werden manchmal auch verwandte Arten aus derselben Gattung, wie Physalia utriculus als Portugiesische Galeere bezeichnet.
Die äußere Erscheinungsform der Portugiesischen Galeere ähnelt zwar stark einer Qualle, tatsächlich besteht sie jedoch aus einer ganzen Kolonie voneinander abhängiger Polypen. Eine Vielzahl Polypen schließt sich zusammen, deren Einzeltiere sich nach und nach auf bestimmte Aufgaben wie Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Abwehr oder die Ausbildung von Fangfäden spezialisieren. Dies führt schließlich dazu, dass die Individuen einzeln nicht mehr lebensfähig, sondern auf den Zusammenschluss mit anderen Polypen angewiesen sind.
Vorkommen
Die Portugiesische Galeere ist eine typische Art des Pleustons, der auf der Wasseroberfläche treibenden und mit dem Wind verdriftenden Organismen. Sie findet sich in erster Linie im Pazifik, aber auch vor den Kanaren und vor Portugal. Sie ist zudem in der Karibik verbreitet, etwa vor der Küste Kubas.
Anfang Mai 2009 waren vor den spanischen Baleareninseln Mallorca und Formentera erstmals seit einem Jahrzehnt wieder Exemplare an den Küsten aufgetaucht. 2001, im Juni 2010 und im Mai 2018 kam es auch in dem Inselarchipel von Malta zu Sichtungen. Im August 2010 wurde ein gehäuftes Vorkommen der Portugiesischen Galeere an der nordspanischen Atlantikküste im Baskenland und in Kantabrien beobachtet. Im April 2018 wurden mehrere Exemplare am Strand von Migjorn (Süd-Küste) von Formentera gesichtet und der Strand für Schwimmer gesperrt. Im Frühjahr 2019 wurden Portugiesische Galeeren auch auf Madeira und den Azoren gesichtet, und im Oktober desselben Jahres sogar vor Kerry in Irland.
Hauptgründe für das verstärkte Auftreten von Quallen im Allgemeinen ist zum einen die Überfischung der Thunfische, der Temperaturanstieg der Meere sowie größeres Nahrungsangebot durch Überdüngung, was zu verstärktem Algenwachstum führt.
Auf den Bildern unten:
Gestrandete Portugiesische Galeeren
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Die bläulich schimmernde bis 30 cm messende sackförmige Gasblase (Pneumatophore) sorgt für den Auftrieb. Sie ist gefüllt mit einem Gasgemisch bestehend aus, durch die Haut diffundierter Umgebungsluft und, in einer „Gas-Drüse“, aus Alpha-Aminosäure L-Serin selbst hergestelltem Kohlenstoffmonoxid. Die Mengenanteile sind je nach Fundort der untersuchten Exemplare variabel. Der Sauerstoffgehalt liegt bei 13–20 % und der Kohlenstoffmonoxidgehalt bei 0–13 %, wobei der Anteil von Kohlenstoffmonoxid bei Subjekten im nativen subtropischen Habitat gegenüber jenen in kühleren Regionen höher liegt.
Bei Gefahr kann das Tier die Gasblase leeren und so innerhalb von Sekunden abtauchen. Das kammähnliche Segel wird nur bei Wind aufgerichtet, sonst würde die Portugiesische Galeere austrocknen. Während der Drift schaukelt sie immer wieder rechts und links, um sich feucht zu halten. Durch Steuerung ihrer Fangarme kann sie gerade soviel manövrieren, dass ihre Großverbände von mehreren tausend Exemplaren zusammen bleiben. Die zahlreichen blauen, weißen oder rotvioletten Tentakel sind bis zu 50 Meter lang.
Gift
An den Tentakeln finden sich bis zu 1000 Nesselzellen pro Zentimeter, die ein Giftgemisch aus verschiedenen Proteinen enthalten. Dieses wirkt schon bei Hautkontakt direkt an den Nervenzellen, wo es zu einer Übererregung führt. Das Gift kann kleinere Fische und andere Beutetiere recht schnell töten. Bei Menschen verursacht die Nesselung vor allem starke Schmerzen. Auf der Haut hinterlässt der Kontakt mit den Tentakeln rote Quaddeln, die an Peitschenhiebe erinnern. Die Quaddeln verschwinden erst nach zwei oder drei Tagen, der Schmerz lässt nach rund einer Stunde nach. Das Gift kann jedoch auch die Lymphknoten erreichen, wo es noch größere Schmerzen verursacht.
Ein gesunder Erwachsener übersteht „Verbrennungen“ durch die Qualle ohne Lebensgefahr. Bei geschwächten Menschen oder Allergikern besteht die Gefahr eines allergischen Schocks, der tödlich enden kann. Todesfälle sind ausgesprochen selten und in einigen Fällen zudem einem Kontakt mit einer wesentlich gefährlicheren Seewespe zuzuschreiben. Medizinische Ratgeber empfehlen, einen Arzt aufzusuchen, wenn der Schmerz sehr stark ist oder länger anhält, die Wunden sich verschlimmern, wenn Krankheitsgefühle oder Entzündungssymptome auftreten.
Abgerissene Tentakel enthalten noch Nesselzellen. Die Nesselzellen bleiben noch mehrere Tage lang aktiv und gefährlich, wenn Quallen am Strand angespült werden.
Feinde und Symbionten
Trotz ihres Nesselgifts hat die Portugiesische Galeere einige Feinde. Hierzu gehören die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta), die zu den Nacktkiemern gehörende pelagische Schnecke Glaucus atlanticus und die Veilchenschnecke (Janthina janthina). Auch Mondfische (Mola mola) fressen Portugiesische Galeeren. Der Hirten- oder Quallenfisch (Nomeus gronovii) ist teilweise immun gegen das Gift der Portugiesischen Galeere. Er lebt zwischen ihren Tentakeln, weicht den größeren aus und frisst die kleineren unterhalb der Gasblase. Möglicherweise lockt er dadurch auch andere Fische an, die der Qualle als Nahrung dienen, was einer Symbiose gleichkäme. Auch die Stachelmakrele (Carangoides bartholomaei), engl. Yellow Jack, ein mäßig beliebter Speisefisch, der selbst giftig sein kann (Ciguatera-Toxin), lebt häufig als Symbiont rund um die Westindischen Inseln zwischen Schwärmen der Portugiesischen Galeere.
Auf dem Bild:
Quallenfisch (Nomeus gronovii) in der Nähe seines Wirtes, evtl. auch seines Symbiosepartners, der Portugiesischen Galeere.
Bild oben:
Zwei Portugiesische Galeeren (Physalia arethusa) gleiten durch das Meer. Gemälde von H. Murayama.
Bild oben:
Australische Briefmarke mit Portugiesischer Galeere.
Dendrogramma enigmatica
Dendrogramma enigmatica ist eine Hydrozoenart aus der Ordnung der Staatsquallen (Siphonophorae). Ihr wissenschaftlicher Gattungsname bezieht sich auf die, einem Dendrogramm ähnelnde Verzweigung des Verdauungstrakts.
Staatsquallen bestehen aus Stöcken spezialisierter Einzeltiere, wobei von Dendrogramma enigmatica nur die ursprünglich gefundenen Elemente, die wahrscheinlich Deckstücke sind, und ein einzelner oranger, gasgefüllter Sack, der wahrscheinlich einen Pneumatophor (Schwimmboje) darstellt, bekannt sind.
Forschungsgeschichte
Dendrogramma enigmatica wurde erstmals 1986 in einer Tiefe von 400 bis 1000 Metern vor dem südostaustralischen Kontinentalhang gesammelt und später am Museum Victoria in Melbourne untersucht. Die genaue systematische Stellung der Tiere war zu Beginn unbekannt und es wurde spekuliert, dass sie einen bisher unbekannten Stamm oder lebende Verwandte bisher nur aus der Ediacara-Fauna bekannter Lebewesen repräsentieren könnte. Spätere molekularbiologische Untersuchungen an frischem Material erlaubten eine Einordnung zu den Staatsquallen.
Forskals Staatsqualle
(Forskalia edwardsii)
Auf dem Bild:
Forskalia edwardsii im Mittelmeer (Südfrankreich)
Forskals Staatsqualle kann eine Gesamtlänge von bis zu 400 cm erreichen.
Staatsquallen sind typische Nesseltiere aus der Klasse der Hydrozoen. Das Vorkommen erstreckt sich auf den Indischen Ozean, den Nord-Atlantik, das Mittelmeer, sowie das Weiße Meer. Hier kommt Forskalia edwardsii in Tiefen von 1 bis 850 Meter vor.
Weitere Staatsquallen:
Apolemia uvaria
Bathyphysa conifera
Siphonophore (Bunaken Island, Sulawesi, Indonesien)
Geisterhafte biolumineszente Staatsqualle treibt am ferngesteuerten Roboter Hercules vorbei. Die Kamera, die das beeindruckende Bild schoss befindet sich im so genannten Argus-Vehicle, welches ebenfalls ein Tiefsee-Tauchroboter, zur Überwachung von Hercules ist. Der Hercules-Roboter ist über ein 30-Meter-Kabel mit dem Argus-Vehicle verbunden. Die Aufnahme entstand am Mittelatlantischen Rücken im Atlantik.
Rippenquallen
(Ctenophora)
Die Rippen- oder Kammquallen sind ein Stamm des Tierreichs. Ihr wissenschaftlicher Name bezieht sich auf die kammartigen Plättchen, mit denen die im Deutschen namensgebenden „Rippen“ bedeckt sind. Auch wenn sie oberflächlich betrachtet wie Quallen aussehen, gelten sie zoologisch nicht als echte Quallen; nicht zuletzt weil ihnen die für diese charakteristischen Nesselzellen fehlen. Die mehr als 100 Arten der Rippenquallen sind weltweit in den Ozeanen verbreitet und stellen regional einen bedeutenden Anteil der gesamten Plankton-Biomasse. Einige Arten, wie etwa die auch in der Nordsee heimische Seestachelbeere (Pleurobrachia pileus), können in so hoher Zahl auftreten, dass sie als unerwünschter Beifang die Fischernetze der Küstenfischer verstopfen. Von anderen Arten treten dagegen nur wenige Exemplare auf. Der fragile Bau der Rippenquallen erschwert die Erforschung ihrer Lebensweise erheblich. Altersangaben liegen aus diesem Grunde nicht vor, obwohl bekannt ist, dass Rippenquallen schon vor dem Erreichen ihrer Erwachsenengröße mit der Fortpflanzung beginnen können und daher vermutlich einen kurzen Generationszyklus haben. In der klassischen Taxonomie wurden die Rippenquallen mit den Nesseltieren (Cnidaria) zu den Hohltieren (siehe unten) zusammengefasst. Eine enge Verwandtschaftsbeziehung zu den Nesseltieren ist aber nach Untersuchungen, die auch molekulare Methoden, wie den Vergleich von DNA-Sequenzen, mit einbeziehen, eher unwahrscheinlich. Die tatsächliche Stellung und Verwandtschaft der Rippenquallen ist umstritten.
Der Vollständigkeit halber und weil sie den Quallen der Nesseltiere optisch sehr ähneln, führen wir sie auf dieser Seite mit auf.
Auf dem Bild:
Rippenquallen in einem Aquarium
Die Gruppe der Hohltiere
(Coelenterata)
Die Nesseltiere bilden in der klassischen Systematik einen Stamm innerhalb der Gewebetiere (Eumetazoa) und wurden traditionell zusammen mit den Rippenquallen (Ctenophora) zur Gruppe der Hohltiere (Coelenterata) vereinigt.
Aus Sicht der heute vorherrschenden Systematik, der Kladistik, ist diese Gruppe allerdings vermutlich paraphyletisch, das heißt, sie umfasst nicht alle Nachkommen ihres letzten gemeinsamen Vorfahren: Trotz der äußeren Ähnlichkeit der beiden Taxa, die sich unter anderem in der beiden Gruppen eigenen radialsymmetrischen Körperstruktur bemerkbar macht, sind die Rippenquallen wahrscheinlich nicht näher mit den Nesseltieren verwandt, eine Theorie sieht sie als nächste Verwandte der zweiseitig-symmetrisch aufgebauten Bilateria, ihre tatsächliche Stellung im System ist aber noch ungeklärt. Aus kladistischer Sicht bilden die Hohltiere daher eine künstliche Gruppe.
Quallen in öffentlichen Aquarien:
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
Quallen im Aquarium Pula (Kroatien)
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