Röhrenaale (Heterocongrinae)

Röhrenaale

Systematik

Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Kohorte: Elopomorpha
Ordnung: Aalartige (Anguilliformes)
Familie: Meeraale (Congridae)
Unterfamilie: Röhrenaale (Heterocongrinae)

Die Röhrenaale (Heterocongrinae) sind eine Unterfamilie der Meeraale (Congridae), die zwei Gattungen und 39 bekannte Arten umfasst (Stand: 2022). Die Tiere der beiden Gattungen, Gorgasia (16 Arten) und Heteroconger (23 Arten), werden anhand ihrer Maulform unterschieden.

Auf dem Bild:
Röhrenaal-Kolonie (Gorgasia sillneri)

Verbreitung und Lebensweise

Röhrenaale leben in strömungsreichen, tropischen Flachwasserregionen von Atlantik, Pazifik, Indischem Ozean und des Roten Meeres, in Tiefen von 10 bis 30 Metern.

Die kleinen Fische leben in Kolonien von wenigen bis zu tausenden von Tieren auf sandigem Bodengrund in Röhren, die sie mit ihrem harten, spitzen Grabschwanz selbst graben. Am Schwanzende befindet sich auch eine Drüse, die große Mengen eines Sekretes absondern kann, das die Röhrenwände verfestigt und das Nachrieseln des Sandes verhindert. Sie bleiben mit ihren Hinterleibern ständig in den Röhren, der Vorderkörper pendelt im Wasser, wobei Zooplankton gefangen wird. Sobald Gefahr durch Fressfeinde droht, verschwindet die ganze Kolonie schon bei großer Entfernung in den Bodengrund.
Röhrenaale sind die einzigen halbsessilen Wirbeltiere, deren Lebensweise an die von sessilen Tiere erinnert, da sie die Fähigkeit, ihren Aufenthaltsort zu wechseln, fast völlig verloren haben.

Auf dem Bild:
Ohrfleck-Röhrenaale (Heteroconger hassi)

Vermehrung

Vor der Paarung drohen sich die benachbarten Männchen, weiterhin in den Röhren steckend, mit weit aufgerissenen Mäulern. Die Paarung selbst wird in der Literatur unterschiedlich beschrieben. Nach Patzner und Moosleitner verlassen die Männchen die Röhren und kommen zu den Weibchen. Eichler und Myers hingegen schreiben, dass die Röhre nie verlassen wird und sich nur benachbarte Tiere durch den Sand aufeinander zubewegen, die Hinterleiber aber stets in der eigenen Röhre bleiben.
Jedenfalls umschlingen die Männchen die Weibchen, so dass die Geschlechtsöffnungen eng zusammenliegen. In dieser Position werden die großen Eier abgegeben. Larven und Jungfische sind ebenso unbekannt wie die Entstehung einer Kolonie.

Gattungen und Arten

Gattung Gorgasia

  • Gorgasia barnesi
  • Gorgasia cotroneii
  • Gorgasia galzini
  • Gorgasia hawaiiensis
  • Gorgasia inferomaculata
  • Gorgasia japonica
  • Gorgasia klausewitzi
  • Perlen-Röhrenaal (Gorgasia maculata)
  • Gorgasia naeocepaea
  • Gorgasia naeocepaeus
  • Gorgasia obtusa
  • Pracht-Röhrenaal (Gorgasia preclara)
  • Gorgasia punctata
  • Rotmeer-Röhrenaal (Gorgasia sillneri)
  • Gorgasia taiwanensis
  • Gorgasia thamani


Gattung Heteroconger

  • Heteroconger balteatus
  • Heteroconger camelopardalis
  • Heteroconger canabus
  • Heteroconger chapmani
  • Heteroconger cobra
  • Heteroconger congroides
  • Heteroconger digueti
  • Heteroconger enigmaticus
  • Heteroconger fugax
  • Heteroconger guttatus
  • Ohrfleck-Röhrenaal (Heteroconger hassi)
  • Heteroconger klausewitzi
  • Heteroconger lentiginosus
  • Brauner Röhrenaal (Heteroconger longissimus)
  • Heteroconger luteolus
  • Heteroconger mercyae
  • Heteroconger obscurus
  • Heteroconger pellegrini
  • Schwarzer Röhrenaal (Heteroconger perissodon)
  • Gestreifter Röhrenaal (Heteroconger polyzona)
  • Taylors Röhrenaal (Heteroconger taylori)
  • Heteroconger tomberua
  • Heteroconger tricia


Möglicherweise gibt es weitere Arten von Röhrenaalen, erst 2018 und 2020 wurden zwei weitere Spezies der Gattung Heteroconger entdeckt; Heteroconger fugax und Heteroconger guttatus

Röhrenaale im Portrait:

Pracht-Röhrenaal
Gorgasia preclara

Der Pracht- oder Orangestreifen-Röhrenaal ist ein mittelgroßer Fisch mit einer maximalen Länge von bis zu 40 cm. Sein Körper hat eine kreisförmige Form mit einem Durchmesser von etwa 10 mm. Seine Körperfarbe ist weiß bis gelblich mit charakteristischen orangen Streifen.

Verbreitung und Lebensraum:
Gorgasia preclara ist in den tropischen Gewässern des indisch-westpazifischen Raums von den Malediven bis zum indonesischen Archipel und Papua-Neuguinea, nördlich bis Ryukyu und den japanischen Archipelen und südlich bis zu den Philippinen verbreitet. Die Art kommt auf Sandbänken in Tiefen zwischen 18 und 75 Metern vor.

Biologie:
Pracht-Röhrenaale leben in einer im Sand vergrabenen Röhre, entweder einzeln oder in Gruppen von drei bis über tausend Individuen. Typischerweise ragt nur der Kopf und der oberste Teil des Körpers aus dem Sand und der Aal zieht sich vollständig zurück, wenn sich ihm große Fische oder Taucher nähern. Die Tiere ernähren sich von vorbeitreibendem Zooplankton.

Vermehrung:
Während der Paarungszeit verlegen männliche und weibliche Aale Höhlen, um die Nähe zueinander zu vergrößern. Männchen zeigen oft ein schützendes Verhalten bei der Balz und beißen möglicherweise rivalisierende Aale. Nachdem ein Männchen eine Vorführung gewonnen hat, strecken sich Männchen und Weibchen aus ihren Höhlen und verschränken ihre Körper. Röhrenaale sind pelagische Laicher, was bedeutet, dass weibliche Aale befruchtete Eier in die Strömung abgeben. Wenn die Eier in der Strömung schlüpfen, schwimmen die Larven weiter, bis sie eine bestimmte Größe erreichen. Sobald sie diese Größenschwelle erreicht haben, graben die jungen Aale ihre Röhren und gehen zur Lebensweise im Sand über.

Gorgasia preclara

Gorgasia preclara

Gorgasia preclara

Gorgasia preclara

Rotmeer-Röhrenaal
(Gorgasia sillneri

Der Rotmeer-Röhrenaal (Gorgasia sillneri) ist ein aalartiger Fisch aus der Familie der Meeraale (Congridae).

Äußere Erscheinung:
Rotmeer-Röhrenaale haben einen spindelförmigen, aalartigen Körper von blassgrauer Färbung. Der Körper ist schuppenlos und von einer Schleimschicht bedeckt. Der Kopf ist kurz und leicht zugespitzt. Er ist mit opalisierenden Flecken bedeckt. Die Tiere erreichen eine maximale Länge von 83 cm. In der Regel werden sie jedoch nur 45 cm lang.

Vorkommen und Lebensraum:
Rotmeer-Röhrenaale kommen im Roten Meer bis einschließlich dem Golf von Akaba vor. Dort bewohnen die Tiere Sandflächen in Wassertiefen zwischen 5 und 100 Metern. Die Tiere leben in selbstgegrabenen Höhlen im Sand, deren Wände mit einem Sekret aus einer Drüse am Schwanz verklebt sind. Die Röhren sind senkrecht in den Sand gegraben und die Fische ragen aufrecht aus diesen Höhlen heraus. Rotmeer-Röhrenaale leben in Kolonien und legen die Höhlen dicht bei ihren Artgenossen an. Bei drohender Gefahr ziehen sich die Fische sofort in ihre Höhlen zurück.

Ernährung:
Rotmeer-Röhrenaale leben von Plankton, welches sie aufrecht aus ihren Höhlen hinausstehend mit wiegenden Kopfbewegungen fangen. Sie bewegen hierzu weniger als die Hälfte ihrer Körperlänge aus der Höhle.

Gorgasia sillneri

Gorgasia sillneri

Gorgasia sillneri

Ohrfleck-Röhrenaal
Heteroconger hassi

Der Ohrfleck-Röhrenaal (Heteroconger hassi) ist ein aalartiger Fisch (Anguilliformes) aus der Familie der Meeraale (Congridae).

Wissenschaftlicher Name:
Im Jahr 1959 wurde der Ohrfleck-Röhrenaal von den Biologen Wolfgang Klausewitz und Irenäus Eibl-Eibesfeldt nach dem österreichischen Zoologen, Meeresforscher und Taucher Hans Hass und seinem Forschungsschiff Xarifa zunächst Xarifania hassi benannt. 

Verbreitung:

Der Ohrfleck-Röhrenaal ist in den tropischen und subtropischen Gewässern des Indopazifik, von den Ostküsten Afrikas einschließlich des Roten Meeres bis Polynesien und südlich von Japan bis Neukaledonien, weit verbreitet.

Merkmale:
Der Ohrfleck-Röhrenaal ist ein Fisch, der eine maximale Länge von 40 Zentimetern erreichen kann. Sein Körper ist dünn, mit einem kreisförmigen Querschnitt von durchschnittlich 14 Millimeter Durchmesser. Der Kopf mit dem gleichen Durchmesser wie der Körper wirkt verkürzt, weil das relativ große Maul dicht an den ebenfalls großen Augen liegt. Die Nasenlöcher sind klein und befinden sich in der Mitte der Oberlippe. Der Körper ist weiß und mit vielen kleinen schwarzen Flecken bedeckt. Der Ohrfleck-Röhrenaal hat drei größere markante schwarze Flecken, jeweils einen an der Kiemenöffnung, am zentralen Teil des Körpers und im Bereich des Anus. Die heranwachsenden Exemplare dieser Art haben einen sehr dünnen schwarzen Körper.

Lebensweise:
Heteroconger hassi lebt ausschließlich in unterschiedlich großen Kolonien auf sandigen Böden, die Strömungen ausgesetzt sind, in Tiefen von 15 bis 45 Metern. Der Ohrfleck-Röhrenaal gräbt sich im Sand des Meeresbodens einen senkrechten Bau. Die Wände des Baues werden durch ein Sekret aus seiner Schwanzdrüse stabilisiert. Er verbirgt etwa zwei Drittel seines Körpers in diesem Bau. Mit dem außerhalb des Baues sichtbaren Körper richtet er sein Maul zur Unterwasserströmung hin aus, um vorbeitreibende Nahrung zu fangen. Der Ohrfleck-Röhrenaal ernährt sich von Zooplankton. Wie bei anderen Heteroconger-Arten verlassen Individuen selten ihren Bau. Zur Paarung bewegen sie sich durch den Sand näher an den Partner heran, bis ein Kontakt möglich ist. Befruchtete Eier und Jungtiere haben eine planktonische Phase, bevor sie eine ausreichende Größe erreichen, um im Substrat zu leben.

Heteroconger hassi

Heteroconger hassi

Heteroconger hassi

Heteroconger hassi

Heteroconger hassi

Brauner Röhrenaal
Heteroconger longissimus

Der Braune Röhrenaal (Heteroconger longissimus) gehört zur Familie der Meeraale (Congridae) in der Ordnung der Aalartigen (Anguilliformes). Er ist ebenfalls bekannt unter dem Namen Atlantischer Röhrenaal. 1870 beschrieb ihn Albert Günther.

Merkmale:
Braune Röhrenaale haben einen langgestreckten Körper mit maximal 1 cm Durchmesser und einen spitz zulaufenden Kopf mit auffällig großen Augen. Sie besitzen eine dunkelbraune bis schwarze Färbung mit weißen, feinen Punkten an der Rückseite und einem weißen Bauch. Die Rückenflosse ist ein durchgehender Saum, Brustflossen fehlen. Ihr Oberkiefer ist etwas kürzer als der Unterkiefer. Mit dem hervorstehenden Unterkiefer können sie ihre Nahrung durch schnelles Bewegen, wodurch starker Unterdruck erzeugt wird, ansaugen. Braune Röhrenaale können bis zu 60 cm lang werden.

Verbreitung und Lebensweise:
Braune Röhrenaale findet man im östlichen Atlantik auf Madeira, den Kapverden, den Kanarischen Inseln und im Senegal, im westlichen Atlantik auf den Bahamas, Florida Keys, Kuba, Antillen, Yucatán, Belize und Honduras bis nach Brasilien.
Sie leben in Sandböden, in Kolonien von wenigen bis zu tausenden Individuen. Mit ihrem harten spitzen Grabschwanz graben sie sich eine Röhre, in der sie leben und die als Schutz dient. Das Schwanzende sondert ein Sekret ab, das die Röhrenwände verfestigt und Nachrieseln des Sandes verhindert. Ihre Wohnröhre, mit maximal 1,5 cm Durchmesser, verlassen sie nie. Röhrenaale sind die einzigen Wirbeltiere, die eine fast sessile Lebensweise haben. Nur der Kopf und der vordere Teil des Körpers ragen etwas heraus und pendeln während des Schnappens nach Zooplankton oder Detritus (zerfallende organische Substanzen in Gewässern) hin und her. Bei Gefahr zieht sich die gesamte Kolonie in ihre schützenden Röhren zurück. Der Abstand zu ihren Nachbarn beträgt durchschnittlich 50 cm, wobei gleichgeschlechtliche Tiere einen etwas größeren Abstand halten.

Vermehrung:
Über die Paarung gibt es wenige und widersprüchliche Angaben. Die Fortpflanzung der Braunen Röhrenaale findet höchstwahrscheinlich während des Sommers statt. Noch vor der eigentlichen Paarung fangen die benachbarten Männchen an, sich mit weit aufgerissenen Mäulern zu drohen. Hier gehen die Meinungen auseinander, nach Robert Patzner und Horst Moosleitner verlassen die Männchen die Röhren und schwimmen zu den Weibchen. Laut Robert F. Myers und Dieter Eichler verlassen sie die Röhre nie. Sie bewegen sich nur zu benachbarten Tieren durch den Sand aufeinander zu, die Hinterleibe bleiben aber immer in der eigenen Röhre.
Das Männchen umschlingt das Weibchen und in dieser Position werden dann die Eier abgegeben. Der Akt kann über mehrere Stunden dauern. Die Larven leben pelagial. Das Larvenstadium dauert zwischen sechs und acht Monaten.

Heteroconger longissimus

Heteroconger longissimus

Heteroconger longissimus

Heteroconger longissimus

Heteroconger longissimus

Aquarien-Haltung von Röhrenaalen

Für eine Haltung im Aquarium kommen eigentlich nur die beiden Arten Gorgasia preclara und Heteroconger hassi in Frage. Dies liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass nu diese beiden Arten überhaupt hin und wieder in den Fachhandel gelangen, aber auch ihre Größe lässt die beiden Arten geeigneter erscheinen, als viele andere Röhrenaalarten.
Tatsächlich sind beide Arten, unserer Erfahrung nach recht gut für die Haltung im Aquarium geeignet, wenn man einige Punkte beachtet.
Ein tiefer Bodengrund aus grabfähigem, feinem Sand ist die erste Voraussetzung. Dieser Bodengrund sollte wenigstens 10 bis 20 cm tief sein, um den Aalen den Bau geeigneter (senkrechter) Röhren zu ermöglichen. Die Tiere sind allerdings, was das betrifft recht anpassungsfähig und sollten sie mit ihrem Schwanzende beim Graben an die Bodenscheibe des Aquariums stoßen so graben sie einfach in der Horizontale weiter. Dennoch sollte der Bodengrund so hoch wie möglich ausfallen, um den Aalen soweit es geht entgegen zu kommen und das Becken so naturnah wie möglich zu gestalten.
Der zweite wichtige Punkt ist, die Röhrenaale nicht mit zu schnellen, hektischen Schwimmern und vor Allem Fressern zu vergesellschaften. Hastige Schwimmbewegungen können die Aale erschrecken und zum Verschwinden in ihren Wohnröhre veranlassen. Das ist kontraproduktiv, gerade wenn dies während der Fütterung passiert und die Aale dadurch leer ausgehen. Gut funktioniert eine Vergesellschaftung mit ruhigen Fischen, wie z.B. Seenadeln, Mandarinfischen oder Kardinalbarschen (Pterapogon kauderni) oder Sphaeramia nematoptera.
Der dritte Punkt ist die Strömung. Diese sollte weder zu schwach noch zu stark ausfallen. Wichtig ist, dass das Futter in Schwebe gehalten und bei den Aalen vorbeibefördert wird da diese nur in einem begrenzten Radius um ihre Wohnröhre herum agieren und Nahrung fangen können.
Wir hatten bis jetzt immer Glück. Unsere Röhrenaale gingen stets problemlos an Frostfutter, wie Mysis, Artemia und Krill. Nach einiger Zeit akzeptierten unsere Röhrenaale sogar Flockenfutter, was die Fütterung nochmals vereinfachte. Wichtig ist eine abwechslungsreiche Ernährung der Aale, also nicht nur täglich Trockenfutter, sondern mindestens drei Mal pro Woche Frost- oder Lebendfutter. Wir füttern dabei ein bis zwei mal täglich die Menge, die in 2 bis 3 Minuten von den Tieren verspeist wird.

 ⮕ PDF-Datei zur Haltung von Röhrenaalen vom Haus der Natur in Salzburg!

Heteroconger hassi im COEX Aquarium (Seoul, Südkorea)

Gorgasia preclara in Aquarien-Haltung 

Gorgasia preclara im Shedd-Aquarium (Chicago, USA)

H. hassi und G. preclara im Georgia-Aquarium (Atlanta, USA)

H. hassi und G. preclara im Aquarium von Kyoto (Japan).