Die Familie der Lippfische

Auf dem Bild:
Lippfische im Mittelmeer

Lippfische (Labriformes)

Systematik:
Acanthomorphata
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ordnung: Labriformes
Familie: Lippfische (Labriformes)

Die Lippfische (Labridae) sind eine Familie von Meeresfischen aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorphaceae). Lippfische sind oft außergewöhnlich farbenfroh und zeigen zudem eine große Vielfalt in Größe und Gestalt. Sie leben im flachen, küstennahen Wasser aller Weltmeere, vor allem in den tropischen Korallenriffen, aber auch, mit wenigen Arten, im Mittelmeer und in der Nordsee.

Die ersten Lippfische wurden schon 1758 vom Begründer der modernen Taxonomie, Carl von Linné, wissenschaftlich beschrieben, die Familie selbst wurde 1816 durch den französischen Naturforscher Georges Cuvier aufgestellt. Die Bezeichnung Lippfische kommt von den wulstartigen Lippen, die besonders die größer werdenden Arten auszeichnet (lat. labrum „Lippe“).

Mit mehr als 65 Gattungen und über 550 Arten sind sie nach den Grundeln (Gobiidae) die zweitgrößte Familie mariner Fische. Nach neueren Untersuchungen zählen auch die Papageifische und die Odaciden zur Familie der Lippfische, die damit über 600 Arten umfassen würde.

Tätigkeit als Putzerfische

Neben dem Schwarzschwanz-Lippfisch (S. melanocercus) gibt es im Mittelmeer noch weitere Lippfische, die als Putzerfische „tätig sind“. Hierzu zählt auch der Pfauen-Lippfisch, der allerdings nur als Jungtier Putzerhandlungen ausführt. Unter Putzerhandlungen versteht man den Erwerb von Nahrung durch das Putzen anderer Fischarten. Fische, die geputzt werden wollen, um so ihre Hautparasiten loszuwerden, werden als Kunden bezeichnet. Jene Kunden stellen sich kopfunter oder -über senkrecht ins Wasser und positionieren ihre Flossen und Kiemen so, dass der Putzerfisch, z. B. S. tinca, die Hautparasiten in den Flossenfalten und den Kiemenhöhlen beseitigen kann. Gelegentlich öffnen die Kunden hierfür auch ihr Maul.
Neben S. tinca und S. melanocercus sind auch weitere Mittelmeer-Lippfische als Putzer aktiv, wie z. B. der Meerpfau (Thalassoma pavo) oder der Meerjunker (Coris julis). S. tinca ist nicht nur selbst Putzer, diese Spezies handelt auch oft als „Kunde“. Insbesondere Adulttiere lassen sich von einem anderen Putzerlippfisch, meist von S. melanocercus Jungtieren, marine Asseln entfernen.

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Der wunderschöne Meerpfau (Thalassoma pavo) zählt ebenfalls zu den Lippfischen des Mittelmeeres, die Putzertätigkeiten übernehmen.

Meerjunker
Coris julis

Der Meerjunker (Coris julis) ist eine Lippfischart, die im gesamten Mittelmeer sowie im Ostatlantik und dem Schwarzen Meer vorkommt. Die Fische sind zum Teil protogyne Hermaphroditen.

Verbreitung und Lebensraum:

Die Verbreitung des Meerjunkers reicht vom südlichen Schwarzen Meer über das gesamte Mittelmeer bis hin zum östlichen Atlantik. Dort kommt er von der Atlantikküste vor Schweden über die Biskaya bis zur zentralafrikanischen Küste vor Gabun vor. Weiter finden sich Populationen bei den Azoren, vor den Kanarischen Inseln und der Insel Madeira. Meerjunker leben häufig in Sympatrie mit der Schwesterart Coris atlantica. Ihr Lebensraum liegt in Küstennähe und ist vorzugsweise mit Algen bewachsenes Felslitoral oder Seegraswiesen. Letztere dienen vorwiegend der Aufzucht und bieten den juvenilen Meerjunkern Schutz. Die Tiere halten sich meist in flacherem Wasser bis zu 60 Metern Tiefe auf, im Winter tendenziell eher tiefer. Auch ältere Männchen bevorzugen tieferes Gewässer. Sie kommen jedoch bis zu einer Tiefe von 120 Metern vor.

Aussehen:

Der Meerjunker hat eine längliche Form und ist weniger hochrückig als viele Vertreter der Labridae. Er hat einen endständigen Mund und wird bis zu 25 cm lang. Die Seitenlinie ist mit mindestens 70 Schuppen besetzt. Alle jungen Meerjunker sind entweder Weibchen oder „primäre“ Männchen. Später entwickeln sich aus den meisten Weibchen „sekundäre“ Männchen. Da Meerjunker deswegen zwei sehr unterschiedliche Färbungen aufweisen können, wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angenommen, es gäbe zwei Coris-Arten.

Meerjunker (Coris julis) juvenil

Meerjunker (Coris julis) adult

Geschlechtsumwandlung:

Die natürliche Geschlechterverteilung liegt während der Fortpflanzungssaison, also Mitte Juli bis September, bei ungefähr 68 % Weibchen, 25 % primäre Männchen und 7 % sekundäre Männchen. Der hohe Anteil an Weibchen gewährleistet eine hohe Eiproduktion. Alle Weibchen sind kleiner 18 cm. Am Ende der Fortpflanzungssaison, etwa Mitte September bis Ende Oktober, findet die Geschlechtsumwandlung von Weibchen zu sekundären Männchen statt. Äußerlich wird zunächst allmählich eine noch blasse rot-blau-weiße Färbung auf der Rückenflosse sichtbar. Dann verfärben sich die braunen Flanken an der Stelle orange, wo später das charakteristische Zick-Zack-Band liegen wird. Die ersten drei Strahlen der Rückenflosse werden länger, der Lateralfleck wird langsam erkenntlich und der Kopf wird grünlicher. Schließlich nimmt der Lateralfleck eine dunkelblaue, das gezackte Band eine kräftig orange und der Bauch eine grün-weißliche Farbe an. Anatomisch beschränkt sich die Umwandlung auf die Veränderung der Gonaden. 

Im Allgemeinen liegen die Gründe für einen nacheinander folgenden (asynchronen) Hermaphroditismus in der Tatsache, dass manche Habitate jahreszeitlich nicht stabil sind und die Populationen in bestimmten Phasen im Jahr zurückgehen. In dem Falle, dass nur zwei Individuen einer Art überleben, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um ein Männchen und ein Weibchen handelt, bei 50 %. Angenommen, es wären beide Individuen gleichen Geschlechts, könnte beim asynchronen Hermaphroditismus eine künftige Fortpflanzung dennoch gesichert werden.
Mit einem Jahr ist der Meerjunker geschlechtsreif. Zur Paarung nimmt zunächst das Weibchen eine Balzstellung ein, woraufhin ein Umkreisen vom sekundären Männchen folgt. Anschließend schwimmen beide in einer Spirale Richtung Wasseroberfläche. Nach etwa drei Metern Anstieg dreht sich das Weibchen für einen kurzen Moment auf den Rücken und es werden von beiden Geschlechtern die Keimzellen ausgestoßen. Die großen, aber vergleichsweise wenigen Eier werden pelagisch befruchtet. Frisch geschlüpfte Meerjunker haben ein planktonisches Larvenstadium von vier bis sechs Wochen und leben in Seegraswiesen, wo sie bessere Versteckmöglichkeiten haben.

Meerjunker (Coris julis) ♂

Meerjunker (Coris julis) ♀

Ernährung:

Der Meerjunker ernährt sich insgesamt omnivor, hat jedoch eine Vorliebe für tierische Nahrung. Auf seinem Speiseplan stehen Schnecken (Gastropoda), Krustentiere (Crustacea), Muscheln (Bivalvia), kleinere Fische, Vielborster (Polychaeta), Stachelhäuter (Echinodermata), Asseln (Isopoda), Flohkrebse (Amphipoda) und benthische Algen. Juvenile Fische können auch fakultative Putzerfische sein.


Verhalten:

Bei einigen sekundären Männchen kann ein Territorialverhalten beobachtet werden. Diese beginnen mit der Suche nach einem Territorium mit Anfang des Sommers. Sobald ein sekundäres Männchen ein geeignetes Revier gefunden hat, wird es durch ein Imponierverhalten markiert. Dabei hält es sich im Zentrum des Territoriums auf, wo es weit sichtbar ist, oder es umschwimmt die Grenzen des Territoriums mit aufgerichteter Rückenflosse, sodass die rot-blau-weiße Färbung erkenntlich ist. Ein Territorium bietet einem Meerjunker einen Nahrungsplatz und einen Fortpflanzungsort. Meerjunker, die nicht territorial sind (also primäre Männchen und Weibchen), leben zeitlebens ortsgebunden. Der Meerjunker schläft im Sediment und das Eingraben in selbiges ist sowohl von den Lichtverhältnissen als auch von der Temperatur abhängig. Nicht nur durch die Dunkelheit, sondern auch durch kaltes Wasser kann bei Meerjunkern ein Schlafverhalten, also ein Eingraben im Sediment induziert werden. Im Hochsommer sind sie von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr wach, während die Wachphase Ende des Winters nur von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr reicht. Auch als Fluchtreaktion graben sich Meerjunker bis zu fünf Zentimeter ins Sediment ein.

Aquarien-Haltung:

Für die Aquarienhaltung sind diese Lippfische durchaus geeignet. Wichtig ist eine absolut dicht schließende Abdeckung (Meerjunker springen sehr gut) sowie ein ca. 5 cm hoher Bodengrund, in den die Fische als Schlafplatz benötigen. Das Becken für diese Vielschwimmer sollte wenigstens 150 cm Kantenlänge aufweisen. Aufgrund des ausgeprägten Territorialverhaltens ist in der Regel eine Einzelhaltung zu empfehlen. Anderen Fischen (auch Lippfischarten) ist der Meerjunker friedlich. Garnelen, Schnecken und kleinere Einsiedler werden gelegentlich erbeutet.

Besonderheiten:
Das optische Vermögen der Meerjunkers ist vergleichsweise gut entwickelt. Das Diencephalon, das die meisten optischen Schaltstationen im Gehirn enthält ist größer als das des Mönchsfischs Chromis chromis und die Netzhaut des Meerjunkers gehört zum Typ „Hell“-Retina mit vielen Zapfen, die wichtig für eine tagaktive Lebensweise sind. Auch eine Fovea ist vorhanden, die zentral liegt und eine deutliche Grube aufweist. Diese Eigenschaften zeugen von einer guten Sehleistung dieser Lippfischart. Da der Meerjunker nicht so thermophil ist wie der Meerpfau (Thalossoma pavo), wird er in vielen warmen und Flachwassergebieten von diesem verdrängt. Im Golfe du Lion (Frankreich) nehmen die Populationsgrößen hingegen zu; Gründe dafür sind der Bau von Staudämmen in der Rhone, die einen Kaltwasserzufluss verringern, und wahrscheinlich der Klimawandel.

Meerjunker (Coris julis) ♂

Meerjunker (Coris julis) ♀ 

Meerjunker (Coris julis)

Meerjunker (Coris julis)

Meerjunker (Coris julis)

Pfauen-Lippfisch
Symphodus tinca

Der Pfauen-Lippfisch ist ein im Mittelmeer und angrenzenden Schwarzen Meer vorkommender Vertreter der Gattung Symphodus innerhalb der Familie der Lippfische (Labridae). Dabei handelt es sich bei S. tinca um den größten Vertreter dieser Gattung im Mittelmeer. Sein primäres Habitat bilden felsige Küstenregionen (Litoral), in welchen auch die Reproduktion, inklusive Verpaarung stattfindet. Außerdem lassen sich dort zahlreiche benthische Wirbellose finden, welche die Hauptnahrungsquelle von S. tinca darstellen. Darüber hinaus zeichnet sich der Pfauen-Lippfisch unter anderem durch einen Sexualdimorphismus aus, der sich vor allem in dessen Färbung widerspiegelt.

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Pfauen-Lippfisch (Symphodus tinca)

Anatomie und Aussehen:

Bei S. tinca handelt es sich um die größte Art der Gattung Symphodus im Mittelmeer. Die Männchen besitzen dabei eine größere mittlere Gesamtkörperlänge als die Weibchen. Wie bei allen Lippfischen, ist auch deren Maul durch sog. „Lippen“ gekennzeichnet, welche bei S. tinca spitz, wulstartig und stark ausgeprägt sind. Der Körper ist länglich oval und seitlich abgeflacht. Der Kopf ist länger als die Körperhöhe. Des Weiteren weist S. tinca eine sehr lange Rückenflosse (Dorsalis) auf, die sich fast bis zur Schwanzflosse (Caudalis) erstreckt. Wie bei vielen anderen Arten innerhalb der Familie der Lippfische, ist auch beim Pfauen-Lippfisch ein ausgeprägter Sexualdimorphismus hinsichtlich der Färbung zu erkennen. Während Weibchen gräulich bis grünlich bzw. olivfarben sind und zwei bis drei longitudinale dunkelbraune Streifen besitzen, zeichnen sich Männchen, vor allem während der Laichzeit, durch ein farbenprächtiges Erscheinungsbild aus. Aufgrund der homogenen Beigefärbung als Jungtier, kann der Pfauen-Lippfisch gegebenenfalls mit dem Grauen Lippfisch (S. cinereus) verwechselt werden. Als Adulttier bleibt der Graue Lippfisch allerdings viel kleiner, weist eine nicht so bunte Färbung auf und besitzt anders als der Pfauen-Lippfisch einen dunklen Fleck an der Basis der Rückenflosse (Dorsalis).

Auf dem Bild:
Grauer Lippfisch (Symphodus cinereus)


Lebensraum und Vorkommen:

S. tinca tritt im gesamten Mittelmeer, im angrenzenden Schwarzen Meer und im Ostatlantik von Nordspanien bis Marokko auf. Im Mittelmeer ist der Pfauen-Lippfisch eine der häufigsten Lippfischarten. Dabei bevorzugt diese Spezies vor allem felsige Küsten (Litoral). Primäres Habitat sind Gebiete mit großen Felsbrocken. Des Weiteren kommt er in salzhaltigen Lagunen und in Seegraswiesen vor. S. tinca ist sowohl im Flachwasser, als auch in größeren Tiefen bis zu 80 Meter anzutreffen. Am häufigsten trifft man auf den Pfauen-Lippfisch jedoch in einer Tiefe von drei bis zwölf Metern.


Ernährung:
S. tinca ernähren sich omnivor. Ihr Hauptnahrungsbestandteil sind benthische Wirbellose. Darunter fallen Seeigel, Schlangensterne, Muscheln, Polychaeten und Krebstiere, sowie Garnelen und vor allem Ruderfußkrebse (Copepoda). Bei S. tinca handelt es sich um einen Räuber, der als Lauerjäger handelt oder er kaut den Sand nach Fressbarem durch und spuckt die ungenießbaren Teile wieder aus.
Betrachtet man den Erfolg in der Nahrungssuche, spielt die Körpergröße eine starke Rolle. Wenn Fische wachsen, tendieren sie dazu, ihre Bandbreite an Beute zu erweitern, z. B. größere Beute zu fangen und einzunehmen. Dieses Phänomen ist auf die zunehmende ontogenetische Entwicklung des Mundes, der Sehschärfe, des digestiven Aufnahmevermögens (Verdauung) und eine verbesserte Schwimmleistung zurückzuführen.


Fortpflanzung und Aufzucht:

Die Weibchen des Pfauen-Lippfisches mit zwei Jahren und einer Körperlänge von zehn Zentimetern, die Männchen hingegen mit zwei bis drei Jahren und einer Körperlänge von ungefähr elf Zentimetern geschlechtsreif. Das maximal erreichbare Alter von S. tinca beträgt zwischen 14 und 15 Jahren. Die Reproduktion findet im Frühjahr statt. Die Laichzeit ist sehr regionsspezifisch, sie erstreckt sich allerdings grob von März bis Juni. Zum Beispiel laichen die Weibchen in Italien von April bis Mai, in Frankreich von April bis Juli und in Nordafrika von März bis Juni.
Bei S. tinca handelt es sich um eine ovipare Fortpflanzungsform, wobei das Weibchen bereits befruchtete Eier ablegt. Während alle anderen Arten der Gattung Symphodus ihre Nester selbst bauen, ist dies bei S. tinca nicht der Fall. Vielmehr legen die Weibchen ihre befruchteten Eier auf veralgten Felsblöcken ab. Die Aufgabe des Männchens besteht zum einen darin die Eier zu beschützen und zum anderen das Algennest für eine relativ lange Zeit, im Durchschnitt 31,4 Tage, aufrechtzuerhalten.
Es kann bei dieser Spezies ein protogyner Hermaphrodismus auftreten und es somit gelegentlich zu einem Geschlechtswechsel kommen. Dies ist jedoch eher selten der Fall.

Schlafgewohnheiten:

Der Schlaf des tagaktiven Pfauen-Lippfisches zeichnet sich dadurch aus, dass er zu Nachtzeiten bewegungslos auf der Seite liegt und im Wasser treibt. Auch helles Scheinwerferlicht, etwa durch Boote oder Taucher, bringen ihn nur sehr gemächlich zum Aufwachen. Somit ist er insbesondere während dieser Schlafphase durch potentielle Prädatoren gefährdet.
Aufgrund der oft fehlenden Augenlider von Fischen wird „menschliches“ Schlafen in der Fischwelt nur selten wahrgenommen. Allerdings steht fest, dass bei Fischen, z. B. S. tinca, während der Ruhephasen die Frequenz der Kiemendeckelbewegung deutlich vermindert wird.


Aquarienhaltung:

Generell lässt sich festhalten, dass kleinere bis mittelgroße Lippfischarten, auch der Gattung Symphodus, durchaus in Aquarien privat gehalten werden können, insofern die Maße des Aquariums den anerkannten Normen entsprechen. Da Lippfische jedoch von Natur aus zu den Dauerschwimmern zählen und somit mehr Platz benötigen, sollte ihnen ein möglichst großes Aquarium zur Verfügung gestellt werden. Ist dies nicht der Fall, könnten sich Stereotypien, wie z. B. wiederholtes Auf- und Abschwimmen an den Aquarienwänden, entwickeln. Da es sich bei S. tinca allerdings um den größten Vertreter der Labriden im Mittelmeer handelt, kann speziell der Aquarienhaltung von adulten Pfauen-Lippfischen durchaus kritisch begegnet werden und sie dementsprechend als ungeeignet angesehen werden.

Meerpfau
Thalassoma pavo

Der Meerpfau (Thalassoma pavo) ist eine Art der Lippfische (Labridae). Der Meerpfau hält sich am liebsten über Felsgrund und in Seegraswiesen auf, denn hier findet er genügend Versteckmöglichkeiten.

Wissenswertes:

Verbreitung:
Der Meerpfau ist im kompletten Mittelmeer heimisch mit Ausnahme der nördlichen Adria und Teilen der nördlichen Gebiete des westlichen Beckens. Im Süden des Mittelmeers ist der Meerpfau häufiger anzutreffen als im Norden. Im Ostatlantik kommt er bis in den Golf von Guinea nördlich von Cap Lopez und an den Küsten der Azoren, Madeiras, der Kanarischen Inseln, São Tomés und Annobóns vor. Im Vergleich der letzten ein bis zwei Jahrzehnte sieht man eine Verschiebung der Verbreitung vom subtropischen Bereich nach Norden hin, sodass der Meerpfau nun im ganzen nordwestlichen Teil des Mittelmeers vorkommt.
Er kommt von Flachwassergebieten bis in Tiefen von bis zu 150 m vor, hält sich aber meist im Bereich der oberen 20 m auf. Der Meerpfau bewohnt aber neben Küstengewässern mit Felsen auch vom Menschen beeinflusste Ökosysteme wie Schiffswracks oder Anlegestege. Im Sommer besetzen die Männchen weitläufige Territorien an felsigen Küsten. Im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem Meerjunker (Coris julis), bevorzugt der Meerpfau noch wärmeres Wasser.

Merkmale:
Der Meerpfau wird im Durchschnitt etwa 15 bis 20 cm groß, die Maximalgröße liegt bei 25 cm. Er hat einen schlanken Körper und weist einen starken Geschlechtsdimorphismus auf. Er hat einen abgerundeten Kopf mit einem endständigen Maul.
Charakteristisch für seine Grundfärbung oder auch Anfangsfärbung, die nur die Weibchen zeigen, sind das blaue, ornamentartige Muster auf dem Kopf und fünf bläulich-grüne vertikale Streifen an den Körperseiten. Die Grundfarbe des Meerpfaus ist Bronze bis Goldgelb mit einem grünlichen bis orangen Ton, der individuell unterschiedlich ist.
Die Jugendfärbung ist an der grünen Grundfarbe des Körpers erkennbar. Der schwarze Rückenfleck ist sehr auffällig und seine Färbung reicht weit in die Rückenflosse hinein. Der Rand der Schwanzflosse ist noch deutlich abgerundeter als bei den adulten Tieren. Die Übergangsfärbung der größten Weibchen, die in Kürze den Geschlechtswechsel vollziehen, wird durch den verblassenden Rückenfleck charakterisiert. Erst danach ändert sich die übrige Körperzeichnung.
Ab einer Länge von etwa 90 bis 120 mm wechseln alle Weibchen ausnahmslos ihr Geschlecht. Bei den entstandenen Männchen erfolgt nach dem Geschlechtswechsel ein Farbwechsel. Dieser hängt aber nicht direkt mit der Sexualinversion zusammen. Primärmännchen haben zu Beginn auch noch die Anfangsfärbung, die auch die Weibchen aufweisen. Sie ändern ihr Farbkleid erst mit einer Körperlänge von mehr als 130 mm. Somit weisen sowohl alle Sekundärmännchen als auch alle Primärmännchen, die größer als 130 mm sind, das Prachtkleid auf.
Die Färbung der Männchen wird von einem breiten blaugrünen Streifen hinter dem Kopf dominiert. Dieser ist das Unterscheidungsmerkmal zu den Weibchen und Jungfischen, die fünf grünblaue Querstreifen an den Seiten zeigen. Der Körper ausgewachsener Männchen ist massiver als der Körperbau von Weibchen und Jungtieren und die leierförmige Schwanzflosse ist stärker eingebuchtet. Ältere Männchen sind olivgrün bis grünblau gefärbt. Der Kopf ist mit einem markanten rötlichen oder blauen Muster gefärbt. Spezifische Merkmale für die Gattung Thalassoma, in die der Meerpfau gehört, sind acht Stacheln in der Rückenflosse, 30 Schuppen in der Seitenlinie und labyrinthartige, blaue Streifen am Kopf.

Meerpfau (Thalassoma pavo) ♂

Meerpfau (Thalassoma pavo) ♀

Ernährung und Lebensweise
Der Meerpfau ist ein emsiger Dauerschwimmer, der seine Umgebung ständig allein, in kleinen oder größeren Gruppen nach Fressbarem durchsucht. Die Fische fressen kleine Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Zum Schlaf graben sie sich mit schnellen Schwanzflossenschlägen in den Sand ein.
Zur Nahrungssuche bilden Jungfische und Weibchen oft größere Gruppen, sogenannte Nahrungsgemeinschaften.
Bevorzugt ernährt sich der Meerpfau von kleinen Krebsen und Weichtieren wie Schnecken und Muscheln. Jungtiere zeigen auch ein Verhalten, das man von Putzerfischen kennt, denn sie putzen größere Fische und ernähren sich von deren Parasiten.

Fortpflanzung und Balzverhalten:
Eine Besonderheit des Meerpfaus ist, dass er ein protogyner Hermaphrodit ist. Diese Art von Zwittern durchläuft eine protogyne Geschlechtsentwicklung. Dies bedeutet, dass im Laufe der Entwicklung ein Geschlechtswechsel vom Weibchen zum Männchen stattfindet. Diese Männchen werden „Super-Männchen“ genannt, sie weisen ähnliche morphologische Charakteristika wie der Meerjunker auf.
Super-Männchen entstehen, wenn in Gruppen aus vielen Weibchen und einem Männchen das Männchen wegfällt. Dann wandelt sich eines der stärksten Weibchen zu einem neuen Männchen um. Der Geschlechtswechsel beginnt frühestens Ende Juli, meist aber Anfang bis Mitte August. Meerpfau-Weibchen mit Intermediärgonaden (eine Mischform weiblicher und männlicher Geschlechtsdrüsen) wurden im Juli vereinzelt gefangen und Mitte August wurden die meisten Individuen gefangen. Ende September gab es überhaupt keine Weibchen mit Intermediärgonaden mehr. Der Vorgang der Geschlechtsumwandlung an sich dauert nur etwa drei bis sechs Wochen.
Die reproduktive Phase des Meerpfaus lässt sich in drei Bereiche einteilen. Von Mai bis Ende Juni besetzen die Männchen ihre Territorien und werben um Weibchen. Bis Ende August findet die Paarungsphase statt, in der die Fische im Freiwasser ablaichen. Meerpfaue betreiben keine Brutpflege. Die Eier treiben als Teil des Plankton fort.
Die Männchen verbleiben aber noch bis Mitte Oktober in ihren Revieren. Das Ablaichen erfolgt entweder in Paaren oder in Gruppen.

Eier und Larven:
Als Freilaicher betreiben Meerpfauen keine Brutpflege. In den Sommermonaten erfolgt das Ablaichen der Fische im Freiwasser (Pelagial), dort werden die Keimzellen gemeinsam abgegeben. Die entstehenden Eier sind planktisch. Auch die Larven sind pelagisch, dies bedeutet, dass Eier und Larven wie Plankton weit im Meer verbreitet werden, indem sie im Freiwasser mit den Meeresströmungen treiben

Aquarien-Haltung:
Der Meerpfau ist eine leicht zu pflegende Lippfischart aus dem Mittelmeer. Meerpfauen sind recht temperaturtolerant und eine Haltung im tropischen Aquarium, bei Temperaturen bis 25 °C ist bei dieser Art möglich.
Meerpfauen sind gewandte und schnelle Schwimmer und sollten in gut strukturierten Becken mit viel Schwimmraum gehalten werden. Ein Sandboden ist wie bei vielen anderen Lippfischarten zwingend notwendig, da sich die Fische zum Schlafen im Sand vergraben. 
Beim Futter sind die Fische nicht wählerisch. Von Flocken- über Granulat- bis hin zu Lebend- und TK-Futter wird alles angenommen.

Meerpfau (Thalassoma pavo) ♂

Meerpfauen (Thalassoma pavo)

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