Das Imkerhandwerk

Imker beschäftigen sich seit jeher mit der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen und der Produktion von Honig und weiteren Bienenprodukten

Imker ist eine Wortzusammensetzung aus dem niederdeutschen Begriff Imme für „Biene“ und dem mittelniederdeutschen Wort kar für „Korb, Gefäß“. Imker sind Teil der Landwirtschaft und unterliegen dem Bienenrecht.

Nach dem Aufkommen der Waldimkerei und der Korbimkerei entwickelten sich bereits im 14. Jahrhundert die ersten Imkerzünfte in Deutschland. Im 19. Jahrhundert wurde die Waldimkerei aufgegeben, die moderne Imkerei beginnt.
Heute gibt es neben der klassischen Imkerei im ländlichen Raum zunehmend auch die Stadtimkerei, die sich – zum Vorteil für uns alle – wachsender Beliebtheit erfreut. Dennoch ist die Bedeutung des Imkerns für unseren reichhaltig gedeckten Tisch noch nicht so in das öffentliche Bewusstsein gerückt, wie es das Thema verdient. Schließlich steht und fällt die Gesundheit und Anzahl der Bienenpopulationen in diesem Land mit der leidenschaftlichen und kenntnisreichen Arbeit der Imker. 

Geschichte der Imkerei

Die Geschichte der Imkerei ist eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden. Seit Jahrtausenden werden Bienen wegen ihrer Produkte wie Wachs und Honig genutzt und gehalten.

Honigbienen sind noch Wildtiere, die einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürfen. Ursprünglich bevorzugten sie zum Errichten ihres Wabenbaus Hohlräume in Bäumen. Zunächst wurden Bienenvölker in hohlen Baumstämmen abgeerntet. Später wurden die betreffenden Baumstücke herausgeschnitten und an einem günstigeren Standort, wie im Hausbereich, aufgestellt. Damit war die Klotzbeute entwickelt. Aus der gelegentlichen Honigsuche entwickelte sich die Tätigkeit des Zeidlers, des Honigsammlers mit Waldbienenhaltung.

Die Geschichte der modernen Imkerei begann im 19. Jahrhundert mit der Umstellung von der Korbimkerei zur Kastenimkerei mit beweglichen Waben, die sich zur weitverbreiteten Magazin-Imkerei entwickelt hat. Bei der Korbimkerei wurde nur natürlich anfallenden Bienenschwärmen eine menschengeschaffene Nisthöhle gegeben. Bei der Ernte von Honig und Bienenwachs wurde das Wabenwerk herausgeschnitten und somit zerstört.

Auf dem Bild:
Bienenkörbe, hergestellt aus geflochtenem Stroh gehören zu den ältesten künstlichen und transportablen Bienenwohnungen. Heute finden Bienenkörbe fast nur noch in der Heideimkerei Verwendung.

Älteste Nachweise der „Jagd“ nach Bienenprodukten bezeugen 12.000 Jahre alte Felsmalereien aus den Cuevas de la Araña in Spanien, dazu wurden die Behausungen der Bienen aufgespürt und ausgebeutet. Mit der Entstehung der großen Kulturen in Ägypten und Mesopotamien entwickelte sich um 2400 vor Christus eine organisierte Bienenhaltung. Die Nutzung eigens für Bienen hergestellter Behausungen in Form von Beuten und Stülpern vollzog sich regional sehr unterschiedlich. Zwar sind aus der griechischen und römischen Zeit Keramikgefäße, die als Bienenstöcke dienten, bekannt, doch wurde 2007 die bereits 3000 Jahre alte Imkerei von Tel Rechov in Israel entdeckt. Aus dem Alten Ägypten gibt es Bildbeschreibungen der Honigentnahme, die den Funden ähneln. Schon in antiker Zeit wurde die medizinische Bedeutung der Bienenprodukte erkannt. Griechische und römische Autoren beschrieben die hoch entwickelte Bienenhaltung ihrer Zeit.

Aus dem Gebiet des heutigen Deutschlands weisen archäologische Ausgrabungen Zeugnisse der Bienenhaltung erstmals in der Zeit um 500 vor Christus nach. Es sind zahlreiche bienengesetzliche Regelungen bereits aus dem frühen Mittelalter überliefert. In Amerika gab es zwar keine Honigbienen, stachellose Bienen wie Melipona beecheii und Melipona yucatanica wurden jedoch von den Maya in präkolumbianischer intensiv für die Honigproduktion eingesetzt. Die europäische Kolonisation verbreitete die Westliche Honigbiene in die ganze Welt.

Kontinentaleuropäisch entwickelte sich die Imkerei in zwei Bereiche: In die Waldimkerei (Zeidlerei) und die Korbimkerei. Im 14. Jahrhundert gründeten sich in Deutschland die ersten Imkerzünfte. Das Berufsimkertum ging im 16. Jahrhundert von der Lüneburger Heide aus. Der Beginn der modernen Imkerei, sowie die völlige Aufgabe der Waldimkerei, kann mit der Wende zum 19. Jahrhundert ausgemacht werden. Seither wurden die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Entdeckungen und Erkenntnisse in der Imkerei umgesetzt.

Mit der Verbreitung der industriellen Landwirtschaft seit dem 20. Jahrhundert hielt auch in der Imkerei in einigen Gegenden die Massentierhaltung und Intensive Tierhaltung Einzug, so z. B. bei Großimker Leopold Gombocz (1875–1943) oder heute bei einigen Wanderimkern in den USA oder den dortigen riesigen Mandelbaumplantagen.


Das historische Bild des Imkers

Der Imker galt früher als ausgemachter Fachmann, auf dessen Wissen und Fähigkeiten man nicht verzichten konnte. Anders als in anderen handwerklichen Berufen konnte die Arbeit nicht kurzzeitig an Leiharbeiter oder Erntehelfer übergeben werden, da man die Eigenheiten der Völker kennen musste und ihr Verlust nur schwer und aufwändig ersetzbar war. Ein erfahrener Imker sah sofort, in welchem Zustand sich seine Bienenvölker befanden, konnte dieses umfangreiche Wissen aber schlecht in kurzer Zeit vermitteln. Deshalb galten Imker als Einzelgänger, deren eigentliche Arbeitstätigkeit nie so recht bekannt wurde. Das auch, weil summende Bienen unerfahrene Zuschauer auf Abstand halten. Da ein gestochener Imker keinen Schmerz zeigt, sondern ruhig weiter arbeitet, galt er zudem als abgehärtet oder unerschrocken. Da die Tätigkeit auch im hohen Alter noch ausgeführt werden kann, wurde die Imkerei oftmals den Alten übertragen. Imker wurden mit Alter, Weisheit und Erfahrung, aber auch mit Verschrobenheit assoziiert.

Imkerei in Deutschland

In Deutschland werden rund 700.000 Bienenvölker von nahezu 100.000 Imkern versorgt. 80 Prozent dieser Imker halten sich bis zu 20 Völker, 18 Prozent der Imker zwischen 21 und 50 Völkern und nur 2 Prozent aller Imker mehr als 50 Völker. Im Durchschnitt betreut jeder Imker 7,3 Bienenvölker. 99 Prozent dieser Imker gehen ihrer Tätigkeit als Hobby nach, nur 1.000 betreiben die Imkerei im Nebenerwerb oder als Berufsimker. Um mit der Imkerei Geld zu verdienen, sind für einen Nebenerwerb als Richtgröße 30 Bienenvölker, für einen Haupterwerb 100 Bienenvölker notwendig.
Der imkerliche Nachwuchs kommt zunehmend auf den Geschmack dieser naturverbundenen und wichtigen Tätigkeit. Eine gute Nachricht, denn das Überleben der Bienen – das durch ein abnehmendes Blütenangebot, die Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft und Parasitenbefall bedroht ist – hängt vom imkerlichen Engagement ab. Und da ist jeder Imker willkommen. 

Imkerliche Praxis

Imker kann jeder werden. Eine spezielle Ausbildung, beispielsweise als Tierwirt mit der Fachrichtung Bienenhaltung, ist nicht zwingend erforderlich. Eine vorherige umfassende Information, der Besuch von Kursen und idealerweise praktische Erfahrungen bei routinierten Imkern ist allerdings mehr als empfehlenswert. Imkern ist eine zeitaufwendige Tätigkeit, vor allem im Frühjahr und Sommer. Generell ist die Arbeit an dem Bienenjahr ausgerichtet und ein ständiger Kreislauf. Man verbringt viel Zeit draußen in der Natur und sollte keine Angst vor Insekten haben.
Zwischen den Bienen und dem Imker besteht eine Beziehung auf Gegenseitigkeit. Der Imker erntet im Sommer den von den Bienen hergestellten Honig und weitere Produkte, dafür bringt er die Bienen durch Zufütterung, Pflege und entsprechend bereitgestellte Behausungen (Magazinbeuten) gut und sicher durch den Winter.
Der richtige Umgang mit Krankheitserregern, vor allem der Varroa-Milbe, gehört zu den wichtigsten und sensibelsten Aufgaben eines Imkers und erfordert viel Erfahrung.
Die Bienenzucht ist nicht typisch für einen Hobbyimker, sondern wird in der Regel professionell von Bieneninstituten und größeren Imkereien betrieben. Dabei geht es vorrangig um die Zucht gesunder und widerstandsfähiger Völker sowie eine gezielte Königinnenvermehrung