Gänsevögel

Systematik:

Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel
Wissenschaftlicher Name: Anseriformes

Die Gänsevögel (Anseriformes) bilden eine Ordnung der Vögel (Aves). Die Gruppe umfasst unter anderem die umgangssprachlich als Gänse, Enten und Schwäne bezeichneten Vögel, aber auch beispielsweise die Wehrvögel Südamerikas. Gänsevögel gehören zu den bedeutendsten Vogelgruppen in den Feuchtgebieten der Erde.

Auf dem Bild:
Kanadagänse (Branta canadensis) 


Merkmale

Gänsevögel haben im Allgemeinen einen prallen festen Körper mit vergleichsweise kleinem Kopf, der oft an einem langen Hals sitzt. Der Schnabel ist (außer bei den Wehrvögeln) breit und abgeflacht; an seiner Spitze befindet sich oft eine Verhärtung, die dem Abzupfen von Pflanzenmaterial dient, während sich an den Kanten kleine aus Horn bestehende „Zähnchen“, die Lamellen, befinden, die dabei helfen, essbare Partikel aus dem Wasser auszufiltern.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die Schwimmhäute zwischen den drei nach vorne weisenden Zehen, die allerdings bei den Wehrvögeln und der Spaltfußgans (Anseranas semipalmata) stark zurückgebildet sind. Wie schon der Name andeutet, werden sie zur schnellen Fortbewegung im Wasser genutzt.

Das Gefieder ist wasserdicht und bei vielen Arten, insbesondere bei den Männchen, sehr farbenprächtig. Es wird einer beständigen Pflege durch ein wasserabweisendes Öl unterzogen, das von einer auf dem Rumpf gelegenen und durch den Schnabel stimulierten Drüse sezerniert und dann durch Putzen der Federn über den ganzen Körper verteilt wird. Bei der Mauser verlieren die meisten Arten alle Federn gleichzeitig; die Männchen zeigen in dieser Zeit meist eine sehr unauffällige Gefiederzeichnung, die ihnen in ihrem flugunfähigen Zustand zur Tarnung vor Fressfeinden dient. Die Wärmeisolation wird durch eine dicke Lage von Daunenfedern und eine unter der Haut gelegenen Fettschicht gewährleistet.

Im Gegensatz zu anderen Vogelgruppen, bei denen die Männchen entweder gar keinen oder nur einen einfach gebauten Penis besitzen, sind bei den Gänsevögeln die Kopulationsorgane sehr gut entwickelt.

Flug

Die meisten Gänsevögel sind ausgezeichnete Flieger; die Streifengans (Anser indicus) ist sogar der höchstfliegende Vogel überhaupt. Zahlreiche Arten legen als Zugvögel ausgedehnte Wanderungen zwischen ihren Brutplätzen und Überwinterungsgebieten zurück, die viele tausend Kilometer lang sein können.

Lebensraum und Ernährung

Gänsevögel leben meist nah am Wasser, in Sümpfen und Mooren, den Mündungsgebieten oder Uferregionen von Flüssen oder an Küstengewässern. Manche Arten verbringen den Großteil ihres Lebens auf dem offenen Meer und kehren nur zum Brüten an Land zurück.
Die meisten suchen ihre Nahrung auf oder nahe der Wasseroberfläche, andere tauchen nach Wasserpflanzen, während insbesondere Gänse, Schwäne und Wehrvögel sich auch an Land unter anderem von Gräsern und Kräutern ernähren, die sie abäsen. Gänsevögel schlucken regelmäßig kleine Steinchen, die im muskulösen Magen als Gastrolithen zur Zerkleinerung der Nahrung dienen.

Stammesgeschichte

Obwohl aus der Kreide fragmentarische Fossilfunde bekannt sind, die manchmal für Gänsevögel gehalten wurden, stammt der älteste zweifelsfreie Gänsevogel aus dem Paläozän. Es ist Presbyornis, der nach den Analysen von Livezey mit den Entenvögeln näher als mit den Wehrvögeln verwandt ist. Der fossile Vogel wurde zunächst für einen Verwandten der Säbelschnäbler oder der Flamingos gehalten, ehe ihn Harrison und Walker 1976 in die Nähe der Gänsevögel stellten.
Aus dem Paläozän und Eozän ist ausschließlich Presbyornis bekannt. Erst im Oligozän tauchen weitere fossile Gänsevögel auf, doch scheinen sie in dieser Zeit rar gewesen zu sein. Im Miozän kam es zur Herausbildung der heute bekannten Typen.

Auf dem Bild:
Schwan mit Reiherenten.
Enten, Schwäne und Gänse gehören allesamt zur Familie der Entenvögel, innerhalb der Ordnung der Gänsevögel.

Systematik

Die Monophylie der Gänsevögel ist seit langem unbestritten. Dass die äußerlich abweichenden Wehrvögel in diese Gruppe gehören, wurde bereits 1863 von William Kitchen Parker aufgrund morphologischer Übereinstimmungen vermutet. Spätere Analysen bestätigten dies und zeigten, dass die Wehrvögel die Schwestergruppe aller anderen rezenten Gänsevögel sind.
Die beiden Ornithologen Storrs Lovejoy Olson und Alan Feduccia nahmen die Morphologie des fossilen Presbyornis zum Anlass, eine Verwandtschaft der Gänsevögel zu den Regenpfeiferartigen zu vermuten. Andere Wissenschaftler lehnten diese Theorie ab. Weitere mögliche Verwandtschaftsverhältnisse wurden zu den Hühnervögeln, den Schreitvögeln und den Flamingos hergestellt. Ein Schwestergruppenverhältnis zwischen Gänse- und Hühnervögeln findet derzeit die meisten Unterstützer, das gemeinsame Taxon wird Galloanserae genannt.

Man unterscheidet zehn Familien der Gänsevögel, von denen sieben ausgestorben sind. Von den übrigen drei haben zwei zusammengenommen nur vier Arten, und der überwältigende Rest von 169 Arten zählt zur Familie der Entenvögel.

Familien der Gänsevögel mit Verlinkung zu Wikipedia:

  • Wehrvögel (Anhimidae)

  • Spaltfußgänse (Anseranatidae)

  • Entenvögel (Anatidae) mit Gänsen, Schwänen und Enten.

  • Presbyornithidae mit vier fossilen Arten des Paläozäns und Eozäns, die zur Gattung Presbyornis gezählt werden. Sie sind die ältesten bekannten Gänsevögel.

  • Romainvillidae, einzige bekannte Art ist Romainvillia stehlini aus dem Eozän/Oligozän, gänsegroß, vermittelt morphologisch zwischen Spaltfuß- und Pfeifgänsen.

  • Cygnopteridae mit drei Arten in der Gattung Cygnopterus aus dem Oligozän und Miozän; sie wurden oft für fossile Schwäne gehalten, verdienen nach Ansicht des Ornithologen Bradley C. Livezey aber den Rang einer eigenen Familie.

  • Brontornithidae mit der einzigen bekannten Gattung Brontornis, einem flugunfähigen Riesenvogel aus dem Miozän von Südamerika, der in vielen, vor allem älteren Publikationen aber den „Terrorvögeln“ (Phorusrhacidae) zugeordnet wird.

  • Paranyrocidae mit der einzigen bekannten Art Paranyroca magna, einem schwanengroßen Vogel des Miozäns Nordamerikas.

  • Donnervögel (Dromornithidae), riesige, flugunfähige Vögel mit sieben fossilen Arten vom Oligozän bis zum Pleistozän Australiens.

  • Garganornis ballmanni (Incertae sedis), eine großwüchsige, terrestrische Art aus dem späten Miozän von Süditalien (Gargano). 

Auf den Bildern:
Höckerschwäne (Cygnus olor) im Wiestalstausee, bei Hallein (Land Salzburg)

Entenvögel

Systematik:

Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel
Wissenschaftlicher Name: Anatidae

Die Familie der Entenvögel (Anatidae) ist die artenreichste aus der Ordnung der Gänsevögel (Anseriformes). Sie umfasst 47 Gattungen und etwa 150 Arten. Zu dieser Gruppe gehören so bekannte Typen von Wasservögeln wie die Enten, Gänse und Schwäne. Vielleicht abgesehen von den Hühnervögeln hat keine andere Vogelgruppe so zahlreiche Wechselbeziehungen zum Menschen: Allein fünf Arten wurden domestiziert. Entenvögel werden wegen ihres Fleisches, ihrer Eier und ihrer Federn gejagt und gehalten, und in vielerlei Form haben sie Eingang in Märchen, Sagen und Comics gefunden. 

Auf dem Bild:
Fliegende Stockenten an Überwinterungsgewässer

Merkmale

Alle Entenvögel sind mehr oder weniger stark an ein aquatisches Leben angepasst. Ihr langer, breiter Körper gibt ihnen beim Schwimmen Auftrieb, die Füße sind mit Schwimmhäuten versehen (Ausnahme: Hawaiigans) und setzen weit hinten am Körper an. Dadurch wirkt der Gang an Land etwas ungeschickt, doch sind Entenvögel beim Laufen längst nicht so unbeholfen wie viele Seevögel. Der Hals ist oft auffällig lang – vor allem bei den Gänsen und Schwänen, aber auch bei einigen Enten.
Höckerschwäne sind heute die in Europa bekanntesten Schwäne
Die Größe der Entenvögel reicht von 30 cm (Zwergenten) bis 180 cm (Trompeterschwan), das Gewicht liegt zwischen 230 g und 14,3 kg (Höckerschwan). Die Flügelspannweite eines Trompeterschwans kann 240 cm betragen.
Das Gefieder ist sehr dicht und wird mit dem Sekret der gut entwickelten Bürzeldrüse regelmäßig eingeölt, um es wasserabweisend zu machen. Viele Entenvögel sind außerordentlich farbenfroh. Dies trifft in besonderem Maße auf die Enten der Unterfamilie Anatinae zu, die oft ein Gefieder in leuchtenden Farben haben, während bei den Gänsen weiße, braune und graue Grundfarben überwiegen. Meistens gibt es hier einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, bei dem die Männchen prächtig gefärbt sind, die Weibchen aber unscheinbar graubraun. Am Ende der Brutzeit durchlaufen Entenvögel eine Mauser, bei der sie kurzzeitig flugunfähig werden und bei der sich Männchen mit dem so genannten Schlichtkleid oft in der Färbung vorübergehend den Weibchen angleichen. Das Jugendgefieder ähnelt meistens dem Weibchengefieder. Eine bemerkenswerte Ausnahme vom üblichen Färbungsschema ist die Paradieskasarka, die als einziger Entenvogel einen umgekehrten Geschlechtsdimorphismus mit farbenprächtigeren Weibchen hat.
Oberhalb der Augen haben alle Entenvögel Salzdrüsen, durch die aufgenommenes Salz wieder ausgeschieden werden kann. Das hochschnäblige Profil mariner Arten wie der Eiderenten lässt sich damit erklären, dass dem ausgeschiedenen Salz ein besserer Abfluss über den Schnabel ermöglicht werden soll.
Entenvögel haben einen verhältnismäßig breiten Schnabel, dessen Ränder mit Lamellen versehen sind. Ein Stockentenschnabel weist oberseits 36 bis 54, unterseits 72 bis 80 Lamellen auf. Bei den Entenvögeln, die sich von Kleinstlebewesen ernähren, dienen die Lamellen als Filterapparat. Durch den halb offenen Schnabel wird Wasser eingesaugt, das dann durch die Lamellen hinausgepresst wird. Oft finden sich Modifikationen der ursprünglichen Lamellenstruktur, so bei den Sägern, bei denen die Lamellen zu kleinen Zähnen umgebildet sind, die das Festhalten der Fischbeute erleichtern. Der Schnabel der Entenvögel ist oft bunt gefärbt, vor allem bei Männchen im Brutkleid nimmt er leuchtende Farben an. Der Oberschnabel hat eine verhornte Spitze. Er ist mit Tastsinneszellen dicht besetzt.
Die Flügel der Entenvögel sind kurz und kräftig. Wegen des verhältnismäßig hohen Gewichts der Vögel und der geringen Flügelfläche ist ein permanenter Flügelschlag erforderlich und es sind keine Gleitphasen möglich. Um sich in die Luft zu erheben, müssen vor allem die größeren Arten einige Meter auf der Wasseroberfläche laufen. Einmal in der Luft, können Entenvögel ausdauernd weite Strecken zurücklegen, zum Teil in Höhen bis zu 8000 m. Eine Ausnahme sind drei Arten der Dampfschiffenten, die völlig flugunfähig geworden sind.
Der Schwanz ist meistens sehr kurz und viereckig, manchmal auch leicht gerundet. Nur Ruderenten sind verhältnismäßig langschwänzig. Die wichtigste Funktion des Schwanzes ist die Steuerung im Flug.
Entenvögel schwimmen mit abwechselnden Schlägen der Füße. Auch tauchen können alle Entenvögel, obwohl sie diese Fähigkeit in sehr unterschiedlichem Maße nutzen. Manche tun es nur im Notfall, andere wie Tauch-, Meer- und Ruderenten bei der täglichen Nahrungssuche.
Bei der Betrachtung der inneren Organe ist das vergrößerte Herz oft tauchender Enten auffällig. Der Muskelmagen ist bei den Gänsen vergrößert, um die faserhaltigen Pflanzen zerkleinern zu können; eine noch stärkere Vergrößerung findet man bei Meerenten, die Molluskenschalen aufnehmen. Die Pflanzenfresser unter den Entenvögeln haben zudem große Blinddärme.
Die meisten Entenvögel sind sehr stimmfreudig. Bekannt ist hierbei das Quaken der Schwimmenten. Nur weibliche Enten quaken, während Männchen andere Laute, zum Beispiel dünne Pfeiflaute von sich geben. Gänse sind für das laute Schnattern, Pfeifgänse und Halbgänse meistens für pfeifende Lautgebungen bekannt. Am weitesten können die Rufe der Schwäne tragen. Der Trompeterschwan hat am Stimmkopf und entlang der Luftröhre blasenförmige Resonanzkammern (Bullae), die die Lautstärke der Schreie enorm verstärken. Allein die Ruderenten sind wenig stimmfreudig und abgesehen von Zisch- und Grunztönen nahezu stumm.

Verbreitung und Lebensraum

Entenvögel sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Antarktika verbreitet. Sie kommen in allen Klimazonen von der hocharktischen Tundra bis zu den tropischen Regenwäldern vor. Dabei findet man sie an allen Arten von aquatischen Habitaten. Die meisten Arten brüten allerdings am Süßwasser und kommen nur auf dem Zug und im Winter ans Meer; das gilt selbst für die meisten der so genannten Meerenten. Mit der Rostgans und der Streifengans gibt es zwei Arten, die im Gebirge selbst noch in 5000 m Höhe anzutreffen sind.
Während tropische und subtropische Arten meistens Standvögel sind, unternehmen viele Entenvögel der gemäßigten und vor allem der polaren und subpolaren Zonen ausgedehnte Wanderungen. Bekannt sind vor allem die Züge der arktischen Gänse, die mehrere tausend Kilometer zurücklegen, um ihre Winterquartiere zu erreichen.

Systematik

Entenvögel bilden zusammen mit den Wehrvögeln, der Spaltfußgans und einigen ausgestorbenen Taxa die Ordnung der Gänsevögel. Die Verwandtschaft dieser Taxa ist heute unbestritten und wurde in morphologischen und genetischen Analysen eindeutig bewiesen. Dabei sind die Entenvögel die Schwestergruppe der Spaltfußgans, und beide zusammen sind die Schwestergruppe der Wehrvögel.
Innerhalb der Familie wurde traditionell eine Einteilung in Gänse und Enten vorgenommen. Den Gänsen wurden hierbei auch die Pfeifgänse und Schwäne, den Enten auch die Halbgänse zugeordnet.
Bisher gibt es aber keine endgültig akzeptierte Systematik. Einige der Unterfamilien und Tribus könnten immer noch paraphyletisch sein und die Systematik der Entenvögel bedarf weiterer Forschung.