Scheibenanemonen
(Corallimorpharia)
Die Scheibenanemonen (Corallimorpharia) sind eine weltweit verbreitete, aber nur sehr unzureichend untersuchte Ordnung der Blumentiere (Anthozoa), denen im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Steinkorallen, jegliches Skelett fehlt. Scheibenanemonen sind ebenfalls sehr beliebte und einfache Pfleglinge im Meerwasseraquarium. Es handelt sich um eine kleine Gruppe mit derzeit etwa 24 bekannten Arten.
Merkmale:
Scheibenanemonen, wissenschaftlich korrekt: Scheibenkorallen haben eine breite Mundscheibe, auf der sich oft nur sehr kurze oder verkümmerte, noppenförmige Tentakel befinden. Die Mundscheibe geht in einen schmalen, sackförmigen Körper über, der in einer Fußscheibe endet, mit der sich Scheibenanemonen an Hartsubstraten festsaugen können. Die meisten Vertreter erreichen eine Größe von nur wenigen Zentimetern, aber das Elefantenohr (Amplexidiscus fenestrafer) erreicht bis zu 45 cm im Durchmesser. Discosoma nummiforme, als größte Art, erreicht einen Durchmesser von einem Meter. Tropische Arten sind oft sehr bunt. Die Tiere sind meist solitär, seltener auch kolonial und vermehren sich geschlechtlich oder auch asexuell durch Klonen.
Verbreitung und Ernährung
Scheibenanemonen leben weltweit in allen Meeren, von der Arktis bis zu den Tropen. Die tropischen Gattungen wie Discosoma, Rhodactis und Ricordea leben meist im Flachwasser, auf durch Naturkatastrophen oder anthropogene Einflüsse geschädigten oder abgestorbenen Korallenriffen. Im tieferen Wasser leben z. B. Corallimorphus, Nectactis und Sideractis.
Die in den tropischen Korallenriffen lebenden Scheibenanemonen leben mit einzelligen Algen, den Zooxanthellen in Symbiose. Von ihnen beziehen sie einen großen Teil der benötigten Nährstoffe. In Aquarien gehaltene Tiere leben jahrelang ohne Fütterung und vermehren sich dabei noch. Andere Arten, vor allem die in tiefem und kaltem Wasser lebenden Arten, leben von Zooplankton, das sie mit ihren mit Nesselzellen besetzten Tentakeln fangen. Neuerdings wurde entdeckt, dass Scheibenanemonen der Gattung Pseudocorynactis Dornenkronenseesterne mit einem Durchmesser bis zu 25 cm fressen, indem sie sie an sich heranziehen und anschließend komplett verdauen.
Auf dem Bild:
Rhodactis indosinensis
Nackte Korallen:
Eine phylogenetische Untersuchung aus dem Jahr 2006 sieht die Scheibenanemonen als Klade der Steinkorallen (Scleractinia), die ihr Kalkskelett verloren haben. Einige Steinkorallengattungen, darunter Acropora, haben mehr Apomorphien mit den Scheibenanemonen gemeinsam als mit anderen Gattungen der Steinkorallen. Daraus folgt, dass die Steinkorallen ohne Einbeziehung der Scheibenanemonen ein paraphyletisches Taxon sind und die Scheibenanemonen Steinkorallen ohne Skelett, von den Autoren der Studie "Naked corals" genannt, sind. Der Ursprung der Scheibenanemonen soll in der unteren oder mittleren Kreidezeit, vor 132 bis 110 Millionen Jahren liegen, als die Kalkbildung durch einen abnehmenden pH-Wert des Meerwassers erschwert wurde.
Scheibenanemonen im Portrait:
Kalifornische Korallenanemonen
Corynactis californica
Corynactis californica ist ein farbenprächtiges koloniales Blumentier. Die Korallenanemone gehört zur Ordnung Corallimorpharia und ist der einzige Vertreter dieser Ordnung, der an der nordamerikanischen Westküste vorkommt.
Auf dem Bild:
Kalifornische Korallenanemonen (Corynactis californica) gehören zur Familie der Scheibenanemonen, stammen aus dem nordöstlichen Pazifik und sind für die Haltung in Subtropischen und gemäßigten Aquarien geeignet.
Sie sind bei ausreichender Fütterung sehr haltbare Pfleglinge, die zu großen Kolonien heranwachsen können.
Diese Scheibenanemone kann bis zu einer Tiefe von mindestens 50 Metern an senkrechten Felswänden und am Boden von Kelpwäldern leben. Es ist bekannt, dass sie den Grund einiger Gebiete bedeckt, beispielsweise Campbell River in British Columbia und Monterey Bay in Kalifornien.
Corynactis californica wird nicht größer als 2,5 Zentimeter. Die Scheibenanemonen können rot, rosa, lila, braun, gelb oder ganz weiß sein. Sie haben weiße oder transparente Tentakel mit bauchigen Spitzen. Korallenanemonen ähneln Seeanemonen, da ihnen ein Kalkskelett fehlt, sie sind jedoch näher mit Steinkorallen als mit Seeanemonen verwandt. Es handelt sich um eine azooxanthellate Art, die ohne photosynthetische Symbionten lebt und auf aktiven Nahrungsfang zur Nährstoffversorgung angewiesen ist.
Auf dem Bild:
Corynactis californica mit weit geöffneten Polypen
Es ist bekannt, dass sich Korallenanemonen sowohl sexuell als auch ungeschlechtlich fortpflanzen, wobei die asexuelle Fortpflanzung dazu dient, mehr verfügbares Gebiet in kürzerer Zeit zu besiedeln. Es ist bekannt, dass Corynactis californica andere Seeanemonen- und Korallenarten, mit denen sie konkurriert, angreift, um die von den vorherigen Bewohnern zurückgelassenen Gebiete zu übernehmen. Sie greifen mit Giftstoffen ihrer Nesselzellen an, die durch längeren Kontakt ausgestoßen werden. Die gleiche Methode wird bei der Selbstverteidigung und zum Nahrungsfang angewendet.
Auf dem Bild:
Kolonie der Kalifornischen Korallenanemonen (Corynactis californica) einer Art aus der Ordnung der Scheibenanemonen (Corallimorpharia)
Reproduktion:
Corynactis californica kann sich durch Teilung und Knospenbildung sowohl sexuell als auch ungeschlechtlich vermehren. Die Scheibenanemonen sind zweihäusig und produzieren synchron sowohl Eistränge als auch Hodenzysten in allen Polypen eines Klons. Die Gameten werden in der Mesoglea, in der gastrovaskulären Höhle, gespeichert. Sie werden typischerweise in einem jährlichen Zyklus zwischen August und November produziert. Von Ende November bis Mitte Dezember wird abgelaicht. Gameten werden in das umgebende Wasser entlassen, wo sie Embryonen bilden, die sich innerhalb von 2–3 Tagen in planktonische Larven verwandeln.
Lebensraum:
An Corynactis californica durchgeführte Studien legen nahe, dass die Scheibenanemone bevorzugt unter den Blätterdächern von Makroalgen wächst und selten außerhalb davon. Zu den Makroalgenarten, unter denen die Korallenanemone lebt, gehören Macrocystis pyrifera und Eisenia arborea. Eisenia arborea kann der Anemone dabei helfen, planktonische Larven zu schützen und Nahrungspartikel zu den Polypen zu leiten.
Corynactis californica
Große Kolonie von Corynactis californica
(Santa Cruz Island, Kalifornien)
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica
Corynactis californica in einem Ebbepool
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