Brackwasser-Aquaristik
Die Brackwasser-Aquaristik, ist eine spezielle Form der Aquaristik. Hier werden Lebensbedingungen hergestellt, wie sie beispielsweise in den Mündungsgebieten von Flüssen oder Mangrovensümpfen vorherrschen.
Süßwasser und Meereswasser mischen sich hier zu Brackwasser. Entsprechend liegt die Dichte im Brackwasseraquarium mit 1,002 bis 1,020 über der eines Süßwasseraquariums, jedoch unter der eines Meereswasseraquariums.
Der Salzgehalt im Brackwasseraquarium muss nicht notwendigerweise konstant gehalten werden. Auch an natürlichen Standorten wechseln die Bedingungen durch den Einfluss der Gezeiten. Wesentlicher ist, dass die Veränderung nicht zu schnell erfolgt.
Auf dem Bild:
Brackwasser-Paludarium mit Schützenfischen im Zoo-Zürich. Die Bepflanzung mit Mangroven entspricht dem typischen Lebensraum tropischer Brackwasser-Zonen.
Brackwasser
Unter Brackwasser versteht man See- oder Meerwasser mit einem Salzgehalt (Salinität) von 0,1 % bis 1 %. Im angelsächsischen Raum wird ein Salzgehalt zwischen 0,05 % und 1,8 %, teilweise auch 3 %, angesetzt. Brackwasser unterscheidet sich von Süßwasser vor allem dadurch, dass es (trotz seiner vergleichsweise geringen Salinität) zu viel Salz enthält, um für Menschen trinkbar zu sein. Das Wort Brackwasser leitet sich vom niederdeutschen Wort Brack ab. Dies bezeichnet ein Gewässer, das durch einen Deichbruch und sich anschließende Auskolkung entstanden ist.
Auf dem Bild:
Die Flunder (Platichthys flesus) ist ein Plattfisch aus den Küstengewässern Europas. Die Flunder bevorzugt Brackwasser, verträgt aber auch Salz- und Süßwasser. Bevorzugt hält sie sich an Flussmündungen sowie in Förden, Fjorden und Buchten auf.
Im Bereich von Flussmündungen im Meer entsteht durch die Durchmischung des süßen Flusswassers mit dem salzigen Meerwasser die so genannte Brackwasserzone. Diese Gezeitenzone zeichnet sich durch einen permanent wechselnden Salzgehalt aus und stellt somit an die dort lebenden Organismen aufgrund des sich ändernden osmotischen Druckes stark erhöhte Anforderungen an die Regulation ihres Wasser- und Salzhaushaltes (Osmoregulation). Hier treffen sich – je nach Salzgehalt – süßwassertolerante Arten aus dem Meer und salzwassertolerante Arten aus dem Süßwasser. Einige Tier- und Pflanzenarten haben die Fähigkeit entwickelt, unter den Brackwasserbedingungen zu überleben.
Arten des Brackwassers
→ Auflistung einiger Tierarten, die häufig in Brackwasser-Zonen aus verschiedenen Erteilen, zu finden sind (mit Verlinkung zu Wikipedia):
Fische:
Amphibien:
- Larven der Wechselkröte
Krebstiere:
- Chinesische Wollhandkrabbe,
- Schlickkrebs (Corophium volutator)
- Seepocke (Balanus improvisus)
- Garnelen (Palaemon longirostris
und Palaemonetes varians) - Meeresassel (Jaera albifrons)
Schildkröten:
Weichtiere:
- Miesmuschel (Mytilus edulis)
Polychaeten:
- Meeresringelwurm (Nereis diversicolor)
Schwimmkäfer:
Die Brackwasserzonen werden im Allgemeinen von nur wenigen hoch spezialisierten Arten, dafür aber in einer hohen Populationsdichte besiedelt. In diesem Ökosystem herrscht also eine hohe Individuendichte bei einer relativen Artenarmut (niedrige Biodiversität).
Im Bereich von Meerbusen oder Buchten haben die Brackwasserzonen oft einen stabileren Salzgehalt, beispielsweise der Finnische Meerbusen oder der nördliche Teil des Maracaibo-Sees.
Auf dem Bild:
Marmorgrundel (Proterorhinus semilunaris, Syn. marmoratus)
Vorkommen von Brackwasser-Gebieten
Brackwasserzonen finden sich im Bereich von praktisch allen Flussmündungen.
Typische Brackwasserzonen findet man in Europa:
- im Ostteil der Ostsee, insbesondere im Finnischen Meerbusen und dem Bottnischen Meerbusen.
- im Südteil der Ostsee, der pommerschen Boddenlandschaft, insbesondere der Darß-Zingster Boddenkette und der Nordrügener Bodden.
- besonders ausgeprägt in den Mündungsbereichen der Tidenflüsse wie Elbe, Weser, Ems, Stör, Eider, Rhein, Severn, Seine oder Themse; hier kann sich die Brackwasserzone über eine Länge von mehr als 50 Kilometer erstrecken.
- in den untersten Mündungsbereichen von Tieflandflüssen wie Oder (Stettiner Haff) und Weichsel (Frisches Haff), die in die kaum von der Tide beeinflusste Ostsee münden.
- in der Umgebung von unterseeischen Quellen, beispielsweise an der Adriaküste in Kroatien.
Auf dem Bild:
Küstengebiet (Geltinger Bucht) an der Ostsee. Eine typische Brackwasser-Zone.
Tropische Brackwasser-Zonen
Auch in den Tropen bilden sich Brackwasserzonen im Einflussbereich von Ästuaren; sie sind oft durch ausgedehnte Mangrovensümpfe gekennzeichnet.
Das Ökosystem Mangrove wird von Wäldern salztoleranter Mangrovenbäume im Gezeitenbereich vorwiegend tropischer Küsten mit Wassertemperaturen über 20 °C gebildet. Weltweit gibt es etwa 15 Millionen Hektar (150.000 km²)
Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern verschiedener Pflanzenfamilien mit insgesamt fast 70 Arten, die sich an die Lebensbedingungen der Meeresküsten und brackigen Flussmündungen angepasst haben.
Ihre größte Ausdehnung erreichen Mangrovenwälder im Bereich der Ästuare großer Flüsse in regenreichen und warmen Regionen.
Auf dem Bild:
Mangrovenwald beziehungsweise Mangrovensumpf
Das Brackwasser-Aquarium
In einem Brackwasser-Aquarium werden Lebensbedingungen simuliert, wie sie beispielsweise in den Mündungsgebieten von Flüssen oder Mangrovensümpfen der Fall sind. Süß- und Meereswasser werden hier zu Brackwasser vermischt.
Die Dichte im Brackwasserbecken liegt mit 1,002 bis 1,020 über der eines Süßwasseraquariums, jedoch unter der eines Meereswasseraquariums.
Der Salzgehalt im Brackwasser-Aquarium muss nicht konstant gehalten werden, sondern darf gewisse Schwankungen aufweisen. Auch in der Natur schwankt die Salinität durch den Einfluss der Gezeiten. Solche Schwankungen dürfen allerdings nicht abrupt geschehen, sondern müssen immer langsam von statten gehen.
Wasserwerte im Brackwasserbecken
Salzgehalt (Salinität): 0,1 % bis 1 %
Salzgehalt in Gramm: 5 bis 30 g je Liter
Dichte: 1,002 bis 1,020
pH-Wert: 7,5-8,5
GH 10-30 °dGH
KH 20-30 °dKH
Geeignete Atren für das Brackwasser-Aquarium
→ Auflistung mit Verlinkung zur nächsten Seite: Brackwasser-Arten im Portrait:
- Silberflossenblatt (Monodactylus argenteus)
- Breitflossenkärpfling (Poecilia latipinna)
- Segelkärpfling (Poecilia velifera)
- Gemeiner Argusfisch (Scatophagus argus)
- Australische Süßwasserseezunge (Brachirus salinarum)
- Grüner Kugelfisch (Tetraodon nigroviridis)
- Schützenfisch (Toxotes jaculatrix)
- Goldstaubmuräne (Gymnothorax tile)
- Schlammspringer (Periophthalmus sp.)
- Flösselaal (Erpetoichthys calabaricus)
- Fluss- Schleimfisch (Salaria fluviatilis)
- Gründling (Gobio gobio)
- Indischer Buntbarsch (Etroplus maculatus)
- Kobold-Kärpfling (Gambusia affinis)
- Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus)
- Neunstachliger Stichling (Pungitius pungitius)
- Roter Buntbarsch (Hemichromis bimaculatus)
- Purpurprachtbarsch (Pelvicachromis pulcher)
- Vierauge (Anableps ssp.) aus der Familie der Anablepidae
- Westamerikanischer Kreuzwels (Arius seemani)
- Afrikanischer Einsiedlerkrebs (Clibanarius africanus)
- Mangrovenkrabbe (Perisesarma eumolpe)
- Rote Mangrovenkrabbe (Pseudosoma moeshi)
- Europäische Süsswassergarnele (Palaemonetes antennarius)
- Rote Nashorngarnele (Caridina gracilirostris
- Schwimmgarnele (Palaemonetes varians
- Rote Hawaii Garnele (Halocaridina rubra
- Zebrarennschnecke (Neritina natalensis)
Auf dem Bild:
Schlammspringer (Periophthalmus) sind eine amphibisch lebende Fisch-Gattung. Sie gehören zu den Grundelartigen und besiedeln in 19 verschiedenen Arten die Mangrovenwälder und Brackwasserzonen in Westafrika und von Ostafrika über Nordaustralien bis Samoa. Weiter nördlich kommen sie bis Korea und Japan vor.
Bepflanzung im Brackwasserbecken
Für die Bepfllanzung eines Brackwasser-Aquariums eignen sich beispielsweise Javafarn, Cryptocoryne ciliata, Valisneria americana und Mooskugeln. Diese Pflanzenarten müssen allerdings sehr langsam an einen höheren Salzgehalt gewöhnt werden bis ein maximaler Salzgehalt von 25 Gramm je Liter erreicht ist. Dazu werden die Pflanzen in einen separaten Behälter gesetzt und die Salzkonzentration jede Woche um 5 Gramm je Liter erhöht. Umso langsamer diese Gewöhnung stattfindet, umso besser. Für viele Pflanzen ist das Wachsen in einem Brackwasser-Aquarium schwer bis unmöglich. Das kommt jedoch ganz auf den Salzgehalt im Wasser an. Wir das Becken mit einer geringen Salinität (bspw. 5 Gramm je Liter) gefahren, können die meisten handelsüblichen Süßwasser-Pflanzen im Aquarium überleben und wachsen. Wird dagegen eine recht hohe Salinität (über 25 Gramm je Liter) nicht unterschritten, können auch Makro-Algen und Pflanzen aus dem Meerwasserbereich gepflegt werden. Diese sind jedoch häufig schwer haltbar. Geeignet sind beispielsweise Drahtalgen, Rotalgen oder Meersalat. Diese kommen mit dem schwankenden Salzgehalt gut zurecht.
Offene Aquarien oder Paludarien lassen sich gut mit Mangroven bepfalnzen. Besonders geeignet ist hier die Rote Mangrove Rhizophora mangle oder auch die seltenere Schwarze Mangrove Avicennia germinans.
Auf dem Bild:
Rote Mangroven in unserem Mangroven-Paludarium
Einrichtung und Pflege von Brackwasserbecken
Für die Einrichtung eines Brackwasser-Aquariums eignen sich verschiedene Gesteine, beispielsweise Drachenstein, Lochgestein oder auch Gestein aus der Meerwasseraquaristik, wie totes oder fossiles Riffgestein. Lebendgestein sollte nicht verwendet werden, da die Mikroorganismen und anderen Lebewesen in und auf Lebenden Steinen meist an Meerwasser gewöhnt sind und in Brackwasser absterben und das Wasser belasten würden. Optisch eignet sich auch Lava-Gestein sehr gut für Brackwasserbecken.
Als Bodengrund eignet sich Korallenbruch oder Aquariensand in einer nicht zu groben Körnung, am besten 1 bis 3 mm.
Als Wurzelholz sind Mangrovenwurzeln natürlich naheliegend und am empfehlenswertesten.
Ist das Aquarium mit Bodengrund, Steinen und Wurzeln eingerichtet, geht es ans befüllen des Beckens. In der Regel wird dazu Leitungswasser verwendet. Wir empfehlen allerdings komplettentsalztes Osmosewasser, dass anschließend wieder auf den gewünschten Wert aufgesalzen wird. So ist ein unerwünschtes Wachstum von Algen und Cyanobakterien von vornherein vermindert. Bei größeren Aquarien empfiehlt sich die Anschaffung einer eigenen Umkehr-Osmoseanlage mit nachgeschaltetem Harzbettfilter, so.
Zum Einfahren sollte der Salzgehalt bei 15 - 20 Gramm je Liter liegen.
Achtung! Wenn man ein bereits eingefahrenes Süßwasserbecken auf Brackwasser umstellt, beginnt eine vollständig neue Einfahrphase. Durch das Salzwasser werden sämtliche Nitrifikationsbakterien abgetötet und müssen sich im salzigen Millieu neu bilden. Es kann, je nach Mulmbelastung des Süßwasserbeckens, durch die absterbenden Bakterien zu einem Ammoniakanstieg kommen. Hier sollte man mit dem Besatz einige Tage warten, bis man sicher gehen kann, daß keine Schadstoffanstiege zu erwarten sind. Ein solcher Anstieg entsteht spätestens nach drei Tagen.
Eine Besonderheit des Brackwassers ist die Schadstoffbildung. In einem Süßwasseraquarium läuft die Kette bei einem pH-Wert zwischen 6 und 7,9 über Ammonium, Nitrit und Nitrat.
In einem Brackwasserbecken liegt der pH-Wert oft, je nach verwendetem Salz, über 8. Hierdurch bildet sich kein Ammonium, sondern Ammoniak. Dieses ist ungleich giftiger für die Wasserbewohner, vor allem für Wirbellose wie Schnecken und Garnelen. Es gilt also, dies unter Beobachtung zu halten und die Filterung lieber größer zu dimensionieren. Der Filter sollte also immer etwas größer ausfallen als im Süßwasser.
Wasserwerte können auch im Brackwasser mit allen handelsüblichen Mitteln wie Tröpfchen-Tests oder Mess-Stäbchen gemessen werden.
Einmal pro Woche sollte im Brackwasserbecken ein Wasserwechsel erfolgen.
Hierzu wird ein Teil des Beckenwassers (10 bis 20 Prozent) abgelassen und mit bereits angesetztem Brackwasser aufgefüllt. Mit Hilfe eines Aräometres wird der Salzgehalt bestimmt (siehe unten). Der Salzgehalt darf ruhig innerhalb der Toleranzgrenzen schwanken, da die Bewohner des Brackwassers solche Schwankungen vertragen. Dennoch sollte der Salzgehalt im Wasser stets kontrolliert werden. Verdunstetes Wasser darf auch nur mit Süßwasser, am besten Osmose- oder Regenwasser aufgefüllt werden, da sich ansonsten die Salinität immer weiter erhöhen würde.
Salzgehalt und Redoxpotential
Eine Bestimmung des Salzgehaltes und des Redoxpotentials wird nur für Brackwasser- und Meereswasseraquarien benötigt.
Die Dichte des Salzgehaltes wird mit einem Aräometer gemessen. Süßwasser hat bei einer Temperatur von 4 °C ein spezifisches Gewicht von 1,0. Tropisches Meereswasser, also das Meerwasser, das normalerweise in einem Meerwasseraquarium nachgebildet wird, hat dagegen bei dieser Temperatur wegen der gelösten Salze und Spurenelemente ein spezifisches Gewicht zwischen 1,020 und 1,027. Brackwasser liegt zwischen diesen beiden Werten. Die in der Aquaristik verwendeten Aräometer sind auf 24 °C geeicht.
Das Redoxpotential sagt aus, wie hoch das Wasser mit organischen Substanzen belastet ist und welchen Gehalt an Sauerstoff es aufweist. Hohe Werte deuten auf einen hohen Sauerstoffgehalt und einen geringen Gehalt an organischen Stoffen hin. Gemessen wird das Redoxpotiential mit elektronischen Messgeräten. Bei der Ermittlung der Werte müssen auch der pH-Wert sowie die Wassertemperatur berücksichtigt werden.
Auf den Bildern:
Großes Mangroven-Paludarium mit Brackwasserfischen, wie Flossenblätter, Schützen- und Argusfische. Aufgenommen im Zoo Zürich.
Auf den Bildern:
Brackwasser-Paludarium mit Schützenfischen im Haus der Natur (Salzburg)
Süßwasser-Aquaristik
- Amazonas-Welt (Fischportraits)
- Süßwasser-Stechrochen
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