Ascidia mentula - Stumpen-Seescheide (Mittelmeer)

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Die Stumpen-Seescheide wächst, meist einzeln lebend, auf und unter Steinen oder an Felswänden. Wir pflegen Ascidia mentula in größerer Stückzahl in unseren Mittelmeer-Becken. Sie scheinen sehr ausdauernd und gut haltbar zu sein. Wahrscheinlich kommt ihnen eine regelmäßige Planktonfütterung sehr zugute.
Eine dieser Seescheiden lebt sogar in einem unserer tropischen Becken, da sie als blinder Passagier an einem eingebrachten Stein saß. Die tropischen Temperaturen scheinen der Ascidia mentula nichts auszumachen. Unsere Seescheiden stammen aber auch aus maximal 5 Meter Wassertiefe und sind somit auch wärmere Temperaturen gewöhnt, als Tiere aus tieferen Wasserzonen.

Information:

Ascidia mentula 

Stumpen-Seescheide 


Kategorie:

Seescheiden 

Vorkommen:

Britische Inseln, Europäische Gewässer, Frankreich, Griechenland, Kerguelen-Archipel, Mittelmeer, Nord-Atlantik, Nordsee, Norwegen, Ost-Atlantik, Ostsee, Schweden 

Meerestiefe:

0 - 200 Meter 

Größe:

15 cm - 18 cm 

Temperatur:

10 bis 22°C 

Futter:

Artemia-Nauplien, Bosmiden (Rüsselflohkrebse), Plankton (pflanzliche und tierische Mikroorganismen), Staubfutter


Schwierigkeitsgrad:

mittel


Weiterführende Informationen:

Seescheiden (Ascidiae oder Ascidiacea) sind sessile Manteltiere, die weltweit die Meere vom Schelf bis zur Tiefsee besiedeln. Mit rund 3000 Spezies sind sie die artenreichste Gruppe der Manteltiere. Aufgrund ihrer Fähigkeit, einen Mantel zu bilden, und da sie als innere Mikrofiltrierer die Produktivität des freien Wasserkörpers ausschöpfen können, sind die Seescheiden eine der erfolgreichsten Tiergruppen. Seescheiden wie die Schlauchseescheide gelten als die engsten lebenden wirbellosen Verwandten von Wirbeltieren. Ihre kaulquappenartigen Larven weisen bei einigen Organen und Geweben erhebliche Ähnlichkeiten mit den Entsprechungen bei sich entwickelnden Wirbeltieren auf.


Merkmale:

Nach der Wuchsform werden, nicht taxonomisch, folgende drei Typen unterschieden:

  • Solitärascidien, die immer ein Oozooid repräsentieren
  • Soziale Ascidien, meist mit Stolonen verbunden
  • Synascidien, koloniale Formen mit gemeinsamem Mantel, Gefäßsystem, oft zu Gruppen zusammengefassten Ausstromsiphonen in einem Kloakalraum des Mantels und mit vielfältigster Anordnung der meist sehr kleinen Einzeltiere.

Seescheiden sind von der äußeren Erscheinung her sehr vielgestaltig. 

Ihre äußere Erscheinung ist aufgrund der besiedelten Lebensräume sehr vielgestaltig. Arten des Sandlückensystems (Mesopsammon) erreichen nur Millimeter-Größe (etwa Psammostyela delamarei, Diplosoma migrans). Die subantarktische Solitärascidie Molgula gigantea erreicht Größen von bis zu 30 cm. Bei der 80 cm langen gestielten Tiefsee-Ascidie Culeolus murrayi misst der eigentliche Körper nur etwa 8 cm. Die Synascidie Aplidium conicum bildet bis zu 50 cm hohe, massige Kolonien. Schließlich existieren auch dünne bandförmige Kolonien von 4–43 m Länge. Im Mantel der Seescheiden finden sich mesenchymatische Zellen, die die verschiedensten Farbstoffe enthalten können. Die kleinste Art ist Molgula hydemanni, die einen Durchmesser von 2 mm aufweist. Die größte Art ist Molgula gigantea. Sie wird 33 cm lang.

Lebensweise:

Adulte Seescheiden sind sessil, die Larven jedoch frei schwimmend.

Seescheiden gehören – wie zum Beispiel auch der Mensch – zu den Chordatieren, das heißt, sie haben in bestimmten Entwicklungsstadien gleiche Organe: eine stabförmige Stütze im Rücken, Chorda genannt, um die sich bei Wirbeltieren eine Wirbelsäule entwickelt. Die Chordatenmerkmale sind bei den Seescheiden nur im Larvenstadium zu erkennen. Im Larvenstadium stimmt die Seescheide fast komplett mit der Larve der Wirbeltiere überein.

Die Gehirnanlage, die im Larvenstadium vorhanden ist und für Orientierung und Bewegung gebraucht wird, ist beim erwachsenen sessilen Tier komplett verschwunden. Durch eine Rückbildung ist nur noch ein Ganglion (Nervenknäuel) vorhanden.
 

Fortpflanzung:

Seescheiden sind simultane Hermaphroditen. Aber auch die ungeschlechtliche Vermehrung durch Knospenbildung ist weit verbreitet.

Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung der Seescheiden entstehen "geschwänzte Larven". "Nach kurzer Lebensdauer" entwickeln sich diese mittels "komplexer Umbauvorgänge zur festsitzenden Ascidie". Ferner sind viele Arten der Seescheiden auch – "im Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Regeneration" – zu vegetativer Fortpflanzung fähig. Einzeltiere schließen sich danach eng zusammen und es entstehen Kolonien.

Ernährung:

Fast alle Seescheiden sind Nahrungsstrudler. Über eine Einström-Öffnung wird das Wasser in den Kiemendarm geleitet, eine spezielle Bildung, in der die Nahrung herausgefiltert wird, um dann dort durch Kiemenspalten in den Peribranchialraum zu gelangen. Der Kiemendarm ist hoch entwickelt. Oft enthält er Tausende von Kiemenspalten. Alle Partikel, die eine Größe von unter 1 μm haben, bleiben darin hängen. Danach wird das filtrierte Wasser durch die Ausström-Öffnung wieder abgegeben. Über den Kiemendarm werden auch lösliche Stoffwechselendprodukte ausgeschieden. Der Darm ist U-förmig gestaltet.

Im Januar 2009 wurde in der australischen Tiefsee südöstlich der Insel Tasmanien in einer Meerestiefe von 4000 Metern eine Art entdeckt, welche sich von kleineren Fischen ernährt, die, ähnlich wie bei der Venusfliegenfalle, im Inneren der Seescheide gefangen werden.

Ökologie:

Die Möglichkeit, über eine sensorisch gut ausgestattete Schwimmlarve selektiv zu siedeln, sich bei günstigen Verhältnissen vegetativ sehr rasch auszubreiten und außerdem sexuell zu reproduzieren, macht die Seescheiden erfolgreich gegenüber anderen sessilen Lebewesen. So sind Massenentwicklungen von Cionia intestinalis bekannt, die Individuendichten von 1500 bis 5000 pro m² erreichen. Auf den Corallinaceenböden des Mittelmeers stellen Seescheiden mehr als die Hälfte aller sessilen Arten. Sehr häufig sind hier vor allem die Vertreter der Gattung Microcosmus.

Systematik:

Die Seescheiden werden bei den Manteltieren (Tunicata) eingeordnet, die zum Stamm der Chordata gehören. Es gibt zwei Ordnungen, drei Unterordnungen und 15 Familien.

Derzeit gibt es weltweit ungefähr 3000 beschriebene Arten.

Verbreitung in Deutschland:

In "deutschen Meeresgewässern sind etwa 24 Arten nachgewiesen". 19 dieser Arten finden sich im Raum Helgoland. Darunter sind auch einige Neozoen. Eine Art – sie ist kein Neozoon im Raum Helgoland – ist weltweit verbreitet: die Schlauchseescheide (Ciona intestinalis).

Nutzung durch den Menschen:

In Essig eingelegte Seescheiden der Familie Pyuridae werden in Nordjapan und in Korea gegessen.