Aquarien-Pflanzen
Bei Aquarienpflanzen handelt sich einerseits um Wasserpflanzen, die auch in ihrem natürlichen Lebensraum stets submers („unter Wasser“) wachsen, oder um emers („über Wasser“) wachsende Sumpfpflanzen, die zumindest über einen gewissen Zeitraum auch unter natürlichen Lebensbedingungen unter Wasser leben und meist auch dauerhaft submers gedeihen können.
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Üppig bepflanztes Heimaquarium mit Diskus-Buntbarschen
Allgemeines
In der frühen Aquaristik haben Aquarienpflanzen keine Rolle gespielt. Das Goldfischglas, das heute als Tierquälerei abgelehnt wird, kam gänzlich ohne Pflanzen aus. Im 20. Jahrhundert hat sich jedoch die Einsicht durchgesetzt, dass ein gut funktionierendes Aquarium auch einen ausreichend hohen Pflanzenbestand benötigt. Einzelne Aquarientypen, beispielsweise manche Cichlidenbecken bzw. Felsenbecken oder Becken mit pflanzenfressenden Fischen stellen eine Ausnahme dar. Pflanzen können die Wasserqualität verbessern, indem sie Schadstoffe wie überschüssiges Phosphat, Nitrat und Ammonium abbauen bzw. aufnehmen. Mit dem „Abernten“ von Aquarienpflanzen werden dann solche Schadstoffe ebenso wie Schwermetalle und andere Giftstoffe aus dem Aquarium entfernt. Außerdem produzieren Aquarienpflanzen mittels Photosynthese während der Beleuchtungsphase des Aquariums Sauerstoff. Pflanzen reduzieren auch unerwünschtes Algenwachstum, indem sie den Algen bei gutem Wuchs Nährstoffe entziehen. Fische sind für ihr Wohlbefinden häufig auf Pflanzen angewiesen. Sie benötigen sie als Verstecke, als Sauerstoffproduzent, als Reviergrenze innerhalb eines Aquariums und als Ablaichplatz. In Naturaquarien, wie sie von dem einflussreichen Aquarianer Takashi Amano propagiert wurden, sowie den Holländischen Pflanzenaquarien kommt den Pflanzen sogar eine Hauptrolle zu.
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Schön bepflanztes Gesellschaftsbecken mit Skalaren und Salmlern
Zwischen 100 und 150 Pflanzenarten werden im Handel regelmäßig als Aquarienpflanzen angeboten. Davon sind lediglich 30 Arten echte Wasserpflanzen. Man unterscheidet Schwimmpflanzen, Vordergrundpflanzen, Hintergrund- und Solitärpflanzen.
Die für Holländische Pflanzenaquarien typischen Pflanzenstraßen werden mit Pflanzen wie Bachburgel, Kardinalslobelie und Mooskugeln erzielt. Besitzer von diesen Aquarien bemühen sich häufig um die Kultur besonders anspruchsvoller Aquarienpflanzen wie Zungenblatt, Cognacpflanze, Wasserhaar und Tausendblatt. Im Japanischen Naturaquarium spielen besonders häufig kleinwüchsige und zierliche Arten eine Rolle, die im Vordergrund gepflanzt werden. Dazu zählen das Teichlebermoos, das Zungenblatt und die Nadelsimse. Häufig werden auch Pflanzen wie beispielsweise der Javafarn auf Steine oder Wurzeln aufgebunden. In Aquarien mit Fischen, die zarte Pflanzen fressen, haben sich insbesondere Speerblätter (Anubias), wie z.B. das Zwergspeerblatt bewährt, dessen harten und bitteren Blätter von kaum einer Fischart geschädigt werden.
Zucht & Vermehrung
Nahezu alle im Handel angebotenen Aquarienpflanzen stammen aus Gärtnereien, die sich auf die Zucht von Aquarienpflanzen spezialisiert haben. Vor allem aus der Gattung der Schwertpflanzen werden immer wieder neue Varietäten herangezogen, die sich vor allem durch interessante rot bis rotbräunlich gesprenkelte Blattfarben auszeichnen.
Aquarienpflanzen vermehren sich im Aquarium durch Ausläufer, an denen Ableger entstehen oder durch Selbstverzweigung der Sprossachsen.
Sie können auch gezielt vermehrt werden, etwa durch Rhizom-Teilung oder durch Verwenden von an gekürzten Stängelpflanzen ausgetriebenen Jungpflanzen; eine Vermehrung über Blüten und Samen wird lediglich bei Seerosengewächsen praktiziert).
Auf überschüssiges Pflanzenwachstum kann mit Abzupfen von Blättern oder Kürzen von Stängeln reagiert werden.
Stickstoffumwandlung im Aquarium
Stickstoff wird von Pflanzen als Nährstoff benötigt. Als Stickstoffquellen stehen den Aquarienpflanzen Ammonium (NH4) und Nitrat (NO3) zur Verfügung. Weitere Stickstoffverbindungen im Aquarienwasser sind Harnstoff sowie die für Fische giftiges Nitrit und Ammoniak. Durch Bakterien können Nitrit und Ammoniak in ungiftiges Nitrat umgewandelt werden, wobei man von Stickstoffumwandlung oder Nitrifikation spricht.
Diese Stickstoffumwandlung, die durch Pflanzen und Mikroorganismen im Aquarium (und im Aquariumfilter) stattfindet, wird auch als Stickstoffkreislauf bezeichnet.
Mikro- und Makronährstoffe:
Makronährstoffe:
- Kohlenstoff:
Pflanzenbaustoff, aufgenommen aus Kohlenstoffdioxid. Manche Aquarienpflanzen, insbesondere Schwertpflanzen, können (wenn zu wenig Kohlenstoffdioxid im Wasser vorhanden ist) Kohlenstoff auch aus Hydrogencarbonationen gewinnen. Bei diesem Biogene Entkalkung genannten Vorgang kommt es zur krustenartigen Ablagerung von dabei als „Abfallstoff“ entstehendem Kalk auf den photosynthetisch aktiven Blättern. - Phosphat:
Pflanzennährstoff, dessen Konzentration im Wasser (für bepflanzte Aquarien etwa 0,2 bis 0,7 mg/l) durch Zugabe von mehr Fischfutter oder Natriumhydrogenphosphat (Na2HPO4 oder NaH2PO4) und auch Kaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4) erhöht werden kann.
- Kalium: von 0,5 bis 30 mg/l
Mikronährstoffe:
- Eisen: Aquarienpflanzen können bei Eisenmangel (weniger als 0,1 bis 0,3 mg/l) ebenso wie bei Nitratmangel eine Chlorose (gelblich-weiße Verfärbung junger Blätter) entwickeln, die auf einer gestörten Chlorophyllbildung beruht. Bei Düngung mit Eisenpräparaten ist insbesondere bezüglich der Dosierung zwischen chelatiertem und nichtchelatiertem Eisen (etwa in Form von Eisencitrat) zu unterscheiden.
- Kupfer;
sowohl Spurenelement als auch (ab 0,5, zum Teil schon ab 0,1 mg/l im Aquariumwasser) Pflanzengift - Zink:
Pflanzennährstoff, der in Spurenelementdüngern enthalten ist und in einer Konzentration zwischen 0,002 und 0,02 mg/l im Aquarienwasser vorhanden sein sollte. Ab 0,05 mg/l zeigen sich bei vielen Pflanzen ähnliche phytotoxische Schadbilder wie sie durch ein Zuviel an Kupfer entstehen.
Düngung:
Für das optimale Gedeihen vieler Aquarienpflanzen ist eine Düngung empfehlenswert. Häufig wird dafür Flüssigdünger mit einem erhöhten Eisen-Anteil verwendet, welcher je nach Beckengröße dosiert werden kann.
Aquarianer, die Wert auf gutes Pflanzenwachstum legen, bringen unterhalb des Bodengrundes manchmal organisches Material ein, um die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Dieser Effekt lässt sich auch durch Einbringen von Nährboden, Düngekugeln oder -Stäbchen erzielen. Letztere werden direkt unterhalb oder in der Umgebung der Pflanzenwurzeln in den Kies gesteckt.
CO2-Versorgung
Kohlendioxid (CO2), das die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen, ist im Wasser nur in geringem Maße gelöst und stammt etwa aus der bakteriellen Zersetzung organischen Materials wie absterbenden Pflanzenteilen oder übriggebliebenem Fischfutter. Der Bedarf an Kohlendioxid ist je nach Pflanzenart unterschiedlich. Es gibt eine Reihe von Aquarienpflanzen, wie beispielsweise die Dichtblättrige Wasserpest, der Indische Wasserfreund und der Indische Wasserstern, deren CO2-Bedarf ohne zusätzlich Zufuhr sichergestellt werden kann. Alle drei Pflanzenarten werden neben einer ganzen Reihe ebenfalls geeigneten Aquarienpflanzen für ein neu eingerichtetes Aquarium besonders häufig empfohlen. Da sie gut anwachsen und schnellwüchsig sind, entziehen sie in der Anfangsphase eines Aquariums, in der die Gefahr eines übermäßigen Algenwachstums besonders hoch ist, den Algen effektiv die Nahrungsgrundlage.
Sehr viele Aquarienpflanzen benötigen für ein gutes Gedeihen einen höheren Kohlendioxidgehalt im Wasser. Diese Pflanzen sind auf eine Kohlenstoffdioxid-Düngung angewiesen, die einen CO2-Gehalt von mindestens 20 mg/l erreichen sollte.
Aquascaping
Als Aquascaping bezeichnet man die in der Aquaristik verbreitete Technik des Gestaltens von Aquarienlandschaften. Der ästhetische Anspruch steht hierbei gegenüber traditionellen Biotop-Aquarien im Vordergrund, Ziel ist es „auf engstem Raum eine möglichst makellose Landschaft zu schaffen“. Verwendet werden beispielsweise Pflanzen, Steine und Treibholz.
Aquascaping wird auch als „Unterwassergärtnern“ bezeichnet. Ursprünglich stammt das Aquascaping aus den Niederlanden, wo es schon in den 1930ern populär war. Geprägt und revolutioniert wurde das Aquascaping unter anderem durch Takashi Amano.
Häufig wird beim Aquascaping auf Tiere im Aquarium komplett verzichtet oder es werden nur sehr kleine Fische oder Wirbellose eingesetzt. Ziel ist, das natürliche Verhältnis zwischen Lebewesen und Einrichtungsgegenständen herzustellen.
Bei der Gestaltung der Aquarien werden Grundregeln der Gestaltung wie Goldener Schnitt (in der Praxis Strukturierung meist unter Verwendung des Verhältnisses bzw. der Proportion 3:5 sowie Wuchshöhe und -breite der Pflanzen berücksichtigt. Häufig werden sogenannte Invitro-Pflanzen, welche unter Laborbedingungen gezüchtet werden verwendet. Durch die sterile Aufzucht im Reagenzglas sind diese Pflanzen frei von Giftstoffen und Schädlingen.
Weltweit gibt es Wettbewerbe, die das schönste Aquascape küren.
Holländisches Pflanzenaquarium
Das Holländische Pflanzenaquarium ist ein Aquarientyp, bei dem Pflanzen eine größere Rolle spielen als die im Aquarium gepflegten Fischarten. Gelegentlich wird auf den Einsatz von Fischen sogar gänzlich verzichtet. Ausgehend von den Niederlanden wurden die Holländischen Pflanzenaquarien in den 1960er Jahren weltweit populär. Bis zu diesem Zeitpunkt konzentrierte sich die Aquaristik zunächst auf die Haltung von Fischen im Aquarium, wobei Pflanzen eine eher untergeordnete Rolle einnahmen.
Das typische Holländische Pflanzenaquarium der 1960er und 1970er Jahre war seitlich mit Holz verkleidet, wodurch sich das Aquarium harmonisch in die Wohnung einfügte. Beim Holländischen Pflanzenaquarium werden die Pflanzen einem Gartenbeet vergleichbar eingepflanzt. Es werden grundsätzlich nur wenige Arten verwendet, diese aber in großen Gruppen eingesetzt. Oft wird die Artenzahl auf eine Art pro 10 Zentimeter Aquarienlänge beschränkt. Zu den häufig verwendeten Pflanzen gehören Bachburgel, Cognakpflanze, Mooskugeln, Javafarn und Tausendblattarten. Pflanzen mit ähnlicher Wuchsform und Farbe sollen dabei nicht nebeneinander stehen. Charakteristisch für das Holländische Pflanzenaquarium ist auch die sogenannte Pflanzenstraße, bei der langsamwüchsige Pflanzen der Größe nach geordnet halbschräg im Aquarium eingepflanzt werden. Durch diese Pflanzweise entsteht der Eindruck größerer Tiefe. Mit aquarientauglichen Dekorationsmaterialien wie etwa Moorkienwurzeln werden optische Höhepunkte geschaffen. Wegen des dichten Pflanzenwuchses ist ein Holländisches Pflanzenaquarium generell auf eine Kohlenstoffdioxid-Düngung angewiesen.
Der Gestaltung von Pflanzenaquarien im „Holländischen Stil“ liegt, wie beim Aquascape, oft das Prinzip des Goldenen Schnittes (sectio aurea) zugrunde. Dabei werden besonders dekorative Einzelpflanzen, sogenannte „Solitäre“, nach den Regeln der sectio aurea an entsprechende wirkungsvolle Standorte gepflanzt. Die Scheiben werden durch Dekoration oder Bepflanzung möglichst verborgen – abgesehen von einer Stelle an der Rückwand, die den Blick in eine imaginäre Tiefe bewirkt.
Im Gegensatz zum sogenannten Naturaquarium wird in einem Holländischen Pflanzenaquarium eine größere Anzahl unterschiedlicher Pflanzenarten gepflegt und bei nebeneinander stehenden Pflanzen Wert auf möglichst unterschiedliches Aussehen gelegt. Auch Kombinationen der verschiedenen Aquarientypen kommen vor.
Aquarienpflanzen im Portrait:
Kleines Pfeilkraut (Sagittaria subulata)
Kleines Pfeilkraut (Sagittaria subulata)
Süßwasser-Tang (Lomariopsis lineata)
Süßwasser-Tang (Lomariopsis lineata)
Süßwasser-Tang (Lomariopsis lineata)
Hornkraut oder Hornblatt (Ceratophyllum demersum)
Schnellwüchsige, feinfiedrige Pflanze, besonders geeignet für Kaltwasser-Aquarien
Javafarn (Microsorum pteropus)
Windeløv-Javafarn (Microsorum pteropus 'Windeløv')
Windeløv-Javafarn (Microsorum pteropus 'Windeløv')
Wendtscher Wasserkelch (Cryptocoryne wendtii)
Wendtscher Wasserkelch (Cryptocoryne wendtii)
Riesen-Vallisnerie oder Riesen-Wasserschraube (Vallisneria gigantea)
Breitblättriges Speerblatt (Anubias barteri)
Zwergspeerblatt (Anubias barteri var. nana)
Muschelblumen (Pistia stratiotes) und Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans) im Aquarium
Muschelblumen (Pistia stratiotes) und Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans) im Miniteich
Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans)
Das Tausendblatt (Myriophyllum hippuroides) kann sowohl im Aquarium, als auch im Teichgehalten werden und wächst sowohl submers (unter Wasser) als auch emers (über der Wasseroberfläche).
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