Hühner
Das Haushuhn (Gallus gallus domesticus), kurz Huhn genannt, ist eine Zuchtform des Bankivahuhns, eines Wildhuhns aus Südostasien, und gehört zur Familie der Fasanenartigen (Phasianidae).
Das Haushuhn gilt als das häufigste Haustier des Menschen – der durchschnittliche tägliche Weltbestand wird auf mehr als 20 Milliarden Tiere geschätzt, damit kommen auf jeden Menschen drei Hühner.
Die Zahl der jährlich geschlachteten Haushühner liegt deutlich über dem durchschnittlichen Bestand und wird auf 45 Milliarden geschätzt. Das ist darauf zurückzuführen, dass spezielle Masthühner heute in nur wenigen Wochen ihr Schlachtgewicht erreichen. Auf Legeleistung gezüchtete Hybridhühner legen über 300 Eier im Jahr, was eine enorme Leistung für den Organismus darstellt.
Hahn & Henne
Das männliche Haushuhn nennt man Hahn oder Gockel, etwas älter auch Poularde und den den kastrierten Hahn Kapaun. Das Weibchen heißt Henne, Jungtiere führende Hennen werden als Glucke bezeichnet. Die Jungtiere heißen allgemein Küken.
Größe und Gewicht
Die Urhühner sind im Vergleich zu den heute üblichen Haushuhnrassen mit einem Maximalgewicht von 1,5 kg der Hähne und 1,0 kg der Hennen relativ klein. Unter den Haushühnern gibt es eine große Variation in Größe und Gewicht. Die kleinsten Zwerghühner (Serama) werden teilweise mit 250 g so groß wie eine kleine Taube. Die größten Hühnerrassen können andererseits über 10 kg wiegen, vergleichbar mit einer Pute. Die größten Hühner, die brasilianischen Riesenhühner (Galo gigante), werden häufig über 100 cm groß. Der Körperbau ist je nach Rasse und Schlag ebenfalls sehr unterschiedlich. Die schlanke, gestreckte Form des Urhuhns ist als Landhuhntyp bekannt und wird bei vielen europäischen Rassen gefunden. Viele Rassen amerikanischen und chinesischen Ursprungs entsprechen dem sogenannten Cochintyp mit einem schwereren und kugeligen Bau. Es gibt Rassen mit genetisch bedingt sehr kurzen oder auch extrem langen Läufen. Die Rückenlinie kann nach hinten leicht ansteigend sein oder auch absenkend bis fast vertikal.
Der Kamm und seine Formen
Der Kamm, der bei den wilden Kammhühnern immer einfach und fächerförmig ist, kennt bei den Haushuhnrassen viele Varianten. Häufig wird der Rosenkamm gesehen, der knubbelig und wulstig geformt ist und meistens nach hinten in einem Dorn ausläuft. Gewisse Rassen zeigen einen Hörnerkamm mit zwei fleischigen Hörnern. Selten ist der Becherkamm, bei dem sich zwei parallele Kämme vorne und hinten zu einem Becher vereinen. Sehr klein ist der Erbsenkamm; auch der fehlende Kamm kommt vor.
Auffällig ist der äußerliche Unterschied zwischen Hähnen und Hennen innerhalb einer Rasse. Der Kamm ist beim Hahn deutlich größer. Der Halsbehang besteht aus langen Federn sowie der häufig sichelförmige Schwanz. Oft besitzt der Hahn im Vergleich zur Henne mehr Farbe im Gefieder. Der Hahn ist größer und wiegt in etwa 1 kg mehr als die Henne.
Läufe, Zehen & Befiederung
Läufe, auch Ständer genannt und Zehen sind meist unbefiedert. Es gibt aber Rassen mit Fußbefiederung (einige Federchen bis zu längeren Federn an den Zehen). Drei Zehen sind nach vorne gerichtet, die vierte Zehe nach hinten. Einige Rassen haben fünf Zehen, d. h. zwei Zehen nach hinten (Polydaktylie). Ausgewachsene Hähne haben über der/den Hinterzehe(n) einen Sporn, der als Waffe bei Angriffen dient. Dieser Sporn kann bei älteren Tieren ziemlich lang und spitz werden. Bei einigen wenigen alten Hühnerrassen wie beispielsweise dem Sumatra sind Hähne überwiegend mehrspornig.
Lautäußerungen
Der laute Kikeriki-Schrei (das Krähen) des Hahnes dient zur akustischen Markierung des Reviers. Meist kräht der Hahn morgens bei beginnendem Sonnenaufgang, gegen Mittag und gegen Abend. Der Hahnenschrei diente im Altertum als Zeitangabe römischen Ursprungs. Gallicinum bezeichnet die Mitte zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang. Auch zu jeder anderen Tageszeit kann er krähen. Bis heute veranstaltet man Wettkrähen.
Das Gackern, die übliche Lautäußerung aller erwachsenen Haushühner, ist ein verhältnismäßig vielfältiges Verständigungswerkzeug, das Warn-, Droh- und Lockrufe aber auch Wehlaute wie Unbehagen umfasst.
Verhalten
Haushühner können je nach Rasse unterschiedlich weit fliegen, meist nur wenige Meter. Sie sind bodenorientierte Vögel. Das Haushuhn war die erste standorttreue Vogelart, bei der ein Magnetsinn nachgewiesen wurde. Viele Hühnerrassen, außer besonders schwere und flugunfähige, bäumen nachts auf, das heißt sie suchen erhöhte Schlafplätze auf, um vor Fressfeinden sicher zu sein. Deshalb bringt man Sitzstangen im Stall auch etwas erhöht an. In der Natur werden Bäume zum Schlafen aufgesucht.
Verwandtschaft
Das Haushuhn gehört zur Familie der Fasanenartigen (Phasianidae). Diese stellen die mit Abstand größte Familie der Hühnervögel. 175 Arten werden hierher gerechnet, dazu gehören neben den eigentlichen Fasanen so bekannte Vögel wie das Bankivahuhn, das Rebhuhn, die Wachtel, das Truthuhn, das Auerhuhn und die Pfauen.
Heute geht man davon aus, dass das Haushuhn (G. g. domesticus) aus dem in Südostasien verbreiteten Burma-Bankivahuhn (G. g. gallus) entstanden ist.
Fasanenartige sind nahezu weltweit verbreitet. Das Verbreitungsgebiet umfasst Eurasien, Afrika, Nord- und Mittelamerika, Australien und die Arktis. Sie fehlen allerdings in Südamerika, in der Antarktis und auf einigen ozeanischen Inseln.
Domestikation des Huhnes
Die Domestizierungsgeschichte des Haushuhns ist schwieriger als die von größeren Haustieren wie Schafen oder Rindern nachzuvollziehen. Hühnerknochen bleiben seltener erhalten als die großer Säuger, sie geraten eher als diese in andere archäologische Schichten und gefundene Knochen sind schwierig zu interpretieren, da sowohl die Wildform des Haushuhns als auch Frankoline sehr ähnliche Knochen haben. Bis in das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts machten sich die meisten Archäologen bei Ausgrabungen nicht die Mühe, diese Knochen aufzubewahren, da man davon ausging, dass sie keine wesentlichen Erkenntnisse liefern würden. Diese Einschätzung hat sich geändert, weil sich die Überzeugung durchgesetzt hat, dass Hühnerknochen wichtige Schlüssel liefern können über Ernährung, soziale Struktur, Handelsrouten und den Zustand der Umwelt. Knochenfunde in China deuten darauf hin, dass bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. eine erfolgreiche Domestizierung stattgefunden hat. Die ersten Funde in Mitteleuropa stammen aus der frühen Eisenzeit. Die damaligen Hühner waren noch gut flugfähig, weniger standorttreu als heutige Rassen und wurden ständig im Stall gehalten. Eine weite Verbreitung im europäischen Raum fand das Haushuhn jedoch erst seit den Römern, die Hühner im großen Stil als Eier- und Fleischlieferanten züchteten.
Auf dem Bild:
Seidenhühner mit weißem Seidenhahn. Das Seidenhuhn ist eine Rasse des Haushuhns. Die Besonderheiten an den Seidenhühnern sind ihre fünf Zehen und die schwarzblaue Haut. Ihre Federn wirken ausgefranst und fellartig. Trotz vieler Belege in der Literatur und durch andere Überlieferungen bleibt der exakte Ursprung unklar. Authentisch ist jedoch, dass der venezianische Kaufmann und Reiseschriftsteller Marco Polo nach einer Reise in die Mongolei und nach China 1292 von schwarzen Hühnern berichtete, die er als katzenhaarig bezeichnete.
Hybrid-Huhn oder Rasse-Huhn
Auf Grund der langen Domestikationsgeschichte sind eine Vielzahl unterschiedlicher Hühnerrassen entstanden. Allein im europäischen Rassegeflügelstandard werden über 180 Rassen und Farbschläge unterschieden.
In der industriellen Landwirtschaft kommen Hybridhühner (Hybridzucht verschiedener reinerbiger Inzuchtlinien) zum Einsatz, welche sich nicht zur Weiterzucht eignen. Mast- und Legehybride werden von weltweit nur vier Konzernen gezüchtet und vermarktet. In der gewerblichen Fleisch- und Eierproduktion werden meist Hybridrassen genutzt. In Deutschland gibt es etwa 44 Millionen Legehennen. Die einseitige Zucht auf ein Leistungsmerkmal führt dazu, dass es für männliche Küken keinen Marktbedarf gibt, da diese keine Eier legen können und als Masthähnchen zu langsam wachsen sowie einen hohen Nahrungsbedarf haben. Deshalb werden die Küken innerhalb weniger Stunden nach dem Schlüpfen getötet, was aber zum Glück bald gesetzlich verboten sein wird. Es gibt bereits einzelne Versuche, auch bei der konventionellen Hybridhühnerzucht zu einer Zweinutzung zurückzukehren. Weibliche Küken des Zweinutzungshuhns werden als Legehennen aufgezogen. Männliche Küken werden mit etwa drei Wochen Alter separiert und gemästet für eine spätere Fleischnutzung.
Auf dem Bild:
Verschiedene Rassehühner mit großem Brahma-Hahn, aufgenommen in unserem Garten.
Sozialverhalten
Sprichwörtlich geworden ist die so genannte Hackordnung der Hühner. Diese ist aber, im Vergleich etwa zur Situation bei anderen sozial lebenden Tierarten, recht flexibel. Da Hühner möglichst hochgelegene Schlafplätze bevorzugen (frei lebende Hühner schlafen nachts auf Bäumen), sollten Sitzstangen in Ställen möglichst in gleicher Höhe angebracht sein, um ständige Rangordnungskämpfe um den besten Schlafplatz zu vermeiden. Auch das Körnerfutter wird breitflächig gestreut, damit rangniedere Tiere nicht zu kurz kommen. Unabhängig von der Art der Haltung können Probleme wie Federpicken und sogar Kannibalismus auftreten.
Bei Rassehühnern, vor allem Zweinutzungsrassen treten Verhaltensstörungen weniger häufig auf, als bei Legehybriden. Bei artgerechter Haltung sind solche Untugenden aber sehr selten.
In den sogenannten Legehennenbatterien ist das Sozialverhalten gestört und die Tiere leiden u. a. wegen des Platzmangels und weil sie ihren Scharrtrieb nicht befriedigen können an Langeweile. Nach jüngeren Forschungen verfügen Hühner über ein sehr ausgeprägtes Sozial- und Kommunikationsverhalten. So lassen physiologische Messwerte bei Hennen auf deren Empathie gegenüber Küken schließen. Ebenfalls sind nun mehr beachtliche Intelligenzleistungen nachgewiesen, wie etwa logisches Lösen von Problem- oder Aufgabenstellungen auch unter veränderlichen Versuchsbedingungen
Mauser
Als Mauser bezeichnet man das regelmäßige Abwerfen und neu wachsen der Vogelfedern.
Federn nutzen sich ab und müssen daher in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Der Gefiederwechsel wird hormonell gesteuert, was wiederum von äußeren Einflüssen wie Temperatur, Tageslänge und Nahrungsangebot abhängt. Die Federn werden meist nach und nach ersetzt.
Die Mauser ist auch die Zeit in der Hühner ihre reproduktiven Organe erneuern. Mit einer induzierten Mauser können Hühner eine oder zwei weitere Perioden in der industriellen Eierproduktion genutzt werden bei Legemengen, die oft nur leicht unter den Maximalwerten der ersten Saison liegen. Etwa ab den 1950er Jahren wurden die Beleuchtung, die Temperatur und weitere Umgebungsparameter, und damit der Zeitpunkt der Mauser, in größeren Hühnerställen kontrolliert. Historisch wurde die Mauser der Hühner durch den Wintereinbruch und die damit verbundenen verkürzten Tageslichtperioden induziert. Das führte zu steigenden Marktpreisen, da in dieser Zeit Eier knapp werden. Daher hatten Hühnerhalter ein Interesse, die Mauser ihrer Hühner so lange wie möglich hinauszuzögern, um von den hohen Preisen zu profitieren. In modernen Produktionskontexten fehlt der Stresseinfluss, der Hühner zur Mauser veranlassen würde, was nach etwa einer Legesaison zu einem Rückgang der Legemenge und zu einer schlechteren Verwertbarkeit der Eier führt.
Nahrung
Hühner sind Allesfresser. Eine abwechslungsreiche Ernährung ist deshalb wichtig und das Futter sollte nicht ausschließlich aus Körnern bestehen, wie häufig bei industrieller Haltung.
Bei artgerechter Haltung im natürlichen Lebensraum fressen Hühner Gras, Körner, Würmer, Schnecken, Insekten und sogar Mäuse. Hühner sind während der Nahrungssuche sehr wachsam und halten sich gerne in deckungsreicher Landschaft auf. Um etwas Fressbares zu finden, scharren sie oft mit den Füßen auf dem Boden. In ihrem Magen zerkleinern Gastrolithen, also kleine Steinchen die harte Nahrung. Neben Körnerfutter erhalten unsere Hühner eine abwechslungsreiche Kost aus, gekochtem Reis, Mais, Salaten, Grit, Gemüse, Obst, gekochte Kartoffeln, Mehlwürmer, sowie alles was sie im Auslauf finden.
Auf dem Bild oben:
Unsere Hühnerschar bei der Futtersuche im Gehege.
Hinten im Bild sind trinkende Hühner zu sehen. Es ist wichtig, dass stets Tränken mit frischem Wasser zur Verfügung stehen.
Auf dem Bild unten:
Seidenhühner auf der Futtersuche. Gerne werden auch Mist-, Kompost- oder Totholzhaufen, wie hier rechts im Bild nach Nahrung durchsucht.
Lebenserwartung & Eileistung
Über das maximale Alter des Huhns gibt es wenige zuverlässige Aussagen. In Fachbüchern finden sich teilweise Altersangaben von bis zu 50 Jahren. Den meisten Berichten zufolge werden Haushühner (wenn nicht zuvor geschlachtet) etwa um die 5–7 Jahre, in einzelnen Fällen 8–9 Jahre alt. Legehühner sterben meistens früher als freilebende Hühner, welche nicht dem Stress des ständigen Eierlegens ausgesetzt sind. Legehybriden werden meist nach einem Jahr bereits geschlachtet, weil sie dann unwirtschaftlich werden, wenn sie aufgrund fehlender Umwelteinflüsse keine Mauser durchführen können, was zu einer starken Verminderung der Eileistung führt, da die Mauser den Hühnern zur Regeneration dient. Die meisten Eier werden im ersten Lebensjahr gelegt. Bei artgerecht gehaltenen Hühnern, die auch eine natürliche Mauser einlegen dürfen werden im zweiten Jahr etwas weniger, dafür meist größere Eier, ab dem Alter von drei Jahren dann weniger Eier gelegt. Unsere Hühner werden je nach Rasse meist 3 bis 7 Jahre alt und legen oft mit 5 Jahren noch relativ viele Eier. Im Jahr 1950 legte ein Huhn durchschnittlich 120 Eier pro Jahr, 2015 waren es etwa 300. So viele Eier legen meist nur Legehybriden. Rassehühner legen meist zwischen 80 und 250 Eier, je nach dem, ob es sich um Zierrassen, Zweinutzungsrassen oder Legerassen handelt, wobei die meisten Hühnerrassen eher Zweinutzungsrassen sind, manche Rassen legen halt etwas mehr Eier, andere setzen mehr Fleisch an.
Krankheiten und Parasiten
Neben der Geflügelpest können Milben, Fußräude, Pips und Coligranulomatose auftreten. Es kann außerdem zu Missbildungen wie der Abrachie – dem Fehlen der Flügel – kommen, welche vererbt werden. Des Weiteren sind Kokzidiose, eine Durchfallkrankheit, und Marek, eine Lähmung, häufige Todesursachen bei Küken und Jungtieren. Eine Seuche, für die in Deutschland Impfpflicht besteht, ist die Newcastle-Krankheit. Diese für Tiere aller Altersstufen gefährliche Seuche kann zu Ausfällen von bis zu 100 % führen.
Siehe auch → Krankheiten & Plagegeister
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