Zweinutungs-Geflügel
Zweinutzungsrassen allgemein
Als Zweinutzungsrasse oder Doppelnutzungsrasse bezeichnet man in der Landwirtschaft Haustierrassen, die nicht einseitig auf ein Leistungsmerkmal gezüchtet sind (Einnutzungsrasse). Typisches Beispiel hierfür ist das Fleckvieh, das in Mitteleuropa gleichermaßen zur Fleischerzeugung wie zur Milchproduktion genutzt wird. Auch bei Hausschaf- und -ziege ist die Zweinutzungsrasse typisch. Bei Geflügel bezeichnen Zweinutzungsrassen Haustierarten, die leistungsstark sowohl in der Eier- als auch der Fleischproduktion sind.
Zweinutzungsrassen sind meist alte Landrassen. Sie sind ein Merkmal der traditionellen Landwirtschaft, als man für die eigene Versorgung eine möglichst vielfältige Nutzung anstrebte. Die Spezialisierung auf einzelne Leistungsmerkmale setzte im 18. Jahrhundert in England ein, als Züchter wie Robert Bakewell lokale Rassen, die vorwiegend in der Subsistenzwirtschaft eine Rolle spielten, durch eine selektive Auswahl von qualitativ hervorstechenden Elterntieren gezielt auf einzelne Leistungsmerkmale verbesserte.
Die heutige Hochleistungszucht geht dagegen in Richtung Spezialisierung. Zweinutzungsrassen gelten als zu wenig effektiv, sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung. Viele alte Haustierrassen, die die Merkmale der zweifachen Nutzung aufweisen, sind daher heute in ihrem Fortbestand bedroht.
Neben Zweinutzungsrassen gibt es bei den Säugetieren auch Dreinutzungsrassen.
Zweinutzungshühner
Betrachtet man die Hühnerhaltung früher und heute, fallen grundlegende Veränderungen auf. Nicht nur die Haltungsbedingungen, sondern auch die Hühnerrassen wurden an die veränderten Ansprüche des Menschen angepasst. Bevor eine gezielte Zuchtarbeit entstand, war das Haushuhn zwar domestiziert, wurde aber vorwiegend als „Beiläufer“ gehalten. Es musste sich sein Futter hauptsächlich selber suchen. Kaum verwunderlich, dass die züchterische Arbeit darauf beruhte, robuste, anspruchslose Hühnerrassen zu züchten, die sowohl eine gute Legeleistung, als auch einen guten Fleischansatz zu bieten hatten – die so genannten Zweinutzungshühner oder kurz: Zwiehühner.
Das Zwiehuhn als Alleskönner
Ein Zwiehuhn ist ein echter Alleskönner, beinahe eine eierlegende Wollmilchsau. Neben einer beachtlichen Anzahl an Eiern gibt ein Zwiehuhn nämlich auch einen ganz beträchtlichen Sonntagsbraten ab. Mit der industriellen Hühnerproduktion können es Zwiehühner dabei zwar nicht aufnehmen, für den „Hausgebrauch“ sind sie allerdings bestens geeignet und erfreuen nicht nur durch ihre optische Erscheinung das Herz eines jeden Hobbyhühnerzüchters. Selbst im kleinsten Garten finden Zwiehühner ihr Plätzchen, sind robust und können durchaus das ganze Jahr über im Freien gehalten werden. Die leichtfuttrigen Zwiehühner weisen dabei durch ihre hervorragende Futterverwertung auch ohne die obligatorische „Extraportion“ einen guten Fleischansatz auf und legen fleißig ihre Eier.
Das Zwiehuhn bildet die wohl härteste und natürlichste Form der Hühnerrassenzucht, lange, bevor aus diesen Rassen die spezifischen Eigenschaften (Fleischansatz, bzw. Legeleistung) gezielt herausgezüchtet wurden. Zwiehuhnrassen sind daher häufig bei den „alten“ Landhuhnrassen zu finden. Sie gehören zu den mittelschweren bis schweren Rassen. Nicht selten bringt es der Hahn mancher Zwiehuhnrassen auf ein Gewicht von mehr als 4 Kilogramm. Im Gegenzug liefern die Hennen dann auch noch bis zu 200 Eier im Jahr.
Geschichte
Die traditionelle Nutzhühnerzucht betreibt grundsätzlich eine Kombination von Fleisch- und Eierproduktion. Im präindustriellen Zeitalter betraf es in der Regel kleindimensionierte Viehwirtschaft mit lokalen Hühnerrassen ohne gezielte Zucht. Im Rahmen der Industrialisierung kam es zur Entwicklung großer Zuchtanlagen und einer entsprechenden Trennung von Lege- und Mastrassen. Dies resultierte in der aktuellen Situation, wo Hybridhühner in großen Hallen entweder für Fleisch- oder für Eierproduktion gehalten werden.
Aktuelle Entwicklung des Zweinutzungskonzeptes
Der Hintergrund des Zweinutzungskonzepts liegt in der Problematik der bestehenden konventionellen Hühnerzucht. Für männliche Küken aus Hybridrassen gibt es keinen Markt, da diese keine Eier legen können und als Masthähnchen zu langsam wachsen sowie einen hohen Nahrungsbedarf haben. Deshalb werden die Küken innerhalb weniger Stunden nach dem Schlüpfen getötet. Zweinutzungshühnerzucht stellt eine Alternative zu dieser konventionellen Hybridhühnerzucht dar. Selektiert wird bei der Zucht nicht einseitig auf Lege- oder Schlachtleistung, sondern auf ein ausgeglichenes Verhältnis dieser, das die Nutzung der weibliche Küken als Legehennen und der männlichen Küken zur Mast ermöglicht.
Bei der Nutzung männlicher Legehybriden als Stubenküken besteht aufgrund des besseren Fleischgeschmacks durchaus ein Potential bei der Vermarktung.
Durch die Verwendung von Zweinutzungshühnern soll die Problematik der männlichen „Eintagsküken“ in der Geflügelindustrie vermindert werden, da männliche Küken nicht wie üblich direkt nach dem Schlüpfen getötet werden, sondern für eine Fleischnutzung Verwendung finden.
Eine Studie zeigte zudem, dass bei der Rasse Lohmann Dual auch die Verhaltensstörungen (Federpicken, Kannibalismus) abnahmen.
Typische Zweinutzungshühner
→ Zweinutzungs-Hühnerrassen mit Verlinkung zu Wikipedia
- Altsteirer
- Australorp
- Barnevelder
- Bressehuhn
- Deutsches Reichshuhn
- Domäne Gold
(Kreuzung zwischen New Hampshire und White Rock) - Domenikaner
- Dorking
- Dresdner
- Kollbecksmoorhuhn
(Kreuzung zwischen White Rock und Vorwerkhuhn) - Lachshuhn
- Marans
- New Hampshire
- Niederrheiner (Blausperber)
- Orloff
- Plymouth Rock
- Pottchefstroomser Kukuk
- Rhodeländer
- Sachsenhuhn
- Sulmtaler
- Sundheimer
- Sussex
- Vorwerkhuhn
- Welsumer
- Wyandotte
Weitere Zweinutzungsgeflügel
Gänse
Es werden etwa 100 Gänserassen unterschieden, die nach Größe und Lege- bzw. Brutverhalten eingeteilt werden. Die wohl älteste Hausgansrasse und eine gute Zweinutzungsrasse ist die Emder Gans, eine schwere Legegansrasse, die in der Gegend von Emden und Bremen aus großen Landgänsen hervorging. Bereits im 19. Jahrhundert wurde sie in den USA, in England, Böhmen und Ungarn verbreitet. Eine recht neue Gänserasse ist die Deutsche Legegans, die einen für die heutige Produktion von Gänsefleisch bevorzugten mittelschweren Typ repräsentiert.
Hausgänse legen bis zu 60 Eier pro Saison. Gänseeier sind am Niederrhein eine lokale Spezialität. Hierzu werden Legegänse gehalten. Ihre Haltung unterscheidet sich grundlegend von der Mastganshaltung. Die Küken erreichen ihr Schlachtgewicht nach 9 bis 32 Wochen. Schnell gemästete Gänse haben nach neun Wochen etwa ein Schlachtgewicht von 4,5 bis 5,5 kg. Bei Intensivmast erreichen die Tiere ihr Schlachtgewicht von 5,5 bis 6,5 kg nach etwa vier Monaten. Bei Weidemast haben die Tiere erst nach fünf bis acht Monaten ihr Endgewicht von 6,5 bis 7,5 kg.
Enten
Es gibt Legeenten, Mastenten und Zweinutzungsenten, welche sowohl eine hohe Eianzahl, als auch einen guten Fleischansatz vorweisen. Die Legeenten kommen im Jahr auf 220 – 250 Eier mit einem Gewicht von 70 – 80 Gramm. Die Jungenten sind mit 28 Wochen legereif. Die Mast dauert 9 – 10 Wochen und die Enten haben dann ein Gewicht von 2 – 5 kg je nach Rasse und Sorte.
Enten legen im Gegensatz zu Hühnern ihre Eier in Perioden von Januar bis Juli.
Zu den Zweinutzungsenten gehören unter anderem die wetterharte Pommernente, welche bis zu 3 kg schwer wird und von Februar bis Juni etwa 100-120 Eier zwischen 75 und 80 Gramm legt. Ebenfalls ist die Orpingtonente mit 3,5-4 kg und eine Leistung von 180 Eiern á 80 Gramm eine sehr gute Zweinutzungsrasse.
Enteneier
Enteneier sind durchschnittlich größer und schwerer als Hühnereier, sie wiegen etwa 60 bis 75 Gramm (den Gewichtsklassen L bis XL bei Hühnereiern entsprechend). Enteneier haben einen anteilig größeren und stärker gefärbten Dotter, die Schale ist etwas dicker, der Geschmack intensiver.
Früher galten sie in Europa als Delikatesse und wurden auch allgemein wie Hühnereier zum Kochen und Backen verwendet. Aufgrund der Lebensweise von Enten besteht jedoch eine erhöhte Gefahr des Befalls mit Salmonellen und weiteren Erregern, in Großbritannien soll in den 1920er Jahren ein Ausbruch von Paratyphus durch den Verzehr von Enteneiern verursacht worden sein. In Deutschland wurden 1936 erste gesetzliche Bestimmungen für den Handel mit ihnen erlassen, die modifiziert auch heute noch gelten und verordnen, die Eier nur mit einem Aufdruck „Verbraucherhinweis: Vor Verzehr 10 Minuten durcherhitzen“ in Verkehr zu bringen. Nach dieser Zeit sind sie durchgegart und alle Erreger abgetötet.
Heute werden in Deutschland Enteneier nur noch selten angeboten.
Enteneier haben 0,41 g mehr Kohlenhydrate und 2,97 g mehr Protein pro Portion als ein Hühnerei. Sie bestechen durch Vielseitigkeit und Tiefe im Geschmack und erzielen vollere und reichhaltigere Aromen. Sie sind heute genauso einfach zu verwenden wie ein gewöhnliches Hühnerei. Konditoren wählen sie wegen des Eigelbs und des cremigen Geschmacks, ideal für Baisers, Crème Brûlées oder Kuchen.
In Asien spielen Enteneier bis heute eine größere Rolle. In China stellt man aus ihnen unter anderem sogenannte Tausendjährige Eier her, auf den Philippinen und in Vietnam Balut, gekochte, etwa zwei Wochen lang angebrütete Enteneier.
Japanische Legewachteln
Wachteln galten schon bei den alten Ägyptern und gelten bis heute sowohl wegen ihrer Eier als auch wegen ihres Fleisches als Delikatesse.
Für die Geflügelhaltung gibt es verschiedene Zuchtformen der Japanischen Legewachtel (Coturnix japonica), welche in der Wildform unserer heimischen Wachtel (Coturnix coturnix) ähneln. Als Zuchtform unterscheidet sich die Japanische Legewachtel jedoch deutlich von der Europäischen Feldwachtel, denn sie ist deutlich größer. Außerdem kann sie ein höheres Gewicht erreichen, je nachdem, um welche Zuchtrichtung es sich handelt.
- Kleine Zuchtrichtung:
110 – 150 g - Mittlere Zuchtrichtung:
160 – 250 g - Große Zuchtrichtung:
ab 260 g
Die Japanwachteln sind bekannt für ihre hohe Legeleistung von bis zu 330 Eier pro Jahr. Die meisten Europäischen Feldwachteln schaffen es gerade einmal auf bis zu 4-8 Eier pro Jahr. Die Durchschnittsmasse der Eier der domestizierten Japanwachteln beträgt 146 % der Masse, der wilden Japanwachteln.
Strauße
Bei Straußen könnte man tatsächlich sogar von einem Dreinutzungsgeflügel sprechen, da neben dem Fleisch, auch die Eier gegessen werden und als dritte Nutzung das Straußen-Leder hinzukommt.
Schlachtreife Strauße wiegen 75 bis 100 kg mit einem Fleischanteil von knapp 50 %. Das dunkle Straußenfleisch ist sehr fettarm und hat einen nussigen Geschmack. Ober- und Unterkeulenstücke werden nach Zartheitsgrad sortiert und als Filet (sehr zart) und Steak (zart) angeboten. Da der Strauß ein flugunfähiger Laufvogel ist, besitzt er, anders als flugfähiges Geflügel, nur wenig Brustfleisch.
Früher waren die Federn der Strauße begehrt, spielen heute jedoch in der Straußenzucht kaum noch eine Rolle. Man züchtet die Strauße nun vor allem wegen ihres Fleisches und der graublauen Haut, aus der man Leder herstellt. Das Fleisch des Straußes hat einen ganz eigenen Geschmack, der am ehesten mit Rindfleisch oder dem des Bison zu vergleichen ist. Aus den Schalen der Eier fertigt man Lampenschirme und Schmuckgegenstände.
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