Steinkorallen der gemäßigten Meere
Auf dem Bild:
Rasenkoralle (Cladocora caespitosa), eine Steinkorallenart aus dem westlichen Mittelmeer.
Die Verbreitung der riffbildenden Steinkorallen wird durch die Lichtansprüche der Zooxanthellen geprägt. Außerdem sollte die Wassertemperatur 20 °C möglichst nicht unter- und 29 °C nicht überschreiten. Steinkorallen kommen deshalb überwiegend in flachen, lichtdurchfluteten, tropischen Küstengewässern vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich ungefähr auf einen Bereich zwischen 30° nördlicher und 30° südlicher Breite.
Daneben gibt es aber auch Steinkorallen in gemäßigten und kalten Meeren sowie in der Tiefsee bis in 6000 Metern Tiefe. In europäischen Meeren gibt es Kaltwasserkorallen vor allem an der Küste Norwegens sowie am Kontinentalabhang unterhalb von 200 Metern.
Auf dieser Seite sollen die Steinkorallen der gemäßigten und kälteren Gewässer sowie einige interessante subtropische Arten näher beleuchtet werden!
Steinkorallen gemäßigter und subtropischer Meere:
Caryophylliidae
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Klasse: Blumentiere (Anthozoa)
Unterklasse: Hexacorallia
Ordnung: Steinkorallen (Scleractinia)
Unterordnung: Dendrophylliina
Familie: Caryophylliidae
Die Caryophylliidae sind eine Familie der Steinkorallen. Zu den etwa 300 Arten gehören neben tropischen, großpolypigen Steinkorallen auch die in gemäßigten Meeren bis in großer Tiefe lebenden Kaltwasserkorallen der Gattungen Lophelia. Die früher in die Familie gestellte Unterfamilie Euphylliinae wurde von Veron in den Rang einer Familie erhoben. Einige Caryophylliidae-Arten leben mit Zooxanthellen in Symbiose und beziehen von ihnen den Hauptteil der benötigten Nährstoffe, andere sind azooxanthellat (ohne Zooxanthellen) und ernähren sich ausschließlich durch den Fang von Plankton. Die Korallenkolonien bestehen oft nur aus wenigen Polypen.
Die Familie ist wahrscheinlich polyphyletisch, ihre Monophylie wird nicht durch moderne molekularbiologische Analysen bestätigt. In die Familie werden auch zahlreiche ausgestorbenen Steinkorallengattungen gestellt.
Auf den Bildern A bis D:
Skelette und lebende Korallenkolonien von Phyllangia americana mouchezii (linke Spalte: A,B) und Polycyathus muellerae (rechte Spalte: C,D).
Beide Korallenarten gehören zur Familie Caryophylliidae.
Maßstabsbalken: A, C = 1 cm; B, D = 0,5 cm.
Caryophyllia
Caryophyllia ist eine Gattung Solitärkorallen aus der Familie der Caryophylliidae. Mitglieder dieser Gattung sind Azooxanthellate (enthalten keine symbiotischen Algen) und kommen im Nordatlantik und im Mittelmeer in Tiefen bis zu 2.670 Metern vor.
Arten der Gattung Caryophyllia:
Das World Register of Marine Species (WoRMS) zählt über 70 Arten in der Gattung Caryophyllia.
Verlinkung zur Artenliste hier → wikipedia/Caryophyllia
Caryophyllia, fotografiert in 20 Metern Wassertiefe, in False Bay bei Kappstadt, Südafrika.
Caryophyllia smithii
(Banyuls sur Mer, Frankreich)
Caryophyllia smithii
Caryophyllia smithii, die Devonshire-Cup-Koralle, ist eine Einzelkorallenart aus der Familie der Caryophylliidae. Ihre Heimat ist der nordöstliche Atlantik, die Nordsee und das Mittelmeer. Es gibt Flach- und Tiefwasserformen, die sich strukturell unterscheiden. Es ist Teil einer artenreichen Gemeinschaft von Gesteinsorganismen und wird häufig von Seepocken befallen.
Caryophyllia smithii ist eine Solitärkorallenart mit einem becherförmigen Corallum (Steinskelett) mit elliptischer Basis und einem Durchmesser von bis zu 25 mm. Es ist normalerweise breiter als hoch. Die Septen (vertikale radiale Kalkplatten) sind in vier bis fünf Zyklen angeordnet und haben glatte Kanten. Die Säule des Polypen kann bis zu 30 mm aus der Tasse herausragen und es gibt etwa achtzig Tentakel mit jeweils einem Endknopf. Der Polyp ist durchscheinend und die Farbe ist variabel und kann weiß, rosa, orange, rot, braun oder hellgrün sein. Manchmal gibt es kontrastierende Farbbereiche, die insbesondere ein Zick-Zack-Muster um den Mund herum bilden. Die Tentakel sind bis auf die weißen oder braunen Endknöpfe und die vielen winzigen Warzen farblos. Eine in tiefem Wasser vorkommende Form ist kleiner und empfindlicher; Es hat eine umgekehrte Kegelform, die an der Basis verengt ist, während Flachwasserformen zylindrisch und robuster sind.
Verbreitung und Lebensraum:
Caryophyllia smithii kommt im Nordostatlantik bis zu den Shetlandinseln, der Nordsee und dem Mittelmeer vor. Die Flachwasserform kommt von der sublitoralen Zone bis hinunter zu etwa 100 m vor. Die Tiefwasserform kommt in Tiefen von etwa 50 m bis hinunter zu etwa 1.000 m vor, im Allgemeinen in weniger turbulenten Gewässern als die robustere Flachwasserform. Manchmal löst sich seine schmale Basis vom Untergrund und er lebt frei auf dem Meeresboden. Diese Koralle ist an den Westküsten der Britischen Inseln unterhalb der Laminaria-Zone reichlich vorhanden und kann unterhalb der Rotalgenzone in einer Dichte von über 100 Individuen pro Quadratmeter vorkommen, wobei sie sowohl auf flachem Felsen als auch in Spalten zu finden ist.
Auf dem Bild:
Die Seepocke Megatrema anglica auf einer Kelchkoralle, Caryophyllia smithii.
Der Lebensraum von Caryophyllia smithii wird häufig von Schwämmen und Bryozoen dominiert, die auch auf der Koralle der Koralle wachsen. Die Larven des Seepockens Megatrema anglicum siedeln sich oft in der Nähe des Korallenrandes an, wo sie scheinbar immun gegen die Nematozysten der Koralle sind. Sie heften sich an das steinige Material und das Epithel der Koralle überwuchert sie bis auf ihre Deckel. Eine einzelne Koralle kann von mehreren Seepocken besiedelt sein und diese neigen dazu, sich an einem bestimmten Teil der Koralle anzusammeln, oft an der Unterseite, wenn Korallen auf vertikalen Flächen wachsen. Das Vorhandensein dieser Seepocken ist halbparasitär, da sich die Tentakel der Koralle zurückziehen, wenn sie mit den Cirri (Fressanhängseln) der Seepocken in Kontakt kommen, was ihre Nahrungsbeschaffung behindert.
Cladocora
Cladocora ist eine Steinkorallen-Gattung aus der Familie der Caryophylliidae.
Arten dieser Gattung laut WoRMS – Weltregister der Meeresarten:
- Cladocora arbuscula
- Cladocora caespitosa
- Cladocora debilis
- Cladocora pacifica
Auf dem Bild:
Die Rasenkoralle (Cladocora caespitosa) aus dem Mittelmeer
Cladocora arbuscula
Cladocora arbuscula ist zwar eine tropische Korallenart, wegen ihrer nahen Verwandtschaft zur mediterranen Rasenkoralle (Cladocora caespitosa) und anderen Arten aus gemäßigten Gewässern, führen wir sie jedoch hier mit auf.
Verbreitung:
Cladocora arbuscula kommt in der Karibik, im südlichen Golf von Mexiko, in Florida und auf den Bahamas vor. Größere Vorkommen befinden sich bei Trinidad und Tobago, insbesondere in der Umgebung von Tobago aufgrund der Beschaffenheit des vorhandenen Meeresbodens.
Lebensraum und Aktivität:
Die Röhrenkoralle kommt in Seegraswiesen und Bereichen vor, in denen es zu Sedimentation kommt. Man findet sie auch in Lagunen und Riffen mit weichem Boden, an Vorriffhängen und an der Basis des Riffs. Die Art ist sehr tolerant gegenüber Temperatur- und Salzgehaltsschwankungen. Die oberen und unteren Tiefengrenzen liegen zwischen 1 und 25 m (Aronson et al., 2016). Die Polypen scheiden Kalziumkarbonat aus, das den Korallit bildet. Wenn sich der Polyp nach oben bewegt und mehr Kalzium absondert, bleibt die alte Struktur am Boden zurück. Die Polypen kommen hauptsächlich nachts zum Vorschein und suchen tagsüber Schutz.
Ernährung:
Der Polyp streckt seine Tentakel aus und wenn die Beute vorbeizieht, stechen die Nematozyten die Beute. Nachdem die Beute gelähmt ist, leiten die Tentakel die Nahrung in den Mund und dann in den Hohlraum, wo die Verdauung stattfindet. Die Beute von Cladocora arbuscula umfasst verschiedene Arten von Plankton sowie kleine Fische und Krabben. Da es sich bei Cladocora arbuscula, wie bei fast allen Korallen, um eine sessile Art handelt, besteht eine Abhängigkeit von Wasserströmungen. Die blütenähnliche Form und das von Zooxanthellen produzierte Pigment locken Beute an, die an Schutz oder Nahrung interessiert ist (Pflanzenfresser).
Lebensweise und Vermehrung:
Cladocora arbuscula ist eine koloniebildende Art, bei der die durchschnittliche Kolonie etwa 9 cm groß ist und das Durchschnittsalter einer Kolonie etwa 30 Jahre beträgt. Es entstehen symbiotische Beziehungen mit Dinoflagellatenalgen (Zooxanthellen), die die Koralle mit chemischer Energie aus den Produkten der Photosynthese versorgen.
Cladocora arbuscula kann sich sowohl sexuell als auch ungeschlechtlich vermehren. Da das Medusenstadium fehlt, entwickelt sich die Planula zu einem reifen Polypen, dann geht der Zyklus weiter. Polypen vermehren sich ungeschlechtlich, wenn von der Kolonie beispielsweise bei einem Sturm ein Stück abbricht, wobei sich jedes Fragment zu einer neuen Kolonie regeneriert.
Rasenkoralle
Cladocora caespitosa
Rasenkorallen sind die einzigen riffbildenden Steinkorallen des Mittelmeeres. Sie kommen stets in Kolonien vor, deren Form meist halbkugel- oder polsterförmig, seltener rasen-, büschel- oder strauchförmig ist. Die Polypen sind transparent-bräunlich bis -braun.
Auf dem Bild:
Rasenkorallen-Kolonie
Rasenkorallen gehören zu den großpolypigen Steinkorallen (LPS) und sind eine von wenigen Arten, des Mittelmeeres, die Zooxanthellen in ihrem Gewebe eingelagert haben. Sie leben also in Symbiose mit einzelligen Algen, welche Fotosynthese betreiben und die Korallen mit Stoffwechselprodukten versorgen, welche einen Großteil des Energiebedarfs der Koralle decken. Daher resultieren auch die lichtexponierten Standorte von Cladocora caespitosa und die Tiefenverbreitungsgrenze. Das Vorkommen beschränkt sich auf Flachwasserbereiche bis maximal 40 Meter Tiefe und auf lichtexponierte Hartgründe, aber auch Posedonia-Wiesen.
Kolonien der Rasenkoralle erreichen Größen von bis zu 50 cm. Die einzelnen Polypen haben Durchmesser von 40 bis 50 mm.
Die Polypen haben eine klare kastanienbraune Farbe, einen Durchmesser von etwa 5 mm und bilden in Symbiose mit Zooxanthellen kissenförmige Kolonien. Sie produzieren Kalziumkarbonatablagerungen, die die Kalkstrukturen bilden, in denen sie leben. Mit einem Durchmesser von bis zu 50 cm ist sie die größte Steinkoralle im Mittelmeerraum. C. caespitosa hat eine durchschnittliche Generationsdauer von etwa 30 Jahren.
Verbreitung und Lebensraum:
Diese Art ist im Mittelmeer endemisch und wurde dort bereits im Oberpliozän nachgewiesen. Es kommt häufig auf felsigen Meeresböden zwischen einigen Metern und 60 Metern Tiefe vor. In der Meereslagune von Veliko Jezero, im Meeresschutzgebiet der Insel Mljet, Kroatien, gibt es ein kleines Korallenriff, das aus C. caespitosa besteht. Es wurde angenommen, dass es das einzige echte Korallenriff im Mittelmeer sei. Neuere Funde in der Adria zeigen, dass Cladocora c. ist nicht die einzige riffbildende Art im Mittelmeer.
Auf dem Bild:
Verkrustungen von teilweise mit Flechten bedeckten kolonialen Steinkorallen (Cladocora caespitosa) auf der Oberfläche eines Doliums (Terrakottabehälter). Das Dolium stammt aus dem Wrack eines römischen Schiffs und ist in der Nähe des Stadtmuseums Santa Marinella zu finden.
Reproduktion:
Die Kolonien wachsen durch Knospung, aber die Art verbreitet sich durch die Ansiedlung planktonähnlicher Larven auf dem zur Besiedlung geeigneten Meeresboden.
Bedrohungen:
Cladocora caespitosa wird auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft, was vor allem auf das jüngste Massensterben aufgrund von Hitzewellen im Mittelmeer zurückzuführen ist.
Es wurde beobachtet, dass die Art eine Verjüngung zeigt, eine einzigartige Überlebensstrategie, die es der Art ermöglicht, sich nach Erwärmungsereignissen zu erholen.
Auf der Darstellung oben:
Verjüngungsbedingte Erholung auf Polypen- und Kolonieebene bei Cladocora caespitosa
Cladocora caespitosa
(Capo Gallo, Sizilien)
Cladocora caespitosa
(Capo Gallo, Sizilien)
Cladocora caespitosa
(Capo Gallo, Sizilien)
Cladocora caespitosa
(Águilas, Spanien)
Cladocora caespitosa
(Águilas, Spanien)
Cladocora caespitosa
(Ibiza, Spanien)
Cladocora caespitosa
(Giens, Frankreich)
Cladocora caespitosa
(Funtana, Istrien, Kroatien)
Cladocora caespitosa
(Funtana, Istrien, Kroatien)
Cladocora caespitosa
(Funtana, Istrien, Kroatien)
Cladocora caespitosa
(Funtana, Istrien, Kroatien)
Cladocora caespitosa
(Evros, Griechenland)
Cladocora caespitosa
(Griechenland)
Cladocora caespitosa
(Griechenland)
Cladocora caespitosa in Aquarien:
Rasenkorallen (Cladocora caespitosa) im Aquarium Rovinj (Kroatien)
Rasenkorallen (Cladocora caespitosa) im Aquarium Rovinj (Kroatien)
Rasenkorallen (Cladocora caespitosa) im Aquarium Pula (Kroatien)
Rasenkorallen (Cladocora caespitosa) im Aquarium Pula (Kroatien)
Lophelia
Lophelia ist eine Gattung der Steinkorallen (Scleractinia) aus der Familie Caryophylliidae. Die Gattung ist monotypisch und Lophelia pertusa ist die einzige Art in der Gattung. Manche Autoren geben jedoch mit Lophelia prolifera eine zweite Art an. Da wir uns der Mehrheit der Autoren anschließen, sprechen wir in unseren Ausführungen ausschließlich von Lophelia pertusa.
Korallen rufen bei den meisten Menschen Bilder, farbenfroher Vielfalt in lichtdurchflutetem, klarblauem Wasser vors innere Auge. Doch es gibt auch Arten, die ihre Schönheit im Verborgenen entfalten. Kaltwasserkorallen leben in großen Tiefen, teilweise mehrere tausend Meter unter der Wasseroberfläche und oftmals bei einstelligen Wassertemperaturen.
Verbreitung und Lebensraum:
Lophelia pertusa ist eine weit verbreitete Steinkoralle. Von Nord-Norwegen zieht sich ein Band von Riffen entlang der Kontinentalplatten-Ränder bis nach West-Afrika, ein weiteres erstreckt sich zwischen Neuschottland (Kanada) und dem Golf von Mexiko. Selbst im Mittelmeer und in der Karibik findet man sie.
Größere Lophelia-Riffe gibt es an der Küste Norwegens, um die Färöer-Inseln und am Kontinentalabhang westlich der britischen Inseln (Rockall-Trog). Die Riffe werden noch von der gleichfalls riffbildenden Steinkoralle Madrepora oculata, Weichtieren, Armfüßern, Krebstieren und Fischen besiedelt. Die immer gleiche charakteristische Fauna wird als Lophelia-Assoziation bezeichnet.
Lophelia pertusa kommt weltweit in allen Ozeanen auf Hartböden in Tiefen zwischen 60 und 2100 Metern vor. Die meisten Lophelia-Riffe befinden sich zwischen 200 und 400 Metern Wassertiefe. Jedoch ist ein Vorkommen bei nur 39 Metern im inneren Trondheim-Fjord ebenso bekannt wie eine Fundstelle im New England Seamount Chain in mehr als 3000 Metern Tiefe. In Tiefen wie diese dringt kein Tageslicht. Anders als die meisten tropischen Korallen besitzen Kaltwasserkorallen keine Zooxanthellen als Symbionten, die sie per Photosynthese mit Nahrung versorgen. Sie filtern vorbeischwebendes Plankton aus dem Wasser und gedeihen daher besonders gut in Regionen, in denen starke Strömungen reichlich planktonische Nahrung mit sich bringen. Mit Wassertemperaturen zwischen vier und fast 14 Grad Celsius ist die Toleranzspanne von Lophelia pertusa zwar relativ breit, überwiegend findet man sie aber zwischen 6 bis 8°C.
An der Küste des südlichen Norwegens befinden sich fossile Lophelia-Stöcke aus dem jüngeren Pleistozän in einer Höhe von 100 Metern über dem Meeresspiegel. Sie müssen entstanden sein, als die Landmasse der Skandinavischen Halbinsel wegen des Gewichtes des eiszeitlichen Eisschildes 150 Meter tiefer lag als heute.
Bild oben:
Lophelia-Riff am Kontinentalhang von North Carolina.
Die Mission Life on the Edge 2004 hat eine vielfältige Vielfalt wirbelloser Lebewesen rund um Tiefseekorallen gesammelt. Springkrebse sind nur eine der vielen Arten von Organismen, die Tiefseekorallen als Unterschlupf nutzen.
Biologie:
Lophelia pertusa sind riffbildende Tiefseekorallen. Im Gegensatz zu ihren tropischen Verwandten leben sie nicht in einer Symbiose mit Zooxanthellen, sondern ernähren sich ausschließlich durch den Fang von Plankton.
Polypen am Ende der Zweige ernähren sich, indem sie ihre Tentakel ausstrecken und dem Meerwasser Plankton entziehen. Sie können Partikel von bis zu 2 cm Größe aufnehmen und mithilfe ihrer Chemorezeptoren zwischen Nahrung und Sediment unterscheiden. Das Wachstum von Polypen hängt von Umweltfaktoren wie Nahrungsverfügbarkeit, Wasserqualität und der Art und Weise des Wasserflusses ab.
Lophelia pertusa gelten als opportunistische Fresser, da sie sich von abgebauten Partikeln organischer Substanz ernähren. Daher stellen die Frühjahrsblüte des Phytoplanktons und die anschließende Zooplanktonblüte die Hauptquelle für den Nährstoffeintrag in die Tiefsee dar. Dieser Regen toten Planktons ist auf Fotografien des Meeresbodens sichtbar und regt einen saisonalen Wachstums- und Fortpflanzungszyklus der Korallen an. Dieser Zyklus wird in Wachstumsmustern aufgezeichnet und kann untersucht werden, um klimatische Schwankungen in der jüngeren Vergangenheit zu untersuchen.
Lophelia-Stöcke wachsen im Jahr durchschnittlich um einen Zentimeter.
Steinkorallen wie Lophelia pertusa bauen ihr Skelett aus Aragonit auf, einer besonders löslichen Form des Kalziumkarbonats.
Lophelia-Riffe können bis zu 35 m hoch werden. Das größte nachgewiesene Lophelia-Riff, das Røst-Riff, misst 3 km × 35 km und liegt in einer Tiefe von 300–400 m vor den Lofoten-Inseln in Norwegen. Betrachtet man dies anhand einer Wachstumsrate von etwa 1 cm pro Jahr, wird das hohe Alter dieser Riffe deutlich.
Die Kolonie wächst durch die Bildung neuer Polypen. An den Rändern abgestorbener Korallen befinden sich lebende Polypen, und die Fragmentierung von Korallenkolonien stellt eine Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung dar. Jede Kolonie ist entweder männlich oder weiblich und die sexuelle Fortpflanzung erfolgt, wenn diese Spermien und Eizellen ins Meer abgeben. Die Larven haben kein Nahrungsstadium, sondern ernähren sich von ihrem Eigelb und treiben mit dem Plankton möglicherweise mehrere Wochen lang umher. Wenn sie sich auf dem Meeresboden niederlassen, durchlaufen sie eine Metamorphose und entwickeln sich zu Polypen, die dann möglicherweise neue Kolonien gründen.
Lophelia-Kolonien sind buschartig und stark verzweigt. Einzelne Zweige können einen halben Meter lang werden. Die Polypen sitzen in dickwandigen Koralliten (Korallenkelche). Lophelia pertusa stellt einen Kolonialorganismus dar, der aus vielen Individuen besteht. Neue Polypen leben und bauen auf den Kalziumkarbonat-Skelettresten früherer Generationen auf. Die Farbe lebender Korallen reicht von weiß bis orangerot. Jeder Polyp hat bis zu 16 Tentakel und ist durchscheinend rosa, gelb oder weiß. Im Gegensatz zu den meisten tropischen Korallen sind die Polypen nicht durch lebendes Gewebe miteinander verbunden. Einige Kolonien haben größere Polypen, während andere kleine, zarte Polypen ausbilden.
Die Radiokarbondatierung weist darauf hin, dass einige Lophelia-Riffe in den Gewässern vor North Carolina möglicherweise 40.000 Jahre und einzelne lebende Korallenstöcke sogar bis zu 1.000 Jahre alt sind. Lophelia-Riffe wachsen äußerst langsam und können durch zerstörerische Fischereipraktiken oder Ölexploration und -förderung geschädigt werden.
Bild oben:
Lophelia pertusa, Leiopathes glabberima und Venusfliegenfallen-Anemonen (Actinoscyphia aurelia) und verschiedene andere Anemonen am Roberts Reef (Golf von Mexiko).
Ökologische Bedeutung:
Lophelia-Riffe bilden einen speziellen Lebensraum, der von einigen Arten von Tiefwasserfischen bevorzugt wird. Untersuchungen haben ergeben, dass Meeraale, Haie, Zackenbarsche, Seehechte und die Wirbellosengemeinschaft bestehend aus Schlangensternen, Weichtieren, Amphipoden und Krabben auf diesen Ufern leben. In den Gewässern über den Lophelia-Böden wurden hohe Dichten kleinerer Fische wie Beil- und Laternenfische festgestellt, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise wichtige Beutetiere für die darunter liegenden größeren Fische sind.
Auf dem Bild:
Ein orangefarbener, tiefseebewohnender Seestern aus der Gattung Brisingida am großen Lophelia pertusa-Riff im Golf von Mexiko in 450 m Tiefe. Oben im Bild ist ein Schwarm Schleimköpfe (Beryx sp.) zu sehen, der über der Riffspitze schwimmt.
Lophelia pertusa geht auch eine Symbiose mit dem Borstenwurm Eunice norvegica ein. Es wird vermutet, dass E. norvegica einen positiven Einfluss auf L. pertusa hat, indem es Verbindungsröhren bildet, die später verkalkt werden, um das Riffgerüst zu stärken. Während E. norvegica einen teilweisen Verzehr der von L. pertusa gewonnenen Nahrung erhält, hilft der Wurm dabei, das lebende Korallengerüst zu reinigen und es vor potenziellen Raubtieren zu schützen.
Auf dem Bild:
Wissenschaftler extrahiert einen Borstenwurm aus einer Lophelia pertusa aus dem Nordatlantik.
Foraminiferen (Einzellige, zumeist gehäusetragende Protisten) einschließlich Hyrrokkin sarkophaga, stehen ebenfalls in einer parasitären Beziehung zu L. pertusa, indem sie sich an Polypen der Koralle anheften. Obwohl die Besiedlung und Fortpflanzung durch H. sarchophaga erfolgt, ist dieser Parasitismus für die Koralle nicht schädlich.
Auf dem Bild:
Ein weißer Kropfschwamm in einem Beet aus Lophelia pertusa. Außerdem zu sehen ein paar Kelchkorallen und ein kleiner Skorpionsfisch.
In den von Lophelia pertusa begründeten Riffen findet sich mit Madrepora oculata eine weitere wichtige Steinkorallen-Art. Auch sie ist ein Kosmopolit und lebt zwischen 55 und knapp 2000 Metern Wassertiefe. Ihre Zickzack-Zweige sind jedoch zu zerbrechlich, um ausgedehnte unterseeische Dickichte zu bilden. Auch zwei Weichkorallen- bzw. Gorgonienarten sind häufig zusammen mit Lophelia anzutreffen: Die rot, pink- oder cremefarbene Paragorgia arborea wird wegen ihrer dicken knollenartigen Zweige auch „Kaugummi-Koralle“ genannt. In deren weicher äußerer Schicht leben unzählige Polypen, die zum Fressen ihre Tentakel so ausstrecken, sodass die Zweige wie von Blüten übersät wirken. Die bis zu drei Meter hohe Paragorgia wird im Riff noch von der orangefarbenen Primnoa resedaeformis überragt. Sie wächst bis zu sechs Meter in die Höhe und wurde in Tiefen bis zu 3200 Metern gefunden. Oft klettern Gorgonenhäupter, eine Schlangenstern-Art, in die Primnoa-Zweige, um von dort aus Plankton als Futter einzufangen.
Phyllangia americana mouchezii
Phyllangia americana ist eine azooxanthellate Korallenart, die an der Ostküste des Atlantischen Ozeans, vor den Kanaren und in Teilen des Mittelmeers, wie beispielsweise vor Malta und Israel vorkommt.
Auf dem Bild:
Phyllangia americana mouchezii, vor Israel
Phyllangia americana mouchezii ist eine Unterart von Phyllangia americana, die im Westatlantik sehr weit verbreitet ist und von der Küste Floridas bis zu den westindischen Inseln reicht. Die Gattung Phyllangia gehört zur Familie Caryophylliidae.
Die geologische Geschichte des Mittelmeers ist eine spannende Reise. Wie der offizielle wissenschaftliche Name dieser Koralle andeutet, besiedelte die Art das Mittelmeer vom Atlantischen Ozean aus nach dem Ende der messinischen Salzgehaltskrise vor 5,3 Millionen Jahren. Tatsächlich vertragen die Steinkorallen des Mittelmeers einen Temperaturbereich von 13 bis 31 Grad Celsius und einen Salzgehaltsbereich von 15 bis 36,4 Promille.
Bild oben:
Phyllangia americana mouchezii, bei Michmoret (Israel)
Die blütenartigen Polypen variieren in der Farbe von gelbbraun bis rotbraun und werden häufig von Algen und Schwämmen bewachsen. Die kreisförmige Skelettwand jedes Polypen hat sechs Septen, die nach innen ragen, während an der Außenseite kreisförmige Skelettkämme sichtbar sein können.
Wenn wir über Korallen sprechen, haben wir immer das ikonische Bild von äußerst fragilen tropischen, riffbildenden, symbiotischen Organismen in kristallklarem, flachem Wasser vor Augen. Auffallend sind dabei die in kalten Gewässern lebenden Steinkorallen. Sie zeigen, dass diese symbiotische Beziehung zwischen den beiden evolutionär weit entfernten Partnerorganismen recht schnell zusammenbrechen kann (Korallenbleiche), wenn die Bedingungen nicht optimal sind.
Das Mittelmeer ist ein eher nährstoffarmes Meer mit geringer Produktivität. Da die meisten Steinkorallenarten aus gemäßigten Gewässern, wie auch Phyllangia americana mouchezii keine Zooxanthellen als Photosynthesepartner haben, können sie nicht mit anderen Arten wie Schwämmen und Krustenalgen um Platz auf lichtexponierten, harten Felsoberflächen konkurrieren.
Dadurch werden Nährstoffe durch die Verdauung frei schwebender Mikroorganismen, die in hervorstehenden Tentakeln gefangen sind, oder aus gelöster organischer Substanz gewonnen. Die meisten Korallen, die dieses Verhalten zeigen, sind auf Tiefen beschränkt, in die kein Licht eindringt. Kolonien der versteckten Kelchkoralle wachsen durch eine Form der asexuellen Fortpflanzung, die als Knospenbildung bekannt ist und bei der sich der Mutterpolyp teilt, um neue Tochterpolypen zu bilden .
Dadurch sind die Steinkorallen des Mittelmeers auf Randlebensräume wie die Unterseite von Felsen, Felsvorsprünge, Höhlendecken und Höhlenwände beschränkt, in denen die Strömung gerade ausreicht, um genügend Nährstoffe zu transportieren. Diese Korallen sind auch in Wracks zu finden, die als künstliche Riffe in einer Tiefe von zwei bis über 80 Metern dienen. Dennoch bauen Steinkorallen weiterhin bescheidene Riffe durch eine einzellige dicke Gewebeschicht namens Calicoblastic Epithel auf . Diese Zellschicht erleichtert die Biomineralisierung von Kalzium in Form von Aragonit.
Phyllangia americana mouchezii
(Kanarische Inseln)
Phyllangia americana mouchezii
Phyllangia americana mouchezii
(Michmoret, Israel)
Polycyathus muellerae
Polycyathus muellerae ist eine kleine Korallenart aus der Familie der Caryophylliidae in der Ordnung der Steinkorallen. Sie ist im nordöstlichen Atlantik und im Mittelmeer beheimatet. Es handelt sich um Korallen, die unter Überhängen und in Höhlen als Teil einer Ansammlung von Organismen wachsen, die für solche schlecht beleuchteten Standorte typisch sind.
Polycyathus muellerae ist eine koloniale, großpolypige Steinkorallenart. Die einzelnen Polypen sind zunächst durch eine verkrustete Basallamina verbunden, die sich jedoch mit der Zeit abnutzen kann, sodass sich zwischen den Polypen andere Organismen ansiedeln können. Das Wachstum dieser Art erfolgt durch Austrieb aus der Basallamina, und die eher diffusen Kolonien können einen Durchmesser von etwa einem Meter haben.
Jeder einzelne Polyp sitzt in einer Korallit- oder Steinschale mit einem Durchmesser von etwa 6 mm und einer Höhe von 10 mm. Die Koralliten haben bis zu vier Zyklen gezahnter Septen (Steinkämme), was insgesamt 48 Septen ergibt. Sowohl Koralliten als auch Polypen sind braun und die 3 bis 4 mm langen Tentakel haben weiße Körnchen und weiße zylindrische Spitzen.
Verbreitung und Lebensraum:
Diese Art ist im nordöstlichen Atlantik, der Nordsee, dem Ärmelkanal und dem Mittelmeer beheimatet. Normalerweise meidet sie direktes Sonnenlicht und wächst in Höhlen und unter Überhängen in Tiefen von bis zu 30 Metern.
Ökologie:
P. muellerae ist eine azooxanthellate Koralle; Sie geht keine Symbiose mit mikroskopisch kleinen Dinoflagellaten ein, sondern bezieht ihre gesamte Nahrung aus den Planktonorganismen, die von den Polypen gefangen werden. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Knospung vergrößert die Kolonie. Bei dieser Art wurde keine sexuelle Fortpflanzung beobachtet, aber die Tatsache, dass die Koralle weit verbreitet ist, legt nahe, dass sie sich auch auf sexuellem Wege vermehrt. Diese Koralle wird manchmal von Seepocken (Megatrema anglicum) parasitiert.
Bild oben:
Polycyathus muellerae (Thessalien, Griechenland)
Eine Untersuchung der Ansammlungen von Organismen, die in Unterwasserhöhlen in Süditalien leben, ergab, dass es an den am besten beleuchteten Stellen in der Nähe des Eingangs reichlich Algen gab und in den tiefsten Teilen des Inneren Schwämme überwogen. In der Zwischenzone gab es Korallen, darunter Polycyathus muellerae, Hydroiden, Schlangenwürmer, Muscheln, Wurmschnecken, Bryozoen und Seescheiden.
Stephanocyathus spiniger
Stephanocyathus wird traditionell in die große und vielfältige Familie Caryophyllidae eingeordnet, die zahlreiche Gattungen von azooxanthellaten Tiefseekorallen umfasst.
Stephanocyathus spiniger wird etwas weiter unten im Artikel: "Seltene Azoo-Steinkorallen in japanischen Aquarien" ausführlicher behandelt.
Auf der Abbildung:
Skelett von Stephanocyathus spiniger
Darstellung oben:
Skelette rezenter azooxanthellater Steinkorallen (Scleractinia)
- Ericiocyathus echinatus (Holotyp)
A und B: Calicular bzw. Seitenansicht - Anthemiphyllia patera costata
C und D: Calicular bzw. Seitenansicht - Stephanocyathus regius
E und F: Calicular bzw. Seitenansicht - Stephanocyathus spiniger
G und H: Calicular bzw. Seitenansicht - Stephanocyathus (Odontocyathus) coronatus
I und J: Calicular bzw. Seitenansicht - Trochocyathus (Aplocyathus) brevispinaK
L und M: Calicular, Schräg- bzw. Seitenansicht.
(Maßstabsbalken: 5 mm)
Dendrophylliidae
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Klasse: Blumentiere (Anthozoa)
Unterklasse: Hexacorallia
Ordnung: Steinkorallen (Scleractinia)
Unterordnung: Dendrophylliina
Familie: Dendrophylliidae
Die Dendrophylliidae sind eine Familie von Steinkorallen.
Auf dem Bild:
Rhizopsammia minuta, eine Korallenart aus der Familie Dendrophylliidae.
Die meisten Arten der Dendrophylliidae sind ahermatypisch, das heißt, sie leben nicht in Symbiose mit Zooxanthellen und können Biotope fernab vom Sonnenlicht in Höhlen, unter Überständen oder auf dem tiefen Meeresgrund besiedeln. Azooxanthellate, ahermatypisch lebende Korallen müssen ihre Nahrung mit ihren Tentakeln fangen, anstatt sich beim Nahrungserwerb auf Photosynthese durch Zooxanthellen zu verlassen.
Viele Arten aus der Gattung Dendrophylliidae kommen in subtropischen und gemäßigten Zonen aller Weltmeere und mit mehreren Arten auch im Mittelmeer vor. Zu ihnen gehören beispielsweise die Sternkoralle (Astroides calycularis) aus dem Mittelmeer und die Baumkoralle (Dendrophyllia ramea) aus dem Mittelmeer und dem Atlantik, die ebenso wie die tropischen Tubastraea auch in größeren Tiefen leben und sich von Plankton ernähren.
Die Gattungen Turbinaria, Duncanopsammia sowie einige Arten von Heteropsammia dagegen leben in Symbiose mit Zooxanthellen, von deren Stoffwechselprodukten sie sich teilweise ernähren, und sind daher auf helle Standorte in den flachen, tropischen Korallenriffen angewiesen.
Das Weltregister der Meeresarten umfasst folgende Gattungen in der Familie Dendrophylliidae:
- Astroides
- Balanophyllia
- Balanopsammia
- Bathypsammia
- Cladopsammia
- Dendrophyllia
- Dichopsammia
- Duncanopsammia
- Eguchipsammia
- Enallopsammia
- Endopachys
- Endopsammie
- Heteropsammia
- Leptopsammia
- Lobopsammia †
- Notophyllia
- Pourtalopsammia
- Rhizopsammia
- Thecopsammia
- Trochopsammia
- Tubastraea
- Turbinaria
Astroides
Astroides ist eine Gattung von Steinkorallen aus der Familie der Dendrophylliidae. Die Gattung ist monotypisch und die einzige Art ist Astroides calycularis, die im westlichen Mittelmeer endemisch ist. Die Art wurde erstmals 1766 vom deutschen Naturforscher Peter Simon Pallas beschrieben.
Auf dem Bild:
Sternkoralle (Astroides calycularis)
Sternkoralle
Astroides calycularis
Die Sternkoralle (Astroides calycularis) gehört zu den Steinkorallen (Scleractinia). Sie lebt im Süden des westlichen Mittelmeers, an den Küsten des Magreb, Südspaniens und des südlichen Italiens bis etwa Höhe Neapel. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Höhlen, Überhänge und Steilwände bis in Tiefen von 30 Metern. Seltener kommt sie auch noch bis 70 Meter Wassertiefe vor.
Astroides calycularis ist eine koloniebildende Koralle, die aus einer Gruppe von Polypen besteht, von denen jeder in einer steinigen Schale sitzt, die als Kelch bezeichnet wird. Die Kolonien erreichen meist einen Durchmesser von 25 bis 30 cm und eine Höhe von 10 cm. Jeder Polyp hat einen Durchmesser von etwa 1 bis 2 cm. Die Polypen sind gelb oder orange und besitzen etwa dreißig sehr kurze Tentakeln, die das schlitzförmige Maul umgeben. Die Kolonie wächst durch asexuelle Fortpflanzung, wobei neue Polypen aus bestehenden Polypen hervorgehen und ihre eigenen Kelche bilden. Tiefwasserkolonien haben die Form eines Busches, die Polypenkelche sind kreisförmig und die Vermehrung erfolgt in unterschiedlichen Höhen an den Kelchwänden. Flachwasserkolonien neigen dazu, eine Ellipsenform zu bilden, die Kelche sind vieleckig und die Vermehrung erfolgt in der Mitte der Kolonie sowie an den Rändern.
Verbreitung und Lebensraum:
Während des Pleistozäns war Astroides calycularis weiter verbreitet als heute und kam im gesamten westlichen Mittelmeerraum vor. Seitdem ist sie aus dem nördlichen Teil dieses Gebietes, aufgrund der durch Eiszeiten verursachten niedrigeren Meerestemperaturen verschwunden. Heutzutage ist sie im westlichen Mittelmeer, südlich von Sardinien beheimatet und kommt auch im Atlantischen Ozean nahe der Straße von Gibraltar vor. Vor 1989 war die Art auf das Gebiet westlich von Sizilien beschränkt, doch in diesem Jahr tauchte sie erstmals in der Adria auf. Dies fiel mit einer plötzlichen Änderung der Zirkulation im östlichen Mittelmeer zusammen, die es den kurzlebigen pelagischen Larven ermöglicht haben könnte, lange genug zu überleben, um sich auf dem Meeresboden der kroatischen Küste niederzulassen. A. calycularis kommt auf Felsen und Mauern, unter Überhängen und in Unterwasserhöhlen in Tiefen bis zu etwa 70 m vor. An geeigneten Standorten können Kolonien 90 % des verfügbaren Substrats bedecken. In einer Höhle in Italien kam sie in besser beleuchteten Gegenden häufiger vor als die solitäre Steinkoralle (Leptopsammia pruvoti) und war in der Nähe der Stelle, an der schwefelhaltiges Quellwasser in die Höhle floss, häufiger anzutreffen.
Die Sternkoralle lebt nicht, wie die meisten anderen Steinkorallen, mit Zooxanthellen in Symbiose. Dadurch kann sie auch dunklere Lebensräume besiedeln. Astroides calycularis ist nachtaktiv, die Polypen bleiben tagsüber in ihre Kelche zurückgezogen. Sie breiten nachts ihre Tentakel zum Nahrungsfang aus und ernähren sich von gefangenem Plankton und möglicherweise Bakterien.
Sternkorallen erinnern wegen ihrer auffälligen Färbung, der Kolonieform und des Lebensraums an die Steinkorallen der Gattung Tubastraea aus dem tropischen Indopazifik. Beide Arten gehören der Famile Dendrophylliidae an. Tubastraea wird etwas weiter unten bei den azooxanthellaten Steinkorallen vorgestellt. Auch die Sternkoralle hätte in dieser Gruppe stehen können. Wir haben uns aber dazu entschieden sie hier, bei den Steinkorallen der gemäßigten- und subtropischen Meere aufzuführen.
Aquarienhaltung:
Bei einer Haltung im Aquarium sollte eine regelmäßige, aktive Fütterung erfolgen. Zusätzlich muss die Koralle nach den auf ihr parasitisch lebenden Copepoden Doridicola helmuti abgesucht und diese gegebenenfalls entfernt werden, beispielsweise durch die "Dipp-Methode".
Für die Haltung sind Temperaturen von 15 bis 20 °C geeignet, zeitweise (im Sommer) auch bis 25 °C, im Winter bis 18°C.
Astroides calycularis
Astroides calycularis
(Insel Linosa)
Astroides calycularis
(Insel Linosa)
Astroides calycularis
(Insel Linosa)
Astroides calycularis
(Insel Linosa)
Astroides calycularis
Skelett von Astroides calycularis
Balanophyllia
Balanophyllia ist eine Gattung von Solitärkorallen in der Ordnung der Steinkorallen. Solitärkoralle bedeutet, dass sie nur einen einzigen Polypen haben, der nicht in Gruppen bzw. Kolonien wächst sondern eben solitär, für sich alleine.
Einige Arten der Gattung Balanophyllia werden weiter unten auf dieser Seite, unter der Rubrik "Steinkorallen der gemäßigten Meere" genauer beschrieben, da es sich bei den Arten dieser Gattung um Bewohner subtropischer und gemäßigter Zonen handelt.
Balanophyllia mit voll entfalteten Tentakeln, welche dem Planktonfang dienen.
Balanophyllia bonaespei
Balanophyllia regia
Balanophyllia europaea
(Argeles, Frankreich)
Balanophyllia elegans
Balanophyllia bairdiana
(Magic Point, Maroubra)
Balanophyllia
(Dome Rock Reef, Südafrika)
Balanophyllia bonaespei
Balanophyllia bonaespei ist eine Art der solitären Kelchkorallen, aus der Familie der Dendrophylliidae. Es handelt sich um eine azooxanthellate Art.
Auf dem Bild:
Balanophyllia bonaespei (Castle Rocks, Südafrika)
Balanophyllia bonaespei sind einzeln stehende Steinkorallen, die oberflächlich gesehen orangefarbenen Seeanemonen ähneln. Sie erreichen einen Durchmesser von 1–2 cm und haben fast transparente, perlenbesetzte Tentakel.
Diese Art ist von der Saldanha Bay bis East London vor der südafrikanischen Küste bekannt und lebt in einer Tiefe von 5 bis 150 Metern.
Warzenkoralle,
Vielfarbige Solitärkoralle
Balanophyllia europaea
Balanophyllia europaea ist eine Solitärkoralle, die bereits in einem Meter Tiefe anzutreffen ist. Beim Schnorcheln übersieht man sie meist, wenn die Aufmerksamkeit auf Fische und Krebse gerichtet ist. Die Warzenkoralle ist eine solitär lebende großpolypigige Steinkoralle.
Auf dem Bild:
Warzenkoralle mit teilweise eingezogenen Tentakeln. Im Polypengewebe sind Zooxanthellen eingelagert, welche die Koralle durch Fotosynthese mit Nährstoffen versorgen. Deshalb sind Warzenkorallen tagsüber, wenn die Sonne scheint meistens geschlossen. Wenn es dunkel wird entfalten sie ihre Tentakel um Mikroorganismen aus dem Wasser zu fangen.
Verbreitung:
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf das Mittelmeer, sowie das Schwarzes Meer, die Straße von Gibralta und den angrenzenden Ost-Atlantik. Sie kommt von der Gezeitenzone bis in 50 Meter Tiefe vor und erreicht Größen von bis zu 8 cm.
Warzenkorallen besitzen zwar Zooxanthellen, benötigen aber dennoch eine Zufütterung, um längerfristig zu gedeihen.
Als Futter eignen sich Mysis (Schwebegarnelen), Plankton (pflanzliche und tierische Mikroorganismen) und Artemien (Salinenkrebse).
Cladopsammia
Cladopsammia ist eine Gattung von Steinkorallen aus der Familie der Dendrophylliidae. Arten dieser Gattung kommen in Tiefen bis zu etwa 470 Metern vor. Es handelt sich um azooxanthellate Korallen, was bedeutet, dass sie keine symbiotischen, photosynthetischen Dinoflagellaten enthalten, welche die Koralle mit Nährstoffen versorgen. Azooxanthellate Korallen sind daher auf aktiven Nahrungsfang angewiesen.
Bild oben:
Cladopsammia gracilis (Rotes Meer, Ägypten)
Foto von: Diego Delso, delso.photo, License CC-BY-SA
Cladopsammia manuelensis
Cladopsammia manuelensis, besser bekannt als Sonnenkoralle oder Kelchkoralle, ist eine azooxanthellate Steinkorallenart, die in den flachen und tieferen Gewässer des Atlantischen und Indischen Ozeans vorkommt.
Anatomie und Ökologie:
Es wird beschrieben, dass Cladopsammia manuelensis einen matten olivfarbenen bis orangefarbenen Körper mit orange und gelb schattierten Tentakeln hat, die aus dem Polypen herausragen.[5][2] Der stumpfe Körper der Koralle ist an einem harten Untergrund befestigt und der Polyp der Koralle zieht sich zusammen und zieht sich aus dem Körper zurück, um sich zu ernähren. C. manuelensis ist eine Azooxanthellat-Korallenart, was bedeutet, dass sie keine symbiotischen Zooxanthellen enthält und ihre Nahrung stattdessen durch Suspensionsfütterung bezieht. C. manuelensis gehört ebenfalls zur Ordnung der Scleractinia und ist daher eine Steinkorallenart, was einfach bedeutet, dass sie einen harten Skelettkörper haben. Aufgrund ihrer harten Skelettkörper sind Steinkorallen nicht nur wesentliche Riffbildner in Tiefseekorallenrifflebensräumen.
Verbreitung und Lebensraum:
Im letzten Jahrzehnt hat Cladopsammia manuelensis sowohl in der Tiefe als auch in geografischer Hinsicht an Häufigkeit zugenommen, insbesondere in der Karibik. Früher glaubte man, dass Cladopsammia manuelensis nur in der Tiefsee vorkommt, wurde aber kürzlich in seichten Gewässern entdeckt.
Cladopsammia manuelensis kommt im Atlantischen und Indischen Ozean vor und wurde in verschiedenen tropischen Regionen vor den Küsten Afrikas und Amerikas beobachtet, wo sie hauptsächlich in der Karibik vorkommt. Genauer gesagt wurde Cladopsammia manuelensis in der Nähe von Curaçao, Aruba, Haiti, der Dominikanischen Republik und Puerto Rico gesichtet. Insbesondere wurde er jedoch nicht in den Regionen Bonaire und Sint Eustatius gefunden, trotz der Ähnlichkeit zwischen den Umgebungen von Curaçao und Bonaire und ihrer unmittelbaren Nähe von 40 km. Kürzlich wurde Cladopsammia manuelensis auch vor der Küste Südfloridas lokalisiert, insbesondere in den Gebieten Pourtalès Terrace und Florida Straits. Mehrere Arten der Gattung Cladopsammia werden auch in der Nähe der Küsten Koreas, Japans und der Marquesas-Inseln in Französisch-Polynesien entdeckt, C. manuelensis muss jedoch in diesen Regionen noch gefunden werden. Dennoch wäre die Möglichkeit, in einer solchen Region auf C. manuelensis zu stoßen, nicht überwältigend, da ein Großteil des Ozeans noch erforscht werden muss und C. manuelensis die Fähigkeit gezeigt hat, sich an verschiedene Umgebungen anzupassen und zu gedeihen.
Bild oben:
Cladopsammia manuelensis in Korallenriffen in Curaçao and Aruba gefunden.
Foto: Bert Hoeksema
Tiefenverbreitung:
Cladopsammia manuelensis wurde in einem weiten Tiefenbereich beobachtet und kam sowohl in Flachwasserriffen als auch in Tiefseeriffen vor. Dies ist ein seltenes ökologisches Merkmal, das speziell für die Familie der Dendrophylliidae gilt. Da es sich bei C. manuelensis um eine azooxanthellate Korallenart handelt, gedeihen sie in Tiefseeumgebungen. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit wurde jedoch neu entdeckt, dass C. manuelensis auch in einigen Flachwasser-Korallenriffumgebungen vorkommt. Der aktuelle Tiefenbereich dieser Art im Atlantischen Ozean beträgt 4–366 m: Vor der Westküste Afrikas beträgt der Tiefenbereich 55–150 m und vor der Küste Amerikas beträgt der Tiefenbereich 4–366 m. Während die Tiefenreichweite dieser Art vor der südöstlichen Küste Afrikas im Indischen Ozean 43–110 m beträgt. Allerdings wurde Cladopsammia manuelensis auch in flacheren Riffen in einer Tiefe von 4–19 m in der Nähe der Dominikanischen Republik gefunden.
Ernährung:
Wie die meisten Korallen sind C. manuelensis Suspensionsfresser, im Gegensatz zu den meisten Korallen enthält C. manuelensis keine symbiotischen Zooxanthellen. Da sie sesshaft sind und sich nicht auf die Sonne als Nahrung verlassen können, ist C. manuelensis für ihre Ernährung auf in der Wassersäule schwebende Partikel angewiesen. C. manuelensis fangen Detritus, indem sie die Tentakel ihres Polypen herausstrecken, die zur Nahrungsaufnahme zusammengezogen und aus dem Körper zurückgezogen werden können, und sammeln alles, was darauf landet. Durch die Methode der Suspensionsfütterung sind sie in der Lage, etwas Phytoplankton, Flohkrebse, Ruderfußkrebse und anderes Zooplankton zu fangen.
Auf dem Bild:
Cladopsammia manuelensis von Forschenden vor Curaçao entdeckt.
Leptopsammia
Leptopsammia ist eine Gattung von Steinkorallen aus der Familie der Dendrophylliidae. Mitglieder dieser Gattung kommen in Tiefen bis zu etwa 900 Metern vor. Sie sind Azooxanthellat, was bedeutet, dass sie keine symbiotischen photosynthetischen Algen oder Dinoflagellaten enthalten, welche die Koralle mit Nährstoffen versorgen. Azooxanthellate Korallen sind daher auf aktiven Nahrungsfang angewiesen.
Auf dem Bild:
Gelb leuchtende Kelchkorallen (Leptopsammia pruvoti) zwischen Farbwechselnden Gorgonien (Paramuricea clavata) an einem Überhang (Capo Gallo, Sizilien)
Kelchkoralle, Sunset Cup Coral
Leptopsammia pruvoti
Leptopsammia pruvoti ist eine solitäre Steinkoralle aus der Familie der Dendrophylliidae. Es handelt sich um eine azooxanthellate Art, was bedeutet, dass ihr Gewebe nicht die symbiotischen einzelligen Algen (Zooxanthellen) der Gattung Symbiodinium enthält, wie dies bei den meisten Korallen der Fall ist. Sie ist im Mittelmeer beheimatet. Die Art wurde 1897 von Henri de Lacaze-Duthiers beschrieben und zu Ehren des französischen Meeresbiologen Georges Pruvot benannt.
L. pruvoti ist eine solitäre Steinkoralle und ähnelt oberflächlich einer Seeanemone. Der Polyp sitzt in einer Kalkschale, die an der Basis breiter als oben ist und deren Form von zylindrisch und kurz bis konisch und lang variiert. Er erreicht eine Höhe von etwa 60 mm und einen Durchmesser von 20 mm. Der Polyp ist gelb oder orange mit etwa sechsundneunzig langen, durchscheinenden gelben Tentakeln. Es kann sich in die Skelettschale zurückziehen, sodass die Tentakel kaum noch sichtbar sind. Diese Art kann mit einer anderen gelben oder orangefarbenen Kelchkoralle, Balanophyllia regia, verwechselt werden, aber diese Art wird nie so groß und hat weniger Tentakel.
Leptopsammia pruvoti kommt im westlichen Mittelmeer und in der Adria sowie an den Atlantikküsten Portugals, der Bretagne, der Kanalinseln und im Südwesten Englands vor. Unabhängig vom Sonnenlicht kommt es unter Felsbrocken, auf Grundgestein, in Spalten, unter Überhängen und in Höhlen in Tiefen zwischen 10 und 40 Metern vor.
In einer Meereshöhle in Italien wurde festgestellt, dass die Kolonialkoralle Astroides calycularis an gut beleuchteten Orten reichlich vorhanden war, in den dunkleren Teilen der Höhle jedoch weniger zahlreich wurde, während L. pruvoti an dunklen Orten häufiger vorkam. An Orten, an denen sich schwefelhaltiges Quellwasser mit dem Meerwasser vermischte, war die Situation jedoch umgekehrt und Astroides calycularis kam häufiger vor. Die relativen Anteile der beiden Arten könnten durch das Vorhandensein von Matten aus schwefelverdauenden Bakterien rund um die Quelle beeinflusst worden sein.
Oculinidae
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Klasse: Blumentiere (Anthozoa)
Unterklasse: Hexacorallia
Ordnung: Steinkorallen (Scleractinia)
Familie: Oculinidae
Oculinidae sind eine Familie von koloniebildenden Steinkorallen.
Arten der Familie Oculinidae zeichnen sich dadurch aus, dass die Wände der Koralliten (die Becher, die die Polypen beherbergen) aus festwandigen, aber eher fragilen Röhren bestehen, die durch ein glattes Skelettmaterial namens Coenosteum verbunden sind. Die Koralliten sind weit auseinanderliegend und robust. Die Septen (Kämme an den Korallenwänden) sind deutlich nach außen gebogen und verleihen der Koralle ein stacheliges Aussehen. Viele Arten dieser Familie gehen eine Symbiose mit Zooxanthellen ein, die im Gewebe der Polypen leben. Hierbei handelt es sich um photosynthetische Algen, die den Polypen Nährstoffe liefern und gleichzeitig von einer sicheren Umgebung und einem erhöhten, sonnigen Standort profitieren.
Das World Register of Marine Species listet die folgenden Gattungen auf:
- Bantamia †
- Bathelia
- Cyathelia
- Madrepora
- Oculina
- Petrophyllia
- Schizoculina
- Sklerhelia
Cyathelia axillaris
Die Steinkoralle Cyathelia axillaris ist die einzige Art ihrer Gattung. Ihre Polypen sind ziemlich groß (bis zu 11 mm) und etwas eiförmig, mit einer ungewöhnlichen papillierten Columella in der Mitte, die in der lebenden Koralle etwas sichtbar ist. Die Färbung ist meist weiß, obwohl die Polypen braun sein können und gelegentlich grün fluoreszieren.
Cyathelia axillaris wird etwas weiter unten im Artikel: "Seltene Azoo-Steinkorallen in japanischen Aquarien" ausführlicher behandelt.
Auf dem Bild:
Skelett von Cyathelia axillaris
Madrepora
Madrepora ist eine Gattung von Steinkorallen, die häufig in tropischen vorkommen.
Die Namen Madrepore und Madreporaria wurden früher allgemein für alle Steinkorallen der Familie Scleractinia verwendet. Sie vermehren sich auf drei verschiedene Arten, wie die Meereszoologin Anne Thynne (1800–1866) entdeckte. Sie ist allgemein als Hornkoralle bekannt. Eine Kolonie ist mit kleinen Polypen in zylindrischen Bechern verzweigt, die durch ein perforiertes Coenosteum getrennt sind. Endpolypen tragen sechs Tentakel, während Seitenpolypen zwölf Tentakel tragen. Madrepora ist wirtschaftlich wichtig, da es zur Bildung von Korallenriffen beiträgt.
Madrepora oculata
Madrepora oculata, auch Zickzackkoralle genannt, ist eine Steinkoralle, die weltweit außer in den Polarregionen vorkommt und in Wassertiefen von 80–1500 Metern wächst. Sie wurde erstmals von Carl Linnaeus in seiner bahnbrechenden 10. Auflage von Systema Naturae aus dem Jahr 1758 beschrieben. M. oculata ist eine von nur 12 Korallenarten, die weltweit vorkommen, sogar in subantarktischen Ozeanen. In einigen Gebieten, beispielsweise im Mittelmeer und im Nordostatlantik, dominiert sie die Korallengemeinschaften.
Beschreibung:
M. oculata ist in ihrer Neigung zur Verzweigung, ihrer Textur und Farbe und anderen Aspekten recht unterschiedlich, selbst innerhalb von Exemplaren derselben Korallenkolonie. Sie ist buschig und wächst in kleinen Kolonien, die Dickichte bilden und fächerförmige, etwa 30 bis 50 cm hohe Matrizen bilden. Sie hat dicke Skelettteile, die in einem Lamellenmuster wachsen. Da ihr Skelett zerbrechlich ist und kein großes Gerüst tragen kann, findet man sie normalerweise zwischen stärkeren Korallen wie Lophelia pertusa und Goniocorella dumosa, die ihr Schutz bieten. In Gebieten, in denen M. oculata vorherrscht, findet man sie meist zwischen Schutt und Trümmern und nicht in Korallenriffen.
Madrepora oculata produziert große Mengen Schleim, der extrazellulär oder außerhalb der Zellmembranen liegt. Der Schleim schützt das Korallenskelett vor Angriffen zerstörerischer Schädlinge.
Hypertrophie:
Die ersten Fälle von möglichem Krebs in Korallen wurden bei einer Madrepora-Art in hawaiianischen Gewässern gemeldet, bei der hypertrophierte Koralliten festgestellt wurden. Ähnlich hypertrophierte Koralliten wurden in Kolonien von Madrepora oculata im Nordwesten Australiens und Japans sowie in der Formosa-Straße und anderen Gebieten beschrieben, jedoch nie bestätigt. Eine aktuelle vorläufige Neuinterpretation besagt, dass es sich bei diesen abnormalen Koralliten um eine Form der inneren Galle handelt, eine abnormale Schwellung oder Wucherung, die durch eine Infektion mit einem Parasiten verursacht wird, und nicht um ein klassisches Neoplasma.
Skelett von Madrepora oculata im Städtischen Museum für Naturgeschichte von Genua, Italien.
Oculina
Oculina ist eine Gattung kolonialer Steinkorallen aus der Familie der Oculinidae. Diese Korallen kommen hauptsächlich im Karibischen Meer, im Golf von Mexiko und auf den Bermudas vor, einige Arten kommen jedoch auch im östlichen Pazifik vor. Sie kommen in Tiefen bis zu 1000 Metern vor.
Auf dem Bild:
Oculina arbuscula
Die Kolonien von Oculina haben eine spärlich verzweigte Struktur und sind meist hellgelb. Die Zweige sind schlank und haben einen Durchmesser von nicht mehr als 1 Zentimeter. Die Koralliten, die die Polypen beherbergen, sind weit voneinander entfernt. Ihre Wände bestehen aus fragilen, stabilwandigen Röhren. Jeder Korallit hat 12 primäre Septen mit feinen Zähnen, die teilweise aus der Korallitwand herausragen und größer als die Zwischensepten sind. Einige Arten enthalten symbiotische Mikroalgen, sogenannte Zooxanthellen.
Seltene Azoo-Steinkorallen in japanischen Aquarien:
Die Auswahl an nicht photosynthetischen Steinkorallen in einem durchschnittlichen Meerwasserfachgeschäft ist normalerweise nicht sehr vielfältig. Möglicherweise finden sich ein oder zwei Arten von Tubastraea, mit viel Glück kann amn eine Dendrophyllia oder Rhizopsammia entdecken. Wirklich seltene Arten, wie Rhizotrochus typus oder eine Petrophyllia rediviva wird man kaum einmal finden können.
Die in diesem Artikel behandelten Arten kommen regelmäßig nur in Japan in Gefangenschaft vor und werden offenbar als Beifang von kommerziellen Schleppnetzen gefangen. Japanische Aquarianer legen besonderen Wert auf die Haltung azooxanthellater Korallen und oft gelingt es ihnen, Exemplare zu erwerben, die unter europäischen und amerikanischen Aquarianern unbekannt sind. Es versteht sich von selbst, dass es eine ziemliche Herausforderung sein kann, diese zu identifizieren.
Auf dem Bild:
Cyathelia axillaris-Kolonie in freier Wildbahn
Cyathelia axillaris
Die Steinkoralle Cyathelia axillaris ist das einzige Mitglied ihrer Gattung und ihre Klassifizierung ist derzeit höchst ungewiss. Traditionell wurde sie in die Familie der Oculinidae eingeordnet, aber neuere molekulare Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich um eine isolierte Abstammungslinie handelt, die weit von dieser Klassifizierung entfernt ist. Sie scheint die Schwester einer unbekannten, einsamen Tiefwasserkoralle – Trochocyathus – zu sein, und beide sind Schwestern der relativ seltenen Art Plesiastrea versipora. Diese wiederum ist eng mit Euphyllia verwandt. Augenscheinlich gibt es keinerlei Ähnlichkeiten unter diesen Arten. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Nuance der Biomineralisation des Skeletts, das diese Korallen gemeinsam haben.
Die Polypen von Cyathelia axillaris sind ziemlich groß (bis zu 11 mm) und etwas eiförmig, mit einer ungewöhnlichen papillierten Columella in der Mitte, die in der lebenden Koralle etwas sichtbar ist. Die Färbung ist meist weiß, obwohl die Polypen braun sein können und gelegentlich grün fluoreszieren.
Auf dem Bild:
Aquariuenexemplar mit grüner Fluoreszenz.
(Bildnachweis: B-Box Marine)
Den wenigen Bildern von Naturstandorten, die man finden kann, nach zu urteilen, scheint Cyathelia häufig auf felsigen Riffen zu wachsen. Der Exxperte Dr. Stephen Cairns berichtet, dass Cyathelia axillaris eurythermisch ist, was heißt, dass sie in der Lage ist, einen weiten Temperaturbereich zu tolerieren. Das Verbreitungsgebiet dieser Koralle erstreckt sich über die tropischen Gewässer des Indopazifiks. Offensichtlich bewohnt die Koralle in japanischen Gewässern flachere Bereiche zwischen 15 und 366 Metern. Dagegen liegen die aufgezeichneten Tiefen im Indischen Ozean zwischen 161 und 1590 Metern.
Stephanocyathus spiniger
Das bringt uns zu einer ungewöhnlichen Koralle. Stephanocyathus spiniger aus der Familie der Caryophylliidae ist eine solitäre Steinkoralle, die ein besonderes Skelett ausbildet, das an die Wurzeln eines Baumes erinnert.
Die seitlichen Ausläufer des Skeletts sind offensichtlich Anpassungen zur Verankerung dieses Tieres in weichen Sedimenten, wahrscheinlich in Gebieten mit mäßigem Wasserfluss. Mehrere andere Korallen haben unabhängig voneinander ähnliche Strukturen entwickelt und könnten möglicherweise mit Stephanocyathus verwechselt werden. Caryophyllia spinigera hat ein analoges Skelett, aber es fehlen die vergrößerten Septen, die dieser Koralle ihr kronenartiges Aussehen verleihen und ihren Namen, vom griechischen „stephanos“, was Krone bedeutet.
Auf dem Bild:
Stephanocyathus spiniger
Aufgrund der Form ihres Skeletts wird sie auch als Königin der Tiefsee-Azoo-Korallen bezeichnet.
(Bildnachweis: Sea Bros)
Auf dem Bild:
Stephanocyathus spiniger
Eine wirklich unverwechselbare Koralle.
(Bildnachweis: Hanapapa)
Stephanocyathus wird traditionell in die große und vielfältige Familie Caryophyllidae eingeordnet, die zahlreiche Gattungen von azooxanthellaten Tiefseekorallen umfasst, von denen die meisten Arten niemals in Aquarien gelangen. Die maximal aufgezeichnete Größe, ohne Berücksichtigung der seitlichen Verlängerungen beträgt 47 mm im Durchmesser und 26 mm in der Höhe. In Japan wird Stephanocyathus spiniger aus Tiefen unter 100 m gemeldet. Auf den Philippinen wurde die Art in Tiefen zwischen 120 und 695 m dokumentiert. Japanische Aquarianer berichten, dass diese Art relativ anspruchslos ist. Die Exemplare wurden über ein Jahr lang erfolgreich mit zwei Fütterungen pro Woche und bei einer Wassertemperatur maximal 18° C gehalten.
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