Honig, Wachs & Propolis
Produkte von der Honigbiene
Imkereiprodukte im Überblick
- Honig ist heute das Hauptprodukt der meisten Imkereien. Immer weniger Imker können sich heute allein durch den Verkauf von Honig finanzieren. Daher werden vermehrt weitere Bienenprodukte angeboten. Im Zuge der zunehmenden Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge in der Natur sehen sich heute viele Imker auch als Naturschützer. Mit ihren Bienenvölkern sorgen sie auch für die Bestäubung vieler Wildpflanzen.
- Bienenwachs findet nicht nur für Kerzen Verwendung, sondern wird auch in Pflegemitteln und Kosmetika verarbeitet. Auch die pharmazeutische Industrie benötigt noch immer Bienenwachs als Grundstoff. In der Lebensmittelherstellung wird Bienenwachs beispielsweise als Überzugsmittel E901 verwendet.
- Propolis (auch Kittharz genannt), gilt als eines der stärksten natürlich vorkommenden Antibiotika und Antimykotika. Es wurde und wird auch heute noch in der Naturheilkunde als Wundmittel eingesetzt. Die Zusammensetzung kann jedoch sehr stark streuen, so dass wohl nie mit einer arzneimittelrechtlichen Zulassung zu rechnen ist. Ein weiterer Nachteil von Propolis kann darin bestehen, dass ein gewisser Prozentsatz von Menschen dagegen allergisch ist, weshalb vor Selbstmedikation (ohne vorherigen Test) gewarnt wird.
- Pollen wird als hochwertiges Eiweißprodukt zur Nahrungsergänzung verwendet. Weitere Inhaltsstoffe sind Enzyme, Aminosäuren und ein hoher Gehalt an Vitamin B. Insgesamt wird von etwa 100 biologischen Aktivstoffen ausgegangen. Reiner Pollen schmeckt relativ streng (herb), deshalb wird er gerne im gefrorenen Zustand zermahlen und dann mit Honig vermischt angeboten. Er sollte aufgrund der Inhaltsstoffe relativ frisch verzehrt werden, möglichst innerhalb eines halben Jahres.
- Gelée royale ist der spezielle Futtersaft, mit dem ausschließlich Königinnen gefüttert werden. Er wird von den Arbeitsbienen produziert und bewirkt, dass eine Königin deutlich größer wird und eine vielfach längere Lebenszeit gegenüber den Arbeiterinnen hat, die nicht diesen Futtersaft verabreicht bekommen. Die Wirkung auf den Menschen ist bisher umstritten. Dies liegt auch daran, dass noch nicht alle Substanzen dieses Saftes vollständig entschlüsselt sind. Gelée royale wird nachgesagt, verjüngend auf den menschlichen Körper zu wirken.
- Bienengift wird unter anderem zur Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen eingesetzt. Es hat eine stark durchblutungsfördernde Wirkung. Bei Überdosierung meint der Patient, tatsächlich gestochen worden zu sein. Die Behandlungsstelle wird rot und heiß und schwillt wie bei einem Stich an. Linderung bringt einzig permanente Kühlung. Durch das Gift wird vom Körper aus den Nebennierenrinden Cortisol ausgeschüttet. Entzündungshemmung ist so für viele rheumatische Beschwerden erreichbar.
Honig
Schon in der Steinzeit nutzte der Mensch Honig als Nahrungsmittel, wie es 9000 Jahre alte steinzeitliche Höhlenmalereien mit „Honigjägern“ zeigen. Er war zunächst das einzige Süßungsmittel. Der den wild lebenden Bienenvölkern abgenommene Honig wurde auch als Köder bei der Bärenjagd eingesetzt. Australische Petroglyphen zeigen, dass die Aborigines bereits in vorgeschichtlicher Zeit Buschhonig von stachellosen Bienen sammelten.
Bevor Zucker industriell aus Zuckerrüben gewonnen wurde, war Honig ein wichtiger, oft auch der einzige Süßstoff. Infolge der Entwicklung von Verfahren zur Herstellung von Haushaltszucker (reine Saccharose) aus Zuckerrüben und Zuckerrohr ist Honig in dieser Hinsicht weitgehend verdrängt worden. In der modernen, weiterverarbeitenden Lebensmittelindustrie spielt er fast keine Rolle mehr. Trotzdem wird Honig als Nahrungsmittel weiterhin geschätzt, zum Beispiel als süßer Brotaufstrich oder als Alternative zum industriell hergestellten Haushaltszucker.
Die Entstehung von Honig
Die Entstehung von Honig besteht aus der Honigbereitung und der anschließenden Honigreifung. Wichtigster Ausgangsstoff für die Honigbereitung ist Nektar – ein zuckerhaltiger Saft, den blühende Bienentrachtpflanzen aus ihren Nektarien abscheiden.
Als Bienentrachtpflanzen oder Bienenweide bezeichnet man Pflanzen, die von Bienen für die Erzeugung von Honig bevorzugt werden. Sie sind besonders reichhaltig an Nektar und Pollen und werden deswegen häufig von Honigbienen angeflogen.
Die Gesamtheit der Tracht spendenden Pflanzen bildet die Bienenweide.
Als weitere wesentliche Quelle kommt in einigen, hauptsächlich gemäßigten Klimaregionen der Erde Honigtau hinzu, der insbesondere dann in großen Mengen zur Verfügung steht, wenn es zu einer der wiederkehrenden Massenvermehrungen verschiedener Blattläuse und Schildläuse kommt. Waldhonig wird beispielsweise überwiegend aus den Ausscheidungen von Baumläusen produziert. Honigtau erzeugende Schild- und Rindenläuse stellen eine wichtige Trachtquelle dar, bei denen es in der Austriebsphase ihrer Wirtsbäume, vor allem bei Koniferen (zum Beispiel Gemeine Fichte und Weißtanne), zu einer Massenvermehrung kommen kann. Es wird dann im Gegensatz zur Blütentracht von einer Honigtautracht oder auch Waldtracht gesprochen.
Wie ergiebig eine Tracht ist, hängt von weiteren Faktoren, wie beispielsweise Höhenlage, Bodenbeschaffenheit, Klima und Witterungsbedingungen ab. Letztendlich sind gute Trachten während der Vegetationszeit die Voraussetzung für die Entstehung von Honig.
Seltener spielen auch extraflorale Nektarien (außerhalb von Blüten) eine Rolle, zum Beispiel die Pflanzensaftabsonderung aus der Blattachsel beim Mais.
Diese Ausgangsstoffe für die Honigbereitung werden von bestimmten Arbeiterbienen gesammelt, welche die Zuckersäfte mit ihrem Rüssel aufnehmen und in der Honigblase zwischenlagern. Schon bei der Aufnahme werden dem Saft spaltende Enzyme aus den Futtersaftdrüsen hinzugesetzt. Die zugesetzten Enzyme sind Glucosidasen und Amylasen. Amylasen spalten langkettige Kohlenhydrate wie das Polysaccharid Stärke in kurzkettige Kohlenhydrate. Kurzkettige Kohlenhydrate werden ihrerseits von Glucosidasen in Monosaccharide wie Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose) aufgespalten. Die Zuckerindustrie nutzt einen ähnlichen Mechanismus bei der Herstellung von Kunsthonig.
In der Honigblase, die auch Honigmagen genannt wird, wird der Pflanzensaft durch die zugesetzten Enzyme in eine frühe Form von unreifem Honig umgewandelt, der sich von reifem Honig unter anderem durch einen höheren Gehalt an Wasser, Saccharose und Amylase unterscheidet.
Wenn die Sammelbienen wieder im Bienenstock ankommen, geben sie dort den unfertigen Honig aus ihrer Honigblase an Stockbienen weiter, die ihn im Laufe der Zeit mehrfach transportieren (umtragen), indem sie ihn in ihren Körper aufnehmen und wieder abgeben. Beim Transport in den Bienenstock und beim Umtragen gelangen Säuren, Enzyme und sonstige Eiweiße aus der Biene in den Nektar und bewirken eine Invertierung der Saccharose, Isomerisierung von Glucose zu Fructose und die Bildung höherer Saccharide. Außerdem wird der Nektar eingedickt, und es entstehen sogenannte Inhibine, eine allgemeine Bezeichnung für Stoffe, die das Wachstum von Hefen und Bakterien hemmen.
Der Wassergehalt wird in zwei Schritten reduziert: Zuerst wird ein Tropfen Nektar über den Rüssel mehrmals herausgelassen und wieder eingesaugt. Danach, ab einem Wassergehalt von 30 bis 40 %, wird der so schon bearbeitete und etwas eingedickte Nektar über und auch im Brutnest in leeren Wabenzellen ausgebreitet. Die Zellen werden dabei nur teilweise gefüllt, um eine möglichst große Verdunstungsfläche zu erzeugen. Die weitere Verdunstung des Wassers wird jetzt durch Fächeln mit den Flügeln beschleunigt. Dabei wird beispielsweise nachts die Stockluft mit kühlerer und trockenerer Außenluft getauscht, die auf annähernd Brutnesttemperatur aufgeheizt wird. Schließlich wird ein Wassergehalt von unter 20 % erreicht, meist 18 % oder sogar noch etwas geringer. Damit ist der Trocknungsvorgang des Honigs durch die Bienen abgeschlossen.
Der jetzt fertige Honig wird noch einmal umgetragen und in Lagerzellen über dem Brutnest eingelagert, wobei er mit einer luftundurchlässigen Wachsschicht überzogen wird. Imker bezeichnen diesen Vorgang als Verdeckeln. Er ist für sie das Zeichen, dass der Honig reif ist und geerntet werden kann. Bei einigen Trachtpflanzen (Heide) und sogenannten Massentrachten (Raps) kann allerdings ein Honig entstehen, der noch einen Wassergehalt über dem möglichst gewünschten Wert von 18 % (DIB-Vorschrift) hat oder sogar im Bereich der Gärfähigkeit von über 20 % liegt. Deshalb ist es für eine Honigernte sicherer, den Wassergehalt vorab mit einem Refraktometer zu prüfen.
Honig entsteht generell erst dann, wenn eine ausreichende Menge pro Zeiteinheit von den Sammelbienen in den Bienenstock heimgebracht wird. Diese muss über dem laufenden Eigenverbrauch, der zur Ernährung des Bienenvolks und zur Aufzucht der Brut notwendig ist, liegen. Der Imker spricht dann von einer Blüten- oder Honigtautracht. Es werden also nur Überschüsse zur Bevorratung weiterverarbeitet und schließlich eingedickt als Honig gelagert.
In Australien, Asien und Amerika wird nicht nur der Honig der auch bei uns beheimateten Westlichen Honigbiene genutzt. Auch exotische Bienenarten liefern dort hochwertige Honige, die als seltene Spezialitäten gelten, aber bisher kaum in den internationalen Handel gelangen.
Früh- und Sommertracht
Sommertracht bezeichnet den Honig, der während der Sommermonate von Honigbienen zusammengetragen wird. Es handelt sich hauptsächlich um Honig von Linde, Phacelia und Sonnenblume. Im Gegensatz dazu bezeichnet Frühtracht den Honig, der im Frühjahr gesammelt wird, vorwiegend Obstblüte, Löwenzahn und Raps.
Die Angabe des Sammelzeitraums kann mit einer Sortenangabe kombiniert werden, wie etwa „Sonnenblumenhonig mit Sommertracht“ oder „Sommertracht mit Robinie“. Letzter noch erfolgender Eintrag im Herbst von verschiedenen Pflanzenarten wird als Läppertracht bezeichnet.
Traditionelle Honiggewinnung vor Erfindung der Honigschleuder
Unsere heutige Imkerei begann im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Korbimkerei zur Kastenimkerei unter Verwendung von beweglichen Waben. Die Erfindung der Holzrähmchen im Jahre 1853 machte die Imkerei im heutigen Sinne, unter Schonung des Wabenwerks bei der Ernte erst möglich.
Ob Hinterbehandlungsbeute oder Magazinbeute, in beiden werden Rähmchen verwendet. Honigwaben können entnommen und der Honig durch Schleudern geerntet werden. Die leeren Waben können anschließend wieder ins Volk gehängt werden.
Schon vor Tausenden von Jahren entstand in Ägypten die Imkerei und breitete sich mit der Zeit weltweit aus. Vor Erfindung der Honigschleuder verwendeten die Menschen direkt die Honigwaben samt Wachs und Propolis oder sie nutzten Wärme, um an den Honig zu gelangen. Dazu stellten sie Honigwaben beispielsweise in einem Korb über einer Schüssel in die Sonne und warteten, bis der Honig durch die Sonnenstrahlen flüssiger wurde und in die Schüssel getropft war. Eine andere Möglichkeit war, die Honigwaben in einem Topf zu erhitzen und das Wachs schmelzen zu lassen. Das Wachs setzte sich dann an der Oberfläche ab und sie konnten es abschöpfen. Allerdings überstehen ab 40 °C viele der wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs die Prozedur nicht. Darüber hinaus konnten Imker den Honig mit Hilfe einer Honigpresse aus den Waben herauspressen. Bei all diesen traditionellen Methoden der Honiggewinnung zerstörten die Imker jedoch den kompletten Wabenbau und die betroffenen Bienenvölker waren verloren.
Auf dem Bild:
Historische Honigschleudern in einem Museum.
Im 19. Jahrhundert entwickelte Johann Dzierzon ein System, bei dem die Bienen die Wachswaben an beweglichen Holzleisten bauten. So erhielten Imker erstmals Einblick in ein unversehrtes Bienennest. Darauf aufbauend konstruierten Lorenzo Langstroth und August von Berlepsch unabhängig voneinander das Wabenrähmchen. Das bildete die Grundlage für die Erfindung der Honigschleuder durch Francesco de Hruschka im Jahr 1865. Er ermöglichte damit Imkern, Honig ohne Zerstörung des Wabenbaus zu ernten und dadurch ihren Honigertrag deutlich zu steigern.
Die moderne Honigernte
Für die Honigernte sind auch heutzutage noch einige Vorbereitungen und verschiedene Arbeitsschritte notwendig. Zunächst müssen sich die Imker von der nötigen Reife des Honigs überzeugen. Diese hängt vom Wassergehalt ab, der laut Honigverordnung unter 20 Prozent und nach Vorgaben des Deutschen Imkerbundes sogar unter 18 Prozent liegen muss. Bienen erkennen, wenn der Honig reif ist. Sie verschließen dann die einzelnen Waben mit einem Deckel aus Bienenwachs. Das ist das Zeichen für den Imker, das ihm den Zeitpunkt für die Ernte signalisiert. Wenn mindestens zwei Drittel der Waben mit einem Wachsdeckel verschlossen sind, kann die Honigernte beginnen. Sicherheitshalber kann der Imker den Wassergehalt noch mit einem Refraktometer überprüfen. Denn wenn der Wassergehalt zu hoch ist, kann der Honig verderben und der Imker darf ihn nicht verkaufen.
Verwendung von Bienenfluchten
Am Tag vor der Honigernte setzen Imker sogenannte Bienenfluchten zwischen Honigraum und Brutraum ein. Durch diese Fluchten können die noch im Honigraum befindlichen Bienen in den Brutraum gelangen, aber nicht mehr zurück. Auf diese Weise möchte der Imker erreichen, dass sich bei der Ernte möglichst wenige Bienen im Honigraum aufhalten. Am Erntetag entnimmt der Imker dann die reifen Honigwaben und entfernt noch darauf zurückgebliebene Bienen vorsichtig mit einem Besen oder einem Gebläse. Um den reinen Honig aus den Waben zu gewinnen, kommt nun die Honigschleuder zum Einsatz.
Die richtige Temperatur
Die Honigschleuder sollte in einem Raum mit einer Temperatur von mindestens 25 °C stehen. Außerdem sollte das Schleudern ziemlich zügig nach der Entnahme der Waben erfolgen, um noch die natürliche Stockwärme zu nutzen. Denn durch die warme Temperatur ist der Honig relativ flüssig und lässt sich leichter herausschleudern. Die Schleudertemperatur ist jedoch bei ordnungsgemäß arbeitenden Imkern nie höher als die Temperatur im Bienenstock. Denn sonst würde sich auch das Wachs aufweichen und das Schleudern erschweren. Temperaturen von mehr als 40 °C, bei denen wertvolle Inhaltsstoffe des Honigs zerstört würden, werden daher beim Schleudern gar nicht erst erreicht. Die Kennzeichnung des Honigglases mit der Aufschrift „kaltgeschleudert“ ist also überflüssig und sogar irreführende Werbung, da die Schleudertemperaturen durch die physikalischen Eigenschaften von Honig und Waben vorgegeben sind.
Die Arbeitsschritte beim Honigschleudern
Bevor der Imker die Waben in die Honigschleuder stellen kann, muss er die Waben von den Wachsdeckeln befreien. Die sogenannte Entdeckelung erfolgt mittels Entdeckelungsgabel, einem beheizbaren Entdeckelungsmesser oder in Großbetrieben mit einer vollautomatischen Entdeckelungsmaschine. Anschließend bestückt der Imker die Honigschleuder mit den Waben. Dabei sollte er möglichst darauf achten, Waben von ungefähr gleichem Gewicht gegenüberzustellen und so eine Unwucht zu vermeiden.
Auf dem Bild:
Entdeckelung einer Honigwabe wird mit Entdeckelungsgabel.
Zum Entdeckeln der Honigwaben gibt es spezielles Zubehör. Eine Entdeckelungsgabel, ein Entdeckelungsmesser oder auch ein Heißluftföhn können für diese Arbeit verwendet werden. Außerdem wird ein Entdeckelungsgeschirr benötigt. Das besteht in der Regel aus:
- Wabenhalter für ergonomisches Arbeiten
- Edelstahleinsatz mit Tropfblech für das Deckelwachs
- Kunststoffwanne zum Auffangen des Honigs aus dem Deckelwachs
Die Honigschleuder
Ohne Honigschleuder ist es sehr aufwendig, den Honig aus den Waben zu bekommen. Daher steht jeder Imker früher oder später vor der Frage, welche Art von Honigschleuder er sich anschaffen möchte. Die Auswahl reicht von handbetriebenen bis vollautomatischen Honigschleudern in jeweils unterschiedlicher Größe. Eine Honigschleuder sollte ein Leben lang halten und zu den individuellen Anforderungen des Imkers passen.
Auf dem Bild:
Radial-Honigschleuder. In diesem Honigschleuder-Typ stehen die Rähmchen vertikal zur Drehachse. Von oben betrachtet sieht die Anordnung so ähnlich aus wie die Speichen eines Rades. Die Waben sind also Seite an Seite kreisförmig angeordnet. Auf diese Weise kann der Honig durch die Zentrifugalkraft und die natürliche Neigung der Waben beidseitig herausfließen, ohne dass der Imker diese von Hand wenden muss.
Das Schleudern
Der Honig wird durch die Zentrifugalkräfte, die beim Drehen des Schleuderkorbes entstehen, aus den Wabenzellen gezogen. Die Voraussetzung, damit der Honig gut aus den Zellen fließt, ist, dass er noch leicht flüssig ist. Die Waben müssen temperiert sein, wenn sie in die Schleuder gestellt werden. Sind die Waben bereits abgekühlt, so kann vor allem Blütenhonig bereits hart werden. Die Temperatur darf dabei und bei allen weiteren Schritten laut deutscher Honigverordnung ebenfalls nicht so hoch sein, dass sie Inhaltsstoffe des Honigs zerstören könnte. Beim Einsetzen der Waben muss darauf geachtet werden, dass die Schleuder ausbalanciert ist. Eine Drei-Wabenschleuder muss immer mit drei Waben bestückt sein. Eine Vier-Wabenschleuder sollte mit vier Waben gefüllt sein oder mit zwei Waben, die sich gegenüberstehen. Andernfalls läuft die Schleuder mit einer starken Unwucht, die zu einem Achsbruch führen kann.
Bei den einfachen, tangentialen Schleudern müssen die Waben gewendet werden. Man beginnt mit sehr langsamen Umdrehungen und leert so die außen liegende Seite der Wabe fast aus. Dann wendet man die Waben und beginnt ebenfalls mit geringer Umdrehungszahl. Man kann dann langsam die Drehgeschwindigkeit erhöhen. Anschließend wird die erste Seite noch mal bei höherer Umdrehungszahl trocken geschleudert.
Eine allgemeingültige Angabe, mit welcher Umdrehungszahl pro Minute man am Anfang schleudern sollte, gibt es nicht. Die Kraft, die auf die Waben einwirkt, ist nicht nur abhängig von der Drehzahl, sondern auch vom Radius der Schleuder. Je höher die Drehzahl und je größer der Radius desto größer ist die Kraft.
Wabenbruch vermeiden
Nicht die Geschwindigkeit zählt, sondern eine möglichst effiziente Ernte ohne Wabenbruch. Würde man die erste Seite sofort bei hoher Geschwindigkeit schleudern, so käme es zum Wabenbruch. Je höher die Geschwindigkeit desto höher sind die auftretenden Fliehkräfte. Die noch gefüllte Gegenseite würde mit einer zu hohen Kraft die Wabe nach außen drücken.
Bereits beim Spannen oder der Durchsicht der Leerrahmen vor dem Einlöten der Mittelwände muss die Spannung des Drahtes kontrolliert werden. Nur gespannte Drähte können die Wabe beim Schleudern stabilisieren. Drähte ohne Spannung geben beim Schleudern sofort nach und die Wabe bricht deutlich früher.
Wenn der Honig fließt
Der aus den Waben herausgeschleuderte Honig, läuft im Schleuderkessel zusammen und fließt durch eine Öffnung nach außen in den zuvor bereitgestellten Auffangeimer. Über dem Eimer positioniert der Imker ein Grobsieb und ein Feinsieb, um den Honig von Wachsresten zu trennen. Vor der Lagerung siebt der Imker den Honig zusätzlich mit einem noch feineren Sieb, um kleinste Wachsteilchen zu entfernen. Dies ist nicht mit Filtern gleichzusetzten. Denn beim Filtern sind die Poren so klein, dass auch wertvolle Pollen verloren gehen. In Deutschland müssen Imker gefilterten Honig daher als solchen kennzeichnen. Um allerletzte Wachsreste aus dem gesiebten Honig zu bekommen, lässt der Imker den geschleuderten Honig eine Zeit stehen, sodass die Wachsteilchen zusammen mit Luftblasen als Schaum nach oben steigen. Der Imker kann sie dann mit einem Schaber abschäumen und den Honig lagern oder in Gläser zum Verkauf abfüllen.
Bienenwachs
Bienen bauen Waben aus Wachs und somit ihre Vorratskammern und Kinderstuben. Wir Menschen fertigen daraus seit Jahrtausenden Wachskerzen, Polituren und Kosmetika. Doch was macht den faszinierenden Rohstoff so besonders?
Wachs ist per Definition ein Stoff, der bei 20° C fest bis knetbar ist und sich bei über 40° C verflüssigt. Dabei besteht Wachs hauptsächlich aus Estern von Fettsäuren. Bienenwachs im Speziellen enthält 70 bis 80 Prozent Fettsäurester und etwa 18 bis 23 Prozent freie Säuren. Den größten Anteil machen dabei Myricylpalmitat, Cerotinsäure und Melissinsäure aus. Doch diese Beschreibung charakterisiert den fantastischen Naturstoff nur grob, denn insgesamt sind im Bienenwachs bereits über 300 verschiedene Bestandteile nachgewiesen worden. Das Wachs besitzt quasi einen von Natur eingebauten Kopierschutz, denn kein noch so versiertes Chemielabor könnte den komplexen Cocktail künstlich nachbauen.
Kontrolliert man Bienenwachs auf seine Echtheit, misst man in erster Linie den Kohlenstoffanteil, der bei unter 14 Prozent liegen muss. Auch die Dichte von 0,95g pro cm³ und der Schmelzpunkt zwischen 61 und 65°C sprechen für ein authentisches Naturprodukt. Und nicht zuletzt das Aussehen und der Duft: Naturbelassenes Bienenwachs ist gelb und riecht angenehm, ein bisschen nach Honig und Propolis.
Wissenswert:
Unser deutsches Wort „Wachs“ stammt direkt aus dem Bienenstock. Denn es kommt vom althochdeutschen Begriff „wahs“, der „Bienenwabe“ meint.
Wie stellen Bienen ihr Wachs her?
In einem Bienenstock leben in den Sommermonaten zwischen 20.000 und 50.000 Bienen. Davon stellen nicht alle Arbeiterinnen zur gleichen Zeit Bienenwachs her, sondern nur die sogenannten „Baubienen“. Wer als Baubiene arbeitet, bestimmt bei den fleißigen Insekten das Alter: Kurz nach ihrem Schlupf kümmern sich die jungen Arbeitsbienen erst einmal um das Füttern der Brut. Dann, wenn sie etwa 11 Tage alt sind, aktivieren sich ihre Wachsdrüsen und die Bienen wechseln ihren Aufgabenbereich hin zum Bau neuer Waben.
Die Wachsdrüsen einer Biene befinden sich auf ihrer Bauchseite zwischen den Bauchschuppen. Beidseitig in zwei parallelen Reihen haben die Insekten zwischen diesen Schuppen acht kleine Taschen. In diese Vertiefungen geben die Wachsdrüsen der Biene flüssiges Wachs ab, das sich in den Taschen sammelt und dort zu winzigen Plättchen erstarrt. Jedes Wachsplättchen wiegt etwa 0,8 Milligramm.
Vom Wachs zur Wabe
Wachsplättchen, die Bienen in ihren Bauchtaschen produzieren, sind zunächst fast transparent und wirken wie kleine Kristallsplitter; „Jungfernwachs“ sagt der Imker dazu. Um es zu verarbeiten, befördert die Baubiene das frische Wachs mit ihren Beinen zum Mund und kaut jedes Plättchen noch einmal gründlich durch. Dabei reichert sie das Wachs mit etwas öligem Sekret aus ihrer Oberkieferdrüse an. Jetzt kann der Bau einer Wabe beginnen.
Für die Wabenkonstruktion hat die Biene quasi einen „sechsten Sinn“, der die Schwerkraft erspürt, und ihr erlaubt, eine perfekt senkrecht ausgerichtete Wabe zu bauen. Wachsplättchen für Wachsplättchen konstruiert das Volk die Wabenwand, wobei zuweilen mehrere hundert Bienen an einer Wabe bauen.
Form der Waben
Die geometrische Form von Bienenwaben hat bereits viele Forscher fasziniert und unterschiedlichste Erklärungen hervorgebracht. Die am besten bekannte und wohl auch richtige lautet so: Bienenwaben werden eigentlich als runde Röhren angelegt, nicht als Sechsecke. Als Maßstab dient den Baubienen dabei ihr eigener Körper, daher sind auch alle Zellen auf einer Wabe beinahe gleich groß.
Durch eine gezielte Erhöhung der Körpertemperatur der Bienen wird das Wachs der Wände jedoch während des Baus weicher und die Wände benachbarter Röhren beginnen zusammenzufließen. Dabei bilden sie gerade Flächen, die Sechsecke entstehen lassen.
Eine kreisförmige Zelle bietet den maximalen Stauraum beim geringsten Materialverbrauch für die Wabenwand. Allerdings lassen sich Kreise nicht besonders gut „stapeln“ – zwischen ihnen bleiben viele Zwischenräume, weil jeder Kreis mit seinen Nachbarn nur kleine Berührungspunkte hat. Es braucht also eine kantige Zellenform. Für die Sechseck-Wabe braucht die Biene außerdem 15% weniger Wachs als beispielsweise für ein Quadrat mit gleichem Volumen. Honigbienen bauen also nicht nur fleißig, sondern dabei noch hoch effizient. Vielleicht stellte Karl Marx auch deshalb fest:
„Eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister.“
Wie viel Wachs produziert ein Bienenvolk?
Es hängt von einigen Faktoren ab, wie viel Wachs ein Bienenvolk produziert. Je mehr Nektar die Tiere sammeln, umso mehr Wachs wird hergestellt, um den Nektar auch einlagern zu können. Auch das Brutgeschehen spielt eine Rolle - gibt es viel Nachwuchs, benötigen die Tiere viel Wachs. Im Durchschnitt produziert ein einziges Bienenvolk in einer Saison zwischen 500 und 1000 Gramm Wachs. Für die Jahresproduktion an Wabenwachs brauchen die Bienen umgerechnet über eine Million kleine Wachsplättchen.
Wenn die Arbeiterinnen im Bienenstock einen Hohlraum von 20 Litern mit Waben gestalten, dann erreichen sie schlussendlich eine Fläche von gut 2 m². Schließlich müssen 80.000 bis 100.000 Arbeiterinnenzellen darauf Platz finden. Während des Bauvorgangs liefert Honig den Konstrukteurinnen schnell verfügbare Energie: Für ein Kilogramm Bienenwachs verzehren die Baubienen etwa 7,5 kg Honig.
Wildbau oder geordneter Wabenbau?
Von Natur aus können Bienen Waben an unebenen Flächen, wie zum Beispiel in einer Baumhöhle, ohne Probleme befestigen. Damit sie im Bienenstock des Imkers ihre Vorratskammern ganz geordnet und mobil anbringen, bekommen sie eine Hilfestellung. Der Imker stellt ihnen Rähmchen in die sie ihre Waben senkrecht bauen können. Diese Rähmchen ermöglicht es dem Bienenhalter, das Volk und dessen Gesundheit leicht zu inspizieren und den Honig komfortabel zu entnehmen.
Oft sind vom Imker in den Rähmchen auch noch sogenannte Mittelwände eingebracht worden, in die bereits eine sechseckige Wabenstruktur eingeprägt ist. Diese „Mittelwände“ machen professionelle Imker aus ihrem eigenen Wachs, das bei der Honiggewinnung abfällt. Damit entsteht ein Wachskreislauf in der Imkerei und die Bienen sparen Energie durch die vorgefertigten Elemente.
Auf dem Bild:
Wildbau an einem Baum.
Darum ist Bienenwachs gelb
Jungfernwachs, so wie der Körper jeder Baubiene es bildet, ist eigentlich transparent-weiß. Bienenwaben sind jedoch gelb bis hin zu dunkelbraun. Wie kommt diese farbliche Verwandlung zustande?
Die Antwort liegt im Gebrauch der Wachszellen. Sie dienen unter anderem als Lagerort für Pollen und Honig und werden mit Propolis ausgekleidet. Besonders der Pollen hat naturgemäß je nach Tracht intensive Farben, die sich im Wachs niedersetzen. Da die Wabenzellen ebenfalls als Brutstätte genutzt werden, finden sich dort auch Reste von Häutungen und Spuren von Kot der Bienenlarven. Nach intensiver Nutzung werden die einzelnen Brutzellen durch die Ablagerungen an den Innenseiten zudem immer kleiner. Lässt man der Natur ihren Lauf, nagen die Bienen die Brutzellen irgendwann von selbst ab, um wieder Platz zu schaffen. Deswegen entnimmt der Imker dunkel verfärbtes Wachs von Zeit zu Zeit, denn je dunkler es ist, umso “verbrauchter” und anfälliger für die Anlagerung von Krankheitssporen ist es auch.
Bienenwachs (Ernte & Verarbeitung)
Um Bienenwachs zu gewinnen, werden geleerte Honigwaben eingeschmolzen. Dafür stehen Imkern verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine klimaschonende Variante ist zum Beispiel der Sonnenwachsschmelzer, in dem das Wachs durch Sonnenlicht verflüssigt wird.
Naturgemäß ist diese Methode wetterabhängig und dauert länger als andere. Traditionell haben Imker Wachs auch durch das Kochen von Waben gewonnen. Hierbei löst sich das Wachs komplett auf und bildet mit Honig und Pollen verschiedene Schichten, die sich nach dem Erkalten trennen lassen. Die moderne Imkerei setzt hingegen auf Dampfwachsschmelzer, die Waben mit Wasserdampf verflüssigen. Anschließend werden Schwebteilchen herausgefiltert.
Die Herstellung von marktfähigem Bienenwachs ist sehr aufwendig. Diese Arbeit lohnt sich nur, wenn ein Imker dafür einen angemessenen, fairen Preis bekommt. Derzeit reicht der deutsche Bienenbestand noch lange nicht aus, um den sowaohl den Honig, als auch den Wachs-Bedarf hierzulande zu decken.
Eine Rolle spielt auch der Preis: Da es hierzulande nicht genug Bienenwachs gibt, eröffnet das den Markt für billige Fälschungen.
Bienenwachs wird beispielsweise von einigen schwarzen Schafen mit Stearin oder Paraffin gestreckt. Damit der Verbraucher das nicht am Geruch merkt, setzt man einfach etwas Propolis zu. So lässt sich ein Fake-Produkt als „natürliches Bienenwachs“ billig verkaufen und täuscht den Verbraucher.
Fazit: Bei Bienenwachs sollte man, wie bei allen natürlichen Rohstoffen klarmachen, dass Qualität ihren Preis hat und die artgerechte Bienenhaltung und die aufwendige Arbeit des Imkers mit einschließt.
Auf dem Bild:
Alte Bienenwaben zum Einschmelzen in einem Sonnenwachsschmelzer.
Kann man Bienenwaben essen?
Als Wabenhonig oder Scheibenhonig verkaufen Imker den Honig, der sich noch in den Waben befindet. Diese Delikatesse bekommst du entweder am Stück oder als Honigglas mit einem Stück Wabenwand im Innern.
Hier liegt die Frage nahe: Soll man die Waben mitessen? Kenner beantworten das mit einem klaren „Ja“. Immerhin gilt Bienenwachs in der Pharmazie als unbedenklicher Stoff und wird auch als Überzugsmittel für Obst und Süßigkeiten eingesetzt. Der menschliche Körper verstoffwechselt das Wachs nicht, sondern scheidet es zu großen Teilen wieder aus (es ist also im Grunde unverdaulich).
Dennoch schwören Bienenprodukt-Fans auf das Wachs, weil es Spuren von Propolis und Pollen enthält, die wertvoll für den Körper sein könnten.
Die Waben, die nicht bebrütet wurden und aus Jungfernwachs sind, haben dünne Wände und sind beim Essen wenig zu spüren. Manche Honigesser lieben es sogar, ein dickes Stück Wabenhonig wie Kaugummi zu kauen – andere stört es, dass das Wachs an den Zähnen klebt.
Bienenwachs: Ein wertvoller Rohstoff
Schon zu Zeiten der alten Zeidler produzierte man aus Bienenwachs nicht nur Kerzen. Das Naturerzeugnis diente Künstlern als Rohstoff für Wachsfiguren und den Manufakturen zur Herstellung von Wachstüchern, Wachspapier und Wachsmalstiften. Wachsblumen und Wachsperlen waren beliebte Dekorations-Objekte und ohne ein Wachssiegel kam kein offizieller Brief aus.
Welche Rolle spielt Bienenwachs heutzutage?
Immer noch eine Große! Denn wenn man auf der Zutatenliste von Schokolade, Bonbons oder Nahrungsergänzungsmitteln den Stoff E901 entdeckt, ist das kein chemischer Zusatzstoff, sondern das offizielle Kürzel für echtes Bienenwachs. Auch bei Äpfeln, Birnen, Zitrusfrüchten und Melonen dient das Wachs den Produzenten als schützender Überzug, der die Schale glänzen lässt und ein Austrocknen verhindert.
Lebensmittel, Pharmazie und Pflegemittel
Bienenwachs ist beliebt als pharmazeutischer Hilfsstoff, zum Beispiel in Salben. In der Kosmetikherstellung dient es als Konsistenzgeber in Cremes, Lippenstiften und Haarpflegeprodukten. Insbesondere in Polituren und Pflegemitteln für andere Naturmaterialien wie Holz und Leder spielt das Wachs seine natürlichen Vorteile aus.
Cera Flava oder Cera Alba?
Bei Bienenwachs als Rohstoff gibt es einige Synonyme, wie etwa Cera Flava oder Cera Alba. Natürliches, gereinigtes Bienenwachs zeigt sich abweichenden Farben, die Palette reicht von weißlicher bis tief dunkelgelber Farbe - alles vollkommen natürlich. Meist duftet es zart nach Honig und fühlt sich leicht fettig an.
Auf dem Bild:
Bienenwachs kann die verschiedensten Farbtöne aufweisen. Von hellgelb, fast weiß bis zu dunkelgelb oder leicht bräunlich.
Bienenwachs in der Kosmetik
Kosmetik-Experten wissen es seit Langem: Reines Bienenwachs hat im Vergleich zu Fetten und Ölen unschlagbare Eigenschaften. Denn es wirkt schwach emulgierend, das heißt, Bienenwachs kann ölige und wässrige Anteile einer Creme miteinander verbinden. Durch seine Eigenschaft, bei Raumtemperatur fest zu sein, verleiht es jeder flüssigen Emulsion eine cremige Konsistenz. Abhängig davon, wie hoch der Bienenwachs-Anteil in der Rezeptur ausfällt, lässt sich die Festigkeit eines Kosmetikprodukts beim Anrühren steuern.
All das macht es natürlich zu einem idealen Rohstoff in selbstgemachter Naturkosmetik; ob als Zutat in Salben, Cremes, Lippenbalsam oder als Bart- beziehungsweise Haarwachs.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Verträglichkeit der Fettkomponenten von Bienenwachs. Es legt sich wie ein feiner Film auf Haut und Haar, ohne stark zu fetten. Dabei hat das Wachs sowohl pflegende als auch schützende Eigenschaften. Bienenwachs in Cremes und Lotionen versorgt die Haut mit pflegenden Lipiden, ohne die Poren zu verstopfen. Dennoch verhindert es als Schutzfilm, dass Feuchtigkeit verdunstet, so dass es die Haut vor dem Austrocknen schützt.
Hier ist die Palette sehr breit. Mit Bienenwachs und anderen natürlichen Rohstoffen kann man zum Beispiel die folgenden Produkte selbst herstellen:
- Salben
- Handcremes
- Hautcremes
- Lippenbalsam
- Bartwachs
- Haarwachs
Salben ganz einfach selbst machen
Unter „Salbe“ versteht man eine wasserfreie Mischung von Öl und Wachs. Das Grundrezept ist denkbar einfach. Man braucht:
- 2 Gramm Bienenwachs
- 50 Gramm hochwertiges Pflanzenöl
Tipp: Propolis und ätherische Öle sollte man erst in die Salbe mischen, wenn sie Zimmertemperatur erreicht hat, damit sich die wertvollen Inhaltsstoffe nicht durch Hitze verflüchtigen.
Bienewachs-Cremes selbst anrühren
- 35ml destilliertes Wasser oder Rosenwasser
- 50ml Mandelöl
- 6 Gramm Bienenwachs
Öl und Wachs werden gemeinsam in einen kleinen Behälter gefüllt, den man im Wasserbad erwärmt. Auch das Rosenwasser muss erwärmt werden – allerdings getrennt vom Öl. Am besten stellt man einen zweiten Behälter in dasselbe Wasserbad, damit beide Komponenten der Creme schließlich genau die gleiche Temperatur haben. Wenn das Wachs im Öl geschmolzen ist, ist es soweit – Öl und Wasser sind bereit zum Vermischen. Das passiert am besten in einer Küchenmaschine oder mit einem elektrischen Quirl.
Und zwar so: Man füllt das warme Rosenwasser in das Rührglas ein und beginnt auf höchster Stufe zu rühren. Das Öl-Wachs-Gemisch gibt man unter stetigem Rühren hinzu; und zwar langsam in einem dünnen Strahl. Wenn beide Anteile vollständig vermischt sind, darf man allerdings nicht stoppen: Bis die Creme Zimmertemperatur erreicht hat, sollte man sie laufend wieder durchmixen, damit sie eine cremige Konsistenz erhält.
Natürliche Lederpflege für Glattleder
- 50 ml Olivenöl
- 40 g Lanolin
- 12 g Bienenwachs
Im ersten Schritt löst man das Bienenwachs in einem hitzefesten Glas im Wasserbad auf. Anschließend gibt man das Lanolin und das Öl dazu. Sobald sich beim Rühren alle Zutaten miteinander verbunden haben, kann man die Creme abfüllen und nach dem Erkalten als Lederpflege benutzen wie jedes gekaufte Produkt. Allerdings sollte es sich um echtes Leder und ausschließlich um Glattleder handeln. Für Kunst- oder Rauleder ist diese Rezeptur nicht geeignet.
Propolis
Die Propolis (altgriechisch)– wegen des häufigen Vorkommens an den Fluglöchern von Bienenstöcken), auch Vorstoß, Stopfwachs, Bienenharz, Bienenleim, Bienenkittharz, Kittharz oder Kittwachs genannt, ist eine von Bienen hergestellte harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung. Propolis ist ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Stoffen, deren Zusammensetzung stark variieren kann.
Da in einem Bienenstock die Insekten auf engem Raum bei etwa 35 °C und hoher Luftfeuchtigkeit zusammenleben, herrschen dort ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Krankheiten. Deshalb dient Propolis den Bienen zum Abdichten von kleinen Öffnungen, Spalten und Ritzen sowie gleichzeitig dazu, in den Stock eingeschleppte oder vorhandene Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen in ihrer Entwicklung zu hemmen oder abzutöten. Hierzu werden verschiedene Oberflächen, wie beispielsweise das Innere der Wabenzellen für die Brut, mit einem hauchdünnen Propolisfilm überzogen. Im Bienenstock vorhandene, von den Bienen nicht entfernbare Fremdkörper oder Unrat werden ebenfalls mit diesem Stoff abgekapselt.
Entstehung und Zusammensetzung
Der Grundstoff wird von Honigbienen als harzige Substanz an Knospen und teilweise an Wunden verschiedener Bäume (in Europa hauptsächlich Birken, Buchen, Erlen, Fichten, Pappeln, Rosskastanien und Ulmen) gesammelt (etwa 55 % Naturharz und Pollenbalsam). Weiterverarbeitet, mit etwa 30 % Wachs, etwa 5 % Pollenanteilen, etwa 10 % ätherischen Ölen aus den Blütenknospen und Speichelsekret (Fermenten) angereichert, handelt es sich um ein bei Stocktemperatur klebriges Baumaterial, das oft noch mit Bienenteilen und kleinsten Holzstücken verunreinigt ist.
Harz und Pollenbalsam der Propolis sind reich an Flavonoiden. Auch Gummi, Phenole (Zimtsäure, Cumarsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, Isoferulasäure) und deren Ester sowie Polysaccharide sind in Propolis enthalten.
Propolis wird am häufigsten im Herbst von den Bienen in den Bienenstock eingebracht; dies ist vom örtlichen Harzangebot des Baumbestandes abhängig. Ein Bienenvolk kann zwischen 50 und 500 g Propolis pro Jahr einbringen.
Gewinnung
Der Imker kann an verschiedenen Stellen des Bienenkastens (Magazin-Beute), wo von den Bienen Ritzen o. ä. verkittet wurden, die Propolis abkratzen. Gezielter kann Propolis durch das Auflegen eines speziellen feinmaschigen Kunststoffgitters gewonnen werden. Die Bienen verkitten diese störenden Zwischenräume. Das Gitter wird danach entnommen und in den Gefrierschrank gelegt. Bei diesen tiefen Temperaturen ist Propolis dann sehr spröde und springt beim leichten Biegen des Kunststoffgitters von diesem ab.
Eine weitere Verarbeitung des so gewonnenen Rohstoffs kann dann durch das Auflösen in hochprozentigem Alkohol und anschließendes Herausfiltern von Verunreinigungen erfolgen.
Eigenschaften
Propolis ist eine braungelbe, harzartige Masse mit aromatischem Geruch. Sie löst sich nur teilweise in Wasser und in Ethanol. Als Naturstoffgemisch hat Propolis vielfältige Wirkungen.
Antioxidative Wirkung
Propolis soll oxidativem Stress entgegenwirken. Im Tierversuch wurde an Ratten die Bindung reaktiver Sauerstoffspezies („Radikalfänger“) durch Propolis gezeigt. Hierfür werden antioxidativ wirksame prenylierte Flavonoide verantwortlich gemacht.
Antimikrobielle und virostatische Wirkung
Die antibiotischen Wirkungen von wässrigen und alkoholischen Propolis-Extrakten sowie einzelner Propolis-Inhaltsstoffe gegenüber Keimen wurden nachgewiesen. Darüber hinaus wurde eine antivirale Wirkung gegenüber Rhinoviren und Herpesviren im festgestellt. Propolis wirkt wachstumshemmend auf Candida albicans und Hautpilze (Dermatophyten).
Propolis zeigte im Tierversuch an Mäusen bakterizide, antimykotische und virostatische Wirkung. Einige der Wirkungen werden mit denen der Flavonoide für vergleichbar gehalten. Die antibakterielle Wirkung wird Pinocembrin und Galangin, die antimykotische und virostatische Wirkung Pinocembrin und Kaffeesäure-Estern zugeschrieben.
Wundheilung fördernde Wirkung
Propolis soll die Wundheilung fördern. Für die Granulationsförderung werden Apigenin und Luteolin verantwortlich gemacht.
Zytotoxische Eigenschaften
Propolis hat eine zytotoxische Wirkung. So konnte es etwa im Tierversuch an Mäusen das Wachstum von eingepflanzten Krebstumoren hemmen.
Allergenität
Sowohl bei Anwendung als Arzneimittel als auch bei äußerlicher Anwendung in kosmetischen Mitteln wurden in Zusammenhang mit Propolis (kontakt)allergische Reaktionen beschrieben. Auch über vereinzelte Verdachtsfälle allergischer Reaktionen nach oraler Zufuhr wurde berichtet.
Verwendung von Propolis:
Haltbarmachung
Im Alten Ägypten wurde Propolis bei der Einbalsamierung von Mumien verwendet.
Oberflächenbeschichtung
Propolis kann zur Herstellung von Holzlasur verwendet werden. Auch zur Herstellung von Geigenlack für Cremoneser Violinen wurde Propolis verwendet.
Gesundheitsbezogene Verwendung
Propolis wurde und wird in einem breiten Spektrum von Anwendungsgebieten therapeutisch genutzt, wozu verschiedene Darreichungsformen wie etwa Tinkturen, Salben, Mundwässer, Lutschtabletten, Nasensprays und Kapseln zum Einsatz kommen.
Äußerlich wird Propolis vorbeugend und therapeutisch bei Irritationen, Entzündungen und Verletzungen der Haut (Sonnenbrand, kleinere Schnitt- oder Schürfwunden, Ekzeme, medizinische Fußpflege) und Schleimhaut (medizinische Zahn- und Mundhygiene, kleinere Verletzungen im Mundraum, Aphthen, Entzündungen der Analschleimhaut) verwendet. Ethanolische Sprays und Lutschpastillen werden zum Schutz vor Infektionen und zur unterstützenden Behandlung bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum angewendet. Auch in Pflegeprodukten für Haut und Haare wird Propolis verwendet. Lokal wird Propolis in Einreibungen und Salben zur Linderung rheumatischer Beschwerden benutzt.
Innerlich wird Propolis traditionell zur „Stärkung“ des Immunsystems und Vorbeugung vor Erkältungskrankheiten der unteren Atemwege (Bronchitis) angewendet. Wissenschaftlich aussagekräftige Hinweise auf eine mögliche Infekt-vorbeugende Wirkung fehlen aber. Daher sind diesbezügliche krankheitsbezogene Aussagen unzulässig.
Problematisch ist das Risiko für die Ausbildung teilweise schwerer Allergien bei Kontakt mit Propolis. Insbesondere Kontaktdermatitiden wurden berichtet. Etwa 1–6 % reagieren allergisch auf Propolis. Wegen möglicher Risiken sollten Schwangere und Stillende Propolis nicht einnehmen.
Pollen
Der Pollen oder Blütenstaub ist die meist mehlartige Masse, die in den Staubblättern der Samenpflanzen gebildet wird. Er besteht aus den Pollenkörnern.
Pollenkörner sind von einer widerstandsfähigen Wand, dem Sporoderm, umgeben, die unter anderem aus Sporopollenin besteht, und dienen dazu, die männlichen Gameten (Keimzellen) geschützt zu den weiblichen Empfangsorganen zu bringen und so die Bestäubung und in weiterer Folge die Befruchtung zu ermöglichen. Der Pollen wird vom Wind (Anemogamie), Wasser (Hydrogamie) oder von Tieren (Zoogamie) (z. B. Insekten und Vögel) verbreitet. Der Pollenflug existiert seit schätzungsweise 300 Millionen Jahren und ist für mehr als die Hälfte der Pflanzen zur Bestäubung unerlässlich. Dabei kann der Pollen von einer auf eine andere Blüte übertragen werden (Bestäubung). Bei der Zoogamie wird der Pollen von Tieren transportiert. Beim Blütenbesuch wird Pollen an den Bestäuber angeheftet, oftmals durch klebrige Pollenanhängsel oder eine strukturreiche Außenschicht, und dann auf die Narbe einer Blüte übertragen. Mit der Übertragung des Pollens auf die Narbe (bei Nacktsamern auf den Bestäubungstropfen) ist die Bestäubung vollzogen.
Neueste Forschungen belegt, dass die Honigbiene auch in der Landwirtschaft nur eine ergänzende Rolle in der Bestäubung einnimmt. Bedeutsam für den Naturhaushalt und eine intakte Biodiversität ist ein Zusammenspiel zwischen natürlichen Bestäubern wie Wildbienen und Schwebfliegen mit Honigbienen. An einem Tag fliegt eine Honigbiene bis zu 30 Mal aus und besucht 200 – 300 Blüten pro Flug. Bei einem Blütenbesuch sammeln sie entweder Pollen oder Nektar. Das führt dazu, dass beispielsweise bei Raps nur ca. 35 % der Besuche der Honigbiene zur erfolgreichen Bestäubung führen.
Auf dem Bild:
Eingelagerter Pollen in einer Pollenwabe.
Pollen als Nahrungsmittel
Pollen wird als hochwertiges Eiweißprodukt zur Nahrungsergänzung verwendet. Weitere Inhaltsstoffe sind Enzyme, Aminosäuren und ein hoher Gehalt an Vitamin B. Insgesamt wird von etwa 100 biologischen Aktivstoffen ausgegangen. Reiner Pollen schmeckt relativ streng (herb), deshalb wird er gerne im gefrorenen Zustand zermahlen und dann mit Honig vermischt angeboten. Er sollte aufgrund der Inhaltsstoffe relativ frisch verzehrt werden, möglichst innerhalb eines halben Jahres.
Bienenbrot
Bienenbrot oder Perga wird Blütenpollen genannt, der von den Stockbienen bei der Einlagerung in die Wabenzellen mit dem Speichel der bearbeitenden Bienen vermischt und dadurch fermentiert wird. Durch diese Fermentierung wird der Pollen haltbar. Darüber hinaus wird der Pollen in der Zelle mit einer für das menschliche Auge nicht sichtbaren Propolisschicht umschlossen, die ihn vor Bakterien- und Pilzbefall schützt.
Der Name Bienenbrot gründet sich auf den Umstand, als Futtermittel für Arbeiterinnen, aber auch der Brut zu dienen. Frischer Pollen von den Blüten ist nicht lange haltbar, er beginnt schnell zu schimmeln oder zu gären, wenn er nicht rasch getrocknet wird. Der von den Bienen eingelagerte Pollen hingegen ist haltbarer. Außerdem ist Pollen sehr schwer aufzuschließen, um die wertvollen Inhaltsstoffe nutzbar zu machen. Dies geschieht unter anderem durch die Fermentierung. An diesem Prozess sind dreierlei Mikroben beteiligt. Ansonsten wird versucht, durch Milchsäuregärung die Aufschließung herbeizuführen.
Pollen-Ernte
Pollen verschiedener Pflanzen dienen der Bienenbrut als Nahrung
In der Imkerei kann eine spezielle Vorrichtung, eine sogenannte Pollenfalle, am Eingang (Flugloch) eines Bienenstockes angebracht werden. Dies ist im Wesentlichen ein Gitter, durch das sich die heimkehrenden Flugbienen zwängen müssen, wobei sie ihre „Pollenhöschen“ verlieren (abstreifen). Die Pollenklümpchen fallen dabei in ein Auffanggefäß, das in der Regel zweimal am Tag geleert wird. Danach muss der so gewonnene Pollen sofort gereinigt (Fremdkörper aussortieren) und getrocknet werden. Wie das Bienenbrot, das auch überwiegend aus Pollen besteht, ist der Pollen essbar.
Die Pollenfalle sollte regelmäßig entfernt werden, damit die für die Aufzucht der Bienenbrut notwendige Eiweißversorgung gewährleistet ist.
Allergien
Der vom Wind verbreitete Pollen ist für viele Menschen mit Allergien problematisch. Die Pollenkörner setzen nach Kontakt mit einer wässrigen Phase eine Reihe von Proteinen, Lipiden und Zuckern frei. Auf einige Proteine und Lipide entsteht eine spezifische Immunreaktion, die beim zweiten und jedem weiteren Kontakt eine allergische Reaktion auslöst. Diese kann unter anderem mit geröteten und tränenden Augen, Niesen und Schnupfen (allergische Rhinitis) einhergehen. Auf dem Land sind morgens die Pollenkkornkonzentrationen hoch, in der Stadt abends. Die Iatropalynologie beschäftigt sich mit der Aufklärung dieser Wirkungen.
Pollenflugkalende
Üblicherweise sind nach dem phänologischen Kalender aufgrund des Klimas in Mitteleuropa folgende Pollenkornarten abhängig von der regional vorherrschenden Witterung anzutreffen:
- Ende Dezember / Januar:
Purpurerle, Hasel - Februar:
Erle, Hasel - März:
Hasel, Erle, Pappel, Ulme, Weide - April:
Birke, Eiche, Erle, Esche, Flieder, Gräser, Hainbuche, Hasel, Pappel, Raps, Rotbuche, Ulme, Weide, Wiesen-Fuchsschwanz - Mai:
Birke, Eiche, Flieder, Gerste, Gräser, Hafer, Hainbuche, schwarzer Holunder, Hopfen, Kiefer, Linde, Platane, Robinie, Roggen, Raps, Rotbuche, Spitzwegerich, Wiesen-Fuchsschwanz - Juni:
Brennnessel, Gänsefuß, Gräser, Hainbuche, schwarzer Holunder, Esskastanie, Liguster, Linde, Mais, Raps, Roggen, Robinie, Spitzwegerich - Juli:
Beifuß, Brennnessel, Gänsefuß, Glaskraut, Gräser, Liguster, Mais, Traubenkraut, Raps, Roggen, Spitzwegerich - August:
Beifuß, Brennnessel, Gänsefuß, Glaskraut, Gräser, Mais, Traubenkraut, Roggen, Spitzwegerich, Wiesenschwingel - September:
Beifuß, Brennnessel, Gänsefuß, Glaskraut, Glatthafer, Gräser, Mais, Traubenkraut, Spitzwegerich, Wiesenschwingel - Oktober:
Brennnessel, Gänsefuß, Glaskraut, Gräser, Traubenkraut
Der Pollenflugkalender ist nicht nur für den Allergiker interessant, sondern auch für den Imker, denn Pflanzen, die gerade Pollen abgeben, sind häufig auch gute Trachtpflanzen für unsere Honigbienen.
Gelée royale
Gelée royale, Weiselfuttersaft oder Bienenköniginnenfuttersaft ist der Futtersaft, mit dem die Honigbienen ihre Königinnen aufziehen.
Mit diesem Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen werden die Bienenlarven während der ersten drei Larvenstadien gefüttert und erhalten dadurch einen enormen Wachstums- und Entwicklungsschub. Die Larve der Arbeiterbiene erhält danach nur noch Pollen und Honig; die der Königin hingegen wird bis zur Verdeckelung ihrer Zelle mit diesem Weiselfuttersaft gefüttert. Weiterhin erfüllt Gelée royale eine wichtige Funktion als Bestandteil eines biologischen Zweikomponentenklebers, mit dem die Königinnenlarven in speziellen Waben fixiert werden.
Inhaltsstoffe
Gelée royale enthält u. a. Kohlenhydrate, Eiweiß, B-Vitamine und Spurenelemente. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind:
- 10–23 % Zucker
- 60–70 % Wasser
- 9–18 % Proteine und Aminosäuren
- 4–8 % Fette
- Thiamin, Riboflavin, Pyridoxin, Niacin, Pantothensäure, Biotin, Folsäure, Sterine, Biopterin, Juvenilhormon und Neopterin, Mineralstoffe und Spurenelemente.
- 4-Hydroxybenzoesäuremethylester als natürliches Konservierungsmittel
Gewinnung
Gelée royale wird in spezialisierten Imkereien gewonnen. Der größte Teil der Imker in deutschsprachigen Ländern betreibt die Bienenhaltung als Freizeitbeschäftigung und erntet keinen Gelée royale, auch fehlen meist die technischen Geräte dazu. Der Großteil des in Deutschland angebotenen Gelée royale kommt aus China und wird zu Preisen zwischen 100 und 130 Euro pro Kilogramm gehandelt.
Zur Gewinnung wird einem Bienenvolk die Königin entfernt, und es werden vorgefertigte Königinnenzellen in den Bienenstock eingesetzt. Um den Futterstoff isolieren zu können, müssen die Königinnenlarven nach drei Tagen entfernt werden. In einer Bienensaison kann ein Bienenvolk dazu gebracht werden, ca. 500 g Gelée royale zu produzieren. Das Entfernen der Königin bedeutet für das Bienenvolk eine extreme Stresssituation und einen massiven Eingriff in das Gleichgewicht des Volkes, daher lehnen naturnah wirtschaftende Imker die Produktion von Gelée royale generell ab.
Für Gelée Royale existiert eine internationale ISO-Norm (ISO12824:2016). Diese unterscheidet zwischen zwei Qualitätsstufen. Diese hängen von der Fütterung des Volkes ab. Bei der höheren Qualitätsstufe erhalten die Bienen nur natürliche Nahrung. Für die zweite Stufe werden die Bienen zusätzlich mit einer Futterlösung ernährt.
Gelée royale findet neben Propolis Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln und in kosmetischen Präparaten; als Ausgangsstoff für arzneiliche Präparate hat es zumindest in den deutschsprachigen Ländern heute keine Bedeutung mehr.
Gesundheitliche Gefahren
Der Verzehr von Gelée royale kann, insbesondere durch seinen Anteil an Proteinen und Aminosäuren, zu allergischen Reaktionen führen. So wurde nach der Einnahme von Gelée-royale-haltigen Präparaten das Auftreten allergischer Reaktionen an der Haut, von Gesichtsschwellungen, Asthmaanfällen bzw. einer Verschlimmerung von bestehendem Asthma, von Erbrechen, Durchfall oder Blutdruckabfall und, in Einzelfällen, eines lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks beobachtet.
Bedeutung des Weiselfuttersaftes für die Larvenentwicklung
Seit langer Zeit wird angenommen, dass Gelée royale die Ursache dafür ist, dass aus einer Bienenlarve keine Arbeiterin, sondern eine Königin wird.
Das legt eine japanische Studie aus dem Jahre 2011 nahe: Es gelang den Forschern, ein spezielles Protein aus dem Gelée royale zu isolieren (Royalactin) und damit auch bei der Taufliege Drosophila melanogaster königinnenähnliche Exemplare zu erzeugen. Das Gewicht und die Größe des Körpers änderten sich deutlich; auch die Fruchtbarkeit des Tieres nahm zu. Eine neuere Studie aus dem Jahre 2016 konnte die Wirkung von Royalactin allerdings nicht bestätigen; so entwickelten sich auch ohne Royalactin Königinnen aus Bienenlarven, und die weitere Zugabe von Royalactin zum Larvenfutter erhöhte die Königinnenzahl nicht. Auch die Effekte von Gelée royale auf die Taufliege Drosophila melanogaster konnten in neueren Studien nicht bestätigt werden.
Australische Forscher belegten 2008 eine negative Rückkopplung. Die aus Pollen und Honig bestehende Ernährung der Arbeitsbienen verhindert, dass sie zur Königin heranwachsen. Die Ernährung schaltet durch temporäre Modifikationen im Erbgut, die sogenannte DNA-Methylierung, die Transkription bestimmter Gene aus.
Die Erkenntnis, dass der Unterschied zwischen Königin und Arbeiterin im speziellen Futter liegt, ist auch ein Grund für die große Beliebtheit von Gelée royale. Teilweise wird es unter Verweis auf das Wachstum zur Bienenkönigin geradezu als Wundermittel gepriesen.
Bienengift
Bienengift, medizinisch Apitoxin, ist das Gift der Honigbienen, eine Mischung verschiedener Sekrete. Es wird als Insektenstich mit einem Giftstachel dem Gegner eingespritzt. Eine Honigbiene kann etwa 0,1 mg Gift verspritzen. Bienengift ist sauer (pH 4,5–5,5) und hat eine gelblich-opalisierende Farbe. Mithilfe von Drahtstromfallen wird das Gift auch für medizinische Zwecke gewonnen.
Wirkung auf Menschen
Ein Bienenstich ruft eine lokale Entzündung und eine mehr oder weniger starke Schwellung hervor. Der Schmerz kann durch Kühlen gelindert werden. Eine Gefahr für die Gesundheit besteht erst nach vielen Stichen; es sollen sogar erst mehrere hundert Stiche lebensgefährlich sein. Dagegen kann schon ein einziger Stich im Hals- und Rachenraum lebensbedrohend werden, denn es droht Erstickungsgefahr durch Zuschwellen der Atemwege. In einem solchen Fall sollte umgehend der Arzt aufgesucht werden. (Stiche in Hals- und Rachenraum werden eher von Wespen verursacht, da diese durch Nahrungsmittel angelockt und versehentlich verzehrt werden können.)
Eine besondere Gefährdung besteht für Menschen, die an einer Insektengiftallergie leiden: Für sie kann selbst ein einzelner unbehandelter Stich tödliche Folgen haben. Allergologen schätzen die Häufigkeit der Insektengiftallergiker auf 1 Prozent der Bevölkerung.
In den USA sterben jährlich rund 60 Menschen an Stichen von Hornissen, Wespen oder Bienen; davon ist die Mehrheit männlich.
Auf dem Bild:
Bei Honigbienen bleibt der gesamte Stachelapparat in der elastischen Haut des Menschen stecken und wird deshalb aus dem Hinterleib des Insekts herausgerissen.
Bestandteile
Bienengift ist eine komplexe Mischung verschiedener Proteine und kleiner Moleküle.
Hauptbestandteil mit etwa 50 Prozent ist Melittin, das auch das Hauptallergen des Bienengifts ist. Phospholipase A2 (zu etwa 12 Prozent enthalten) ist ein Enzym, das die hydrolytische Spaltung von Phospholipiden katalysiert und so Zellmembranen angreift. Apamin (2 Prozent), ein weiterer Bestandteil, ist als Nervengift bekannt. Hyaluronidase (2 Prozent) erweitert die Blutgefäße und ihre Durchlässigkeit und bewirkt somit eine Ausbreitung der Entzündung .
Weitere Proteine sind das Mastzellen-degranulierende Peptid (2 Prozent) und Tertiapin, zwei Neuropeptide, sowie Secamin, das keine pathologischen Wirkungen hat. Als Allergene wirken neben dem Melittin (Api m 3) die Phospholipase (Api m 1), die Hyaluronidase (Api m 2) und weitere enthaltene Proteine.
Alarmpheromone (4 bis 8 Prozent) signalisieren anderen Bienen, dass eine aus ihrem Volk angegriffen wurde und sie sich für die Abwehr vorbereiten sollten.
Medizinische Verwendung
- Hyposensibilisierung gegen eine Insektengiftallergie
- Im Rahmen der Apitherapie Bestandteil eines Präparates gegen Rheuma, Ischias, Hexenschuss, Sportverletzungen und Kälteschäden
- Eine Form der Heilkunst, d. h. Stimulation für den lokalen Muskelaufbau durch subkutane Injektion (heute hauptsächlich durch synthetische Wirkstoffe ersetzt)
- In der Homöopathie findet das Bienengift unter dem Namen Apisinum Verwendung als Bestandteil in diversen Präparaten. Die zugeschriebene Wirkung, besonders gegen Schwellungen und Ausschläge, ist wissenschaftlich jedoch nicht bestätigt.
Verwendung in der Kosmetik
Apitoxin wird in jüngster Zeit prominent in der Anti-Aging-Branche als Alternative zu Botox eingesetzt. Apitoxin soll bei dieser Anwendung die Produktion des Hauptproteins Kollagen VII unterstützen, welches die Stützfunktion der Haut fördert und somit der Faltenbildung entgegenwirken soll. In Kosmetikprodukten wird es in der Liste der Inhaltsstoffe als BEE VENOM (INCI) aufgeführt.