Vogelspinnen

Systematik:

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Familie: Vogelspinnen

Die Vogelspinnen (Theraphosidae) umfassen 146 Gattungen und 979 Arten, die sich auf 12 Unterfamilien verteilen. (Stand: Dezember 2018)
Vogelspinnen traten bereits im Karbon vor 350 Millionen Jahren auf. Ihr Lebensraum sind vorrangig tropische bis subtropische Klimazonen. Umgangssprachlich werden unter dem Begriff „Vogelspinnen“ manchmal auch Vertreter anderer Vogelspinnenartigen bezeichnet.

Herkunft der Namen

Ihren deutschen Trivialnamen „Vogelspinne“ verdanken sie wahrscheinlich der berühmten Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Ihre Eindrücke von einer Reise nach Surinam veröffentlichte sie 1705 in dem Werk Metamorphosis insectorum Surinamensium. Auf Seite 18 ist darin eine Illustration zu finden mit einer großen Spinne, die, auf einem Ast sitzend, einen Kolibri verspeist. Dies inspirierte wiederum Carl von Linné 1758, eine Spinne mit dem wissenschaftlichen Namen Aranea avicularia (mit dem Epitheton avicularia ‚vogelartig‘) zu beschreiben.

Körperbau

Die Vogelspinne zählt zu den Gliederfüßern. Ihr Körper ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Bei der Vogelspinne unterscheidet man grob zwischen dem Vorderkörper (Prosoma) mit den vier Laufbeinpaaren (Extremitäten), den (Kiefern-)Tastern (Pedipalpen) und den Beißklauen (Cheliceren) sowie dem Hinterleib (Opisthosoma) mit den Spinnwarzen.
Mit bis zu 12 Zentimetern Körperlänge und einer Spannweite von bis zu 28 Zentimetern gilt die Art Theraphosa blondi als größte bisher beschriebene Vogelspinne der Welt.

Vogelspinnen Art für Art

Hier stellen wir die Vogelspinnen, die wir aktuell halten oder früher einmal gehalten oder gezüchtet haben vor.

Haiti-Vogelspinne
Phormictopus cancerides

Zugehörigkeit | Ordnung der Webspinnen, Familie der Vogelspinnen
Herkunft | Karibik, Hispaniola und weitere Inseln
LebensraumPhormictopus cancerides lebt bevorzugt in mäßig feuchten und mit Sträuchern bewachsenen Gebieten.
Lebenserwartung |  Die maximale Lebensdauer der Haitivogelspinne beträgt 20 Jahre, wobei dies nur auf Weibchen zutrifft. Die Männchen sind wesentlich kurzlebiger.

Die Braune Haitivogelspinne oder nur Haiti-Vogelspinne (Phormictopus cancerides) ist eine Webspinne aus der Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae). Sie kommt entgegen ihrer Trivialnamen auch in weiteren Teilen Mittel- und Südamerikas vor.
Im Englischen wird die Art Hispaniolan Giant Tarantula oder Haitian Brown Tarantula genannt.

Auf dem Bild oben:
Unsere Haiti-Vogelspinne "Edeka", als blinder Passagier zu uns gekommen.
Sie wurde im Januar 2020 in einer Bananenlieferung im örtlichen Lebensmittelladen entdeckt und nach einem Anruf bei der Gifttier-Hotline der Firmenzentrale als Haiti-Vogelspinne bestimmt.
Da dem Besitzer des Ladens von der Zentrale geraten wurde, die Spinne an einen Zooladen oder Terrarianer in der Nähe zu übergeben, kam sie zu uns.

Merkmale

Die Braune Haitivogelspinne erreicht eine Körperlänge von etwa 70 bis 80 Millimetern und zählt somit zu den größeren Vogelspinnen. Die Art besitzt einen vergleichsweise schlanken Körperbau. Die Grundfarbe reicht von rötlich über braun bis zu schwarzbraun. Auffällig ist der kupferne und metallisch wirkende Schimmer auf dem Carapax. Ein auffälliges Merkmal ist das vierte Beinpaar, das deutlich länger als das vorherige ausfällt. Die Braune Haitivogelspinne besitzt auf dem ganzen Körper eine dichte, rotbraune Körperbehaarung mit Ausnahme des für Vogelspinnen typischen Augenhügels, der rosa Haare aufweist. Die Art verfügt über Stridulationsorgane an den Cheliceren (Kieferklauen), mit denen durch Reibung Geräusche erzeugt werden können. Fressfeinde können durch diese Lautäußerungen vertrieben werden. Ferner verfügt sie zusätzlich über Brennhaare und kann sich somit neben einem Biss auch durch Bombardierung mit diesen abstreifbaren Haaren zur Wehr setzen.

Ähnliche Arten

Die Braune Haitivogelspinne wird gelegentlich mit der nah verwandten Art Phormictopus auratus verwechselt. Diese besitzt allerdings einen goldig schimmernden Carapax. Diese Art ist auf Kuba endemisch. Da sowohl die Braune Haitivogelspinne als auch Phormictopus auratus dort vorkommen, können Verwechslungen beider Arten im natürlichen Raum lediglich dort passieren.

Vorkommen

Die Braune Haitivogelspinne bewohnt sowohl die Insel Hispaniola, auf der die Staaten Haiti und die Dominikanische Republik liegen, als auch andere Inseln in der Karibik, besonders die Westindischen Inseln. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich darüber hinaus über weite Teile Mittel- und Südamerikas bis nach Brasilien. Die Spinne lebt bevorzugt in mäßig feuchten und mit Sträuchern bewachsenen Gebieten.

Bedrohung und Schutz

Über mögliche Gefährdungen der Braunen Haitivogelspinne liegen keine Angaben vor. Ihr Bestand wird von der IUCN nicht erfasst.

Lebensweise

Weibchen außerhalb seines Unterschlupfes

Die Braune Haitivogelspinne zählt zu den bodenbewohnenden Vogelspinnen und gräbt sich wie viele dieser Spinnen eine Wohnröhre, obgleich viele Exemplare auch ein passendes Versteck annehmen und dieses dann zu ihrem Unterschlupf ausbauen. Wie alle Vogelspinnen ist auch diese Art vorwiegend nachtaktiv und verlässt besonders zu dieser Zeit ihren Unterschlupf auf der Suche nach potentiellen Beutetieren. Im Gegensatz zu manchen anderen Vertretern der Familie ist die Haiti-Vogelspinne aber auch gerne am Tag außerhalb des Unterschlupfs anzutreffen. Die Art zählt zu den aggressiveren Vogelspinnen und neigt bei einer Verteidigung, neben Drohgebärden auch zu Giftbissen oder einer Bombardierung mit Brennhaaren zur Abwehr von Feinden.

Terraristik

Wie viele Vogelspinnen wird auch die Braune Haitivogelspinne oft als Heimtier in der Terraristik gehalten. Dies liegt bei dieser Art sowohl an ihrer markanten Erscheinung, als auch daran, dass sie tagaktiv ist und sich gerne außerhalb ihres Unterschlupfs zeigt. Allerdings sollte man sich der Aggressivität und Abwehrbereitschaft dieser Art vor dem Erwerb bewusst sein. Aufgrund der vergleichsweise unkomplizierten Verpaarung existieren auch viele Nachzuchten der Braunen Haitivogelspinne im Handel.

Rote Chile-Vogelspinne
Grammostola rosea 

Die Rote Chile-Vogelspinne gehört zu den größten Spinnenarten. Besonders faszinierend wirkt sie durch die rötliche Färbung ihrer Haare. 


Zugehörigkeit | Ordnung der Webspinnen, Familie der Vogelspinnen
Herkunft | Die Grammostola rosea stammt aus Südamerika, genauer gesagt aus Chile. Beheimatet ist sie aber auch in Argentinien, Bolivien und Paraquay.
Lebensraum | Die Grammostola rosea fühlt sich in feuchten Regionen am wohlsten und bewohnt selbst angelegte Wohnröhren.
Lebenserwartung | Die Lebenserwartung der Grammostola rosea hängt vom Geschlecht der Spinnen ab. Während die Weibchen ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen können, sterben die Männchen ungefähr 6 bis 12 Monate nach der Reifehäutung im Alter von etwa 5 Jahren.
Schutzstatus | Die Grammostola rosea unterliegt keinem besonderen Schutz.

Auf dem Bild oben:

Unsere Chile-Vogelspinne "Bubbles". (2021 verstorben) Sie wurde uns von einer Freundin überlassen, welche sie geschenkt bekam. Sie wurde zwischen 15 und 20 Jahren alt. Genauer können wir es leider nicht sagen, da wir nicht wissen wie lange sie schon beim Vorbesitzer lebte. 

Friedlicher Lauerjäger aus Südamerika 

Aufgrund der deutschen Bezeichnung „Rote Chile-Vogelspinne“ lässt sich bereits erahnen, woher die Grammostola rosea stammt. Allerdings lebt die Vogelspinne nicht nur in den feuchten Regionen Chiles, sondern ist auch in Bolivien, Argentinien und Paraguay anzutreffen. Die Grammostola rosea ist ein Bodenbewohner und bevorzugt lockere und feuchte Erde, in die sie ihre bis zu einem Meter tiefen Wohnröhren gräbt. Zusätzlich kleidet die Spinne die Höhle mit Spinnseide aus. Da das Klima in ihrer Heimat schwankt, zieht sich die Chilenische Vogelspinne bei Temperaturen unter 10 Grad zur Winterruhe in ihre Höhle zurück und stellt ihre Aktivität ein. Auch zur Häutung sucht die Grammostola rosea Vogelspinne ihre Wohnhöhle auf. Des Weiteren nutzt sie die Höhle, um ihre Nachkommen großzuziehen. Hierfür legt das Weibchen Kokons aus Spinnseide in der Höhle ab und beschützt diese, bis der Nachwuchs sich selbst versorgen kann.

Wie alle Vogelspinnen weist die Grammostola rosea einen zweigeteilten Körper auf. Der Vorder- und der Hinterkörper sind durch eine enge Taille unterteilt. Am vorderen Teil des Körpers befinden sich die Beißklauen, die Kiefertaster und vier Beinpaare. Im Hinterleib hingegen sitzen Herz, Lungen, der Verdauungstrakt und die Geschlechtsorgane. Die Rote Chile Vogelspinne erreicht eine Größe zwischen 5 und 7 cm.

Die Behaarung des Körpers ist dicht und kurz. Die Brennhaare der Vogelspinne befinden sich am Hinterleib und erneuern sich mit jeder Häutung.

Schon gewusst?

Mit jeder Häutung wird die Grammostola rosea dunkler. Daher sind junge Tiere, die sich noch nicht so oft gehäutet haben, heller als ältere Spinnen. Übrigens: Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch nicht voneinander.

Wie auch andere Vogelspinnen ernährt sich die Grammostola rosea überwiegend von Insekten, die am Boden leben – wie etwa Grillen, Heimchen oder Käfern. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, stehen auch kleine Skorpione auf dem Speiseplan der chilenischen Vogelspinne. Da die Grammostola rosea zu den Lauerjägern gehört, wartet sie am Höhleneingang, bis sich ein Beutetier nähert. Die Beute verflüssigt sie zuerst in der Mundhöhle, dann gelangt die fluide Nahrung in den Saugmagen und wird anschließend verdaut.

Die Grammostola rosea wendet wie auch andere Vogelspinnen ein effektives Verteidigungssystem an. Sobald eine Gefahrensituation durch einen Angreifer entsteht, wirft sie ihre Brennhaare ab und schleudert sie ihrem Feind entgegen. Die Brennhaare führen beim Angreifer nicht nur zu Irritationen, sondern lösen auch Juckreiz und mitunter sogar allergische Reaktionen aus. Dadurch lässt der Feind von der Spinne ab und sie kann an einen sicheren Ort flüchten.

Während junge Tiere noch ein aggressives Verhalten an den Tag legen, zeigen sich ältere friedlicher. Daher wird die Grammostola rosea auch als Anfängerspinne empfohlen. Sollte die Spinne dennoch mal angreifen, dann ist dies zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Denn die Rote Chile Vogelspinne ist nicht giftig. Ihr Biss ist mit einem Bienen- oder Wespenstich vergleichbar.

Haltung im Terrarium

Wie in ihrer südamerikanischen Heimat benötigt sie eine lockere und feuchte Erdschicht. Zudem solltest Du der Spinne eine Unterschlupfmöglichkeit bereitstellen. Das Terrarium sollte eine Größe von 30 x 30 cm nicht unterschreiten. Außerhalb der Winterruhe sollte die Temperatur im Terrarium bei durchschnittlich 25 bis 30 Grad liegen. Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt bei über 60 Prozent.