Geräte, Technik & Ausstattung
Imker halten Bienen in künstlichen Behausungen, die Beute genannt werden. In diese Beuten werden Rähmchen eingehängt. Üblich sind heute meist sogenannte Magazinbeuten, es gibt aber zahlreiche Bautypen und Varianten, die sich je nach Trachtnutzung, oder auch nur persönlichen Vorlieben, voneinander unterscheiden. Magazinbeuten können frei aufgestellt werden oder sie werden in ein Bienenhaus oder einen Bienenstand geschützt aufgestellt. Viele Imkervereine betreiben sogenannte Lehrbienenstände. Benötigt werden weitere Imkereigeräte, zum Beispiel Imkerpfeife oder Smoker. Selten gebrauchte Geräte (z. B. zur Wachsverarbeitung) sind häufig bei den Imkervereinen vorhanden und können dort ausgeliehen werden. Weiter unten gehen wir genauer auf die benötigten Geräte und die erforderliche Ausrüstung ein.
Werkzeuge und Geräte
Imkereigeräte sind Maschinen, Werkzeuge und Geräte des Imkers zur Arbeit an Bienenvölkern und zur Gewinnung von Bienenprodukten, die sich verschiedenen Arbeitsbereichen zuordnen lassen:
- die Arbeit am Bienenvolk
- das Wandern in verschiedene Trachten
- die Honig-Gewinnung und -Verarbeitung
- die Pollen- und Propolis-Gewinnung und -Verarbeitung
- die Königinnenzucht
Der Imkerei-Anfänger
Meistens beginnt man die Imkerei mit dem Kauf der ersten Bienenstöcke. Für das erste Jahr reichen ein bis zwei Bienenstöcke aus, um anfangen zu können. Es ist besser die Bienenstöcke im Frühjahr zu kaufen, um den gesamten Entwicklungszyklus der Bienen bis zum Herbst zu beobachten und die Bienen gut auf den Winter vorbereiten zu können
Im nächsten Jahr kann man sich dann vergrößern, sofern im ersten Jahr alles geklappt hat und die ersten Bienen gut über den Winter gekommen sind.
Was die Ausrüstung für die Imkerei betrifft, so muss man im ersten Jahr der Inbetriebnahme nicht viel Geld ausgeben. Allerdings besteht die Gefahr, dass Krankheiten eingeschleppt werden, wenn man die Ausrüstung von jemand anderem benutzt. Abgesehen von den Bienenstöcken braucht man geeignete Arbeitskleidung, einen Schleier und Handschuhe, die vor Stichen schützen. Außerdem kann man einen einfachen Schaber, einen Smoker (der zur Beruhigung der Bienen dient), eine Bürste und einen Werkzeugsatz (Hammer, verschiedene Nägel, Schraubenzieher, Winkelschrauben, Messer, Zangen, Draht, Zellenklammern, Zellengriffe) kaufen. Das wichtigste Werkzeug für den Imker ist jedoch der Stockmeisel. Dieser darf auf keinen Fall fehlen. Außerdem braucht man einen Raum zum Ernten, Lagern, Warten und Reparieren der Waben. Dazu reicht ein kleiner Raum mit guter Belüftung aus, solange wir ihn sauber halten. Schließlich wird noch noch Draht, Stifte, ein Messer zum Entfernen des Bienenwachses, ein Brenner (zum Desinfizieren der Rähmchen und der Beuten) und Futtertaschen oder Eimer zum Füttern des Volkes benötigt.
Auf dem Bild:
Imker-Starter-Sets wie dieses kann man relativ günstig beziehen.
Imker-Schleier, Handschuhe, Smoker, Abkehrbesen und Stockmeisel gehören zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen in einer Imkerei.
Man startet am besten mit einer Grundausrüstung, die erst einmal nur aus Stockmeißel, Schleier, Handschuhen, Besen und Smoker – dem klassischen Imkerwerkzeug – besteht und stockt diese nach und nach auf. Oft kann man sich die größeren Gerätschaften, wie Honigschleuder oder Dampfwachsschmelzer im Imkerverein leihen oder bei einem befreundeten Imker. Wer auf eine Honigernte weniger Wert legt, kann sich einige Geräte auch sparen. Im Jahresverlauf benötigt man – neben den Beuten mit Brut- und Honigzargen und den entsprechenden Rähmchen – je nach Betriebsweise Materialien, wie Mittelwände aus Bienenwachs, Varroa-Behandlungsmittel, wie zum Beispiel Ameisen- oder Oxalsäure, und zum Ende der Saison in der Regel Futter für die Bienen.
Für die Grundausrüstung und die ersten Bienenvölker inklusive Imkerkurs kann man mit einer notwendigen Investition zwischen 1.000 und 1.500 Euro rechnen. Die meisten Neuimker starten mit ein bis drei Bienenvölkern. Die Ausstattung für die Imkerei bekommt man sowohl in Imkereifachgeschäften als auch bei zahlreichen Online-Händlern. Für die Anschaffung vo Bienenvölkern sollte man sich allerdings am besten an bekannte Imker vor Ort bzw. an den örtlichen Imkerverein wenden.
Bienenstand & Bienenhaus
Bienenstöcke und Bienenhäuser benötigen einen geeigneten Standort. Günstig sind warme, aber nicht ganztags voll besonnte Stellen mit guter Trachtversorgung und nahegelegener Wasserstelle. Hohe Dichten über ca. 20 Völker pro Quadratkilometer sind nur bei optimaler Trachtversorgung möglich, ansonsten kommt es oft zum Honigraub bei schwächeren Völkern. Bienenstände können sowohl in bebauten Ortslagen, wie in unserem Fall, als auch im Freiland oder an Waldrändern errichtet werden. Als Gebäude oder bauliche Anlage benötigen sie im Regelfall eine Baugenehmigung.
Auf den Bildern:
Beispiele unserer Bienenstände.
Bild unten:
Bienenstände sollten stabil gebaut werden. Witterungseinflüsse, wie Stürme dürfen nicht unterschätzt werden. Dieser von uns errichtete Bienenstand am Hochschwarzeck wurde in einem extrem starken Winter von den Schneemassen die sich auf den Dächern der Beuten sammelten umgeworfen.
Stabile Holz- oder Metallkonstruktionen sind für Bienenstände empfehlenswert. Diese sollten fest im Boden verankert werden. Wie auf dem Bild unten zu sehen, sind die Beuten außerdem mit Spanngurten und Backsteinen vor Wind gesichert.
Imkerei-Geräte im Überblick
Der Smoker
Der Smoker ist ein Imkereigerät, das der Raucherzeugung dient. Der Rauch stellt die Bienen ruhig und erleichtert dem Imker die Arbeit am Bienenvolk. Der Smoker besteht aus einer zylindrischen Brennkammer mit Tülle und einem Blasebalg, der dazu dient, den Rauch anzutreiben. Die Erfindung des Smokers geht auf den US-Amerikaner Moses Quinby (1810 – 1875) zurück.
Im Gegensatz dazu wird die traditionelle Imkerpfeife mit Atemluft betrieben. Die Pfeife wird vom Imker zwischen den Zähnen gehalten. Hierdurch kann dem Gebiss geschadet werden, und es gelangt häufig Rauch in die Augen und die Atemwege. Wohl aufgrund dieser Nachteile erfreut sich der Smoker wachsender Beliebtheit. Als Rauchmaterial wird im Smoker meistens kostengünstiges Material wie Sägespäne, Eierkartons, Stroh, Rainfarn, morsches Weichholz oder Kräuter verbrannt.
Die Anwendung dieses Rauches ermöglicht dem Imker ein ruhigeres und stichfreies Arbeiten am Bienenvolk. Rauch wird von Bienen wie auch von vielen anderen Tieren als Bedrohung empfunden, seine Wahrnehmung veranlasst Bienen, Vorbereitungen für eine bevorstehende Flucht aus dem Stock zu treffen. Sie füllen ihre Honigmägen als Nahrungsvorrat für die Flucht, dabei sind sie so abgelenkt, dass sie imkerliche Arbeiten am Volk nur vermindert wahrnehmen.
Der Stockmeißel
Der Stockmeißel ist ein Imkereigerät und „Universalwerkzeug“ des Imkers. Er wird zum Beispiel benutzt, um die Zargen der Bienenbeute voneinander zu trennen und aus der Beute Waben zu entnehmen. Er wird auch eingesetzt zum Abschaben von Propolis, Wachsverbauungen in der Beute und ihren beweglichen Teilen, den Waben.
Im Gegensatz zu einem normalen Meißel ist der Stockmeißel an einem Ende um 90° gebogen und außerdem an beiden Enden scharf geschliffen. Diese Klinge dient zum Abkratzen. Er besteht meist aus Feder- oder Edelstahl.
Der Abkehrbesen
Der Bienenbesen, auch Abkehrbesen ist ein Imkereigerät zum Fegen der Honigbienen von den Waben. Ersatzweise zum Bienenbesen kann man eine Feder oder einen Gänseflügel benutzen.
Liste der wichtigsten Imkerei-Geräte:
- Für die Arbeit am Bienenvolk:
- Imkerpfeife oder Smoker (Rauchapparat), um die Stechbereitschaft der Bienen bei einem Eingriff des Imkers in das Volk zu senken.
- Stockmeißel zum Trennen der Zargen voneinander und Lösen der Waben aus den Zargen
- Wabenheber oder Wabenzange (Metallhaken zur Entnahme der Waben aus den Zargen)
- Bienenbesen oder Abkehrbesen oder (früher) auch Gänseflügel, zum Abkehren der Bienen von der Wabe
- Absperrgitter zum Aussperren der Bienenkönigin aus dem Honigraum
- Bienenflucht, um den Honigraum vor der Honigernte von Bienen zu befreien.
- Stockwaage (Wägevorrichtung), zur Ermittlung und Überwachung der Gewichtsveränderungen eines Bienenvolkes („Trachtbeobachtung“)
- Für die Honigernte und -verarbeitung:
- Honigschleuder (Zentrifuge), zur Gewinnung des Honigs aus den Waben
- Honigsieb, zum Zurückhalten von hauptsächlich Wachsteilchen und
- Entdeckelungsmesser oder Entdeckelungsgabel zum Entfernen der Wachsdeckel von mit Honig gefüllten Waben
- Refraktometer, zum Messen des Wassergehaltes des noch in den Waben befindlichen Honigs
- Abfüllkanne mit Quetschhahn
- Lagergefäße, lebensmittelecht aus Edelstahl oder Kunststoff (PE)
- Für die Wachsgewinnung und -verarbeitung:
- Sonnenwachsschmelzer oder Dampfwachsschmelzer
- Vlies zum Filtrieren von grobem Schmutz
- Kochtopf zum verflüssigen und reinigen des Bienenwachses
- Kerzenformen, Dochte etc., falls Kerzen hergestellt werden sollen
- Mittelwandpresse, falls eigener Wachskreislauf stattfinden soll
- Für die Unterbringung von Bienenvölkern:
- Beuten, dazu gehören Zargen, Unterbau, Deckel, Dach
- Gedrahtete Rähmchen und Mittelwände
- Ablegerkästen (Kleine Zargen mit Platz für bis zu 5 Rähmchen)
- Abdeckfolien zum Abdecken der obersten Zarge
- Für den Schwarmfang:
- Schwarmfangkasten, leere Beute oder Eimer
- Pumpsprühflasche mit Wasser gefüllt (zum Benetzen des Schwarmes, damit die Bienen flugunfähig werden und eingefangen werden können)
- Gartenschere oder Astsäge, Manchmal ist es nötig Äste abzuzwicken oder zu sägen um einen Schwarm einfangen zu können
- Für die Königinnenzucht:
- Umlarvlöffel zum Umbetten von ein bis zweitägigen Bienenlarven in Weiselzellen (Näpfchen)
- Zusetzkäfig oder auch Königinnenkäfig ("Iltis") zum Zusetzen einer fremden Königin in ein weiselloses Bienenvolk
- Begattungskästchen, zum Verbringen von unbegatteten Königinnen und Pflegevölkchen in Belegstellen.
Der Imkeranzug
Bei der Arbeit trägt der Imker einen Schutzanzug, den Imkeranzug. Er besteht aus einer hellen Jacke und Hose mit anliegenden Bündchen. Dazu trägt der Imker einen weißen Hut mit Schleier und Imkerhandschuhe mit Stulpen. Manche Imker arbeiten mit sanftmütigen Bienen und lassen daher oft Handschuh und Schleier weg. Das funktioniert aber nicht immer. Trägt die Tracht keine Blüten, sind auch diese Bienen häufig aggressiv und greifen den Imker an. Es empfiehlt sich daher in solchen Situationen, bei der Arbeit den vollständigen Imkeranzug zu tragen.
Beuten und Rähmchen
Gleich zu Beginn müssen Neuimker eine wichtige Entscheidung treffen: Ein Rähmchenmaß und eine Beutenform wählen, von denen es allerdings viele verschiedene gibt. Die Beute ist in mehrere Zargen unterteilt, wobei es Beuten mit kleineren Zargen gibt, und damit mit mehreren Bruträumen (Beute mit geteiltem Brutraum), und solche mit nur einem größeren, ungeteilten Brutraum. Mit dieser Entscheidung hängt dann wiederum die Betriebsweise zusammen.
Es gibt viele unterschiedliche Bienenbehausungen. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Grundsätzlich fühlen sich die Bienen in fast allen Beuten wohl – auch wenn man immer wieder Gegenteiliges liest. In der Regel übernehmen Neuimker den Beutentyp, mit dem sie das Imkern erlernen. Andernfalls kann es anfangs schwer sein, das Erlernte auf eine andere Beute zu übertragen. Wer bereits eine gewisse Vorstellung über die eigene zukünftige Bienenhaltung hat, sollte nach Kursen suchen, in denen diese Form auch beigebracht wird.
In diesem Beitrag beschränken wir uns auf die sogenannten Magazinbeuten. Diese Beuten sind in mehrere Kisten, den sogenannten Zargen unterteilt, sodass man deren Größe je nach Bedarf anpassen kann. Es gibt unterschiedliche Magazinbeuten, solche mit stets gleich hohen Zargen, und solche mit einer großen Zarge und mehreren flachen Zargen. In Beuten mit einer großen Zarge befindet sich das Brutnest der Bienen komplett in dieser Zarge. Man spricht dann von einer Betriebsweise mit ungeteiltem Brutraum. Bei den übrigen Magazinbeuten reicht das Brutnest über zwei Zargen. Hier spricht man vom geteiltem Brutraum. Hier hängt die Frage der Völkerführung also auch mit der Wahl der Bienenbeute zusammen.
Verbreitete Rähmchenmaße
- Deutsch-Normal-Maß
(meist als geteilter Brutraum) - Zander
(als geteilter oder ungeteilter Brutraum verbreitet) - Dadant
(als ungeteilter Brutraum) - Langstroth
(meist als ungeteilter Brutraum)
Wie oben bereits erwähnt, kommen zu diesen verbreiteten Rähmchenmaßen und Beutensystemen noch weitere hinzu, die allerdings seltener in Deutschland zu finden sind: Hinterbehandlungsbeuten, Warré-Beuten oder Großraumbeuten wie die Bienenkiste oder sogenannte Trogbeuten.
Auf dem Bild:
Die beiden, von uns verwendeten Beuten-Typen:
Links: Liebig-Holzbeute; Rechts: Frankenbeute (Styropor)
Kaltbau oder Warmbau
In unserer Imkerei arbeiten wir mit dem Rähmchenmaß Zander.
Zander-Rähmchen passen sowohl in die Liebig-Beuten, als auch in die Frankenbeuten. Auch unsere Ablegerkästen (Bildmitte) sind für Zander-Rähmchen ausgelegt. Für uns ist Zander die optimale Rähmchengröße, auch wenn in unserer Gegend das Deutsch-Normal-Maß (DNM) weiter verbreitet ist. Die Frankenbeuten können neben Zander (Längsrichtung) auch mit DNM-Rähmchen (Quer) bestückt werden. Es ist in diesem Fall nicht nur eine Frage der Rähmchengröße, sondern auch die Entscheidung für Kaltbau oder Warmbau.
Beim Warmbau sind die Rähmchen und somit auch die Wabengassen quer zum Flugloch, beim Kaltbau längs in Fluglochrichtung ausgerichtet.
Dem Bienenvolk ist es eigentlich vollkommen egal. Aber für den Imker ist es dass nicht. Es kommt hier vor allem auf die Betriebsweise an, sowie welche Beuten verwendet werden. Dabei ist es besonders angenehm, wenn man direkt vor der Wabe steht und sie rechts und links anpacken kann, ohne überkreuz greifen zu müssen.
Bei Magazinbeuten kannst Du gut neben der Beute stehen, wenn sie mit einigem Abstand aufgestellt sind. Auch bei Lagerbeuten wie der Golzbeute wäre das möglich. Hier ist die Konstruktion jedoch auf Warmbau ausgelegt. Hier kannst Du gut mit Kaltbau arbeiten. Bei Hinterbehandlungsbeuten empfiehlt sich der Warmbau.
Der Kaltbau hat Vorteile bei der Behandlung mit Ameisensäure, da die Arbeitsbienen hier die Luft besser regulieren können. So ist eine Überdosierung mit Ameisensäure unwahrscheinlicher.
Kaltbau gilt bei einigen Imkern als besser für die Überwinterung der Bienen. Dieser Meinung sind auch wir, wenn auch nicht bewiesen ist. Wahrscheinlich gibt es genauso viele Imker, welche das Gegenteil behaupten. Jedoch spielt das Flugloch mitunter eine Rolle. Die Bienen bilden ihre Wintertraube relativ zum Flugloch. Das bedeutet bei einem mittigen Flugloch, dass sie sich für eine Richtung entscheiden müssen, in die die Bienen im Wintersitz wandern. Das kann dazu führen, dass sie über den Winter vom Futter abreißen.
Deshalb ist es besser das Flugloch beim Einwintern auf eine Seite zu setzen. Bei der Auswitterung kann man es dann wieder auf die Mitte setzen.
Die Kippkontrolle gehört bei den Magazinbeuten zu den wichtigen Arbeitsmethoden. Dabei versucht man bei Schwarmstimmung die Weiselzelle zu finden um sie ggf. ausbrechen zu können. Hier ist schnell zu handeln, wenn die Königin die Weiselnäpfchen bereits bestiftet hat.
Beim Kippen der Zarge ist es angenehmer sie über die Längsachse zu kippen. Sonst könnten die Waben verrücken und ggf. Bienen zerdrücken.
Die Honigernte
Die beiden, für den Imker arbeitsreichsten Monate Mai und Juni
bieten auch einen der Höhepunkte im Bienenjahr, was für die meisten Imker sicherlich die Honigernte sein dürfte.
Die Honigschleuder
Ohne Honigschleuder ist es sehr aufwendig, den Honig aus den Waben zu bekommen. Daher steht jeder Imker früher oder später vor der Frage, welche Art von Honigschleuder er sich anschaffen möchte. Die Auswahl reicht von handbetriebenen bis vollautomatischen Honigschleudern in jeweils unterschiedlicher Größe. Eine Honigschleuder sollte ein Leben lang halten und zu den individuellen Anforderungen des Imkers passen. Deshalb ist es ratsam, sich vor dem Kauf umfassend zu informieren. Nähere Informationen zu den verschiedenen Honigschleuder-Typen gibt es weiter unten.
Auf dem Bild unten:
Historische Honigschleudern in einem Museum.
Traditionelle Honiggewinnung vor Erfindung der Honigschleuder
Unsere heutige Imkerei begann im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Korbimkerei zur Kastenimkerei unter Verwendung von beweglichen Waben. Die Erfindung der Holzrähmchen im Jahre 1853 machte die Imkerei im heutigen Sinne, unter Schonung des Wabenwerks bei der Ernte erst möglich.
Ob Hinterbehandlungsbeute oder Magazinbeute, in beiden werden Rähmchen verwendet. Honigwaben können entnommen und der Honig durch Schleudern geerntet werden. Die leeren Waben können anschließend wieder ins Volk gehängt werden.
Schon vor Tausenden von Jahren entstand in Ägypten die Imkerei und breitete sich mit der Zeit weltweit aus. Vor Erfindung der Honigschleuder verwendeten die Menschen direkt die Honigwaben samt Wachs und Propolis oder sie nutzten Wärme, um an den Honig zu gelangen. Dazu stellten sie Honigwaben beispielsweise in einem Korb über einer Schüssel in die Sonne und warteten, bis der Honig durch die Sonnenstrahlen flüssiger wurde und in die Schüssel getropft war. Eine andere Möglichkeit war, die Honigwaben in einem Topf zu erhitzen und das Wachs schmelzen zu lassen. Das Wachs setzte sich dann an der Oberfläche ab und sie konnten es abschöpfen. Allerdings überstehen ab 40 °C viele der wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs die Prozedur nicht. Darüber hinaus konnten Imker den Honig mit Hilfe einer Honigpresse aus den Waben herauspressen. Bei all diesen traditionellen Methoden der Honiggewinnung zerstörten die Imker jedoch den kompletten Wabenbau und die betroffenen Bienenvölker waren verloren.
Im 19. Jahrhundert entwickelte Johann Dzierzon ein System, bei dem die Bienen die Wachswaben an beweglichen Holzleisten bauten. So erhielten Imker erstmals Einblick in ein unversehrtes Bienennest. Darauf aufbauend konstruierten Lorenzo Langstroth und August von Berlepsch unabhängig voneinander das Wabenrähmchen. Das bildete die Grundlage für die Erfindung der Honigschleuder durch Francesco de Hruschka im Jahr 1865. Er ermöglichte damit Imkern, Honig ohne Zerstörung des Wabenbaus zu ernten und dadurch ihren Honigertrag deutlich zu steigern.
Die moderne Honigernte
Für die Honigernte sind auch heutzutage noch einige Vorbereitungen und verschiedene Arbeitsschritte notwendig. Zunächst müssen sich die Imker von der nötigen Reife des Honigs überzeugen. Diese hängt vom Wassergehalt ab, der laut Honigverordnung unter 20 Prozent und nach Vorgaben des Deutschen Imkerbundes sogar unter 18 Prozent liegen muss. Bienen erkennen, wenn der Honig reif ist. Sie verschließen dann die einzelnen Waben mit einem Deckel aus Bienenwachs. Das ist das Zeichen für den Imker, das ihm den Zeitpunkt für die Ernte signalisiert. Wenn mindestens zwei Drittel der Waben mit einem Wachsdeckel verschlossen sind, kann die Honigernte beginnen. Sicherheitshalber kann der Imker den Wassergehalt noch mit einem Refraktometer überprüfen. Denn wenn der Wassergehalt zu hoch ist, kann der Honig verderben und der Imker darf ihn nicht verkaufen.
Bienenfluchten
Am Tag vor der Honigernte setzen Imker sogenannte Bienenfluchten zwischen Honigraum und Brutraum ein. Durch diese Fluchten können die noch im Honigraum befindlichen Bienen in den Brutraum gelangen, aber nicht mehr zurück. Auf diese Weise möchte der Imker erreichen, dass sich bei der Ernte möglichst wenige Bienen im Honigraum aufhalten. Am Erntetag entnimmt der Imker dann die reifen Honigwaben und entfernt noch darauf zurückgebliebene Bienen vorsichtig mit einem Besen oder einem Gebläse. Um den reinen Honig aus den Waben zu gewinnen, kommt nun die Honigschleuder zum Einsatz.
Die richtige Temperatur
Die Honigschleuder sollte in einem Raum mit einer Temperatur von mindestens 25 °C stehen. Außerdem sollte das Schleudern ziemlich zügig nach der Entnahme der Waben erfolgen, um noch die natürliche Stockwärme zu nutzen. Denn durch die warme Temperatur ist der Honig relativ flüssig und lässt sich leichter herausschleudern. Die Schleudertemperatur ist jedoch bei ordnungsgemäß arbeitenden Imkern nie höher als die Temperatur im Bienenstock. Denn sonst würde sich auch das Wachs aufweichen und das Schleudern erschweren. Temperaturen von mehr als 40 °C, bei denen wertvolle Inhaltsstoffe des Honigs zerstört würden, werden daher beim Schleudern gar nicht erst erreicht. Die Kennzeichnung des Honigglases mit der Aufschrift „kaltgeschleudert“ ist also überflüssig und sogar irreführende Werbung, da die Schleudertemperaturen durch die physikalischen Eigenschaften von Honig und Waben vorgegeben sind.
Die Arbeitsschritte beim Honigschleudern
Bevor der Imker die Waben in die Honigschleuder stellen kann, muss er die Waben von den Wachsdeckeln befreien. Die sogenannte Entdeckelung erfolgt mittels Entdeckelungsgabel, einem beheizbaren Entdeckelungsmesser oder in Großbetrieben mit einer vollautomatischen Entdeckelungsmaschine. Anschließend bestückt der Imker die Honigschleuder mit den Waben. Dabei sollte er möglichst darauf achten, Waben von ungefähr gleichem Gewicht gegenüberzustellen und so eine Unwucht zu vermeiden.
Auf dem Bild:
Entdeckelung einer Honigwabe wird mit Entdeckelungsgabel.
Zum Entdeckeln der Honigwaben gibt es spezielles Zubehör. Eine Entdeckelungsgabel, ein Entdeckelungsmesser oder auch ein Heißluftföhn können für diese Arbeit verwendet werden. Außerdem wird ein Entdeckelungsgeschirr benötigt. Das besteht in der Regel aus:
- Wabenhalter für ergonomisches Arbeiten
- Edelstahleinsatz mit Tropfblech für das Deckelwachs
- Kunststoffwanne zum Auffangen des Honigs aus dem Deckelwachs
Das Schleudern
Der Honig wird durch die Zentrifugalkräfte, die beim Drehen des Schleuderkorbes entstehen, aus den Wabenzellen gezogen. Die Voraussetzung, damit der Honig gut aus den Zellen fließt, ist, dass er noch leicht flüssig ist. Die Waben müssen temperiert sein, wenn sie in die Schleuder gestellt werden. Sind die Waben bereits abgekühlt, so kann vor allem Blütenhonig bereits hart werden. Die Temperatur darf dabei und bei allen weiteren Schritten laut deutscher Honigverordnung ebenfalls nicht so hoch sein, dass sie Inhaltsstoffe des Honigs zerstören könnte. Beim Einsetzen der Waben muss darauf geachtet werden, dass die Schleuder ausbalanciert ist. Eine Drei-Wabenschleuder muss immer mit drei Waben bestückt sein. Eine Vier-Wabenschleuder sollte mit vier Waben gefüllt sein oder mit zwei Waben, die sich gegenüberstehen. Andernfalls läuft die Schleuder mit einer starken Unwucht, die zu einem Achsbruch führen kann.
Bei den einfachen, tangentialen Schleudern müssen die Waben gewendet werden. Man beginnt mit sehr langsamen Umdrehungen und leert so die außen liegende Seite der Wabe fast aus. Dann wendet man die Waben und beginnt ebenfalls mit geringer Umdrehungszahl. Man kann dann langsam die Drehgeschwindigkeit erhöhen. Anschließend wird die erste Seite noch mal bei höherer Umdrehungszahl trocken geschleudert.
Eine allgemeingültige Angabe, mit welcher Umdrehungszahl pro Minute man am Anfang schleudern sollte, gibt es nicht. Die Kraft, die auf die Waben einwirkt, ist nicht nur abhängig von der Drehzahl, sondern auch vom Radius der Schleuder. Je höher die Drehzahl und je größer der Radius desto größer ist die Kraft.
Wabenbruch vermeiden
Nicht die Geschwindigkeit zählt, sondern eine möglichst effiziente Ernte ohne Wabenbruch. Würde man die erste Seite sofort bei hoher Geschwindigkeit schleudern, so käme es zum Wabenbruch. Je höher die Geschwindigkeit desto höher sind die auftretenden Fliehkräfte. Die noch gefüllte Gegenseite würde mit einer zu hohen Kraft die Wabe nach außen drücken.
Bereits beim Spannen oder der Durchsicht der Leerrahmen vor dem Einlöten der Mittelwände muss die Spannung des Drahtes kontrolliert werden. Nur gespannte Drähte können die Wabe beim Schleudern stabilisieren. Drähte ohne Spannung geben beim Schleudern sofort nach und die Wabe bricht deutlich früher.
Wenn der Honig fließt
Der aus den Waben herausgeschleuderte Honig, läuft im Schleuderkessel zusammen und fließt durch eine Öffnung nach außen in den zuvor bereitgestellten Auffangeimer. Über dem Eimer positioniert der Imker ein Grobsieb und ein Feinsieb, um den Honig von Wachsresten zu trennen. Vor der Lagerung siebt der Imker den Honig zusätzlich mit einem noch feineren Sieb, um kleinste Wachsteilchen zu entfernen. Dies ist nicht mit Filtern gleichzusetzten. Denn beim Filtern sind die Poren so klein, dass auch wertvolle Pollen verloren gehen. In Deutschland müssen Imker gefilterten Honig daher als solchen kennzeichnen. Um allerletzte Wachsreste aus dem gesiebten Honig zu bekommen, lässt der Imker den geschleuderten Honig eine Zeit stehen, sodass die Wachsteilchen zusammen mit Luftblasen als Schaum nach oben steigen. Der Imker kann sie dann mit einem Schaber abschäumen und den Honig lagern oder in Gläser zum Verkauf abfüllen.
Honigschleudern im Vergleich
Ein entscheidendes Kriterium für die Wahl der Honigschleuder ist die Anzahl der Bienenvölker, die ein Imker besitzt. Kleinere Imkereien sind beispielsweise mit einer von Hand betriebenen Honigschleuder gut bedient, die Platz für bis zu sechs Wabenrähmchen bietet. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Schleuderkorb zur Größe der verwendeten Rähmchen passt. Außerdem sollte die Honigschleuder aus hochwertigem Edelstahl und ausschließlich rostfreien sowie für Lebensmittel geeigneten Teilen bestehen. Die Standfestigkeit ist ebenfalls von Bedeutung und zudem sollte sich die gesamte Honigschleuder möglichst einfach reinigen lassen. Darüber hinaus spielen selbstverständlich die persönlichen Vorlieben des Imkers eine Rolle bei der Kaufentscheidung für eine Honigschleuder. Für Anfänger ist es daher ratsam, zunächst beim örtlichen Imkerverein oder einem anderen Imker eine Honigschleuder auszuleihen und diese zu testen.
Aufbau einer Honigschleuder
Eine Honigschleuder besteht im Wesentlichen aus einem Kessel, einem Schleuderkorb, einer Drehachse, einem Antrieb und einem Auslaufhahn. Über den Antrieb dreht sich der Schleuderkorb mit den eingesetzten Waben in dem Kessel um die Drehachse, wodurch die entstehende Zentrifugalkraft den Honig aus den Waben zieht. Der Honig fließt in den Kessel und anschließend über den Auslaufhahn in den bereitgestellten Behälter. Der Antrieb kann manuell, mit einem Motor oder vollautomatisch erfolgen. Darüber hinaus unterscheiden sich die verschiedenen Honigschleudertypen darin, wie die Waben im Schleuderkorb ausgerichtet sind.
Die drei Haupttypen von Honigschleudern:
- Tangentialhonigschleuder
- Radialhonigschleuder
- Selbstwendehonigschleuder
Auf dem Bild:
Handbetriebene 3-Waben-Schleuder (Tangential-Honigschleuder)
Tangential-Honigschleuder
Bei einer Tangential-Honigschleuder stehen die Wabenrähmchen tangential zum Schleuderkessel. Das bedeutet, die Öffnung einer Wabenseite zeigt zur Kesselwand. Sie eignet sich durch diesen Aufbau auch für größere Rähmchen und der Honig kann leicht aus den Waben in den Kessel fließen. Zudem sind Tangential-Honigschleudern in der Regel am preisgünstigsten und das Risiko eines Wabenbruchs ist sehr gering. Daher entscheiden sich viele Hobbyimker für eine Tangentialschleuder. Allerdings muss der Imker die Waben zwischendurch wenden, um den gesamten Honig aus beiden Seiten der Waben zu gewinnen. Deshalb ist beim Kauf darauf zu achten, dass der Schleuderkorb genügend Platz bietet, um die Waben direkt in der Honigschleuder drehen zu können. Dazu empfehlen sich beispielsweise Tangentialhonigschleudern ohne durchgehende Mittelachse.
Auf dem Bild:
Radial-Honigschleuder
Radial-Honigschleuder
In einer Radial-Honigschleuder stehen die Rähmchen vertikal zur Drehachse. Von oben betrachtet sieht die Anordnung so ähnlich aus wie die Speichen eines Rades. Die Waben sind also Seite an Seite kreisförmig angeordnet. Auf diese Weise kann der Honig durch die Zentrifugalkraft und die natürliche Neigung der Waben beidseitig herausfließen, ohne dass der Imker diese von Hand wenden muss. Bei einer Radialschleuder ist jedoch die Gefahr etwas größer, dass die Waben brechen. Manche Radialhonigschleudern lassen sich mit Hilfe von zusätzlichen Tangentialeinhängegittern in eine Tangential-Honigschleuder umfunktionieren. Das kann sinnvoll sein, wenn auch einmal größere Wabenrähmchen geschleudert werden sollen.
Selbstwende-Honigschleuder
Bei einer Selbstwendeschleuder stehen die Rähmchen im Ruhezustand zunächst wie in einer Radialschleuder vertikal zur Achse. Während des Schleuderns drehen sich die Rähmchen dann automatisch nach links und rechts tangential zum Kessel. Das ermöglicht ein beidseitiges Ausschleudern des Honigs aus den Waben und der Imker muss dazu nicht manuell eingreifen. Meistens nutzen Imker diese Art der Honigschleuder, um besonders zähflüssige Honige zu gewinnen.
Auf dem Bild:
Historische Honigschleudern in einem Museum
Die Größe der Honigschleuder
Alle Honigschleudertypen sind in unterschiedlichen Größen erhältlich. Diese ist nicht nur von der Größe der Rähmchen abhängig, sondern auch von der Anzahl der Rähmchen, die gleichzeitig geschleudert werden sollen. Bei Imkern mit wenigen Bienenvölkern sind Honigschleudern mit einem Fassungsvermögen für 4, 6 oder 8 Wabenrähmchen weit verbreitet. Eine gerade Anzahl an Wabenplätzen ist empfehlenswert, da diese in der Regel eine größere Flexibilität bei der Bestückung zulassen. Beispielsweise können bei einer Drei-Waben-Schleuder nicht einfach nur zwei Waben geschleudert werden, weil das zu einer zu großen Unwucht führen würde. Es sei denn, ein Ausgleichsgewicht steht zur Verfügung. Bei einer Honigschleuder mit 4 Wabenplätzen ist das hingegen kein Problem. Der Imker muss die beiden Waben dazu lediglich in den gegenüberliegenden Wabenplätzen positionieren, um eine Unwucht zu vermeiden. Größere Imkereien müssen selbstverständlich wesentlich mehr Waben gleichzeitig schleudern können, sodass dort große Schleudern zum Einsatz kommen. Da die Größe der Honigschleuder nicht zuletzt eine Kostenfrage ist, wählen gerade Hobbyimker eher kleinere Honigschleudern.
Der Antrieb: manuell oder elektrisch?
Welche Art des Antriebs am sinnvollsten ist, richtet sich nach der Größe der Honigschleuder. Der Handantrieb ist die preisgünstigste Variante und für kleine Honigschleudern vollkommen ausreichend. Die Honigschleuder ist dann mit einer Handkurbel ausgestattet, die sich entweder in beide Richtungen drehen lässt oder in eine Richtung bremst. Hersteller empfehlen einen Motorantrieb schon für mittelgroße Honigschleudern, da das Schleudern ansonsten irgendwann recht anstrengend werden kann. Die Drehgeschwindigkeit lässt sich meist stufenlos regulieren. Manche Honigschleudern lassen sich auch nachträglich noch auf einen Motorantrieb umrüsten, wenn es mit der Zeit doch mehr Bienenvölker geworden sind und der Imker öfter schleudern muss. Für Selbstwendehonigschleudern und größere Imkereien ist ein Vollautomatikantrieb sinnvoll. Denn dann läuft das Honigschleudern ganz automatisch und der Imker kann die Zeit für andere Dinge nutzen. Vollautomatische Honigschleudern verfügen in der Regel über mehrere voreingestellte Programme, die der Imker an seinen Bedarf anpassen kann. Für Hobbyimker lohnt sich eine vollautomatische Honigschleuder aufgrund des hohen Preises meistens nicht.
Beim Kauf einer Honigschleuder ist es ratsam, auf namhafte Hersteller zu setzen und lieber etwas mehr Geld für eine hochwertige Qualität auszugeben. Das spart viel Ärger und verhindert, nach wenigen Jahren eine neue Schleuder kaufen zu müssen.
Bienenwachs
Schon zu Zeiten der alten Zeidler produzierte man aus Bienenwachs nicht nur Kerzen. Das Naturerzeugnis diente Künstlern als Rohstoff für Wachsfiguren und den Manufakturen zur Herstellung von Wachstüchern, Wachspapier und Wachsmalstiften. Wachsblumen und Wachsperlen waren beliebte Dekorations-Objekte und ohne ein Wachssiegel kam kein offizieller Brief aus.
Bienenwachs ist auch heutzutage noch ein wertvoller Rohstoff.
Wenn man auf der Zutatenliste von Schokolade, Bonbons oder Nahrungsergänzungsmitteln den Stoff E901 entdeckt, ist das kein chemischer Zusatzstoff, sondern das offizielle Kürzel für echtes Bienenwachs. Auch bei Äpfeln, Birnen, Zitrusfrüchten und Melonen dient das Wachs den Produzenten als schützender Überzug, der die Schale glänzen lässt und ein Austrocknen verhindert.
Bienenwachs ist beliebt als pharmazeutischer Hilfsstoff, zum Beispiel in Salben. In der Kosmetikherstellung dient es als Konsistenzgeber in Cremes, Lippenstiften und Haarpflegeprodukten. Insbesondere in Polituren und Pflegemitteln für andere Naturmaterialien wie Holz und Leder spielt das Wachs seine natürlichen Vorteile aus.
Bienenwachs (Ernte & Verarbeitung)
Um Bienenwachs zu gewinnen, werden geleerte Honigwaben eingeschmolzen. Dafür stehen Imkern verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine klimaschonende Variante ist zum Beispiel der Sonnenwachsschmelzer, in dem das Wachs durch Sonnenlicht verflüssigt wird.
Naturgemäß ist diese Methode wetterabhängig und dauert länger als andere. Traditionell haben Imker Wachs auch durch das Kochen von Waben gewonnen. Hierbei löst sich das Wachs komplett auf und bildet mit Honig und Pollen verschiedene Schichten, die sich nach dem Erkalten trennen lassen. Die moderne Imkerei setzt hingegen auf Dampfwachsschmelzer, die Waben mit Wasserdampf verflüssigen. Anschließend werden Schwebteilchen herausgefiltert.
Die Herstellung von marktfähigem Bienenwachs ist sehr aufwendig. Diese Arbeit lohnt sich nur, wenn ein Imker dafür einen angemessenen, fairen Preis bekommt. Derzeit reicht der deutsche Bienenbestand noch lange nicht aus, um den sowaohl den Honig, als auch den Wachs-Bedarf hierzulande zu decken.
Eine Rolle spielt auch der Preis: Da es hierzulande nicht genug Bienenwachs gibt, eröffnet das den Markt für billige Fälschungen.
Bienenwachs wird beispielsweise von einigen schwarzen Schafen mit Stearin oder Paraffin gestreckt. Damit der Verbraucher das nicht am Geruch merkt, setzt man einfach etwas Propolis zu. So lässt sich ein Fake-Produkt als „natürliches Bienenwachs“ billig verkaufen und täuscht den Verbraucher.
Fazit: Bei Bienenwachs sollte man, wie bei allen natürlichen Rohstoffen klarmachen, dass Qualität ihren Preis hat und die artgerechte Bienenhaltung und die aufwendige Arbeit des Imkers mit einschließt.
Der Sonnenwachsschmelzer
Ein Sonnenwachsschmelzer ist ein Imkereigerät, das zur Gewinnung von Bienenwachs verwendet wird. Damit werden Bienenwaben wieder eingeschmolzen. Im Gegensatz zum Dampfwachsschmelzer wird dafür ausschließlich Sonnenenergie verwendet.
Ein Sonnenwachsschmelzer besteht meist aus einem Holzkasten, in dem unten eine Schieferplatte angebracht ist. Die Abdeckung nach oben muss gut isoliert sein und besteht aus einer doppelten Glasscheibe oder aus einer Stegplatte aus durchsichtigem Kunststoff. Auf die Schieferplatte wird eine aus dem Rähmchen ausgeschnittene Bienenwabe gelegt.
Der Sonnenwachsschmelzer wird schräg aufgestellt und nach der Sonne ausgerichtet. Unter der Deckscheibe entsteht dann ausreichend Wärme, um das in der Wabe enthaltene Bienenwachs zu schmelzen. Das flüssige Wachs läuft in eine herausnehmbare, mit etwas Wasser gefüllte Plastikwanne im unteren Bereich des Sonnenwachsschmelzers.
Das Gerät wird zur Gewinnung von Rohwachs aus Bienenwaben eingesetzt, die nicht mehr im Bienenstock verwendet werden. Die größte Wachsausbeute gibt es bei jüngeren gelben bis hellbraunen Waben. Dagegen lässt sich aus schwarzen Altwaben schlechter Wachs rückgewinnen, da es in den Kokonhäuten zurückbleibt.
Dampfwachsschmelzer
Ein Dampfwachsschmelzer ist ein Imkereigerät, das dem Einschmelzen alter Bienenwaben zu festem Bienenwachs dient. Dies geschieht, indem heißer Wasserdampf in einen Behälter mit den zu schmelzenden Waben geleitet wird. Im Gegensatz zum Sonnenwachsschmelzer benötigt der Dampfwachsschmelzer eine externe Energiequelle. Der Wasserdampf muss mit elektrischem Strom oder Erdgas erzeugt werden.
In der Regel besteht der Dampfwachsschmelzer aus einem großen Kasten, in dem die Waben platziert werden können. Dieser Schmelzbehälter kann aus Edelstahl oder Kunststoff sein. Um die Hitze halten zu können, muss er mit einem Deckel verschließbar sein. Oft ist die Größe angepasst an ein bestimmtes Rähmchenmaß. Am unteren Ende befindet sich ein Hahn, durch den das geschmolzene Wachs abfließen kann. Meist gelangt dieses dann in ein separates Gefäß und erstarrt an der Luft wieder zu einem Feststoff. Auf dem Weg nach draußen passiert das Wachs oft ein eingebautes Sieb. Falls dieses nicht vorhanden ist, können die Waben vor dem Schmelzen in ein Vlies eingewickelt werden, das Verunreinigungen zurückhält.
Der Wasserdampf wird fast immer außerhalb des Schmelzbehälters produziert. Über einen Schlauch gelangt er von der Wärmequelle zu den Waben. Um die Langlebigkeit zu erhöhen, wird bei vielen Modellen empfohlen, destilliertes Wasser zu verwenden. Die Erhitzung erfolgt durch Strom über einen Tauchsieder oder alternativ durch einen Gasbrenner.
Sind die Waben im Schmelzbehälter platziert, wird das Wasser erhitzt. Nach einigen Minuten siedet das Wasser und der Wasserdampf gelangt zu den Waben. Der Schmelzvorgang dauert ungefähr 60 Minuten, das Wachs rinnt dabei kontinuierlich aus dem Hahn in einen Behälter. Die Dauer bis alle Waben geschmolzen sind kann je nach Alter der Waben variieren. Alte Brutwaben beinhalten die Überreste der geschlüpften Bienenlarven und schmelzen deshalb weniger schnell.
Wachsarten
Imker unterteilen Wachs in zwei Arten:
- Jungfernwachs: Neues, ganz reines, fast weißes Wachs, das vom Entdeckeln, von Drohnenrahmen oder unbebrütetem Wild- und Naturbau stammt. Dieses Wachs ist sehr sauber und kann zu Mittelwänden oder Kosmetik verarbeitet werden.
- Altwaben: Diese Waben beherbergten schon mehrfach Bienenbrut. Durch die abgestreiften Nymphenhäutchen und dem Kot der Larven sind sie braun oder fast schwarz. Das Wachs aus dem Brutraum kann außerdem mit Varroabekämpfungsmitteln, Pestiziden oder Keimen belastet sein. Deshalb gießt man daraus keine Mittelwände mehr. Für Kerzen ist das Wachs aber geeignet.
Wachs säubern
Wenn das Wachs flüssig aus dem Dampfwachsschmelzer sprudelt, kann man es zuerst grob klären. Damenstrumpfhosen oder Gartenvliese sind dazu gute Filter. Als Gefäße eignen sich alte Hobbocks oder Futtereimer. Um Mittelwände zu gießen, reicht es, wenn das Wachs in dieser Art gefiltert wurde. Für Kerzen ist es meist noch nicht sauber genug. Pollen- und Propolisreste in unreinem Wachs lassen die Flamme flackern und rußen. Manchmal knistert die Flamme auch, dabei kann das Wachs seitlich sprühen.
Nach dem Schmelzen sollte das Wachs sehr langsam abkühlen, damit Schwebeteilchen Zeit haben, sich unten abzusetzen. Die Wachs-Schicht härtet dann oben aus und der unten abgesetzte Schmutz lässt sich vom Wachsblock abkratzen. Um den Abkühlungsprozess zu verlangsamen, kann man die Eimer wärmedämmen und z.B. in Styroporplatten verpacken. Zur Not tun es auch ein paar alte Wolldecken. Besser geht es mit einer ausrangierten Gefriertruhe oder einem alten Kühlschrank. Sie sind gut gedämmt und es lassen sich mehrere Eimer darin stapeln. Ist das Wachs ausgehärtet, aber noch nicht rein genug, wiederholt man den Vorgang, solange bis das Ergebnis stimmt.
Wachs mit Zitronensäure säubern
Auch wenn das Wachs gelb ist und sauber wirkt, kann es immer noch kleine Schmutzteilchen enthalten. Diese können dann mit Säure gebunden werden. Manche Imker verwenden Schwefel- und Oxalsäure – wir empfehlen Zitronensäure. Sie ist sicherer für den Imker und besser für die Umwelt. Dabei mischt man 1 Kilogramm flüssiges Wachs, 150 ml Wasser und 1Gramm Zitronensäure. Wer eine größere Menge benötigt, rechnet einfach hoch. Schließlich wird das flüssige Gemisch intensiv verrührt und langsam abgekühlt. Schmutzreste befinden sich dank der Zitronensäure unten im Wasser. Das Wachs ist nun kerzenrein.
Tipps zur Wachs-Verarbeitung:
- Weiches Wasser verwenden: Regenwasser ist ideal. Leitungswasser enthält vielen Mineralien, die das Wachs braun verfärben.
- Im Wasserbad verflüssigen: Vorsicht, heißes Wachs brennt leicht.
- Edelstahl oder Alu: Eisen, Zink und Kupfer verfärben das Wachs. Besser emaillierte Töpfe oder solche aus Edelstahl und Aluminium verwenden.
- Alte Kleidung: Wachs spritzt und klebt. Auch der Honig vom Deckelwachs hinterlässt klebrige Spuren an Hose und T-Shirt. Anders als Honig lässt sich das Wachs nur schwer auswaschen. Daher besser alte Arbeitskleidung tragen.