Einsiedlerkrebse

Auf dem Bild:

Balken-Augen Einsiedlerkrebs (Dardanus fucosus)

Einsiedlerkrebse

Systematik:

Unterstamm: Krebstiere (Crustacea)
Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Mittelkrebse (Anomura)
Überfamilie: Einsiedlerkrebse (Paguroidea)

Die sechs Familien der Einsiedlerkrebse gehören zusammen mit zwei weiteren Familien, den krabbenförmigen Vertretern der Königskrabben und den Hapalogastridae, zur zoologischen Überfamilie Paguroidea. Den Einsiedlerkrebsen ist gemeinsam, dass sie ihren Hinterleib in leeren Schneckenhäusern, ähnlichen von anderen Lebewesen gebildeten Behausungen wie beispielsweise Korallen oder kalkigen Wurmröhren, oder auch Plastikmüll verbergen. Dieses Verhalten ist für sie lebensnotwendig, da ihr Hinterleib weich und ungeschützt ist und Fressfeinden als Angriffspunkt dienen könnte. Im Laufe des Wachstums werden immer größere Gehäuse zum Tausch benötigt. Königskrabben haben diese Lebensweise im Laufe der Evolution verloren und sekundär einen weitgehend stark kalzifizierten Hinterleib ausgebildet.

Familien:

  • Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae)
  • Linkshändige Einsiedlerkrebse (Diogenidae)
  • Rechtshändige Einsiedlerkrebse (Paguridae)
  • Tiefsee-Einsiedlerkrebse (Parapaguridae)
  • Pylochelidae
  • Pylojacquesidae
  • Stein- und Königskrabben (Lithodidae)
  • Hapalogastridae

Auf dem Bild:
Gestreifter Felsen-Einsiedlerkrebs (Pagurus anachoretus)

Merkmale:
Einsiedlerkrebse haben als Zehnfußkrebse fünf Gliedmaßenpaare: ein Paar Scherenbeine, zwei Paar Laufbeine, die aus dem Schneckenhaus ragen, und zwei Paar kleinere, für ihre Sonderfunktion verkürzte Beine, mit denen sie das Schneckenhaus festhalten. Die Familien der Linkshändigen Einsiedlerkrebse (Diogenidae) und der Rechtshändigen Einsiedlerkrebse (Paguridae) unterscheiden sich durch die Seite, an der sie das größere Scherenbein tragen, mit dessen Hilfe sie den Eingang ihres Gehäuses verschließen können. Die Tiefsee-Einsiedlerkrebse (Parapaguridae) gelten als „symmetrische Einsiedlerkrebse“, da ihre Scheren gleich groß sind.

Auf dem Bild:
Roter Riffeinsiedlerkrebs (Paguristes cadenati)

Lebensweise:
Es gibt auch sessil lebende Paguroiden, beispielsweise Vertreter der Gattung Paguritta, die in Steinkorallen der Gattung Porites leben und mit ihren zu Fangnetzen umgewandelten Fühlern Plankton fangen.

Die Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae), bekannt ist beispielsweise der Palmendieb, verbringen ihr ganzes Leben, außer dem Larvenstadium, an Land. Ins Wasser gehen sie nur, um ihre Kiemenkammern mit Wasser zu füllen, die Weibchen zudem, um die Larven nach ihrem Schlupf dorthin zu entlassen. Der bereits erwähnte Palmendieb besitzt allerdings nur noch rudimentäre Kiemen und trägt im Adultstadium keinen Schutz mehr.

Einsiedlerkrebse der Art Pagurus longicarpus zeigen sozial kooperatives Verhalten, indem sie beim Wechsel der Behausung eine Abstimmung bezüglich der Größe geeigneter Schneckenhäuser vornehmen: So seien bereits bis zu 20 Tiere dabei beobachtet worden, wie sie vor einem Schneckenhaus auf das Eintreffen eines größeren Tieres warteten, um nacheinander in das jeweils freiwerdende, nur minimal größere Schneckenhaus schlüpfen zu können. Die Art ist deshalb seit den 1980er-Jahren Ausgangspunkt für Kooperationsstudien und Verteilungfragen bei Mensch und Tier.

Dardanus megistos

Coenobita brevimanus verwendet ein weggeworfenes Glas als Behausung

Kleiner Einsiedlerkrebs (Diogenes pugilator)

Dardanus calidus mit zwei Seeanemonen (Schmarotzerrosen) auf dem Gehäuse

Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae)

Landeinsiedlerkrebse
Coenobitidae

Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae) sind, bis auf das Larvenstadium, vollständig an das Leben an Land angepasst. Sie leben in feuchten, tropischen Regionen der Erde am Meer und in Strandnähe, wie z. B. im Indopazifik auf Koralleninseln. Die 17 Spezies der Gattung Coenobita tragen allesamt ein Schneckenhaus, zum Schutz ihres verletzlichen Hinterleibes. Darauf ist der Palmendieb, der die einzige Art in der Gattung Birgus ist, nicht angewiesen.

Landeinsiedlerkrebse scheinen durchwegs „linksscherig“ zu sein. Dabei wird die größere, linke Schere zur Verteidigung genutzt, während die kleinere, rechte Schere der Nahrungsaufnahme dient. Dieses Merkmal teilen sie mit den Arten der Linkshändigen Einsiedlerkrebse (Diogenidae).

Auf dem Bild:
Der Palmendieb (Birgus latro), auch Kokosnussräuber ist ein Zehnfußkrebs aus der Familie der Landeinsiedlerkrebse (Coenobitidae). Der Palmendieb, der unter anderem in der Lage ist, eine Kokosnuss zu öffnen, ist das größte an Land lebende Krebstier der Erde. Der Palmendieb ist, wohl auch aufgrund seiner Größe, der einzige Einsiedlerkrebs, der seinen Hinterleib nicht durch ein Schneckenhaus schützt


Landeinsiedlerkrebs-Arten:

  • Kurzscheren-Landeinsiedlerkrebs
    - Coenobita brevimanus
    - Coenobita carnescens
  • Stimpsons Landeinsiedlerkrebs Coenobita cavipes
  • Karibik-Landeinsiedlerkrebs Coenobita clypeatus
  • Südamerikanischer Landeinsiedlerkrebs
    - Coenobita compressus
    - Coenobita lila
    - Coenobita longitarsis
    - Coenobita olivieri
  • Erdbeer-Landeinsiedlerkrebs
    - Coenobita perlatus
    - Coenobita pseudorugosus
    - Coenobita purpureus
    - Coenobita rubescens
  • Ruggie-Landeinsiedlerkrebs
  • Rotmeer-Landeinsiedlerkrebs
    - Coenobita scaevola
    - Coenobita spinosus
    - Coenobita variabilis
  •  Komurazaki-Landeinsiedlerkrebs Coenobita violascens
  • Die Gattung Birgus ist monotypisch.
    Die einzige Art, der Palmendieb (Birgus latro), ist mit Abstand der größte Landeinsiedlerkrebs, sondern auch das größte, an Land lebende, Krebstier der Welt. Mit seinem Zangengriff übt dieses Krebstier mehr Kraft aus, als Raubtiere mit ihrem Biss.

Die Arten der Landeinsiedlerkrebse leben an Land in unterschiedlichen terrestrischen Habitaten. Viele der besiedelten Biotope liegen in Ufernähe an Stränden, in Mangrovengebieten oder küstennahen Regenwäldern. Andere jedoch umfassen Graslandschaften und trockene Laubwälder bis in Seehöhen von 900 Metern und bis zu 15 Kilometern im Landesinneren. Die Krebse suchen in regelmäßigen Abständen Süßwasserquellen auf und decken dort ihren Wasserbedarf.
Alle Einsiedlerkrebse der Gattung Coenobita tragen, zum Schutz vor Fressfeinden und Austrocknung, ein Schneckenhaus über ihrem verletzlichen Hinterleib. Da die von ihnen bewohnten Schneckenhäuser nicht mitwachsen, müssen die Krebstiere sie im Laufe ihres Lebens regelmäßig wechseln. Eine geeignete Behausung spüren im Wasser lebende Einsiedlerkrebse selbstständig auf, da sie die chemischen Signale toter Meeresschnecken wahrnehmen. Ihre an Land lebenden Verwandten kämpfen dagegen um die Schneckenhäuser und nehmen sich diese gegenseitig ab. Südamerikanische Landeinsiedlerkrebse der ArtCoenobita compressus treffen sich sogar zu Tauschbörsen, bei denen sich mehrere Einsiedlerkrebse nach Schalengröße anordnen, bis es gelingt einen Krebs aus seinem Schneckenhaus zu vertreiben. Dann bemüht sich jeder, seine Schale gegen eine größere auszutauschen, was dazu führen kann, dass ein Verlierer mit zu kleiner Schale und unzureichendem Schutz zurückbleibt.
Die Tiere leben in der Regel allein, kommen jedoch öfters zu größeren Gruppen zusammen. Einmal im Jahr setzt die Wanderung zur Meeresküste ein. Oft wandert eine große Zahl von Landeinsiedlerkrebsen gleichzeitig, gesteuert durch Mondphasen und Gezeiten.
Die Weibchen tragen an der Unterseite des Abdomens angeheftete Eier zur Meeresküste, wo die Zoea-Larven schlüpfen. Diese sind auf das Leben im Meerwasser angewiesen und vollenden ihre Entwicklung als Teil des Planktons. Während die Krebsmütter umgehend an Land zurückkehren, werden die Larven von der Strömung erfasst und sich selbst überlassen. Bevor sie zu kleinen Krebsen werden können, suchen sich fast alle Arten Schneckenhäuser und verlassen dann als subadulte Landeinsiedlerkrebse wieder das Meer, um an Land zu leben.
Da Landeinsiedlerkrebse Allesfresser sind, besteht ihre Nahrung aus Früchten und Pflanzen, aber auch aus Aas. Sie sind überwiegend nachtaktiv und ziehen sich bei der geringsten Störung in ihr schützendes Gehäuse zurück.

Landeinsiedlerkrebse im Terrarium

Landeinsiedlerkrebse benötigen ein Feuchtterrarium mit einer Grundfläche von wenigsten 80x50x50 cm. Darin findet eine kleine Gruppe von 3 bis 5 Tieren ausreichend Platz. Die, in der Heimtierhaltung häufigen Arten sind durchschnittlich etwa fünf bis sechs Zentimeter groß.

Als Bodengrund empfiehlt sich ein grabfähiges Sand-Erde-Gemisch. Dieses sollte wenigstes 15 bis 20 Zentimeter hoch ins Terrarium eingebracht werden, damit die Krebse sich bei Bedarf, etwa während der Zeit der Häutung, komplett eingraben können. Der Bodengrund sollte immer mindestens doppelt so hoch sein, wie das Haus des größten Einsiedlerkrebses.

Zur Einrichtung gehören verschiedene Komponenten: Genügend Versteckplätze und Wasserstellen, gleichzeitig aber auch bei ihren täglichen Spaziergängen und Kletterpartien nicht allzu sehr im Weg sein. Die Wasserschalen müssen unbedingt bequeme Ausstiegsmöglichkeiten bieten. Kaum zu glauben, aber wahr: Einsiedlerkrebse können im Zweifel ertrinken.
Wichtig ist auch eine Schale mit Meerwasser, welches ruhig einen schwankenden Salzgehalt aufweisen darf. Hier empfiehlt es sich die Salzwasserschale in eine weitere, größere Schale zu stellen, um zu verhindern, dass Salzwasser ins Erdreich gelangt. Dies würde das Pflanzenwachstum im Terrarium stören.
 Korkröhren mit einer griffigen Oberflächenstruktur laden zum Klettern ein und in ihrem Inneren lässt es sich hervorragend verstecken. Verschiedene tropische Pflanzen, wie z.B. Eufeutute, Ficus pumila etc. erzeugen eine naturnahe Umgebung für die kleinen Krebse.

Tropisches Wohnambiente

Landeinsiedlerkrebse fühlen sich bei einer hohen Luftfeuchtigkeit von bis zu 90% erst richtig wohl. Eine fest im Becken installierte Beregnungsanlage ist sehr zu empfehlen. Sommerliche 25 °C am Tag und etwas abgemilderte 20 °C in der Nacht können durch Wärmelampen gewährleistet werden. Tageslichtlampen sollten für etwa zehn Stunden Helligkeit ins Terrarium der teilweise dämmerungs- und nachtaktiven Tiere bringen.

Landeinsiedlerkrebse im Terrarium

Terrarium für Landeinsiedlerkrebse im Zoo Salzburg

Terrarium für Landeinsiedlerkrebse im Zoo Salzburg

Terrarium für Landeinsiedlerkrebse im Sea Life Konstanz

Linkshändige Einsiedlerkrebse (Diogenidae)

Gattungen:

  • Allodardanus
  • Aniculus
  • Areopaguristes
  • Bathynarius
  • Calcinus
  • Cancellus
  • Ciliopagurus
  • Clibanarius
  • Dardanus
  • Diogenes
  • Isocheles
  • Loxopagurus
  • Paguristes
  • Paguropsis
  • Petrochirus
  • Pseudopaguristes
  • Pseudopagurus
  • Strigopagurus
  • Tetralobistes
  • Tisea
  • Trizopagurus

Die Linkshändigen Einsiedlerkrebse (Diogenidae) ähneln den Paguridae, nur ist bei ihnen die linke Schere meist größer. Mit ihr kann die Öffnung des Schneckengehäuses, in dem der Krebs lebt, verschlossen werden.
Es gibt etwa 350 Arten, darunter allein 50 in der Gattung Dardanus. Dardanus arrosor lebt in Symbiose mit der Schmarotzerrose (Calliactis parasitica), die er sich auf das Gehäuse pflanzt. Wechselt er es, so löst er seine Anemonen ab und setzt sie auf das neue Schneckenhaus. Die Art Paguristes oculatus bildet ebenfalls eine Symbiose mit Schmarotzerrosen. Es gibt auch Linkshändige Einsiedlerkrebse, die kein Schneckenhaus benutzen, sondern sich die Seeanemonen direkt auf den Körper setzen. Einige kleinere Arten der Diogenidae wie Calcinus, Clibanarius und Paguristes sind als Algen- und Restefresser bei Meerwasseraquarianern beliebte Mitbewohner in Korallenriffaquarien.
Die namensgebende Gattung Diogenes ist nach dem altgriechischen Philosophen Diogenes von Sinope benannt, der der Legende nach in einer Tonne gelebt haben soll.

Großer Roter Einsiedlerkrebs
Dardanus calidus

Dardanus calidus ist eine Einsiedlerkrebsart aus dem Ostatlantik (Portugal bis Senegal) und dem Mittelmeer.

Auf dem Bild:
Großer Roter Einsiedlerkrebs (Dardanus calidus)

Beschreibung:
D. calidus kann bis zu 12 Zentimeter lang werden. Diese Einsiedlerkrebse verwenden große Schneckenschalen, wie die der Arten Tonna galea und Charonia, die häufig mit einer oder mehreren Seeanemonen der Art Calliactis parasitica besetzt werden. Die Beziehung zur Anemone ist tatsächlich symbiotisch, da die Anemone Futterreste vom Einsiedlerkrebs erhält, während die Krabbe von den nesselbewehrten Tentakeln der Anemone profitiert, die Raubtiere abschrecken.

Verbreitung und Ökologie:

Dardanus calidus ist ein Aasfresser, der sich von toten Fischen und zersetzendem Material vom Meeresboden ernährt.

Der Große Rote Einsiedlerkrebs wurde bereits in Tiefen von mehr als 100 Metern gefunden, kommt aber typischerweise in flacherem Wasser vor.

Taxonomische Geschichte:
Dardanus calidus wurde erstmals 1827 von Antoine Risso unter dem Namen Pagurus calidus beschrieben und 1958 von Jacques Forest in die Gattung Dardanus überführt. Die 1881 von Edward J. Miers beschriebene Larvenform Glaucothoë rostrata wurde ebenfalls D. calidus zugeordnet.

Dardanus calidus

Dardanus calidus mit  Schmarotzerrosen am Schneckenhaus

Dardanus calidus

Erfahrungen zur Haltung:
Bei uns zeigt sich Dardanus calidus als relativ friedlicher Zeitgenosse, womit wir nicht gerechnet hätten. Wir halten diese recht groß werdenden Krebse gemeinsam mit Violetten Seeigeln (Sphaerechinus granularis), Seegurken (Holothuria tubulosa), Roten Seesternen (Echinaster sepositus) und einigen Lippfischen. All diese Beckeninsassen werden von den Krebsen nicht behelligt. Einzig einige Röhrenwürmer mussten wir aus dem Becken entfernen, da diese von den Einsiedlern als Futter betrachtet wurden. Untereinander kommt es hin und wieder zu kleineren Rangeleien, wenn der Kleinere dem Größeren das Futter zu stehlen versucht. Ansonsten leben sie trotz Größenunterschied recht friedlich miteinander.
Gefüttert werden die Einsiedlerkrebse mit Fischfleisch, Stinten, Muschelfleisch und Garnelen..
Wir halten Dardanus calidus bei einer Wassertemperatur von ca. 18 °C. 

Dardanus calidus in unserer Mittelmeer-Aquarienanlage

Dardanus calidus in unserer Mittelmeer-Aquarienanlage

Dardanus calidus in unserer Mittelmeer-Aquarienanlage

Dardanus calidus in unserer Mittelmeer-Aquarienanlage

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