Wassergeflügel

Als Wassergeflügel bezeichnet man in Züchterkreisen eine Gruppe des Rassegeflügels, welche die Rassen der Haus- und Höckergänse sowie der Hausenten einschließlich der Warzenente umfasst. Andere Definitionen fassen diesen Begriff weiter und schließen auch Schwäne und andere Arten des Wasserziergeflügels ein.

Entenvögel

Die Familie der „Entenvögel“ (Anatidae) umfasst 47 Gattungen und 150 Arten.
Zu dieser artenreichen Gruppe gehören die uns bekannten Wasservögel wie Enten und Gänse.


Enten

Die Stammform aller Hausenten ist die Stockente (Anas platyrhynchos). Laut Bruno Dürigens These, geht man davon aus, dass voneinander abweichende Typen der Hausente entstanden sind. Die Stockenten seien in verschiedenen Gebieten, zu unterschiedlichen Zeiten domestiziert worden. So bildete sich durch Mutation, im europäischen Raum und in China, die sogenannte Landente heraus. Die wohl bekannteste Landentenrasse dürfte hier die Pekingente sein. In Südostasien hingegen, entwickelten sich Tiere mit einer sehr steilen, aufrechten Haltung. Die sogenannten Pinguin-Enten oder Bali-Enten. In Südamerika mutierte aus der domestizierten Moschusente (Cairina moschata), die als Flugente bezeichnete Warzenente. Aus den beiden Zuchtformen der Pekingente und der Warzenente, entstand eine Hybridform namens Mulardenente.

Zusammenfassend stellen die Hausenten (Landente) und die Warzenenten (Flugenten), die „Stammformen“ aller uns heute bekannter Rassen dar. Wir zählen heute 22 Entenrassen in 15 Farbenschlägen.

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, weshalb sich die Stockente besonders zur Domestizierung eignete:

  • Die Stockente kommt nahezu weltweit vor.
  • Stockenten sind äußerst robust und sehr anpassungsfähig.
  • Die Vögel gehören zu den so genannten „Kulturfolgern“ und können problemlos in Gefangenschaft gehalten werden.
  • Zudem sind Stockenten vergleichsweise groß.

Auch heute noch kreuzt so mancher Entenzüchter noch Stockenten in seinen Bestand ein, um für eine genetische Auffrischung zu sorgen. Umgekehrt funktioniert die Vermischung übrigens auch: Sollten im Park oder in der freien Wildbahn einmal untypisch gefärbte Exemplare begegnen, handelt es sich in fast allen Fällen um Kreuzungen aus Haus- und Stockenten. Diese Tiere sind in der Regel gescheckt oder haben zusätzlich zur typischen Wildfarbe einen weißen Latz.


Vom Aussterben bedroht

Einige, der hier vorgestellten und seit Jahrhunderten gehaltenen und gezüchteten Entenrassen sind heute vom Aussterben bedroht bzw. zumindest sehr selten geworden. Das mag einerseits daran liegen, dass entengerechte Haltungsbedingungen in den modernen Wohnparks – Stichwort viele Häuser auf engstem Raum – wenn nicht unmöglich, aber doch schwierig sind. Andererseits verschwindet aber auch sehr viel Fachwissen über die richtige Haltung und Pflege der Wasservögel, da Kinder nicht mehr mit einer selbstverständlichen Tierhaltung aufwachsen – stattdessen jedoch regelmäßig die Enten im Park mit Brot füttern gehen. Mit dem allmählichen Verschwinden der alten Entenrassen sterben jedoch nicht nur altbekannte Enten aus, sondern auch wertvolle genetische Eigenschaften wie Robustheit, Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder witterungsbedingte Widrigkeiten. Ganz abgesehen davon, dass mit jeder aussterbenden Entenrasse auch ein Stück altes Kulturgut für immer verloren geht.

Einige der vorgestellten Entenrassen befinden sich auf der regelmäßig von der „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ (IUCN) aktualisierten und veröffentlichten „Roten Liste gefährdeter Arten“. Damit diese nicht endgültig von der Erdoberfläche verschwinden und die Artenvielfalt der alten Haustierrassen erhalten bleibt, benötigen vor allem die folgenden Entenrassen engagierte Züchter:
Als extrem gefährdet gelten etwa Pommernenten und Aylesburyenten, als stark gefährdet Deutsche Pekingenten, Orpingtonenten und Rouenenten. In ihrem Bestand stark eingeschränkt und deshalb unter stetiger Beobachtung befinden sich dagegen Hochbrutflugenten, Warzenenten und Laufenten.

Enten-Rassen

Liste der Entenrassen mit Herkunftsland, Farbschlägen und Verlinkung zu Wikipedia:

 

Silver Appleyard Ente

Silver Appleyard Zwergente 








  • Havanna Ente, braun mit Latz (DK)

  • Hochbrutflugente (D), mit und ohne Haube
    • blau, blau mit Latz, blau-gelb, blau-gescheckt, blau-wildfarbig, blau-wildfarbig mit Latz, dunkel-wildfarbig, grobgescheckt-braunwildfarbig (seit 2011), schwarz, schwarz mit Latz, schwarz-gescheckt, silber-wildfarbig, weiß, wildfarbig, wildfarbig mit Latz, wildfarbig-gescheckt

  • Huttegemer Enten (B), seltene Rasse
    • blau-geelsterd, schwarz-geelsterd


  • Krummschnabelente (NL), seltene Rasse
    • dunkel-wildfarbig, dunkelwildfarbig mit Latz, weiß
    • blau-dunkelwildfarbig
  • Kwakerenten
    • blau, blau mit Latz, blau-gelb, blau-dunkelwildfarbig, blau-wildfarbig, braun, braun mit Latz, gelb, schwarz, schwarz mit Latz, schwarz/blau/perlgrau, silber-wildfarbig, weiß, wildfarbig, dunkel-wildfarbig, wildfarbig-gescheckt

 

  • Laufente (EE)
    • blau, blau-gelb, braun, erbsgelb, forellenfarbig, rehfarbig-weißgescheckt, schwarz, silber-wildfarbig, weiß, wildfarbig
    • blau-forellenfarbig, braun-dunkelwildfarbig, gelb, gelb-weißgescheckt, silberfarbig-gebändert-wildfarbig





  • Pekingente

Amerikanische Pekingente
Deutsche Pekingente



Pommernente
Schwedische Ente




  • Vorster Ente, weiß (B), seltene Rasse
    • blau, blau-gesäumt, braun, perlgrau, perlgrau-gesäumt, schwarz

  • Vouilléente (F)
    • schwarzbronze, blaubronze

Auf dem Bild:
Warzenente, auch als Flugente oder in Frankreich als Barbarie-Ente bezeichnet.


  • Warzenente (EE), domestizierte Form der Moschusente
    • blau, blau-wildfarbig, braun-wildfarbig, perlgrau-wildfarbig
    • blau-bunt, blau-weißkopf, braun-bunt, braun-weißkopf, perlgrau, perlgrau-weißgescheckt, perlgrau-weißkopf
    • Schecken blau mit Latz, Schecken braun mit Latz, Schecken schwarz mit Latz
    • Schecken blau-gesäumt, Schecken perlgrau
    • schwarz, weiß, wildfarbig, wildfarbig mit Latz
    • schwarz-bunt, silbergrau-wildfarbig, weiß mit schwarzem Scheitel

  • Welsh-Harlekin-Ente, creme-wildfarbig (GB)
    seltene Rasse


  • Zwerg-AppleyardenteSilver Appleyard Zwergente

  • Zwergente, mit und ohne Haube (NL)
    • blau, blau-gescheckt, blau mit Latz, blau-gelb, blau-gelb-gescheckt, braun, blau-wildfarbig, braun mit Latz, schwarz, schwarz mit Latz, silberwildfarbig, weiß, wildfarbig, wildfarbig-gescheckt
    • seit 2010: butterscotch, gelb
    • seit 2011: blau-wildfarbig-gescheckt, gelbbäuchig, wildfarbig mit Latz
    • gelbbauch, gelbbauch-gescheckt, dunkel-wildfarbig, dunkel-wildfarbig-gescheckt, dunkel-wildfarbig mit Latz, schwarz-gescheckt, braun-wildfarbig, braun-wildfarbg-gescheckt, silberwildfarbig-gescheckt

  • Zwerg-Haubenente, in allen Farben (NL)
    seltene Rasse 


Eine ausführliche Übersicht aller  Rassen findet man auch hier:
 
Rassetafel Groß – und Wassergeflügel BDRG
Eine Übersicht der im Sonderverein gezüchteten Rassen gibt es hier:
SV – Enten


Gänse

Die Stammform der meisten europäischen Gänse ist die Graugans (Anser anser), die wilde Urform unserer domestizierten Hausgänse. Eine weitere domestizierte Form ist die Höckergans, diese wurde aus der asiatischen Schwanengans (Anser cygnoides) gezüchtet. Erste Aufzeichnungen über graue und weiße Hausgänse belegen eine Domestizierung bereits 2800 v. Chr. Durch Mutation und gezielte Selektion entstanden die verschiedenen Rassen und Farbenschläge. Heute zählen wir 17 Rassen in 10 Farbenschlägen.

Namensherkunft

Die Bezeichnung Gans für diese Vogelgruppe ist relativ alt. Bereits im Althochdeutschen wie im Mittelhochdeutschen wurde der Begriff gans verwendet. Vergleichende Analysen mit anderen indogermanischen Sprachen legen nahe, dass sowohl die deutsche Bezeichnung gans als auch die lateinische Bezeichnung anser, die heute die Gattungsbezeichnung für die Feldgänse ist, sich aus dem Laut der fauchenden Gänse ableitet.

In der deutschen Sprache gibt es für die männliche Gans die Bezeichnungen Gänserich, Ganser, Ganterich oder Ganter und für die junge Gans bzw. das Gänseküken Gänsel oder Gössel.

Gänse-Rassen

Liste der Gänserassen mit Herkunftsland und Verlinkung zu Wikipedia:










  • Oelandische Gans (S, Ölandsgås)
    gefährdete Nutztierrasse, auch bekannt als „Ölandsgans“ und „Oeland-Gans“


  • Paduaner Gans (I)
    seltene Rasse, auch bekannt als „Padaner Gans“

  • Pezzata Gans (I), seltene Rasse,
    auch bekannt als „Venezianer Gans“

  • Pilgrimgans (EE), seltene Rasse,
    auch bekannt als „Pilgergans“

  • Poitou Gans (F, Oie du Poitou)
    auch bekannt als „Weiße Poitou“ (Oie blanche du Poitou)
  •  
  • Pommerngans (D, EE) 

Auf dem Bild:
Ein Trupp Pommerngänse beim weiden





  • Veneto Gans (I), seltene Rasse 
    auch bekannt als „Venezianer Gans“ und „Pezzata Gans“

  • Vire und Ton Gans
    (B, Oie de la Vire et du Ton)



Eine ausführliche Übersicht über Gänserassen findet man auch auf dieser Seite: SV Deutscher Gänsezüchter