Pfeilgiftfrösche (Dendrobaten)

Die Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae), auch Pfeilgiftfrösche oder Farbfrösche genannt, sind eine Familie der Froschlurche (Anura). Die oft sehr kleinen (etwa 12 bis 50 mm) und farbenfrohen Frösche werden derzeit in ein Dutzend Gattungen und rund 170 Arten untergliedert. Mit dem Färberfrosch, Dendrobates tinctorius (Cuvier, 1797), wurde eine Art erstmals bereits im 18. Jahrhundert von einem Europäer beschrieben. Die deutschsprachige Bezeichnung „Pfeilgiftfrösche“ für die ganze Familie ist irreführend, da im Wesentlichen nur drei Arten der Gattung Phyllobates von indigenen Völkern für das Pfeilgift verwendet werden. Nicht alle Stoffe, die von den Baumsteigerfröschen durch ihre Hautdrüsen ausgeschieden werden, sind tödliche Nervengifte.

Vorkommen & Lebensraum

Die Baumsteigerfrösche bewohnen den mittel- und südamerikanischen Regenwald; einige Arten sind auch noch im Hochland von Ecuador anzutreffen. Die meisten Arten finden sich östlich der Anden im Amazonasbecken und der Mata Atlântica. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist Nicaragua. Es besteht außerdem noch eine allochthone Population von Dendrobates auratus auf Hawaii. Diese Frösche wurden dort Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesetzt.
Die Tiere leben bei Tagestemperaturen von 25 bis 28 °C und Nachttemperaturen von 22 bis 25 °C sowie einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 100 %. Sie bewohnen je nach Art alle Zonen des neotropischen Regenwaldes von der Laubschicht des Bodens bis in die Baumkrone.

Auf dem Bild: Typisches Dendrobaten-Terrarium mit verschiedenen Aufsitzerpflanzen, z.B. Bromelien


Merkmale

Zwischen der ersten und zweiten, sowie zwischen der zweiten und dritten Zehe sind keine Schwimmhäute ausgebildet. Gaumenbeine fehlen. Die gleichen Merkmalszustände finden sich bei Allobates, einer Gattung der Aromobatidae. Aufgrund umfangreicher Analysen mikrobiologischer und phänotypischer Daten ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Konvergenzen handelt.

Fortpflanzung

Die Laichablage erfolgt bei kleineren Arten überwiegend auf Blättern von Pflanzen und Bäumen. Größere Arten (Dendrobates tinctorius und D. auratus) sind auch Höhlenlaicher. Je nach Art umfasst ein Gelege zwischen zwei und 35 Eiern. Dem Laichen geht ein teils stundenlanges Balzritual voraus. Dem durch seine Rufe lockenden Männchen nähert sich das Weibchen und streicht ihm mit den Vorderbeinen über den Rücken. Beide suchen sich dann einen geeigneten Platz zum Ablaichen. Die Abgabe des Laichs erfolgt beispielsweise an Bromelienblättern über deren Blattachseln beziehungsweise in der Blattachsel selbst. Die Besamung der Eier durch das Männchen geschieht äußerlich unmittelbar nach deren Abgabe. Die Gelege werden meistens vom Männchen bewacht. Manche Arten bewässern ihre Gelege regelmäßig, indem sie den Inhalt ihrer Blase auf die Eier entleeren.

Pfeilgiftfrösche sind tagaktiv; denn ihre grellen Farben bieten ihnen am Tag Schutz. Damit ihre Kaulquappen nicht den Fressfeinden in Flüssen und Teichen ausgeliefert sind, werden die nach 10 bis 16 Tagen Embryonalentwicklung schlüpfenden Kaulquappen auf dem Rücken des Männchens in kleinste Wasseransammlungen auf Pflanzen (Phytotelmata), etwa mit Wasser gefüllte Blattachseln, überführt. Bei manchen Arten (beispielsweise Ranitomeya imitator) erfolgt dieser Transport einzeln, bei anderen, beispielsweise dem Dreistreifen-Baumsteiger (Epipedobates tricolor), kann er das gesamte Gelege gleichzeitig umfassen. Später bringen sie ihre Nachkommen in gleicher Weise auf den Erdboden. Die Weibchen einiger Arten füttern die Kaulquappen mit unbefruchteten Nähreiern bis zur Metamorphose, bei anderen ernähren sich die Larven von Algen oder Insekten, die in die Blattachseln fallen. Die Entwicklung von der Kaulquappe zum Jungfrosch dauert zwischen sechs und 14 Wochen.

Auf dem Bild: Phyllobates terribilis, in der Natur eines der giftigsten Tiere der Welt- im Terrarium völlig harmlos

Toxizität

Baumsteigerfrösche sondern über ihre Haut basische Alkaloide ab, von denen etwa 200 Varianten bekannt sind (beispielsweise Pumiliotoxin bei Dendrobates, Batrachotoxin bei Phyllobates). Batrachotoxin wirkt auf das Nervensystem. Es verhindert die Inaktivierung der Natriumkanäle und ist damit ein sogenanntes Krampfgift. Es treten Muskel- und damit auch Atemlähmungen auf, die in schweren Fällen beim Menschen zum Tod nach etwa 20 Minuten führen können. Das Gift dringt durch kleine Verletzungen oder Hautporen in den Blutkreislauf ein. Ein Gegengift ist Tetrodotoxin. Die Pfeilgiftfrösche, die Batrachotoxin über ihre Haut abgeben, gehören neben einigen Würfelquallen und der Krustenanemone zu den giftigsten Tieren der Welt. Gemäß LD-50 ist schon eine Giftmenge von 2 µg/kg für das Opfer tödlich.

Die Frösche nehmen ihr Gift durch Verspeisen von giftigen Beutetieren auf und sequestrieren es in ihrem Körper. Dabei wurden in den letzten 30 Jahren bis zu 232 verschiedene Alkaloide aus bis zu 21 verschiedenen Strukturklassen identifiziert. Die hochtoxischen Pumiliotoxine und Allopumiliotoxine werden durch den Konsum von Milben erworben, wohingegen weitere Stoffe durch die Aufnahme von Ameisen und Käfern in den Körper der Frösche gelangen. Dabei können die Giftstoffe durch den Frosch-Organismus sowohl verändert (Metabolisierung) werden oder auch unverändert bleiben. Die Giftigkeit von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren nimmt mit der Zeit ab, wenn keine geeigneten Futtertiere zur Verfügung stehen. In Gefangenschaft geborene Nachzuchten besitzen in den meisten Fällen kein Hautgift mehr.

Ihren deutschen Namen haben Pfeilgiftfrösche der Tatsache zu verdanken, dass das Hautsekret von drei Arten der Gattung Blattsteiger (Phyllobates terribilis, Phyllobates bicolor und Phyllobates aurotaenia) von bestimmten Indianerstämmen in Westkolumbien als Pfeilgift bei der Jagd mit dem Blasrohr verwendet wird. Das Sekret wird auf die Spitzen der Pfeile aufgetragen. Es enthält hohe Konzentrationen von Batrachotoxin.

Signalfarben und Mimikry

Mit ihrer auffälligen Körperfärbung signalisieren Pfeilgiftfrösche ihre Giftigkeit und damit verbundene Ungenießbarkeit. In der Biologie wird dieser Mechanismus als Aposematismus bezeichnet. Fressfeinde müssen allerdings in der Regel diese Ungenießbarkeit erst erlernen. Meist ist eine einzige Erfahrung für einen Fressfeind ausreichend, um eine lebenslange Aversion und Meidung dieser Tierart zu entwickeln. Auch wenn der erste Frosch dieser Art, mit dem das Jungtier eines Räubers Bekanntschaft macht, dabei häufig verletzt oder gar gefressen wird, bleiben alle anderen Individuen dieser Population von diesem Jäger fortan verschont.

Nur rund ein Drittel der Arten in der Familie der Baumsteigerfrösche produziert Hautgifte. Einige Arten, die keine Alkaloide absondern können, gleichen in ihrer Färbung und Zeichnung den ungenießbaren Arten und täuschen durch diese Anpassung mögliche Fressfeinde (Batessche Mimikry). Aber auch giftige Arten passen sich in der Färbung einander an (Müllersche Mimikry). Eines der ersten Beispiele, die innerhalb der Amphibien erforscht wurden, ist die Art Ranitomeya imitator, die in verschiedenen Teilen ihres Verbreitungsgebietes die Farben und Zeichnungen der dort beheimateten Baumsteiger-Frösche Ranitomeya variabilis (früher Dendrobates variabilis genannt), Ranitomeya summersi (früher Dendrobates fantasticus) und Ranitomeya ventrimaculatus (früher Dendrobates ventrimaculatus) nachahmt. Es wurde gezeigt, dass diese Farbvarianten tatsächlich der Art Ranitomeya imitator angehören, obwohl sie den Arten in bestimmten Teilen ihres Verbreitungsgebiets äußerlich stärker ähneln als den anderen Populationen ihrer eigenen Art. Die Mechanismen der Variabilität innerhalb der gleichen Art und die Evolution der Signalfarben sind Gegenstand neuerer Forschungsarbeiten zu den Baumsteiger-Fröschen. Es kommen dafür die Ko-Evolution der Frösche und ihrer Fressfeinde, aber auch Konkurrenz innerhalb der gleichen Art und die Auswahl der Männchen durch die Weibchen in Frage.

Lange Zeit wurden alle auffällig gefärbten Baumsteiger-Frösche als nahe verwandt angesehen und in den Gattungen Dendrobates und Phyllobates zusammengefasst. Ebenso wurden ungiftige Arten dieser Familie mit Tarnfarben in die Gattung Colostethus gestellt, die bald über 100 Arten umfasste. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wurden die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Baumsteiger-Frösche in den vergangenen beiden Jahrzehnten neu gefasst.

Artenschutz

Die Gattungen Dendrobates, Epipedobates, Phyllobates sowie Minyobates werden auf Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (CITES) geführt. Der Handel mit diesen Tieren ist streng reglementiert. Neben den Wildfängen der farbenprächtigen kleinen Frösche für den Zoohandel in Nordamerika und Europa stellt die zunehmende Abholzung des Regenwaldes in den Lebensräumen der Baumsteigerfrösche die größte Bedrohung dar. Oft ist eine Population bereits ausgestorben, bevor ihr Artstatus geklärt werden kann.
Der Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis) ist ein Töpfchenpilz, der die Haut von Amphibien befällt und bei ihnen die Chytridiomykose auslöst, eine Krankheit, die besonders in den kühleren Regionen der Anden für die befallenen Frösche tödlich verlaufen kann. Viele Arten der Baumsteigerfrösche (Dendrobatidae) sind daher durch diese ursprünglich aus Afrika stammende Pilzkrankheit stärker gefährdet. Darauf verweist auch der Artname des Pilzes B. dendrobatidis.

Dendrobaten-Terrarien im Salzburger Zoo:

Dendrobaten-Terrarien im Zoo Zürich:

Dendrobaten Art für Art:

Hier stellen wir, die bei uns gepflegten Pfeilgift- bzw. Baumsteigerfrösche vor.

Schrecklicher Pfeilgiftfrosch,
Goldener Blattsteiger
Phyllobates terribilis 


Etymologie

Der Gattungsname Phyllobates entstammt den griechischen Wörtern "fyllo" (=Blatt) und "bates" (=Läufer). Die Kombination "Blattläufer" (Blattsteiger) bezieht sich auf eher bodenorientierte Lebensweise der Arten in der Krautschicht des Regenwaldes. Das Epitheton terribilis ist lateinisch und bedeutet "schrecklich". Es bezieht sich auf die außerordenliche starke Giftigkeit der Tiere.

Größe

45-48 mm, Weibchen etwas größer/fülliger

Geschlechtsreife

Die Tiere erreichen mit 18-20 Monaten die Geschlechtsreife. Die ersten abgesetzen Gelege entwickeln sich meist nicht und verpilzen.

Gelege und Larven  

Gelege umfassen 10-20 schwarz-weiße Eier mit einem Durchmesser von ca. 2,5 mm.
Nach 12 - 14 Tagen schlüpfen die Larven im GOSNER Stadium 24. Die Metamorphose erfolgt nach etwa 55 Tagen.


Lautäußerung

Der Ruf von P. terribilis ist ein ca 5-10 s langer Trill-Ruf. Der melodische Ruf setzt sich aus einer Reihe gleichförmiger Noten mit einer Rufrate von 10-15 Noten pro Sekunde zusammen. Der melodische Klang hat seine Ursache in der Frequenzmodulierung der Noten. Die Dominanzfrequenz liegt bei ca. 1800 Hz.


Verbreitung 

Cauca, Kolumbien, 100-200m Höhe

Terrarien-Einrichtung

Regenwaldterrarium ab 50x50x50,
Regenanlage und Nebler empfohlen
reichlich Beplanzung z.B. mit Bromelien
Wasserteil (mit Bachlauf)

Temperaturen

25-28 °C, Nachtabsenkung um 5 °C
Jahrestemperaturschwankung minimal (1-2 °C)

Luftfeuchte

80-100%, über Mittag auch bis 70% Abfall

Ernährung

Bevorzugt vornehmlich größeres Futter als die meisten anderen Dendrobaten wie Wachsmaden, fast ausgewachsene Heimchen, Wachsmotten, Ofenfischchen, Krullfliegen und große Drosophila. Kleineres Futter wie kleine Fruchtfliege und Springschwänze werden auch angenommen. (POST und SCHWARZ, pers. Kommentar)

Tipps zur Zucht

Weibchen legt durchschnittlich 15-20 Eier je Gelege unter Kokosnusschalen
Zeitigung der Eier: 15-20 Tage
Quappen werden einzeln zum Wasser transportiert
Einzelaufzucht der Quappen vorteilhaft, aber innerhalb eines Geleges nicht nötig. 
Ernährung der Quappen ist mit möglichst hochwertigem Aquarien-Fischfutter möglich.

Blauer Baumsteiger,
Färberfrosch
Dendrobates tinctorius 


Etymologie

Der Gattungsname entstammt den griechischen Wörtern "dendro" (=Baum) und "bates" (=Läufer). Die Kombination "Baumläufer"(Baumsteiger) bezieht sich auf die teilweise arboreale Lebensweise einiger Arten. Das Epitheton tinctorius entstammt dem lateinischen tinctorum (= färben) und bezieht sich auf eine alte Erzählung von der die Entdecker der Art berichteteten. DE LACEPEDE berichtete 1788 von einem ’La raine ... tapirer’ (tapire = färben) den die Indianer Guyanas zum Umfärben von Federn lebender Papageien nutzen. Die Indianer entfernten dafür angeblich die Federn junger grüner Papageien und bestrichen die Haut der Vögel mit einem lebenden Frosch oder einer aus Fröschen gewonnenen Flüssigkeit. Die nachwachsenden Federn besaßen daraufhin eine gelbe oder rote Färbung. Die Indianer verwendeten dazu angeblich Frösche dieser Art. Bis heute gibt es keine Bestätigungen dieses Berichtes. Nur wissenschaftlicher und umgangssprachlicher Name erinnern noch heute an diese Legende.

Gruppe

Die Gattung Dendrobates entspricht weitestgehend der Tinctorius- und Auratus-Gruppe im Sinne von SILVERSTONE (1975).
Dendrobates tinctorius ist Typusart der Familie Dendrobatidae. Nach neuesten genetischen, morphologischen und ethologischen Erkenntnissen von GRANT ET AL. (2006) wurde eine umfangreiche Neuordnung der Familie Dendrobatidae vorgenommen. In der ehemals großen Gattung Dendrobates verbleiben einzig die Arten der Dendrobates tinctorius- und Dendrobates auratus-Gruppe nach SILVERSTONE (1975). Ausgenommen ist Dendrobates galactonotus der im Zuge der neuen Systematik in die neue Gattung Adelphobates überstellt wurde (GRANT ET AL., 2006). Laut genetischer Studien von WOLLENBERG ET AL. (2006) und NOONAN & GAUCHER (2006) handelt es sich bei der bisher als Dendrobates azureus bezeichneten Population aus der Sipaliwini Savanne in Surinam nur um eine Variante (Farb-Morphe) der Art D. tinctorius.


Bedrohungsstatus 

Anhang II des WA. Anhang B der EUArtschVO. Melde- und Nachweispflichtig nach BArtSchVO.

Achtung!!! Die ehemals als "Dendrobates azureus" bekannte Population war seit 2005 nicht mehr meldepflichtig (Herkunftsnachweis muss dennoch erfolgen). Wie die Behörden nach der Synonymisierung zu Dendrobates tinctorius verfahren ist noch offen.

In der Roten Liste wegen seiner großräumigen Verbreitung und angenommenen hohen Populationsdichte als "nicht gefährdet" eingestuft (IUCN, 2006).

Größe

Mittelgroße bis große Pfeilgiftfroschart mit einer KRL von 35-55 mm (je nach Population) und einem Gewicht von 4 - 8 g. Beispielmessungen an einem adulten Weibchen der "Azureus"-Population ergaben eine KRL von 45 mm und ein Gewicht von 6,7 g. Eine weitere Messung bei einem adulten Männchen der "Regina"-Population ergab ein Gewicht von 5,2 g.
 

Körpermerkmale

Zur Geschlechtsbestimmung können die Haftscheiben des 2.,3. und 4. Fingers herangezogen werden. Sie sind beim Männchen deutlich größer.
Es gibt diverse verschiedene Populationen von D. tinctorius. Es ist zu beachten, das in verschiedenen Ländern unterschiediche Namen für die selbe Form verwendet werden!

Geschlechtsreife

mit 12-15 Monate. Die ersten Gelege sind oft von minderwertiger Qualität (verpilzen).


Lautäußerung (Vokalisation)

Leiser, schnarrender Ruf

Verbreitung

Französisch Guyana, Brasilien, Surinam

Terrarien-Einrichtung

Dendrobatenterrarium ab 50cm x 50cm x 50cm. Automatische Regenanlage ist empfehlenswert. Als Einrichtung bieten sich Brenntorfziegel, Steine und Xaxim an. Für die Fortpflanzung wird ein Laichhaus angeboten. Als Beflanzung kommen Javamoos, Bromelien und diverse Rankflanzen zum Einsatz.

Temperaturen

Tags 25-28 °C, nachts um 3-4 °C absenken
Jahrestemperaturschwankung minimal (1-2 °C)

Luftfeuchte

70-80%, zur mittagszeit bis 70%, morgens und abends 100% (Nebel)

Ernährung

Übliche kleine und mittlere Futtertiere: kleine und große Drosophila, Mikro-Grillen bzw. Heimchen (bis 3 mm), Springschwänze, Wiesenplankton. Gerne werden etwas größere Beutetiere wie Weisse Asseln und Raupen der Wachsmotte genommen. In der Natur überwiegend tropische Ameisen, heimische Ameisen werden aber nicht gerne genommen (Ameisensäure).

Besatz

In ausreichend großen Terrarien und mit gemeinsam aufgezogenen Tieren ist eine Gruppenhaltung mitunter möglich. Weibchen zeigen allerdings untereinander eine ausgeprägte Aggressivität und Verluste von unterdrückten Tieren durch Stress sind keine Seltenheit. Da die Tiere im Freiland paarweise große Reviere besetzen, lässt sich das Verhalten am besten an einzelnen, ungestörten Paaren beobachten. Für eine Zucht ebenfalls am besten nur ein Pärchen (1,1) zusammenbringen. Eine Vergesellschaftung mit nah verwandten Arten wie D. auratus und D. leucomelas vermeiden, da es zu Bastardisierungen zwischen den Arten kommen kann. Auch von eine Vergesellschaftung mit anderen kleineren Arten ist abzuraten. Kombinationen von D. tinctorius und Ranitomeya ventrimaculata oder R. variabilis scheiterten an der Territorialität von D. tinctorius, während in einer Kombination von D. tinctorius und R. imitator die D. tinctorius trotz des Größenunterschiedes unterdrückt wurden. Der ständige Stress führt dann bei unterlegenen Tieren zunächst zu einer versteckten Lebensweise und der Einstellung der Futteraufnahme und schließlich zum Tod.

Tipps zur Zucht

Ein gut harmonisierendes Paar schreitet nach dem Erreichen der Geschlechtsreife schnell zur Fortpflanzung. Wenn jedoch bei einem sicheren Paar nach 2 Jahren noch keine erfolgreiche Eiablage erfolgt ist, sollte man die Tiere trennen und nach etwa 3 Monaten wieder erneut zusammen bringen. Bei weiteren Misserfolgen muss ein neues Paar zusammengestellt werden. Gerade bei D. tinctorius scheint ein Zuchterfolg von der Harmonie zwischen den Geschlechtspartnern abzuhängen. Auch gut harmonisierende Paare legen gelegentlich Pausen in der Reproduktion ein, die bis zu einem Jahr andauern können. Sinnvoll erscheint deshalb die natürlichen Trockenperioden im Biotop nachzuahmen und als Brutpausen zu nutzen. Während der Monate Juli bis Oktober sollte bei tagsüber erhöhter Temperatur (27-29° C) und geringerer Befeuchtung eine Trockenperiode simuliert werden. Dabei stellen die Tiere normalerweise ihre Brutaktivitäten ein. Sollte das Weibchen das Männchen dennoch stark bedrängen, so ist eine zeitweilige Trennung der Geschlechter angebracht. Nach einer solchen Brutpause schreiten die Tiere dann meist sofort wieder zur Fortpflanzung. Die Eiablage erfolgt an geschützten glatten Stellen, wie auf einer Petrischale unter einer Kokosnuss oder in einer Fotodose. Frühzeitig entnommene und in Petrischalen gezeitigte Gelege entwickeln sich meist besser bzw. vollständiger. Bei einer Verpilzung der Gelege können Pilz-Hemmer wie natürliche Extrakte aus Erlenzapfen oder Eichenlaub oder Anti-Pilz-Mittel aus der Aquaristik (Trypaflavin) zugegeben werden. Hilft dieses nicht, so wurden die Gelege evtl. nicht richtig befruchtet (zu junge Zuchttiere oder schlecht harmonisierendes Paar). Eine Einzelhaltung der Quappen ist aufgrund der kannibalischen Veranlagung der Larven empfehlenswert, aber bei sehr guter Fütterung und in großen Behältern (Aquarien) ist manchmal auch eine Gruppenhaltung möglich. Die Wassertemperatur bei der Larvenaufzucht sollte langfristig 26°C nicht über- und 17°C nicht unterschreiten. Eine Nachtabsenkung der Temperatur um 2-5° C ist empfehlenswert. Die Quappen sind omnivor (s.o. bei Larvenernährung) und gut mit handelsüblichen Zierfischtrockenfuttersorten zu ernähren. Ein regelmäßiger 100%iger Wasserwechsel sollte spätestens alle 14 Tage erfolgen. In gut strukturierten Becken mit Wasserteil und bei Einzelpaar-Haltung werden auch immer einige Gelege vom Männchen bewässert und schlüpfende Larven in den Wasserteil transportiert, so dass auch im Terrarium eine Aufzucht unter natürlichen Bedingungen erfolgen kann. Die Ausbeute ist zwar geringer aber nur mit dieser Methode lässt sich das vollständige Brutpflegeverhalten der Art beobachten. Ohne Zufütterung der Larven kommt es aber im beengten Wasserteil zu Kannibalismus unter den Quappen und nur die stärksten Larven kommen zur Metamorphose. Die Aufzucht der Jungtiere ist bei guter Fütterung ohne Probleme in Gruppen möglich. Anfangs sind Springschwänze als Aufzuchtsfutter von Vorteil, da meist erst nach einer Woche kleine Drosophila bewältigt werden können. Nur sehr groß metamorphosierte Jungfrösche (bei sehr guter Fütterung der Larven) können auch schon von Anfang an Drosophila überwältigen. Bei guter Fütterung können die Jungfrösche nach etwa 3-4 Monaten abgegeben werden.

Dreifarbiger Baumsteiger,
Dreistreifen-Blattsteiger
Epipedobates tricolor 


Etymologie

Das Epitheton tricolor entstammt den lateinischen wörtern tria (= drei) und color (= Farbe) und bezieht sich auf die dreifarbig gezeichnete Bauchseite der Art. Diese zeigt auf einer Marmorierung in weiß und dunkelbraun zusätzlich roten Signalflecken.


Bedrohungsstatus

Die Art Epipedobates tricolor wird in der Roten Liste als "Bedroht" eingestuft (EN = Endagered). Die Art besitzt ein sehr kleines Vorkommensgebiet von weniger als 5000 km2 und ist zudem nur von sieben Fundorten bekannt. Die Habitate der Art nehmen auf der pazifischen Seite Ecuadors durch Brandrodung und Holzeinschlag kontinuierlich ab. Eine der größten Bedrohungen ist vermutlich die Belastung der bewohnten Fleißgewässer durch Pestizide. Da die Art an Bachläufe gebunden ist reagiert sie empfindlich auf Belastungen der Gewässer durch Chemikalien aus der Landwirtschaft. Da auch Populationen in unbelasteten Biotopen einen Rückgang verzeichnen, ist eine Bedrohung durch Chytridiomycose, ausgelöst durch Batrachochytrium dendrobatidis, ebenfalls nicht auszuschließen. Vor allem riparine Höhenarten wie E. tricolor werden von diesem aggressiven Pilz befallen. Die Zahl fortpflanzungsfähiger Tiere geht zurück, so dass der Populationstrend als rückläufig gilt (IUCN, 2006).

Laut CITES (2007) ist die Art einige Male und in größeren Mengen für kommerzielle Zwecke (Tierhandel) aus Ecuador ausgeführt worden.

Anhang II des WA. Anhang B der EUArtschVO. Melde- und Nachweispflichtig nach BArtSchVO.

Größe & Aussehen

Mittelgroße Pfeilgiftfroschart mit einer KRL von 20 - 22,5 mm (Messwerte der BOULENGER-Syntypen nach SILVERSTONE, 1976).
E. tricolor unterscheidet sich laut NOBLE (1921) von der sehr ähnlichen Art E. anthonyi durch einige morphologische Merkmale wie einen längeren ersten Finger (kürzer in E anthonyi), eine längere Schnauze (kürzer in E. anthonyi) und eine andere Färbung. Während Populationen von E. anthonyi eher blaue, blauweiße, weiße oder cremefarbene Zeichnungsmuster auf rotbraunem bis dunkelbraunen Körper aufweisen, zeigen E. tricolor blassgelbe bis kräftig zitronengelbe Streifen auf dunkelrotbraunem bis schwarzen Körper. Wichtigste Unterscheidungsmerkmale sind aber nach heutigen Erkenntnissen die Form, die Farbe und die Anordnung der Signalflecken. E. anthonyi zeigt realtiv kleine gelbe oder orangerote Inguinalflecken die meist nur bei nach hinten ausgestreckten Beinen sichtbar sind. Weitere Signalflecken in gleicher Farbe zeigt E. anthonyi an der posteriodorsalen Innenseite des Oberschenkels. Diese sind bei normaler Sitzhaltung ebenfalls nicht sichtbar. E. tricolor zeigt dagegen kräftig rote Signalflecken. Die Inguinalflecken sind viel stärker ausgeprägt und oft auch bei normaler Haltung in dorsolateraler Ansicht gut erkennbar. E. tricolor Oberarmansatz einen so genannten Axilarfleck, welcher bei E. anthonyi fehlt oder nur schwach ausgebildet ist, und im Gegensatz zu E. anthonyi zeigt E. tricolor auch Siganlflecken auf der nach innen gewandten Unterseite der Unterschenkel.

Alter

Wie andere Arten der Familie Dendrobatidae kann auch E. tricolor ein Alter von 10-15 Jahren erreichen.

Verbreitung

Die Art ist nur aus Zentral Ecuador westlich der Anden bekannt. Fundorte sind aus den Provinzen Bólivar, Cotopaxi und Pichincha bekannt. Die Art bewohnt Höhenlagen von ca. 1000 - 1769 m.

Terrarien-Einrichtung:
Gut bepflanztes und strukturiertes Regenwaldterrarium ab 40 x 40 x 40 cm für ein Männchen und zwei Weibchen. Für Gruppen besser 80 x 40 x 40 cm. Regenanlage und Nebler empfohlen. Kleiner Bachlauf oder Wasserteil als Larvenabsatzstelle. Bei Gruppenhaltung durch gute Strukturierung für verschiedene Revieremöglichkeiten sorgen (viele Bruthöhlen auf verschiedenen Ebenen anbringen). Laichhäuschen oder Fotodose als Ablaichstellen.

Temperaturen

E. tricolor ist ein Bewohner des temperierten montanen Bergregenwaldes. Die Haltungstemperaturen sollten deshalb tagsüber bei 20 bis max. 25 °C liegen. Eine Nachtabsenkung von ca. 5-10 °C ist empfehlenswert und entspricht den natürlichen Begebenheiten.

Luftfeuchte

Da die Art entlang von Fließgewässer in kühleren Montanwäldern lebt, sollte die durchschnittliche Luftfeuchte um die 80-90 % liegen. Kurzfristige Absenkung auf 70% (mittags) wird aber gut vertragen. In der Nacht sollte die Luftfeuchte annähernd 100% erreichen. Dies wird am leichtesten durch ein verstärktes Vernebeln vor dem Erlöschens der Beleuchtung und eine Nachtabsenkung der Temperetur erreicht.

Ernährung

Übliche kleine und mittlere Futtertiere wie Springschwänze, Kleine Obstfliege, Große Obstfliege, Mikro-Grillen bzw. Heimchen bis zu 5 mm Größe (Sprungbeine entfernen), Kleine Wachsmaden, Staubläuse, Weiße Asseln und gesiebtes Wiesenplankton. Adulte Tiere überwältigen durchaus auch größere Futterbrocken und sind nur mit Fruchtfliegen nicht ausreichend zu ernähren. Ohne "kräftiges" Futter wie Wachsmaden oder Heimchen gelingt die Zucht meist nicht, da die Weibchen dann häufig keine oder nur minderwertige Gelege absetzen bzw. Entwicklungsstörungen bei den Larven auftreten. Für adulte Tiere sollten Futtertiere wie Grillen und Obstfliegen regelmäßig 1-2 mal die Woche mit einem guten Vitaminpräparat eingestäubt werden. Futtertiere für Jungtiere sollten die ersten 4 Wochen täglich bestäubt werden. Angebrochene Vitaminpräparate im Kühlschrank aufbewahren. Obstfliegen lassen sich vor dem Verfüttern gut mit flüssigen Vitaminpräparaten (z.B. Sanostol, Multibionta) anfüttern und so ernährungsphysiologisch aufwerten. Auch junge Grillen lassen sich durch Zufüttern von Grünfutter (Wiesenkräuter) gut mit Nährstoffen und Vitaminen anreichern. Bestäubte Futtertiere sollten im Terrarium auf auswechselbaren Schalen angeboten werden. Zurückbleibende Vitaminpulverreste können so keinen Bakterienherd auf dem Terrariumboden bilden. In kleinen Schalen im Terrarium ausgelegte Obststücke (z.B. Bananenscheiben) sind gute Lockstellen für Obstfliegen und werden von den Fröschen bald als Futterplätze akzeptiert. Für eine ausreichende Vitaminversorgung der Futtertiere durch diese Lockstellen dürfte die Verweildauer der Futtertiere jedoch zu gering sein, so dass dennoch zusätzlich vitaminisiert werden sollte. Angebotene Futterschalen sollten aus hygienischen Gründen alle 2-3 Tage gereinigt werden. Springschwänze lassen sich gut auf ausgelegten Xaxim-Stückchen konzentrieren, indem man diese mit kleinen! Mengen Trockenhefe bestreut. Auch hier lernen die Frösche schnell die Bedeutung des Futterplatzes.