Mangroven
Auf dem Bild:
Mangroven in Kannur (Indien)
Mangroven
Mangroven sind Sträuche oder Bäume, die hauptsächlich in Salz- oder Brackwasser an der Küste wachsen. Mangroven kommen in einem äquatorialen Klima, typischerweise entlang von Küsten und Gezeitenflüssen der Tropen bis hin zu den Subtropen vor. Sie verfügen über spezielle Anpassungen, um zusätzlichen Sauerstoff aufzunehmen und Salz zu entfernen, wodurch sie Bedingungen tolerieren können, die die meisten Pflanzen töten würden. Der Begriff wird auch für tropische Küstenvegetation verwendet, die aus solchen salztoleranten Arten besteht. Mangroven sind taxonomisch vielfältig, was auf die konvergente Entwicklung mehrerer Pflanzenfamilien zurückzuführen ist. Sie kommen weltweit, hauptsächlich in den Tropen und Subtropen, seltener sogar in einigen gemäßigten Küstengebieten vor, hauptsächlich zwischen den Breitengraden 30° N und 30° S, wobei das größte Mangrovengebiet innerhalb von 5° des Äquators liegt. Mangrovenpflanzenfamilien tauchten erstmals in der späten Kreidezeit bis zum Paläozän auf und verbreiteten sich teilweise aufgrund der Bewegung tektonischer Platten weit. Die ältesten bekannten Fossilien der Mangrovenpalme stammen aus der Zeit vor 75 Millionen Jahren.
Mangroven sind salztolerante Bäume und Sträucher, die an das Leben unter rauen Küstenbedingungen angepasst sind. Sie verfügen über ein komplexes Salzfiltersystem und ein komplexes Wurzelsystem, um dem Eintauchen in Salzwasser und Wellenbewegungen standzuhalten. Sie sind an die sauerstoffarmen Bedingungen von durchnässtem Schlamm angepasst und gedeihen in der oberen Hälfte der Gezeitenzone.
Ein keimender Mangaroven-Samen
(Qatif, Saudi-Arabien)
Viviparie bei der Roten Mangrove (Rhizophora mangle)
Salzkristalle auf einem Blatt von Avicennia marina
(St. Kilda, Südaustralien)
Mangrovenwurzeln bei Ebbe auf den Philippinen
Pneumatophore Luftwurzeln der Grauen Mangrove (Avicennia marina)
Ökosystem Mangrove
Der Mangrovenwald wird von salztoleranten Mangrovenbäumen im Gezeitenbereich, vorwiegend tropischer Küsten mit Wassertemperaturen über 20 °C gebildet. Weltweit gibt es etwa 15 Millionen Hektar (150.000 km²)
Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern verschiedener Pflanzenfamilien mit insgesamt fast 70 Arten, die sich an die Lebensbedingungen der Meeresküsten und brackigen Flussmündungen angepasst haben.
Ihre größte Ausdehnung erreichen Mangrovenwälder im Bereich der Ästuare großer Flüsse in regenreichen und warmen Regionen.
Auf dem Bild:
Mangrovenwald beziehungsweise Mangrovensumpf
Das Mangrovenbiom, oft Mangrovenwald oder Mangal genannt, ist ein ausgeprägter salzhaltiger Wald- oder Buschlandlebensraum, der durch Ablagerungsküstenumgebungen gekennzeichnet ist, in denen sich feine Sedimente (oft mit hohem organischen Anteil) in Gebieten ansammeln, die vor energiereichen Wellen geschützt sind. Die Salzbedingungen, die von verschiedenen Mangrovenarten toleriert werden, reichen von Brackwasser über reines Meerwasser (3 bis 4 % Salzgehalt) bis hin zu Wasser, das durch Verdunstung auf mehr als das Doppelte des Salzgehalts von Meerwasser im Meer konzentriert wird (bis zu 9 % Salzgehalt).
Auf der Karte:
Verbreitung wichtiger Salzvegetation.
Grün: Salzwiesen
Orange: Mangrovenwälder
Gefährdung und Schutz
Seit 2010 werden Fernerkundungstechnologien und globale Daten eingesetzt, um Gebiete, Bedingungen und Entwaldungsraten von Mangroven auf der ganzen Welt zu bewerten. Im Jahr 2018 veröffentlichte die Global Mangrove Watch Initiative eine neue globale Basislinie, die die gesamte Mangrovenwaldfläche der Welt im Jahr 2010 auf 137.600 km2 schätzt, die sich über 118 Länder und Gebiete erstreckt. Eine Studie aus dem Jahr 2022 über Verluste und Gewinne von Gezeitenfeuchtgebieten schätzt einen Nettorückgang der globalen Mangrovenausdehnung um 3.700 km2 von 1999 bis 2019. Der Verlust von Mangroven geht aufgrund menschlicher Aktivitäten weiter. Die weltweite jährliche Entwaldungsrate wird auf 0,16 % geschätzt, die Raten pro Land belaufen sich auf bis zu 0,70 %. Auch die Verschlechterung der Qualität der verbleibenden Mangroven ist ein wichtiges Anliegen.
Es gibt aus mehreren Gründen Interesse an der Wiederherstellung von Mangroven. Mangroven unterstützen nachhaltige Küsten- und Meeresökosysteme. Sie schützen umliegende Gebiete vor Tsunamis und extremen Wetterereignissen. Mangrovenwälder sind auch bei der Kohlenstoffbindung und -speicherung wirksam. Der Erfolg der Mangroven-Restaurierung kann stark von der Zusammenarbeit mit lokalen Interessengruppen und von einer sorgfältigen Bewertung abhängen, um sicherzustellen, dass die Wachstumsbedingungen für die ausgewählten Arten geeignet sind.
Auf dem Bild:
Mangrovensumpf, ein typisches Mangroven-Ökusystem
Der Internationale Tag zur Erhaltung des Mangroven-Ökosystems wird jedes Jahr am 26. Juli gefeiert.
Sonneratia alba ist ein Baum in der Familie der Weiderichgewächse. Er wächst meistens in den Mangroven von Ostafrika, Madagaskar bis nach Süd-Indien und Südostasien, Südchina sowie im nördlichen Australien bis Neukaledonien.
Auf dem Bild:
Mangrovenwald beziehungsweise Mangrovensumpf
Mangroven Art für Art
Rote Mangrove
Rhizophora mangle
Vorkommen:
Angola, Bahamas, Belize, Brasilien, Cayman Inseln, Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Equador, Florida, Golf von Kalifornien / Baja California, Guatemala, Honduras, Karibik, Kolumbien, Kuba, Mexiko (Ostpazifik), Nicaragua, Nigeria, Panama, Peru, Senegal, Sierra Leone, Süd-Amerika, Suriname, USA, West-Afrika
Rote Mangroven in unserem Mangroven-Paludarium. Wir halten die Mangroven in Meerwasser. Eine Beregnungsanlage besprüht die Pflanzen 5 mal täglich mit Regenwasser.
Frisch gekeimte Samen der Rote Mangroven. Die Samen sind mit 20 - 30 cm sehr groß.
Mangroven über einem unserer Meerwasserbecken
Rote Mangroven in unserem Mangroven-Paludarium. Wir halten die Mangroven in Meerwasser. Eine Beregnungsanlage besprüht die Pflanzen 5 mal täglich mit Regenwasser.
Wissenswertes
Rhizophora mangle gehört zur Familie der Rhizophoraceae (Rhizophoragewächse) und damit zu den echten Mangroven. Sie ist wohl die bekannteste und auch die weitverbreitetste Mangrove. Sie besiedelt die tropischen Küsten Westafrikas ebenso wie die Küsten Nord- und Südamerikas. Die südliche Verbreitungsgrenze liegt im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, die am weitesten nördlich natürlich gelegenen Vorkommen finden sich auf den Bahamas und in Florida (USA). Auf Hawaii und in Teilen von Australien wurde die Rote Mangrove vom Menschen eingeführt.
Rhizophora mangle ist eine robuste, immergrüne Baum- bzw. Buschpflanze, die überaus anpassungsfähig hinsichtlich Salzgehalt, Wassertemperatur, Licht und Nährstoffen ist. Unter günstigen Bedingungen kann sie zu einem Baum zwischen 20 bis 30 m Höhe heranwachsen, weniger günstige Bedingungen dagegen führen zu einem buschförmigen, dicht verzweigten Wuchs. Die Blätter der roten Mangrove fühlen sich ledrig und fest an, die Pflanze bildet das ganze Jahr über kleine gelb-weiße Blüten. Charakterisch sind die roten, hohen und stark verzweigten Stelzwurzeln. Wie auch die übrigen drei Gattungen der Rhizophoragewächse ist Rhizophora mangle lebendgebärend (vivipar), d.h. die Samen keimen in bereits in der eiförmigen Frucht. Der zylinderförmige Keimling kann eine Länge von bis 25 cm erreichen, am oberen Ende befinden sich bereits Blattansätze, am unteren Wurzelansätze. Fallen die Keimlinge bei Ebbe ab, können diese sich so bereits tief im Boden verankern, bei Flut schwimmen die mehrere Monate keimfähigen Früchte solange bis ein geeignetes Substrat gefunden wird.
Das harte Holz der Roten Mangrove wird als Bau- oder Brennholz eingesetzt.
Dank Ihrer hohen Salztoleranz und ihrer Unempfindlichkeit eignet sich Rhizophora mangle auch zur Bepflanzung offener Aquarien aller Art und sogar als Zimmerpflanze. Im Riffaquarium kann die Rote Mangrove dazu beitragen, Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat zu reduzieren. Aufgrund des langsamen Wachstums der Mangrove ist dies jedoch nur in geringfügigem Maß der Fall.
Pflege von Mangroven im Aquarium:
Den Keimling mit dem braunen dickeren Ende (meist bereits bewurzelt) in ein großes Einmachglas, Aquarium oder einen ähnlichen Behälter einpflanzen. Wir benutzen dazu Pflanztöpfe für Teichpflanzen, gefüllt mit feinem Korallenbruch. Nach unserer Erfahrung ist es auch möglich, die Samen einfach nur in Wasser zusetzen und mit Steinen zu fixieren, damit sie aufrecht stehen und somit der Austrieb angeregt wird. Bei reiner Wasserhaltung, also ohne Substrat sollte immer das untere Drittel der Samen im Wasser stehen.
Achtung: Die Austriebsstelle darf nie unterhalb des Wasserspiegels sein. Dies kann zum Absterben der Pflanze führen. Je größer die Pflanze wird, desto tiefer kann sie im Aquarium stehen.
Die Pflege der Mangroven gestaltet sich recht einfach, solange sie mit genügend Licht und einer feuchten Umgebung versorgt sind. Die Rhizophora mangle sollte immer an einem warmen Platz stehen; ruhig auch in Heizungsnähe. Sie wächst bei uns pro Jahr etwa 5 bis 15 cm; bei hoher Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur zwischen 22° und 30° C. In trockenem Klima, wie auch bei trockener Heizungsluft sollte die Mangrove mindestens zweimal pro Woche besprüht werden, um Salz (bei Aquarienhaltung) und Staub von den Blättern zu waschen. Zugluft vermeiden!
Als tropische Pflanzen vertragen Mangroven natürlich keine zu kalten Temperaturen. In den USA wurden Ende der 80er Jahre ganze Mangrovenwälder durch eine extrem starke Kaltfront vernichtet.
Die Mangrove wächst im Allgemeinen recht langsam und muss sich erst an unser Klima gewöhnen. Es kann unter schlechten Bedingungen bis zu 9 Monate dauern bis sich weitere Blätter oder neue Äste bilden.
Falls die Pflanzen einmal zu groß werden sollten, so kann man zu lange Äste einfach zurückschneiden. Dies führt zu einem kleineren Baum mit einer stärkeren Verzweigung und schmaleren Ästen.
Mangroven sollten insgesamt wenig bewegt werden, da dies eine Art Schock bewirkt, der zu welkenden oder abfallenden Blättern führen kann. Die Pflanze erholt sich davon - am besten bei starker Beleuchtung. Selbst wenn alle Blätter abfallen, öffnet sich die oberste Knospe wieder nach einigen Tagen.
Schwarze Mangrove
Avicennia germinans
Die Schwarze Mangrove ist eine in den Tropen und Subtropen von Amerika und Westafrika vorkommende Mangrove. Dort dominiert sie zusammen mit der Roten Mangrove (Rhizophora mangle) und der Weißen Mangrove (Laguncularia racemosa) die Mangrovenwälder. Diese Mangrovenart ist ähnlich in der Haltung, wie die Rote Mangrove. Zugluft vermeiden und die Blätter täglich mit Wasser, am besten Regenwasser besprühen.
Wissenswertes:
Die Schwarze Mangrove (Avicennia germinans) ist eine in den Tropen und Subtropen von Amerika und Westafrika vorkommende Mangrove. Dort dominiert sie zusammen mit der Roten Mangrove (Rhizophora mangle) und der Weißen Mangrove (Laguncularia racemosa) die Mangrovenwälder.
Sie hat wie alle Mangroven der Gattung Avicennia bleistiftdicke Atemwurzeln, die in regelmäßigen Abständen aus dem Boden ragen und zur Sauerstoffversorgung des Wurzelsystems dienen. Stelzwurzeln wie bei anderen Mangroven-Gattungen werden nicht gebildet. Ein Teil des aus dem Meerwasser aufgenommenen Salzes wird als salzhaltige Flüssigkeit durch Drüsen auf den Blättern ausgeschieden und auf diese Weise die Salzkonzentration im Gewebe reguliert. Von allen Avicennia-Arten bildet die Schwarze Mangrove die größten Blüten.
Im Gegensatz zu den Roten Mangroven mit ihren langen Stelzwurzeln entwickeln die Mangroven der Gattung Avicennia ausschließlich Pneumatophore. Dies sind Atemwurzeln, die ein negativ gravitropes Wachstum zeigen und damit nach einiger Zeit die Wasseroberfläche wieder durchbrechen. Ein Netzwerk dieser Pneumatophore erstreckt sich im Schlamm des Untergrundes auch noch einige Meter vom Baum entfernt und versorgen die tiefer liegenden Wurzeln mit Sauerstoff.
Ähnlich wie bei Rhizophora keimen die Samen auch bei Avicennia schon an der Mutterpflanze, zur Ausbreitung gebracht werden praktisch voll entwickelte Jungpflanzen (Viviparie). Diese schwimmfähigen Jungpflanzen ähneln zunächst einer übergroßen, flachen Erbse. Bei der “Keimung” entfalten sich dann die großen, fleischigen Keimblätter und die stark behaarte Keimwurzel streckt sich schnell um eine Verankerung im Boden zu erlauben.
Avicennia germinans (Schwarze Mangrove) kommt auch noch mit stark salzhaltigem Wasser zurecht, kann aber auch in reinem Süßwasser gehalten werden.
Eine Topfkultur im Anstau ist ebenfalls möglich.
Aquarien-Haltung:
Die Schwarze Mangrove benötigt ausreichend Platz für ihr Wachstum und sollte daher natürlich nicht in geschlossenen Aquarien gehalten werden. Zumindest ein Teil der Abdeckung muss für die Mangrove geöffnet sein. Da die meisten Meerwasserbecken heute ohne Abdeckung betrieben werden findet man leicht eine Ecke, in der sich eine oder auch mehrere Mangroven ansiedeln lassen. Die Pflanzen müssen mit ausreichend Licht versorgt werden, z.B. direktes Fensterlicht oder eine Neonröhre in der Nähe. Sollte der Standort zu dunkel sein hat es sich auch bewährt eine eigene Lampe direkt über die Mangroven zu hängen. Dies kann eine spezielle Pflanzen-LED sein, wir haben aber auch gute Erfahrungen mit 15 oder 20 Watt LED-Glübirnen in der Lichtfarbe warmweiß gemacht.
Mangroven-Paludarium (Zoo Zürich)
Großes Paludarium mit Mangroven und typischen Fischen der Küstengebiete und Brackwasser-Zonen, im Zoo Zürich.
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