Wirbellose der Nordsee
Wirbellose der Nordsee
im Portrait:
Kleine gewöhnliche Felsengarnele
Palaemon elegans
Die Kleine Felsengarnele (Palaemon elegans) ist eine Garnelenart aus der Gattung der Felsengarnelen (Palaemon) innerhalb der Familie der Felsen- und Partnergarnelen (Palaemonidae).
Wir halten Felsengarnelen, die aus der Adria, sowie aus der Nordsee stammen. Das riesige Verbreitungsgebiet, von Skandinavien bis ins Rote Meer zeigt die hohe Anpassungsfähigkeit der Palaemon elegans. So können selbst Felsengarnelen aus der Nordsee bei Wassertemperaturen bis 25 °C gehalten werden und so in den verschiedensten Becken ihre wertvolle Arbeit als Restevertilger verrichten. In Nordsee- und Mittelmeerbecken gehört eine große Gruppe Felsengarnelen zum Standartbesatz, aber auch im tropischen Aquarium sind sie gut haltbar und eine Bereicherung.
Palaemon elegans kommt von der Ostsee und Südwest-Norwegen bis zu den Azoren, dem Mittelmeerraum und dem Schwarzen Meer vor. Sie besiedelt die Gezeitenküste entlang von Felsküsten, ist manchmal aber auch im Sublitoral anzutreffen.
Felsengarnelen lassen sich im Vergleich zu anderen marinen Garnelenarten relativ einfach nachziehen. Die frisch geschlüpften Larven können mit feinstem Staubfutter ernährt werden und fressen ab dem dritten Tag bereits frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien.
Nordseegarnele
Crangon crangon
Die Nordseegarnele (Crangon crangon), auch Sand- oder Strandgarnele, Granat, Porre, Knat, Graue Krabbe, in der Mehrzahl Porren oder Nordseekrabben, in der Küchensprache generisch Krabben genannt, ist eine kleine Art aus der Gattung Crangon innerhalb der Familie der Crangonidae. Aufgrund ihrer langgestreckten Gestalt, ihrer filigranen Beine, kleinen Scheren und langen Antennen wird sie zu den Garnelen gerechnet.
Nordseegarnelen können ausgewachsen eine Länge von bis zu 9,5 Zentimetern erreichen, männliche Tiere bleiben kleiner. Sie haben lange Antennen, und wie bei den meisten Zehnfußkrebsen ist das erste Gliedmaßenpaar scherenähnlich ausgebildet. Die Schere besteht aus einem kleinen Endglied, das taschenmesser-artig gegen ein massiges Grundglied angeklappt wird, eine sog. Subchela.
Das Verbreitungsgebiet der Nordseegarnele erstreckt sich vom Weißen Meer bis zur Atlantikküste Marokkos. Sie ist die am weitesten verbreitete Garnelenart der sandigen und schlickigen Küsten des Ostatlantiks und die einzige marine Garnele mit fischereiwirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland.
Weitere kleine Vorkommen finden sich in Ostsee, Mittelmeer und Schwarzem Meer.
Die größeren Tiere halten sich bevorzugt im tieferen Wasser auf. Der Nachwuchs der Nordseegarnele nutzt das Wattenmeer nur in der warmen Jahreszeit, um sich vor Räubern zu schützen. Im Sommer ziehen manchmal neben jungen auch größere Garnelen weit ins Brackwasser der Flussmündungen. Mit der Flut kommen sie auf das Watt, mit der Ebbe sammeln sie sich in Prielen. Bei Frostwetter verlassen sie das dann stark auskühlende Flachwasser.
Nordseegarnelen vergraben sich meist flach im Sand, um Schutz vor Vögeln, Fischen und jungen Robben zu suchen. Pigmentzellen ermöglichen es der Garnele, ihren Krebspanzer farblich an den Wattboden anzupassen. Nordseegarnelen werden erst mit eintretender Dunkelheit zum Fressen aktiv, sie sind Lauerjäger, die Beute nicht aktiv jagen. In der Ernährung sind sie Opportunisten, die Beute je nach Häufigkeit auswählen und dabei auch kleine Artgenossen nicht verschmähen. Wichtigste Beutetiere sind bodenlebende Kleinkrebse (Flohkrebse, Mysiden, Ruderfußkrebse), Würmer (Vielborster), aber auch Jungfische. Verbreitet ist Fressen an den aus dem Sand vorgestreckten Siphonen von eingegrabenen Muscheln. Durch ihre Häufigkeit sind sie in ihrem Lebensraum ökologische Schlüsselarten mit hoher Auswirkung auf ihre Beutetiere.
Die Aquarienhaltung gestaltet sich recht einfach. Nur zu hohe Temperaturen werden von den Garnelen nicht vertragen. Für ein Nordsee-Wirbellosenaquarium oder auch zur Vergesellschaftung mit kleinen Sandgrundeln sind die "Krabben" gut geeignet. Für größere Fische sind sie ein hochwertiges Nahrungsmittel.
Gemeine Miesmuschel
Mytilus edulis
Die Gemeine Miesmuschel, auch Pfahlmuschel genannt, ist eine Muschel-Art aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae). Durch ihre Ernährungsweise als Filtrierer, leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Wasserqualität der von ihr besiedelten Gewässer. In aquatischen Ökosystemen bieten Muschelbänke einen Lebensraum für zahlreiche weitere Arten, einschließlich Fische, Krebstiere und Würmer.
Die Gemeine Miesmuschel wird bis zu 10 Jahre alt und bildet Muschelbänke mit bis zu 2.000 Tieren pro Quadratmeter.
Ihr Name ist vom mittelhochdeutschen Wort "mies" bzw. vom plattdeutschen Wort "mois" abgeleitet, was Moos bedeutet und sich auf die braunen, moosartigen Byssusfäden (auch „Muschelseide“ genannt), bezieht, mit der die Muschel sich festhält.
Auf dem Bild:
Miesmuscheln in unserem Nordsee-Aquarium
Ernährung und Aquarienhaltung
Als Filtrierer saugen Miesmuscheln das Meerwasser an und filtern dann bis zu 80 Prozent der im Wasser enthaltenen Partikel bis zu einer Größe von zwei Mikrometern daraus. In ihren Kiemen halten die Muscheln Plankton, Bakterien und organisches Material mit Hilfe einer Schleimschicht zurück und befördern diese mit Wimpernbewegungen zu ihrer Mundöffnung. Je nach Größe reinigen ausgewachsene Muscheln ein bis zwei Liter Wasser pro Stunde, während jeder Quadratmeter einer Miesmuschelbank stündlich bis zu 140 Liter Wasser filtern kann.
Die Ernährung stellt auch das größte Problem bei der Haltung im Aquarium dar. Bei reichlicher Fütterung mit Staubfutter und feinem Plankton können Miesmuscheln eine gewisse Zeit überleben. Auch hin und wieder den Bodengrund aufzuwühlen kommt den Filtrieren sehr entgegen.
Vorkommen und Lebensraum
Die Gemeine Miesmuschel war ursprünglich wohl auf die Küstengewässer des östlichen Nordatlantiks von etwa der Aquitaine bis Nordnorwegen, das Weiße Meer und Spitzbergen beschränkt. Im westlichen Nordatlantik kommt sie von Washington D.C. bis etwa Maine vor. Ab Nova Scotia nordwärts wird sie durch die Pazifische Miesmuschel ersetzt. In Südgrönland und Island wurde dagegen die Gemeine Miesmuschel nachgewiesen. Sie kommt heute durch Verschleppung und gezielte Ansiedlung in Aquakulturen auch im Nordpazifik vor.
Typische Lebensräume befinden sich von der Hochwasserlinie abwärts vor Felsküsten bis in die Nähe von Flussmündungen, wobei die Muscheln oft gemeinsam mit Seepocken dichte Bänke bilden.
Auch in der Ostsee sind Miesmuscheln anzutreffen, erreichen dort aufgrund des geringeren Salzgehaltes jedoch nur eine Größe von bis zu fünf Zentimetern, während ihre Verwandten in der Nordsee bis zu doppelt so groß werden können und stabilere Schalen ausbilden.
Ihr bevorzugter Lebensraum befindet sich im Gezeitenbereich und flachen Wasser, bis zu einer Wassertiefe von etwa 20 Metern, wo sie sich mit ihren Byssusfäden an feste Untergründe heftet. Die Fäden produziert die Muschel mit einer am Fuß befindlichen Drüse. Durch die Anheftung schützt das sich das Schalenweichtier gegen Verdriftung und ist in der Lage, sich aus dem Schlamm herausziehen, der sich durch ihre eigene Filtertätigkeit in ihrer direkten Umgebung ansammelt. Die Muschel kann ihre Anheftung selbst lösen und sich, mithilfe des Fußes, ein Stück bewegen, um sich an anderer Stelle wieder anzuheften. Sie braucht im Sommer Wassertemperaturen von mindestens 4 °C.
Portugiesische Auster,
Pazifische Felsenauster
Magallana gigas
Die Pazifische Felsenauster (Magallana gigas), ist die kommerziell wichtigste Austernart mit einem Weltmarktanteil von über 90 %. Sie heißt auf Französisch Huître creuse (du Pacifique) und auf Englisch Pacific (cupped) oyster.
Die Austernart stammt ursprünglich aus den Küstengewässern des westlichen Pazifiks von Sachalin im Norden bis nach Kyushu (Japan) im Süden, an der Festlandsküste bis Südchina. Sie wurde aber mittlerweile über große Teile der Welt als Zuchtauster verbreitet. Von den Austernkulturen in Europa hat sie sich weiter verbreitet. 1964 wurde die Art in der Oosterschelde (Niederlande) ausgesetzt, von wo sie sich anschließend nach Nordwesten ausbreitete und etwa 1980 das Wattenmeer bei Texel erreichte. Im Bereich der deutschen Nordseeküste wurde sie erstmals 1986 in der Nähe der ersten deutschen Austernfarm westlich von Norddeich entdeckt. Bis 2002 gab es nur wenige Pazifische Austern im Niedersächsischen Wattenmeer. Inzwischen wird befürchtet, dass das Neozoon aufgrund des Fehlens von Fressfeinden und durch mildere Winter die Miesmuscheln als vorherrschende Muscheln verdrängen könnte. Auch im Mittelmeer wurde sie angesiedelt. Auch dort hat sie sich von den Austernfarmen weiter ausgebreitet. Die Pazifische Auster ersetzt in der Nordsee aber nicht die bis 1930 durch Überfischung ausgerottete Europäische Auster (Ostrea edulis), da diese Art Austernbänke ausschließlich im flachen Sublitoral bildet.
Die Pazifische Auster lebt in Küstengewässern. Sie bevorzugt felsigen Untergrund, akzeptiert aber auch schlammigen oder sandigen Boden mit Schalenbruchstücken oder lebenden und toten Muscheln, auf denen sich die Larven festsetzen können. Gewöhnlich sind sie an Hartgründen mit der linken Klappe anzementiert. Sie erreicht Größen von 15 cm - 45 cm und gedeiht bei Temperaturen von 15 °C - 30°C.
Als Filtrierer ernähren sich Austern hauptsächlich von Plankton, also pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen.
Diese Austernart ist ausgesprochen robust und krankheitsresistent, und wächst sehr schnell. Sie ist essbar, kann auf Grund der hohen Temperaturtoleranz auch gut im Aquarium gehalten werden. Hier sorgt sie für klares Wasser, da sie als Filtrierer Schwebstoffe aus dem Wasser holt. Eine zusätzliche Fütterung mit Staubfutter und Plankton ist dennoch nötig. Die Austern können mit der Pipette gefüttert werden. Bei zu raschen Bewegungen schließen sie sich, also behutsam vorgehen!
Die Pazifische Auster wird in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten selten gefischt, sondern ganz überwiegend in Aquakultur gezüchtet. Weltgrößter Produzent ist China mit 3,7 Mio. Tonnen pro Jahr, das
sind 83,3 % der Weltproduktion. Mit deutlichem Abstand folgen Japan und Nordkorea (jeweils 5,9 %), sowie Frankreich (2,6 %).
Seescheiden
Ascidiae
Seescheiden (Ascidiae oder Ascidiacea) sind sessile Manteltiere, die weltweit die Meere vom Schelf bis zur Tiefsee besiedeln. Mit rund 3000 Spezies sind sie die artenreichste Gruppe der Manteltiere. Aufgrund ihrer Fähigkeit, einen Mantel zu bilden, und da sie als innere Mikrofiltrierer die Produktivität des freien Wasserkörpers ausschöpfen können, sind die Seescheiden eine der erfolgreichsten Tiergruppen. Seescheiden, wie die Schlauchseescheide gelten als die engsten lebenden wirbellosen Verwandten von Wirbeltieren. Ihre kaulquappenartigen Larven weisen bei einigen Organen und Geweben erhebliche Ähnlichkeiten mit den Entsprechungen bei sich entwickelnden Wirbeltieren auf.
→ Weitere Informationen zu Seescheiden findet ihr auf der Seite: Weitere Wirbellose
Seescheide in einem Mittelmeer-Aquarium im Haus der Natur (Salzburg)
Seescheide im Haus der Natur (Salzburg)
Stumpen-Seescheide
Ascidia mentula
Die Stumpen-Seescheide kommt im Mittelmeer und im Ost-Atlantik, vor den Britischen Inseln und Frankreich, sowie in der Nord- und Ostsee bei Norwegen und Schweden vor. Sie besiedelt verschiedenste Bereiche von der Gezeitenzone bis in 200 Meter Tiefe und erreicht Größen von 10 bis 18 cm. Als Filtrierer ernährt sich die Ascidia mentula von planktonischen Mikroorganismen.
Auf dem Bild:
Die Stumpen-Seescheide wächst, meist einzeln lebend, auf und unter Steinen oder an Felswänden.
Aquarienhaltung:
Wir pflegen Ascidia mentula in größerer Stückzahl in unseren Mittelmeer- und Nordsee-Aquarien. Sie scheinen sehr ausdauernd und gut haltbar zu sein. Wahrscheinlich kommt ihnen eine regelmäßige Planktonfütterung sehr zugute.
Eine dieser Seescheiden lebt sogar in einem unserer tropischen Becken, da sie als blinder Passagier an einem eingebrachten Stein saß. Die tropischen Temperaturen scheinen der Ascidia mentula nichts auszumachen. Unsere Seescheiden stammen aber auch aus maximal 5 Meter Wassertiefe und sind somit auch wärmere Temperaturen gewöhnt, als Tiere aus tieferen Wasserzonen. Generell sollte die Haltungstemperatur am besten, je nach Jahreszeit zwischen 10 und 20 °C liegen.
Seescheiden in unserem Mittelmeerbecken
Seescheiden in unserem Mittelmeerbecken
Seescheiden in unserem Mittelmeerbecken
Ostasiatische Seescheide,
Falten-Ascidie
Styela clava
Styela clava stammt ursprünglich aus Japan und Korea und wurde nach dem Koreakrieg von heimkehrenden Kriegsschiffen in den Ärmelkanal eingeschleppt, später auch an die deutsche Nordseeküste. Styela clava kommt als Aufwuchsart häufig und zahlreich in geschützten Docks im warmen Wasser vor. Die Seescheide lebt in der unteren Gezeitenzone bis in Tiefen von 25 Metern. Styela clava ist extrem anpassungsfähig und gedeiht bei Temperaturen von -2 bis +27 °C.
Das Vorkommen der Falten-Askidie erstreckt sich heute über Alaska (West-Atlantik), den Nord- und Ost-Atlantik, z.B. bei den Britischen Inseln, die Europäischen Gewässer (Mittelmeer, Nordsee), Japan, Kanada, Korea, Neuseeland und den Nord-Pazifik.
Als Filtrierer ernährt sich die Ostasiatische Seescheide von Plankton, also pflanzlichen und tierischen Mikroorganismen.
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