Makroalgen & Seegräser der gemäßigten Meere
Algen
Algen sind Photosynthese betreibende Organismen, die jedoch einfacher als höhere Pflanzen aufgebaut sind. Gemeinsam mit den noch einfacheren Blaualgen, genauer gesagt photosynthetisch aktiven Cyanobakterien, haben Algen den Sauerstoff vor Jahrmillionen erstmals in nennenswerter Menge in die Atmosphäre gebracht.
Die Bezeichnung Alge wird auf verschiedene Organismen, die im Wasser leben und Photosynthese betreiben angewendet. Dazu gehören auch zahlreiche photosynthetische Protisten. Algen stellen keine monophyletische Verwandtschaftsgruppe im Sinne der biologischen Systematik dar. Gleichwohl wird die Sammelbezeichnung Alge auch in der Biologie verwendet.
Auf dem Bild:
Kolonie der Grünalge Pediastrum (lichtmikroskopische Aufnahme)
Mikroalgen und Makroalgen
Anhand ihrer Größe kann man Algen in zwei Gruppen einteilen. Als Mikroalgen werden mikroskopisch kleine Arten zusammengefasst, zu ihnen gehören insbesondere einzellige Formen. Die Makroalgen (Großalgen) sind dagegen mit bloßem Auge erkennbar, ihre Länge reicht von wenigen Millimetern bis zu 60 Metern. Die meisten Großalgen leben im Meer (Seetang). Im Süßwasser zählen beispielsweise die Armleuchteralgen zu den Makroalgen.
Meeresalgen und Süßwasseralgen
Man findet Algen hauptsächlich in den lichtdurchdrungenen Schichten der Meere und in allen Lebensräumen des Süßwassers. Im Wasser frei schwebende Algen bilden das Phytoplankton, den photoautotrophen Teil des Planktons. Auch das Phytobenthos, die „Pflanzen“ der Gewässerböden, wird hauptsächlich durch Algen gebildet. Als Tang bezeichnet man große Makroalgen, die teilweise ausgedehnte Tangwälder in den Küstenbereichen der Meere bilden.
Die Mikroalgen des Meeres sind in ihrer ökosystemaren Gesamtheit mixotroph, können also sowohl Kohlendioxid assimilieren, als sich auch von organischen Stoffen ernähren. Sie betreiben zwar Photosynthese, beziehen jedoch ein Viertel ihrer Biomasse aus dem Verzehr von Bakterioplankton. Auch von vielen, im Süßwasser vorkommen Algen ist Mixotrophie bekannt.
Tange
Seetang (kurz „Tang“), große Tange werden auch als Kelp bezeichnet, sind überwiegend am Untergrund festgewachsene (benthische) Algen der Meeresküsten, die mehrzellige, mit bloßem Auge sichtbare Thalli besitzen. Sie können Größen von einigen Millimetern bis zu 60 Metern erreichen. Damit grenzen sich diese marinen Makroalgen oder Großalgen von den Mikroalgen ab, die überwiegend einzellig sind oder lediglich mikroskopische Größe erreichen und watteähnliche Strukturen aus dünnen Fäden bilden können. Seetang ist keine natürliche Verwandtschaftsgruppe, sondern findet sich unter den Grünalgen, Rotalgen und den Braunalgen. Einige Cyanobakterien können ebenfalls als Seetang bezeichnet werden.
Einige Seetange können krautigen Landpflanzen ähneln. Der Thallus (Algenkörper) ist mit einem wurzelartigen Haftorgan (Rhizoid) am Untergrund verankert. Daraus entspringt ein stabiler, flexibler Stängel (Cauloid). Dieser trägt blattartige Wedel (Phylloide), die der Photosynthese dienen. Oft halten gasgefüllte Schwimmkörper die Blattorgane nahe der Wasseroberfläche. Dieser Aufbau findet sich insbesondere bei den oft großen Tangen der Laminariales. Manche marine Makroalgen bilden aber auch nur undifferenzierte, niedrige Überzüge auf Steinen. Die Vermehrung erfolgt bei allen Algen durch Sporen in Sporenhaufen (Sori).
Auf dem Bild:
Unterwasseraufnahme eines Kelpwaldes bei den Channel Islands (Kalifornien)
Vorkommen
Seetang gedeiht im belichteten Bereich der Meeresküsten, von der Spritzwasserzone über die Gezeitenzone bis ins Sublitoral. Besonders üppig wächst er an kälteren Meeresküsten, wo nährstoffreiches Tiefenwasser aufsteigt. Die untere Grenze für das Algenwachstum liegt bei ca. 0,1 % des einfallenden Oberflächenlichtes. Die erreichbare Tiefe ist abhängig von der Trübung und Turbulenz des Wassers. In der Nordsee bei Helgoland ist Seetang bis in eine Tiefe von 15 m unter der Niedrigwasserlinie zu finden. In sehr klarem Wasser können die Algen auch tiefere Zonen besiedeln, selten dringen sie bis in etwa 200 m Tiefe vor.
Eine Ausnahme bilden einige Arten der Golftange (Sargassum), die nicht am Untergrund festgewachsen sind, sondern im offenen Meer frei schwimmend große Flächen bedecken können.
Seetang ist eine bedeutende Nahrungsquelle von Seeigeln. Zu den Fressfeinden der Seeigel gehören manche Seesterne. Da die Art Pycnopodia helianthoides (Sonnenblumen-Seestern) bedingt aufgrund eines Virus und durch die Erwärmung des Lebensraums gegenwärtig von einem Massensterben betroffen ist, verlieren Seeigel einen bedeutenden Fressfeind und breiten sich stellenweise explosionsartig aus, was stellenweise zu einer Dezimierung der Bestände von Seetang geführt hat.
Seegräser
Umgangssprachlich werden viele Arten aus der Ordnung der Froschlöffelartigen (Alismatales), mit ähnlichem Habitus und Habitat, als „Seegras“. Die beiden bekanntesten "Seegrasgattungen" dürften sicherlich die Seegräser (Zostera) und die Neptungräser (Posidonia) sein. Auf dieser Seite wollen wir uns hauptsächlich auf die Seegräser aus subtropischen und gemäßigten Gewässern beschränken. Tropische Seegräser werden, neben den hier aufgeführten Arten, auf der Seite: Seegräser ausführlich behandelt.
(Eigentliche) Seegräser (Zostera)
Die Seegräser (Zostera) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seegrasgewächse (Zosteraceae). Die etwa 16 Arten sind einige der wenigen submers in den Meeren lebenden Blütenpflanzen-Arten. Sie können untergetaucht bis zu einer Tiefe von 15 Meter wachsen. Auch ähnlich aussehende Pflanzenarten anderer Gattungen und Familien werden „Seegräser“ genannt.
Neptungräser (Posidonia)
Neptungräser (Posidonia), auch Neptunspflanzen genannt, sind die einzige Pflanzengattung der Familie der Neptungrasgewächse (Posidoniaceae) in der Ordnung der Froschlöffelartigen (Alismatales) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen. Es ist eine der Gattungen, deren Arten, wie viele Arten der Ordnung Froschlöffelartige, mit ähnlichem Habitus und Habitat, „Seegras“ genannt werden. Sie gedeihen in flachen temperierten bis subtropischen Meeresbereichen des Mittelmeeres und westlich bis südlich von Australien. Einzelne Pflanzen können hunderte Quadratkilometer groß und tausende Jahre alt werden.
Auf dem Bild:
Seegraswiese (Zostera marina) in der Ostsee
(Kieler Förde / Falckensteiner Strand)
Phaeophyceae (Braunalgen)
Die Braunalgen (Phaeophyceae) bilden eine eigene Gruppe innerhalb der Stramenopilen (Stramenopiles), einer Untergruppe der Sar. Es handelt sich um meist marine, oft braune Algen mit Generationswechsel.
Ein Kennzeichen dieser fädig oder blattartigen, auf jeden Fall mehrzelligen Algen sind die braunen Fucoxanthin-Farbstoffe, die das grüne Chlorophyll maskieren, also überdecken.
Die meisten Arten leben im Meer. Es sind nur fünf Gattungen als Süßwasserbewohner bekannt. Die größte Vielfalt entwickeln sie in den gemäßigten und kalten Breiten der Ozeane. Sie leben als Teil des Benthos und sind als Lithophyten an Felsen, Steinen und Ähnlichem festgewachsen. Manche liegen bei Niedrigwasser frei oder wachsen auch epiphytisch auf anderen Algen. In einigen Gebieten, etwa an der amerikanischen Pazifikküste, bilden sie große unterseeische Wälder (Tangwälder). Hier wachsen die riesigen Tange Lessonia, Macrocystis und Nereocystis. Kleinere Formen wachsen auf Steinen, Seepocken, Schnecken und Algen. Manche Arten wachsen sogar endophytisch in größeren Algen.
Systematik:
Die Braunalgen sind eine Gruppe der Stramenopilen. Ihre Schwestergruppe dürfte eine Klade bestehend aus Xanthophyceae, Pinguiochrysidales und Phaeothamniophyceae sein.
Das Taxon Phaeophyceae wurde 1891 von Frans Reinhold Kjellman mit dem Rang einer Klasse aufgestellt.
Zu den Braunalgen gehören etwa 1850 Arten. Die innere Systematik beruhte zunächst vielfach auf einer Einteilung nach dem Lebenszyklus, befand sich aber durch molekulargenetische Untersuchungen seit etwa 1990 im Umbruch. Heute können die 304 Gattungen der Braunalgen zu vier großen Verwandtschaftsgruppen (Unterklassen) mit 18 Ordnungen gruppiert werden.
- Discosporangiophycidae
- Discosporangiales, mit 3 Arten
- Ishigeophycidae
- Ishigeales, mit 8 Arten
- Dictyotophycidae, mit etwa 353 Arten
- Dictyotales, mit etwa 244 Arten, beispielsweise:
- Trichteralge (Padina pavonica)
- Onslowiales, mit 2 Gattungen und 4 Arten:
- Sphacelariales, mit etwa 100 Arten
- Syringodermatales, mit der einzigen Gattung Syringoderma, mit 5 Arten
- Dictyotales, mit etwa 244 Arten, beispielsweise:
- Fucophycidae, mit etwa 1477 Arten
- Ascoseirales, mit der einzigen Art Ascoseira mirabilis
- Asterocladales, mit der einzigen Gattung Asterocladon, mit 3 Arten
- Desmarestiales, mit etwa 32 Arten, beispielsweise
- Stacheltang (Desmarestia aculeata)
- Ectocarpales, mit etwa 695 Arten
- Fucales, mit etwa 528 Arten, beispielsweise:
- Knotentang (Ascophyllum nodosum)
- Fucus
- Golftange (Sargassum)
- Laminariales, mit 34 Gattungen und etwa 130 Arten, beispielsweise:
- Fingertang (Laminaria digitata)
- Palmentang (Laminaria hyperborea)
- Riesentang (Macrocystis pyrifera)
- Japanischer Blatttang (Saccharina japonica)
- Zuckertang (Saccharina latissima)
- Nemodermatales, mit der einzigen Art Nemoderma tingitanum
- Phaeosiphoniellales, mit der einzigen Art Phaeosiphoniella cryophila
- Ralfsiales, mit etwa 34 Arten
- Scytothamnales, mit 8 Arten
- Sporochnales, mit etwa 30 Arten
- Tilopteridales, mit etwa 19 Arten, beispielsweise:
- Saccorhiza polyschides
Knotentang
Ascophyllum nodosum
Der Knotentang (Ascophyllum nodosum) ist eine im Nordatlantik verbreitete Art der Braunalgen. Er ist im Nordatlantik von subtropischen bis in arktische Zonen weit verbreitet, außerdem wächst er an der Küste von Brasilien. Obwohl er gelegentlich auch in der Bucht von San Francisco aufgetaucht ist, scheint er im Pazifik nicht dauerhaft vorzukommen. In Europa reicht sein Verbreitungsgebiet von den Kanarischen Inseln bis nach Spitzbergen und umfasst auch Nordsee und Ostsee. Er kommt in der Gezeitenzone vor, wo er an geschützten Stellen Felsen oder Mauern besiedelt. Meist ist er in der vertikalen Zone unterhalb von Spiraltang und oberhalb von Blasentang zu finden.
Knotentang (Ascophyllum nodosum) am Strand von Kilclief, Großbrittanien
Ascophyllum nodosum in unserem Nordsee-Aquarium
Gefährdung:
In der Bretagne sind die Bestände des Knotentangs in den letzten 20 Jahren extrem zurückgegangen und stellenweise ganz verschwunden. Auch in Nordirland wird ein Rückgang beobachtet. Die Tange werden durch Massenvorkommen von Napfschnecken abgefressen. Als Ursache dafür werden Populationsschwankungen oder Klimaveränderungen diskutiert.
Knotentang (Ascophyllum nodosum) mit halbparasitärer Pinselbüschelalge (Polysiphonia lanosa)
(Bildnachweis: Lairich Rig)
Die Rotalge Polysiphonia lanosa wächst epiphytisch als Halbparasit auf dem Knotentang.
Napfschnecken der Gattung Patella fressen den Thallus des Knotentangs und können seine Bestände bis zum Verschwinden zurückdrängen
Nutzung:
Knotentang wird zur Gewinnung von Alginsäure wirtschaftlich genutzt, welche in der Lebensmittelindustrie und in der Biotechnologie verwendet wird. Außerdem wird er als Dünger eingesetzt. Eine nachhaltige Bewirtschaftung erfolgt in Norwegen, Irland und Island. In Connemara (Irland) werden derzeit etwa 30.000 t von Hand geerntet und zu einer Trocknungsfabrik transportiert.
Die Tange werden auch als Verpackungsmaterial für Schellfisch verwendet. Wenn sie am Bestimmungsort ins Meer geworfen werden, können sich daraus kurzlebige Populationen entwickeln.
Knotentang wird traditionell auch beim New England Clam Bake, eine traditionelle Zubereitung von Schalentiere in einem Erdofen direkt am Strand verwendet. Durch den nassen Knotentang werden die Schalentiere gedämpft.
Durch sein Größenwachstum und seine Langlebigkeit von mehreren Jahrzehnten kann er andere Algen verdrängen. Hinzu kommt, dass die Alge auch mit unterschiedlichen Salzkonzentrationen bestens zurechtkommt. Die Art hat lange Wedel mit großen eiförmigen und luftgefüllten Blasen. Die Wedel erreichen hierbei eine Länge zwischen 0,5 und 2 Metern. Farbe: olivbraun, braun bis dunkelbraun.
Verbreitungskarte von Ascophyllum nodosum
(Bildnachweis: Eric Gaba)
Ascophyllum nodosum in unserer Aquarienanlage
Ascophyllum nodosum in unserer Aquarienanlage
Von Knotentang überzogene Felsen
(Bildnachweis: Jonathan Wilkins)
Transport von geerntetem Knotentang
Japanischer Knötchentang, Wurmblättrige Wattalge
Gracilaria vermiculophylla
Der japanische Knötchentang bildet stabile Schnüre mit
unregelmäßigen Seitenfäden. Die schwimmende Alge bietet vielen Organismen ein neues Zuhause und gute Aufwuchsmöglichkeiten. Auf Gracilaria vermiculophylla wurden bis zu 92 Arten unterschiedlichster Meeresbewohner gefunden. Die Farbe ist meist rötlich-schwarz, kann aber auch in Abhängigkeit von der Lichtsituation und dem Alter zu bräunlich oder gelblich-rot variieren. Die Alge driftet überwiegend lose im Meer und wird im Watt angespült. Dort kann sie sich beim Versanden im Boden verankern und weiterwachsen. Gracilaria vermiculophylla stammt ursprünglich aus Japan und ist in den letzten Jahren über Frankreich nach Deutschland, von der Nordsee bis sogar in die Ostsee als invasive Art vorgedrungen.
Grüner Meersalat
Ulva lactuca
Ulva lactuca ist eine Grünalge aus der Familie Ulvaceae und
wird umgangssprachlich als Grüner Meersalat bezeichnet. Der Grüne Meersalat wächst sehr flächig. Er wächst auf größeren Steinen, Muscheln, auf großen Brauntangen oder treibt auch frei um Wasser. Im Unterschied zum Darmtang ist Ulva lactuta niemals hohl oder röhrenförmig, sondernd stets flach. Der Grüne Meersalat wird häufig von vielen verschiedenen Organismen besiedelt. Wächst auch aus lebenden Steinen, hält aber oft nicht lange. Der Meersalat braucht eine hohe
Beleuchtungsstärke um gut zu wachsen. Falls er zu schnell wächst, kann er gut im Zaum gehalten werden. Beliebtes Futter bei manchen Fischen (Doktoren, Fuchsgesichter etc.) und Schnecken. Ulva ist im übrigen sehr vitaminreich und wird in fernen Ländern in Form von Suppen oder Salaten zubereitet.
Unser Meersalat stammt aus der Nordsee und wird dort nachhaltig und umweltschonend gesammelt. Er wächst auch unter tropischen Temperaturen, braucht aber eine starke Beleuchtung mit wenig Blauanteil, am besten Vollspektrum.
Mittelmeer-Kriechsprossalge,
Blatt-Caulerpa
Caulerpa prolifera
Caulerpa sind Grünalgen aus der Familie der Caulerpaceae.
Sie sind ungewöhnlich, weil sie nur aus einer Zelle mit vielen Kernen bestehen und damit zu den größten Einzelzellen der Welt gehören. Eine Art im Mittelmeer kann einen mehr als 3 Meter langen Stolon mit bis zu 200 Wedeln haben. Caulerpa-Algen können von Zeit zu Zeit invasiv werden. Beispielsweise breitet sich im Mittelmeer immer stärker die Kriechsprossalge Caulerpa taxifolia aus und verdrängt heimische Seegräser.
In Bezug auf die Kriechgewohnheit seiner Stiele bedeutet der
Name "stehendes Kriechen", vom altgriechischen Kaul ("Stiel")
und Herpes ("Kriechen"). Caulerpa prolifera sind schnellwüchsig, aber leicht im Zaum zu halten, da nicht so verzweigt wachsend, wie z.B. Caulerpa brachypus. Je mehr Licht sie hat, desto besser wächst sie. Gut geeignet für Algenrefugium oder Mittelmeerbecken.
Rhodophyta / Rhodophyceae (Rotalgen)
Die Rotalgen (Rhodophyta, Synonym: Rhodophyceae) sind eine Abteilung von Algen, von denen viele durch die an der Photosynthese beteiligten Phycobiline rot gefärbt sind. Sie bilden eine der drei Gruppen der Archaeplastida. Ihre Fortpflanzung ist durch einen dreigliedrigen Generationswechsel gekennzeichnet. Alle Formen und Stadien sind unbegeißelt. Rotalgen kommen in der Mehrzahl in der Litoralzone des Meeres vor, einige Arten auch im Süßwasser und in feuchtem Erdreich. Fossil sind sie seit dem Erdzeitalter des Ectasiums (vor etwa 1400 bis 1200 Millionen Jahren) bekannt.
Die Rotalgen leben ganz überwiegend im Meer, und sie sind unter den Meeresalgen mit mehr Arten repräsentiert als alle sonstigen Algengruppen zusammen. Allerdings sind sie weitgehend auf gemäßigte bis tropische Breiten beschränkt, während in kalten Meeresbereichen Braunalgen und Grünalgen überwiegen. Dank der Phycobiline können sie in größeren Wassertiefen Photosynthese betreiben als andere Algen.
Etwa 178 Arten von Rotalgen leben im Süßwasser, das sind nur etwas mehr als drei Prozent der gesamten Artenzahl.
Manche Rotalgen wachsen als Epiphyten oder als Parasiten auf anderen Algen.
Illustration:
Beispiele für Rotalgen-Arten
Illustration:
Beispiele für Rotalgen-Arten
Asparagopsis armata
Asparagopsis armata ist eine Art mariner Rotalgen aus der Familie der Bonnemaisoniaceae. Sie sind mehrzellige eukaryontische Organismen. Diese Art wurde erstmals 1855 von Harvey beschrieben, einem irischen Botaniker, der die Alge an der Küste Westaustraliens fand. A. armata entwickelt sich normalerweise auf infralitoralen Felsböden rund um die Meerwasseroberfläche bis in eine Tiefe von etwa 40 m. Meeresalgen wie A. armata gelten als „autogene Ökosystemingenieure“, da sie ganz unten in der Nahrungskette stehen und die Ressourcenverfügbarkeit für andere Organismen im Ökosystem kontrollieren.
Verbreitung:
A. armata ist eine im Süden Australiens und Neuseelands (südliche Hemisphäre) beheimatete Art, von der man annimmt, dass sie sich langsam über das Mittelmeer auf die nördliche Hemisphäre ausgebreitet hat, da sie sehr invasiv ist. Mittlerweile kommt sie auch entlang der Britischen Inseln bis in den Senegal vor. Die erste A. armata im Mittelmeerraum wurde 1923 in Algerien gemeldet.
Morphologie:
Die ausgewachsene A. armata hat spärliche Zweige, an denen sich in alle Richtungen lange Ausläufer mit harpunenartigen Haken und aufrechten Trieben entwickeln. Die Ausläufer und Triebe verzweigen sich immer wieder, was A. armata das thallusartige Aussehen verleiht. Die letzten Zweige sind fadenförmig und bestehen aus drei Zellreihen, während die größeren Zweige aus einem zentralen Markfaden und einer gallertartigen Matrix bestehen, die von einer 3 – 6 Zellen dicken Rinde umgeben ist. Ein charakteristisches Merkmal dieser Art sind Widerhaken, die die A. armata ermöglichen, sich an Substraten zu befestigen.
Lebenszyklus:
A. armata hat zwei morphologisch unterschiedliche Entwicklungsstadien – das Gametophytenstadium und das Tetrasporophytenstadium.
A. armata durchläuft haploide und gametophytische Phasen in einem heteromorphen diplo-haplontischen Lebenszyklus. Der A. armata-Gametophyt wächst zur erwachsenen Form heran und durchläuft eine Befruchtung, um einen diploiden Carposporophyten zu produzieren. die sich dann in Tetrasporophyten teilen, die die Meiose durchlaufen, um sich zum Gametophyten zu entwickeln.
Auswirkungen von A. armata als invasive Art:
Die Beschleunigung mariner biologischer Invasionen durch zunehmenden Handel und Reisen führte auch dazu, dass A. armata in Gebiete außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets, der südlichen Hemisphäre, transportiert wurde. Sobald sie sich etabliert hat, kann sie sich recht schnell ausbreiten und die befallene Umwelt dominieren. A. armata setzt große Mengen toxischer Verbindungen frei, um sich im umliegenden Invasionsgebiet einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die Beeinträchtigung von Wirbellosen nach der Exposition gegenüber diesem Algenexsudat zeigt sich in einem deutlich erhöhten Lipidgehalt (und anderen biochemischen Biomarkern) in Organismen wie Garnelen und Meeresschnecken. Die entscheidende Wirkung, die das Exsudat von A. armata über sekundäre Metaboliten verursacht, verringert die Überlebensrate verschiedener Arten in den einheimischen Gemeinschaften des Felsenbeckens erheblich.
Knorpeltang
Chondrus crispus
Chondrus crispus ist eine Rotalgenart, die in großen Mengen an den felsigen Teilen der Atlantikküsten Europas und Nordamerikas wächst. Im frischen Zustand ist der Tang weich und knorpelig und variiert in der Farbe von grünlich-gelb über rot bis hin zu dunkelviolett oder violett-braun. Der Hauptbestandteil ist ein Schleimkörper aus dem Polysaccharid Carrageen, der 55 % seines Trockengewichts ausmacht. Der Organismus besteht außerdem aus fast 10 % Trockengewicht Protein und etwa 15 % Trockengewicht Mineralstoff und ist reich an Jod und Schwefel. Wenn es in Wasser aufgeweicht wird, hat es einen meeresartigen Geruch. Aufgrund der reichlich vorhandenen Zellwand-Polysaccharide bildet es beim Kochen ein Gelee, das das 20- bis 100-fache seines Gewichts an Wasser enthält.
Illustration oben:
Knorpeltang. A B C D verschiedene Formen von Chondrus crispus Lyngb.; E F Formen von Gigartina mamillosa Ag., natürl. Grösse; 1 Längsschnitt durch einen Lappen mit Kapselfrucht von Gigartina mamillosa, vergrössert; 2 Querschnitt durch einen fruktificirenden Lappen des Thallus von Chondrus crispus, desgl.; 3 Theil eines solchen Querschnittes mit einem Theile des Cystocarpes, desgl.; 4 desgl., sehr stark vergrössert.
Beschreibung:
Chondrus crispus ist eine relativ kleine Meeresalge, die eine Länge von etwas mehr als 20 cm erreicht. Sie wächst aus einem scheibenförmigen Trieb und verzweigt sich vier- bis fünffach dichotom, fächerartig. Die Morphologie ist sehr unterschiedlich, insbesondere die Breite der Thalli. Die Zweige sind 2–15 mm breit und haben eine feste Struktur. Die Farbe reicht von leuchtendem Grün zur Wasseroberfläche hin zu tiefem Rot in größeren Tiefen. Die Gametophyten zeigen oft ein blaues Schillern an der Spitze der Wedel und fruchtbare Sporophyten zeigen ein fleckiges Muster. Mastocarpus stellatus ist eine ähnliche Art, die leicht an ihren stark gerillten und oft etwas verdrehten Thalli zu erkennen ist.
Verbreitung:
Chondrus crispus kommt überall an den Küsten Europas vor, darunter Irland, Island und die Färöer-Inseln, außerdem von der westlichen Ostsee bis nach Südspanien. Die Art kommt auch an den Atlantikküsten Kanadas vor und wird von Kalifornien in den Vereinigten Staaten bis nach Japan nachgewiesen. Allerdings muss jede Verbreitung außerhalb des Nordatlantiks überprüft werden. Es gibt auch andere Arten derselben Gattung im Pazifischen Ozean, zum Beispiel C. ocellatus, C. nipponicus, C. yendoi, C. pinnulatus und C. armatus.
Ökologie:
Chondrus crispus wächst auf Felsen von der mittleren Gezeitenzone bis zum Meeresboden. Es kann mit minimalem Sonnenlicht überleben.
C. crispus ist anfällig für Infektionen durch den Oomyceten Pythium porphyrae.
Lebenszyklus:
C. crispus durchläuft einen Generationswechsel, der bei vielen Algenarten üblich ist. Die beiden unterschiedlichen Stadien sind das sexuelle haploide Gametophytenstadium und das asexuelle diploide Sporophytenstadium. Darüber hinaus bildet sich auf dem weiblichen Gametophyten nach der Befruchtung ein drittes Stadium – der Carposporophyt. Die männlichen und weiblichen Gametophyten produzieren Gameten, die zu einem diploiden Carposporophyten verschmelzen, der Carposporen bildet, die sich zum Sporophyten entwickeln. Der Sporophyt durchläuft dann eine Meiose, um haploide Tetrasporen (die männlich oder weiblich sein können) zu produzieren, die sich zu Gametophyten entwickeln. Die drei Stadien (männlich, weiblich und Sporophyt) sind schwer zu unterscheiden, wenn sie nicht fruchtbar sind; Allerdings zeigen die Gametophyten oft eine blaue Schillerung.
Chondrus crispus
Chondrus crispus
Chondrus crispus
Gelidium sesquipedale
Gelidium sesquipedale ist eine kommerziell wichtige Rotalgenart. Es handelt sich um eine Thalloid-Alge, die sich auf einer einzigen Achse verzweigt. Es handelt sich um eine klonale Art, die in Gruppen auf felsigen Böden in der Gezeitenzone in Gebieten mit hoher Wasserbewegung und Welleneinwirkung wächst.
Auf dem Bild:
Gelidium sesquipedale an der Playa de La Concha (Spanien)
Verbreitung:
Gelidium sesquipedale kommt im Atlantischen Ozean zwischen den Küsten Großbritanniens und Mauretaniens vor. Die größten Vorkommen der Art finden sich an den felsigen Küsten Frankreichs, Nordspaniens, Portugals und Marokkos.
Kommerzielle Bedeutung:
Die Art ist eine wichtige kommerzielle Agarquelle. Die Arten werden entweder von kommerziellen Tauchern in Portugal und Marokko geerntet, während in Spanien und Frankreich schwimmende, freistehende Thalli und Strandküsten gesammelt werden. Die erstere Methode ist möglicherweise nicht so nachhaltig, denn die Erträge und Populationen in Portugal sind seit den 2000er Jahren rückläufig bzw. zusammengebrochen. Auch in Marokko, dem weltweit führenden Produzenten, sind die Populationen rückläufig, was zu Handelsbeschränkungen und einer Verknappung von Agar auf dem Weltmarkt führt, insbesondere bei Produkten in Laborqualität.
In jüngerer Zeit wird die Art auch in Kosmetika als Hautpflege- und Sonnenschutzmittel verwendet. Es enthält Metaboliten wie Carotinoide, Peptide und Mycosporin-ähnliche Aminosäuren mit antioxidativen Eigenschaften.
Gracilaria?
Krustensteinblatt
Lithophyllum incrustans
Lithophyllum incrustans ist eine kleine rosafarbene Algenart. Dabei handelt es sich um eine verkrustende, epiphytisch wavhsende Kalkalge, die flache, gelappte anhaftende Krusten mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm bildet. Sie kann knubbelig werden, mit überlappenden Lappen und einer glatten Oberfläche.
Verbreitung und Lebensraum:
Häufig zu finden ist Lithophyllum incrustans an den Küsten Großbritanniens, Irlands, der Isle of Mann und bei den Kanalinseln, seltener an der Ostküste Englands. Im restlichen Europa erstreckt sich das Verbreitungsgebiet im Ostatlantik von den Färöern über Skandinavien bis zum Mittelmeer.
L. incrustans kommt häufig in flachen Becken und unter Deckung vor und wächst reichlich im mittleren Gezeitenbereich bis zu einer Tiefe von 8 Metern.
Pinselbüschelalge
Polysiphonia lanosa
Die Pinselbüschelalge ist eine Art der Rotalgen, die als Epiphyt auf dem Knotentang wächst. Sie ist im Nordatlantik weit verbreitet und kommt auch in der Nordsee bei Helgoland vor. Der Algenextrakt wird für Gesundheits- und Schönheitsprodukte verwendet. Die Pinselbüschelalge ist an den Küsten des Nord- und Nordost-Atlantik von Island bis Spanien sowie in der Nordsee weit verbreitet. Auch an der Atlantikküste von Nordamerika kommt sie vor. In der Nordsee wurde sie unter anderem bei Helgoland nachgewiesen.
Die Pinselbüschelalge gedeiht nur als Epiphyt auf größeren Algen, vor allem auf dem Knotentang (Ascophyllum nodosum), selten auch auf Blasentang (Fucus vesiculosus). Sie wächst nie direkt auf Fels; scheinbar auf Stein siedelnde Exemplare entspringen bei genauer Betrachtung stets den Resten alter Tangstiele. Aufgrund ihres Geschmacks wird sie auch als Trüffelalge gehandelt und findet kulinarische Verwendung. Die Algen werden entweder bei Ebbe direkt von Hand geerntet oder fallen als Nebenprodukt bei der Ernte von Knotentang an.
Beschreibung:
Die Thalli dieser Art bilden dichte Büschel, wobei jedes Büschel bis zu 7,5 cm lang ist und im Allgemeinen durch Rhizoide an den Wedeln von Ascophyllum befestigt ist. Die aufrechten zylindrischen Zweige teilen sich pseudodichotom, das heißt, sie bilden zwei gleiche Zweige, wobei einer der Zweige aus einem Seitenast wächst. Ein Querschnitt zeigt eine Axialzelle, die von 12 bis 24 Peraxialzellen umgeben ist. Die Axialzelle ist groß und nimmt etwa ein Drittel des Durchmessers jedes Zweigs ein, was am besten im Querschnitt zu erkennen ist. Die Farbe ist tief bräunlichrot.
Lebensraum und Verbreitung:
Die Pinselbüschelalge wächst weit verbreitet epiphytisch auf Ascophyllum nodosum, wo immer dieser vorkommt. Gelegentlich wächst sie auch auf anderen Fucus-Arten.
Das Vorkommen erstreckt sich von den Britischen Inseln entlang der Küsten Europas von Island, Norwegen bis Spanien. Außerdem kommt die Pinselbüschelalge bei Grönland, Neufundland und Neuengland vor.
Reproduktion:
Der Lebenszyklus besteht aus einer Abfolge von drei Phasen: Gametangial, Carposporangial und Tetrasporangial. Zwei der Phasen sind ähnlich. Die Algen sind zweihäusig mit Spermatangialzweigen, die in Büscheln an den Spitzen der Zweige entstehen. Die Zystokarpen werden meist einzeln getragen. mit einem schmalen Ostiol, aus dem Karposporen freigesetzt werden. Die Tetrasporen kommen in spiralförmigen Reihen vor, die aus einer gleichzeitigen Teilung in 4 gleiche Sporen resultieren.
Polysiphonia lanosa auf Ascophyllum nodosum
(Bildnachweis: © Hans Hillewaert)
Querschnitt der allopatrischen Rotalge Choreocolax polysiphoniae auf Polysiphonia fastigiata.
C. polysiphoniae ist eine kleine parasitäre Alge, die kissenartig mit einem Durchmesser von 1 mm auf den Zweigen von P. lanosa wächst.
Pterocladiaceae
Die Pterocladiaceae sind eine kleine Familie von Rotalgen aus der Ordnung der Gelidiales, die zwei Gattungen enthält.
Man findet sie an der Küste Portugals, Südafrikas, Indiens, Japans, Mexikos, Chiles und Neuseelands.
Auf dem Bild:
Pterocladiella capillacea
In der Ordnung der Gelidiales sind Gelidium und Pterocladia zwei der am weitesten verbreiteten Gattungen (die oft miteinander verwechselt werden). Sie unterscheiden sich nur durch grundlegende Merkmale von Zystokarpen (Fruchtstrukturen). Die Gattung Pterocladiella wurde später gegründet, um Arten mit ausgeprägten Carposporophyten-Entwicklungsmerkmalen von Pterocladia abzutrennen.
Molekulare Analysen von Taxa innerhalb der Gelidiales haben vier Hauptlinien identifiziert, die Gelidiella, Pterocladia und Pterocladiella als Schwestertaxa entsprechen, und eine vierte große Gruppe, die Arten von Acanthopeltis, Gelidium, Ptilophora, Porphyroglossum und Capreolia umfasst.
Daher wurde 2006 die Familie der Pterocladiaceae abgeleitet, um die Gattungen Pterocladia und Pterocladiella zu umfassen.
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