Sumpf- und Wasserschildkröten

Schildkröten haben im Laufe der Evolution vielfältige Lebensräume für sich erschlossen. Von Steppen, Wäldern und Wüsten über Sümpfe, Seen und Flüsse bis hin zu den Ozeanen. Auf dieser Seite wollen wir uns mit denjenigen Arten beschäftigen, die sich an ein Leben im und am Wasser angepasst haben. Die Meeresschildkröten sind in diesem Falle nicht gemeint, obwohl sie sich von allen Schildkröten am besten an das Leben im Wasser angepasst und ihre Gliedmaßen in Flossen umgewandelt haben.

Bei den Sumpf- und Wasserschildkröten, welche bis auf wenige Brackwasser-Arten, ausschließlich im Süßwasser leben treten bis auf einige Weichschildkrötenarten kaum Flossenbildungen auf. Diese Schildkröten haben meist Beine und mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwimmhäute zwischen den Zehen, was wiederum Rückschlüsse auf die jeweiligen Lebensräume zulässt. So könnte man sagen Wasserschildkröten sind hervorragende Schwimmer mit stark ausgeprägten Schwimmhäuten, Sumpfschildkröten dagegen schlechtere Schwimmer mit weniger bis gar nicht ausgeprägten Schwimmhäuten. In vielen Fällen würde so eine Einteilung Sinn machen, doch gibt es auch hier wieder Ausnahmen, z.B. haben Chinesische Dreikielschildkröten keine stark ausgeprägten Schwimmhäute, sind aber dennoch begabte Schwimmer. Wie man feststellen muss gibt es keine Regel, ab wann es sich um eine Sumpf- oder eine Wasserschildkröte handelt. Vielmehr sind die Übergänge fließend. Genauso ist auch die Einteilung von Land- und Wasserschildkröten nicht eindeutig. Auch hier gibt es Überschneidungen und Übergangsformen. Wissenschaftlich korrekt werden Schildkröten nämlich nicht danach unterschieden, an welchen Lebensraum sie sich angepasst haben. Schildkröten werden in zwei Gruppen eingeteilt: Halsberger und Halswender.
Die Halsberger-Schildkröten, die sich während des Jura vor 180 Mio. Jahren zu entwickeln begannen, können ihren Kopf in den Panzer zurückziehen. Die Halswirbel dieser Tiere sind zu diesem Zweck speziell geformt, damit sich das Rückgrat S-förmig krümmen kann. Sie sind mit elf Familien vertreten.
Bei den Halswender-Schildkröten, die mit drei Familien existieren, handelt es sich um die entwicklungsgeschichtlich jüngere Unterordnung, da sie erst in der Kreide erschien. Sie können ihren Kopf nicht wie die Cryptodira einziehen, sondern legen ihn durch eine horizontale S-förmige Bewegung seitlich unter den Panzer.
Während sich die 11 Familien der Halsberger auf Land- Wasser- und Meereschildkröten verteilen sind die drei Familien der Halswender ausschließlich Wasserschildkröten.
 

Haltung von Wasserschildkröten

Manchmal ist die Frage Gartenteich oder Terrarium?

  • Europäische Sumpfschildkröte (Gartenteich)
  • Tropfenschildkröte (Aquaterrarium, Paludarium)
  • Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Aquaterrarium, Gartenteich)
  • Rotwangen-Schmuckschildkröte (Aquaterrarium, Gartenteich(
  • Cumberland-Schmuckschildkröte (Aquaterrarium, Gartenteich)
  • Dach-Moschusschildkröte (Aquaterrarium)
  • Rotbauch-Spitzkochschildkröte (Aquaterrarium)
  • Amoina-Scharnierschildkröte (Aquaterrarium, Paludarium)

Haltung im Gartenteich

Gerade für größere Wasserschildkröten könnte die Haltung im Gartenteich, zumindest in den warmen Monaten eine optimale Lösung sein.
Natürlich sollte der Teich groß genug sein und artgerechte Temperaturen sind eine Grundvoraussetzung. Im Teich überwintern können aber nur wenige Arten. Sehr gut geeignet für eine ganzjährige Teichhaltung ist z.B. die Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis, deren Nominatform auch in Mitteleuropa heimisch ist.

Weitere Informationen zur Teichhaltung von Schildkröten gibt´s auf der folgenden Seite: Sumpf- und Wasserschildkröten im Gartenteich 

Das Aqua-Terrarium

Das Aquaterrarium ist eine Mischung aus Aquarium und Terrarium. Sumpf- und Wasserschildkröten benötigen in erster Linie einen großzügigen Wasserbereich, denn im Wasser verbringen sie den Großteil ihrer Zeit.
Der Boden sollte dabei bei einer ausgewachsenen Wasserschildkröte eine Fläche von mindestens 50×120 cm haben.
Je mehr Schildkröten Sie halten, desto größer sollte das Aquaterrarium sein. Das Wasser sollte mindestens eine Tiefe von 40 bis 50 cm haben. Auch ein leistungsstarker Filter und eine Heizung werden benötigt.
Auch ein Landteil wird benötigt, denn auch Wasserschildkröten sonnen sich gern. Dieser sollte für die Schildkröten möglichst leicht zu erreichen sein, da außerhalb des Wassers der Auftrieb fehlt.
Der Landteil im Aquaterrarium sollte so groß sein, dass alle Wasserschildkröten zum gleichen Zeitpunkt dort Platz nehmen könnten. Weitere Tipps für die Auswahl eines Terrariums gibt es hier. Werden Weibchen gehalten muss der Landteil auch über einen Eiablageplatz verfügen. Hierzu dient ein mit feuchtem Sand oder einem Sand-Erde-Gemisch gefüllter Behälter. Dieser muss mindestens so tief sein, wie das größte Weibchen lang ist.

Ausrüstung für das Aqua-Terrarium

Für das Aquaterrarium werden ein leistungsstarker Filter, eine Heizung, Aquarium-Deko, ein Bodenbelag und auch die richtige Beleuchtung benötigt.

Auch Pflanzen können in das Aquaterrarium aufgenommen werden. Da es häufig gereinigt werden muss, sollte die ausgewählte Pflanze pflegeleicht und unempfindlich sein.

Schwertpflanzen lassen sich zum Beispiel empfehlen, da sie auch die Wasserqualität erhöhen. Eine andere Möglichkeit sind Bambusstäbe, sie nehmen wenig Platz in Anspruch.

Beachtet werden solle auch, dass ein Aquarium festen Halt haben sollte. Als Unterlage ist auch ein Aquarium-Schrank zu empfehlen.

Die Beleuchtung

Bei einem Aquaterrarium ist die Beleuchtung für die Schildkröten-Haltung von zentraler Bedeutung. Durch die Beleuchtung wird die artgerechte Simulation von Tag und Nacht gewährleistet, außerdem benötigen Wasserschildkröten hin und wieder ein Sonnenbad. Die Dauer der Beleuchtung sollte dem Jahresrhythmus angepasst werden. Durch die Beleuchtung werden der Landplatz (Sonnenplatz) und die Sonneninsel im Aquaterrarium bestrahlt. Auf den Landplatz sollte eine UVB-Lampe strahlen und für Temperaturen von 40-45°C im Lichtkegel sorgen. Dafür eignet sich z.B. die Lucky Reptile Bright Sun-Lampe. Vorsicht, diese Lampen benötigen ein passendes Vorschaltgerät.

Fütterung von Wasserschildkröten 

Die Ernährung ist besonders wichtig bei einer Schildkröte. Die Haltung ist sonst problematisch. Häufig wird angenommen, dass Wasserschildkröten reine Fleischfresser sind. Tatsächlich aber ernähren sich viele Wasserschildkröten, wie z.B. Schmuckschildkröten in erster Linie pflanzlich, auch wenn Fleisch (Fisch, Insekten) ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung ist. Viele typische Krankheiten für Wasserschildkröten gehen aus einer falschen Ernährungsweise hervor, deswegen ist ein ausgewogenes Futter sehr wichtig. Der ideale Anteil pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel ist je nach Art der Wasserschildkröte unterschiedlich. Es lohnt sich, da genauere Erkundigungen einzuholen. Die Fütterung mit Fertignahrung sollte nur im begrenzten Umfang erfolgen.

Für Wasserschildkröten sind Calcium und Vitamin D3 lebensnotwendig. Beliebte Pflanzen für die Ernährung sind Wassersalat, Wasserlinsen, Seerosen, Froschbiss, Löwenzahn und Teichlebermoos. In der pflanzlichen Nahrung ist häufig kein Vitamin D3 enthalten, dies kann durch UV-B Strahlung ausgeglichen werden. Als tierische Nahrung sind Garnelen, Schnecken, Regenwürmer, Mückenlarven und auch Bachflohkrebse zu empfehlen. Gerade junge Wasserschildkröten jagen noch sehr gern.

Eine falsche Ernährungsweise kann zur Erkrankung oder gar zum Tod der Wasserschildkröte führen. Gänzlich verzichtet werden sollte auf Obst und Gemüse, sonst kann es zu Verdauungsproblemen kommen.

Die Winterruhe

Nicht alle Wasserschildkröten halten Winterruhe, das sollte jedem Halter klar sein. Es ist von der geographischen Herkunft der Art der Wasserschildkröte abhängig, ob Winterruhe abgehalten wird oder nicht. Deswegen ist es sehr wichtig, dass die Schildkrötenart korrekt bestimmt ist.

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen:

  • Wasserschildkröten mit Winterstarre
  • Wasserschildkröten mit einer verminderten Aktivitätsphase und
  • Wasserschildkröten aus warmen Regionen, die weder eine Winterstarre noch eine verminderte Aktivitätsphase haben


Wasserschildkröten-Arten aus gemäßigten Breiten halten Winterstarre, die in einem Aquaterrarium künstlich herbei geführt werden sollte.
Durch die Einstellungen der Heizung und Beleuchtung nehmen die Wassertemperatur und auch die Beleuchtung im Herbst ab.
Die Wasserschildkröte fährt ihren Stoffwechsel herunter, wird allmählich träge und schließlich stellt sie die Nahrungsmittelaufnahme gänzlich ein.
Bei einer Wassertemperatur von rund 10°C fällt die Wasserschildkröte in Winterstarre. Der Stoffwechsel sinkt auf das Minimum, es kommt zur Verringerung der Herz- und Atemfrequenz.
Die Wasserschildkröte kann nun in den Kühlschrank oder Keller überführt werden, die Temperatur sollte 4-7°C betragen.
Während der Winterruhe befindet sich die Schildkröte in einer Kunststoffwanne, der Wasserstand sollte bis knapp über den Panzer reichen.
Die Schildkröte sollte in der Lage sein, den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Die Auswinterung beginnt nach 10-12 Wochen. Die Tiere werden wieder einer höheren Temperatur ausgesetzt und gewöhnen sich an längere „Sonnentage“.
Mit den steigenden Temperaturen fährt der Kreislauf der Wasserschildkröte wieder hoch und die Futtermenge kann zunehmend erhöht werden.

Wasserschildkröten mit einer verminderten Aktivitätsphase

Die verminderte Aktivitätsphase ist bei einigen Wasserschildkröten aus subtropischen Breiten typisch. Ebenso wie bei der Winterruhe werden die Beleuchtung und auch die Temperaturen im Aquaterrarium allmählich herunter gefahren. Die Temperatur sollte 15-17°C betragen, die Beleuchtung wird ausgeschalten. Die Schildkröten werden träge und nehmen kaum noch Futter zu sich. Es ist jedoch wichtig, die Wasserschildkröte weiterhin zu füttern, allerdings nur kleine Mengen und seltener. Die Auswinterung erfolgt durch allmähliche Erhöhung von Temperatur, Beleuchtung und Futterzugabe.

Sumpf- und Wasserschildkröten aus warmen Regionen

Wasserschildkröten aus warmen Regionen halten weder Winterruhe, noch gibt es eine verringerte Aktivitätsphase. Es sollten lediglich die Wassertemperaturen und auch die Beleuchtung dem jeweiligen Jahresrhythmus der Art der Wasserschildkröte angepasst werden.

Generelles zur Winterruhe

Im folgenden wird noch erläutert, was bei der Winterstarre/ Winterruhe von Wasserschildkröten prinzipiell zu beachten ist.

Vor der Überwinterung:

  • Umfangreiche Untersuchung beim auf Infektionen und Parasiten
  • Behandlung gegen Würmer
  • Gründliche Darmentleerung
  • Die Wasserschildkröte wiegen
  • Vor der Winterruhe muss die Wasserschildkröte gesund sein (klare Augen, freie Nase)


Während der Überwinterung:

  • Die Temperatur konstant halten
  • Wasserschildkröten sollten nicht gestört werden
  • Schildkröten auf Krankheiten und Auffälligkeiten regelmäßig überprüfen


Bei folgenden Fällen Winterruhe sofort beenden:

  • Schildkröte ist erwacht, erkennbare Erkrankungen an Panzer oder Haut
  • Schimmelbildung im Wasser, sonstige Erkrankungen


Nach der Überwinterung:

  • Die Schildkröte wiegen. Die Differenz sollte rund 10% betragen
  • Die Schildkröte untersuchen: Gesundheit, Verhaltensauffälligkeiten
  • Temperatur und Beleuchtung LANGSAM erhören
  • Anfangs empfiehlt sich ein niedriger Wasserstand, damit die Schildkröte nicht ertrinken kann 

Was kostet eine Wasserschildkröte?

Wasserschildkröten sind keine preiswerten Haustiere. Die primäre Anschaffung einer Wasserschildkröte kostet – je nach Art – ungefähr 30,- bis 120,- €. Der größte Posten sind die Kosten für das Aquaterrarium und die zugehörige Ausrüstung. Da können sich die Ausgaben schnell auf 1000,- € und mehr summieren. Es ist zu empfehlen, auch bei einer noch sehr kleinen Wasserschildkröte ein größeres Becken zu wählen, da es sonst mit zunehmenden Wachstum ohnehin vergrößert werden müsste.
Dazu kommen noch die laufenden Kosten für Tierarzt und Schildkrötenfutter. Hier sollte mit 20-40 € pro Monat kalkuliert werden.

Gesetzliche Regelungen

Bei einigen Schildkröten Arten ist die EU Artenschutzverordnung zu beachten, das betrifft vor allem Landschildkröten. Schildkröten im Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens müssen zum Beispiel bei der jeweiligen Aufsichtsbehörde (Landratsamt, Untere Naturschutzbehörde) gemeldet werden und es besteht eine Kennzeichnungspflicht.
Das trifft zum Beispiel auf Europäische Landschildkröten zu.
Die Europäische Sumpfschildkröte, die Rotwangen-Schmuckschildkröte Trachys scripta elegans und alle Unterarten der Zierschildkröten Chrysemys picta zählen mit zum Anhang B des Artenschutzabkommens. Für diese Arten besteht deswegen Meldepflicht und es wird ein Herkunftsnachweis benötigt.

Auf dem Bild: Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis beim Sonnenbad auf einer Chinesischen Dreikielschildkröte Mauremys reevesii, daneben eine junge Moschusschildkröte Sternotherus odoratus